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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Schertz-Sonnette.
20. Die Schöne Falschzüngigte.

Ein ieder schaut dich an/ ein ieder schäzt dich werth/
Doch keiner hört dir zu und keiner gläubet dir.
Die süsse Zauberey der angebohrnen Zier
Hält nur das Auge/ nicht zugleich das Ohr beschwert.
Hat dich Betrug und List von Jugend auff genährt/
So weiß man nicht/ wenn Haß/ wenn Liebe bricht herfür/
Ich suche deine Gunst/ dein Eyfer weist sich mir.
Jedoch werd ich dadurch von dir nicht abgekehrt.
Mir ist so angenehm das sonst verhaßte Nein
Des Mundes/ welcher nie dem Hertzen stimmet ein/
Daß ich kein lachend Ja begehre zu erlangen.
Ich kenne deinen Sinn/ und schätze längst gewiß/
Daß dein Verbot Gebot/ dein Wehrn Gewehren hiß:
Sagst du mir aber Ja/ was hab ich zu empfangen?



Mentiri solenne est amantibus, ideo non nisi jurantibus credi-
mus. Controv. l. 2.

Intus omnia dissimilia sint, frons nostra Populo conveniat.
Ep. 5.

Non quid dicat, sed quid sentiat, refert. Ep. 8.

Ego sum similis illi, qui quam vis nihil speret, semper optat.
Cons. ad Helv.

Fictio & Mendacium non durant. Petrarcha.


21. Die
O 2
Schertz-Sonnette.
20. Die Schoͤne Falſchzuͤngigte.

Ein ieder ſchaut dich an/ ein ieder ſchaͤzt dich werth/
Doch keiner hoͤrt dir zu und keiner glaͤubet dir.
Die ſuͤſſe Zauberey der angebohrnen Zier
Haͤlt nur das Auge/ nicht zugleich das Ohr beſchwert.
Hat dich Betrug und Liſt von Jugend auff genaͤhrt/
So weiß man nicht/ wenn Haß/ wenn Liebe bricht herfuͤr/
Ich ſuche deine Gunſt/ dein Eyfer weiſt ſich mir.
Jedoch werd ich dadurch von dir nicht abgekehrt.
Mir iſt ſo angenehm das ſonſt verhaßte Nein
Des Mundes/ welcher nie dem Hertzen ſtimmet ein/
Daß ich kein lachend Ja begehre zu erlangen.
Ich kenne deinen Sinn/ und ſchaͤtze laͤngſt gewiß/
Daß dein Verbot Gebot/ dein Wehrn Gewehren hiß:
Sagſt du mir aber Ja/ was hab ich zu empfangen?



Mentiri ſolenne eſt amantibus, ideò non niſi jurantibus credi-
mus. Controv. l. 2.

Intus omnia diſſimilia ſint, frons noſtra Populo conveniat.
Ep. 5.

Non quid dicat, ſed quid ſentiat, refert. Ep. 8.

Ego ſum ſimilis illi, qui quam vis nihil ſperet, ſemper optat.
Conſ. ad Helv.

Fictio & Mendacium non durant. Petrarcha.


21. Die
O 2
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[211/0311] Schertz-Sonnette. 20. Die Schoͤne Falſchzuͤngigte. Ein ieder ſchaut dich an/ ein ieder ſchaͤzt dich werth/ Doch keiner hoͤrt dir zu und keiner glaͤubet dir. Die ſuͤſſe Zauberey der angebohrnen Zier Haͤlt nur das Auge/ nicht zugleich das Ohr beſchwert. Hat dich Betrug und Liſt von Jugend auff genaͤhrt/ So weiß man nicht/ wenn Haß/ wenn Liebe bricht herfuͤr/ Ich ſuche deine Gunſt/ dein Eyfer weiſt ſich mir. Jedoch werd ich dadurch von dir nicht abgekehrt. Mir iſt ſo angenehm das ſonſt verhaßte Nein Des Mundes/ welcher nie dem Hertzen ſtimmet ein/ Daß ich kein lachend Ja begehre zu erlangen. Ich kenne deinen Sinn/ und ſchaͤtze laͤngſt gewiß/ Daß dein Verbot Gebot/ dein Wehrn Gewehren hiß: Sagſt du mir aber Ja/ was hab ich zu empfangen? Mentiri ſolenne eſt amantibus, ideò non niſi jurantibus credi- mus. Controv. l. 2. Intus omnia diſſimilia ſint, frons noſtra Populo conveniat. Ep. 5. Non quid dicat, ſed quid ſentiat, refert. Ep. 8. Ego ſum ſimilis illi, qui quam vis nihil ſperet, ſemper optat. Conſ. ad Helv. Fictio & Mendacium non durant. Petrarcha. 21. Die O 2

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/311>, abgerufen am 17.05.2024.