Dein Mund ist mehr gefüllt mit Lücken als mit Zähnen: Das Gatter fehlet dir von weissen Helffenbein/ So das Corallne Thor der Lippen schräncket ein. Doch aber hast du nicht den Mangel zu bethränen. Hier darff kein süsses Wort nach seiner Freyheit gähnen/ Des Athems Bisam-Lufft darff nicht gefangen seyn. In einer Purpur-See ohn Klippe/ Banck und Stein/ Kan ihm der Zunge Schiff stets neue Wege bähnen. Die Perlen-Mutter ist darum nicht zu verschmähen/ Daß man ihr zartes Kind aus ihrer Schoß entriß. Wer kan darvor/ was durch Gewalt und Zeit geschehen? Du unbewehrter Mund/ ich liebe dich gewiß. Entzähnte Schlangen wird man minder zornig sehen. Stehl ich dir einen Kuß/ so fürcht ich keinen Biß.
Remedii causa quibusdam & raduntur ossa, & leguntur & extrahuntur dentes, & quaedam amputantur membra, quae sine totius pernicie corporis haerere non poterant. Cur. B. V. Mala accid.
Offendimur, si quis sermonem nostrum imitatur, si quis in- cessum? Si quis vitium aliquod corporis aut lingvae exprimit? Quasi notiora illa siant alio imitante, quam nobis facientibus. In V. Sap. non cad. Inj.
Hinc Pupula in deliciis meis facta es, dentes tibi cum maxime cadunt.
Veritatis una vis, una facies est.
Loqui parantem fracta spes dentium frenabit, & ab osculis petulantiam cohibebit. Franc. Petr. de Rem. V. F.
Non ungvium vis, non dentium terribilem fecit. Sen. de Ira.
26. Die
ADIMARI
25. Die Schoͤne Zahnluͤckigte.
Dein Mund iſt mehr gefuͤllt mit Luͤcken als mit Zaͤhnen: Das Gatter fehlet dir von weiſſen Helffenbein/ So das Corallne Thor der Lippen ſchraͤncket ein. Doch aber haſt du nicht den Mangel zu bethraͤnen. Hier darff kein ſuͤſſes Wort nach ſeiner Freyheit gaͤhnen/ Des Athems Biſam-Lufft darff nicht gefangen ſeyn. In einer Purpur-See ohn Klippe/ Banck und Stein/ Kan ihm der Zunge Schiff ſtets neue Wege baͤhnen. Die Perlen-Mutter iſt darum nicht zu verſchmaͤhen/ Daß man ihr zartes Kind aus ihrer Schoß entriß. Wer kan darvor/ was durch Gewalt und Zeit geſchehen? Du unbewehrter Mund/ ich liebe dich gewiß. Entzaͤhnte Schlangen wird man minder zornig ſehen. Stehl ich dir einen Kuß/ ſo fuͤrcht ich keinen Biß.
Remedii cauſa quibusdam & raduntur oſſa, & leguntur & extrahuntur dentes, & quædam amputantur membra, quæ ſine totius pernicie corporis hærere non poterant. Cur. B. V. Mala accid.
Offendimur, ſi quis ſermonem noſtrum imitatur, ſi quis in- ceſſum? Si quis vitium aliquod corporis aut lingvæ exprimit? Quaſi notiora illa ſiant aliô imitante, quàm nobis facientibus. In V. Sap. non cad. Inj.
Hinc Pupula in deliciis meis facta es, dentes tibi cum maximè cadunt.
Veritatis una vis, una facies eſt.
Loqui parantem fracta ſpes dentium frenabit, & ab oſculis petulantiam cohibebit. Franc. Petr. de Rem. V. F.
Non ungvium vis, non dentium terribilem fecit. Sen. de Ira.
26. Die
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ADIMARI
25. Die Schoͤne Zahnluͤckigte.
Dein Mund iſt mehr gefuͤllt mit Luͤcken als mit Zaͤhnen:
Das Gatter fehlet dir von weiſſen Helffenbein/
So das Corallne Thor der Lippen ſchraͤncket ein.
Doch aber haſt du nicht den Mangel zu bethraͤnen.
Hier darff kein ſuͤſſes Wort nach ſeiner Freyheit gaͤhnen/
Des Athems Biſam-Lufft darff nicht gefangen ſeyn.
In einer Purpur-See ohn Klippe/ Banck und Stein/
Kan ihm der Zunge Schiff ſtets neue Wege baͤhnen.
Die Perlen-Mutter iſt darum nicht zu verſchmaͤhen/
Daß man ihr zartes Kind aus ihrer Schoß entriß.
Wer kan darvor/ was durch Gewalt und Zeit geſchehen?
Du unbewehrter Mund/ ich liebe dich gewiß.
Entzaͤhnte Schlangen wird man minder zornig ſehen.
Stehl ich dir einen Kuß/ ſo fuͤrcht ich keinen Biß.
Quibusdam tremunt genua dicturis; quorundam dentes col-
liduntur, lingva titubat, labra concurrunt. Ep. 12.
Remedii cauſa quibusdam & raduntur oſſa, & leguntur &
extrahuntur dentes, & quædam amputantur membra, quæ ſine
totius pernicie corporis hærere non poterant. Cur. B. V. Mala
accid.
Offendimur, ſi quis ſermonem noſtrum imitatur, ſi quis in-
ceſſum? Si quis vitium aliquod corporis aut lingvæ exprimit?
Quaſi notiora illa ſiant aliô imitante, quàm nobis facientibus.
In V. Sap. non cad. Inj.
Hinc Pupula in deliciis meis facta es, dentes tibi cum maximè
cadunt.
Veritatis una vis, una facies eſt.
Loqui parantem fracta ſpes dentium frenabit, & ab oſculis
petulantiam cohibebit. Franc. Petr. de Rem. V. F.
Non ungvium vis, non dentium terribilem fecit. Sen. de Ira.
26. Die
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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/316>, abgerufen am 22.11.2024.
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