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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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ADIMARI
29. Die Schöne Närrin.

DU schöne Närrin du/ dein ausgelaßner Geist
Hat mir die Sinnen auch nach Tichter Art entzückt.
Ach wär ich deinen Ruhm zu preisen so geschickt/
Als du der Welt mit Recht ein kluges Wunder heist.
Wie frey ist doch dein Sinn/ der sich mit Macht entreist
Den Fesseln/ damit ihn der schöne Leib bestrickt/
Du andre Pythias/ aus deinen Augen blickt
Cupidens Feuer/ wie die Brust Apollen weist.
Hier ist kein falscher Schein/ noch blinder Worte Kunst/
Dein Hertze/ wie dein Leib ist ohne Schminck und Dunst/
Geitz/ Ehrsucht/ Traurigkeit sind bey dir eingestellt;
Durch die manch kluger Kopff Vernunfft und Witz verloh-
ren.
Was Wunder/ wenn du gleich mein' Einfalt machst zum
Thoren?
Wie manchem Narren folgt ein grosses Theil der Welt!



Aut regem aut fatuum nasci oportet. Sen. de M. Claud. C.

Vir magnus animum deduclt a corpore. Ep. 78.

Animus in hoc tristi & obscuro domicilio clausus, quoties
potest, apertiora petit.

Nullum magnum ingenium sine mixtura dementiae fuit.

Non potest grande aliquid supra caeteros loqui nisi mota
mens.

O fatua, non gemmae te, non te margaritae flexerunt, non
tibi divitiae velut maximum generis humani bonum refulse-
runt.

Aliquando insanire jucundum est. Sen. de Tranq. Animi.

Interdum sanos moestos & furentes laetos vidimus. Petrarch.


30. Die
ADIMARI
29. Die Schoͤne Naͤrrin.

DU ſchoͤne Naͤrrin du/ dein ausgelaßner Geiſt
Hat mir die Sinnen auch nach Tichter Art entzuͤckt.
Ach waͤr ich deinen Ruhm zu preiſen ſo geſchickt/
Als du der Welt mit Recht ein kluges Wunder heiſt.
Wie frey iſt doch dein Sinn/ der ſich mit Macht entreiſt
Den Feſſeln/ damit ihn der ſchoͤne Leib beſtrickt/
Du andre Pythias/ aus deinen Augen blickt
Cupidens Feuer/ wie die Bruſt Apollen weiſt.
Hier iſt kein falſcher Schein/ noch blinder Worte Kunſt/
Dein Hertze/ wie dein Leib iſt ohne Schminck und Dunſt/
Geitz/ Ehrſucht/ Traurigkeit ſind bey dir eingeſtellt;
Durch die manch kluger Kopff Vernunfft und Witz verloh-
ren.
Was Wunder/ wenn du gleich mein’ Einfalt machſt zum
Thoren?
Wie manchem Narren folgt ein groſſes Theil der Welt!



Aut regem aut fatuum naſci oportet. Sen. de M. Claud. C.

Vir magnus animum deduclt à corpore. Ep. 78.

Animus in hoc triſti & obſcuro domicilio clauſus, quoties
poteſt, apertiora petit.

Nullum magnum ingenium ſine mixtura dementiæ fuit.

Non poteſt grande aliquid ſupra cæteros loqui niſi mota
mens.

O fatua, non gemmæ te, non te margaritæ flexerunt, non
tibi divitiæ velut maximum generis humani bonum refulſe-
runt.

Aliquando inſanire jucundum eſt. Sen. de Tranq. Animi.

Interdum ſanos mœſtos & furentes lætos vidimus. Petrarch.


30. Die
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[220/0320] ADIMARI 29. Die Schoͤne Naͤrrin. DU ſchoͤne Naͤrrin du/ dein ausgelaßner Geiſt Hat mir die Sinnen auch nach Tichter Art entzuͤckt. Ach waͤr ich deinen Ruhm zu preiſen ſo geſchickt/ Als du der Welt mit Recht ein kluges Wunder heiſt. Wie frey iſt doch dein Sinn/ der ſich mit Macht entreiſt Den Feſſeln/ damit ihn der ſchoͤne Leib beſtrickt/ Du andre Pythias/ aus deinen Augen blickt Cupidens Feuer/ wie die Bruſt Apollen weiſt. Hier iſt kein falſcher Schein/ noch blinder Worte Kunſt/ Dein Hertze/ wie dein Leib iſt ohne Schminck und Dunſt/ Geitz/ Ehrſucht/ Traurigkeit ſind bey dir eingeſtellt; Durch die manch kluger Kopff Vernunfft und Witz verloh- ren. Was Wunder/ wenn du gleich mein’ Einfalt machſt zum Thoren? Wie manchem Narren folgt ein groſſes Theil der Welt! Aut regem aut fatuum naſci oportet. Sen. de M. Claud. C. Vir magnus animum deduclt à corpore. Ep. 78. Animus in hoc triſti & obſcuro domicilio clauſus, quoties poteſt, apertiora petit. Nullum magnum ingenium ſine mixtura dementiæ fuit. Non poteſt grande aliquid ſupra cæteros loqui niſi mota mens. O fatua, non gemmæ te, non te margaritæ flexerunt, non tibi divitiæ velut maximum generis humani bonum refulſe- runt. Aliquando inſanire jucundum eſt. Sen. de Tranq. Animi. Interdum ſanos mœſtos & furentes lætos vidimus. Petrarch. 30. Die

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/320>, abgerufen am 17.05.2024.