Beneiderin des Gutts/ das dir doch selbst gebricht/ Was hat dein kühner Mund Dorinden vorzurücken? Du spottest/ daß bey ihr der Augen doppelt Licht Mit falschen Strahlen nach der Seite pflegt zu blicken. Warum erwehnest du der zarten Wangen nicht? Der schönen Brust/ nach der wir tausend Seuffzer schicken? Soll dieser Fehl allein/ der dich ins Auge sticht/ Den wohlerworbnen Ruhm der Schönheit unterdrücken? Ach/ solten wir zugleich das Feuer zweyer Sonnen Erdulden/ da den Mohr nur eine schwärzt und brennt/ Wir wären längst/ wie Schnee und mürbes Wachs zerron- nen: Wenn Phebus Westenwerts sein flammend Antlitz wendt/ Und gegen Morgen blinckt des Mondens Silber-Schein/ Solln darum mangelhafft des Himmels Blicke seyn?
Invidia nos inquietat dum comparat: Hoc mihi praestitit, sed illi plus, illi maturius. Sen. de Benef.
Sed marcet sine adversario Virtus. Cur. B. V. Mala.
Luna dissimillimum soli lumen accipit. N. Q.
Et luna & sol alio atque allo occurrentes loco, curiosos nos esse cogunt, quando in rectum feruntur, quare agantur retro.
Magna vi ignes illos excuti argumentum est, quod obliqui fe- rantur & praerapida celeritate.
Estne dedecus, ut omnes stellae inter se dissimilem aliquatenus habeant faciem, diversissimam soli?
Non erit digna suspectu luna, etiamsi otiosum sidus trans- currat?
Quinque sidera diversas agunt vias & in contrarium praecipiti mundo nituntur: ex horum tamen motibus fortunae populo- rum dependent. Consol. ad Marc.
Et quis in Orientem Occidentemque diffusos amnes vitupe- rabit?
10. Die
ADIMARI
9. Die Schoͤne Schielende.
Beneiderin des Gutts/ das dir doch ſelbſt gebricht/ Was hat dein kuͤhner Mund Dorinden vorzuruͤcken? Du ſpotteſt/ daß bey ihr der Augen doppelt Licht Mit falſchen Strahlen nach der Seite pflegt zu blicken. Warum erwehneſt du der zarten Wangen nicht? Der ſchoͤnen Bruſt/ nach der wir tauſend Seuffzer ſchicken? Soll dieſer Fehl allein/ der dich ins Auge ſticht/ Den wohlerworbnen Ruhm der Schoͤnheit unterdruͤcken? Ach/ ſolten wir zugleich das Feuer zweyer Sonnen Erdulden/ da den Mohr nur eine ſchwaͤrzt und brennt/ Wir waͤren laͤngſt/ wie Schnee und muͤrbes Wachs zerron- nen: Wenn Phebus Weſtenwerts ſein flammend Antlitz wendt/ Und gegen Morgen blinckt des Mondens Silber-Schein/ Solln darum mangelhafft des Himmels Blicke ſeyn?
Invidia nos inquietat dum comparat: Hoc mihi præſtitit, ſed illi plus, illi maturius. Sen. de Benef.
Sed marcet ſine adverſario Virtus. Cur. B. V. Mala.
Luna diſſimillimum ſoli lumen accipit. N. Q.
Et luna & ſol aliô atque allô occurrentes locô, curioſos nos eſſe cogunt, quando in rectum feruntur, quare agantur retro.
Magnâ vi ignes illos excuti argumentum eſt, quod obliqui fe- rantur & prærapidâ celeritate.
Eſtne dedecus, ut omnes ſtellæ inter ſe diſſimilem aliquatenus habeant faciem, diverſiſſimam ſoli?
Non erit digna ſuſpectu luna, etiamſi otioſum ſidus trans- currat?
Quinque ſidera diverſas agunt vias & in contrarium præcipiti mundô nituntur: ex horum tamen motibus fortunæ populo- rum dependent. Conſol. ad Marc.
Et quis in Orientem Occidentemque diffuſos amnes vitupe- rabit?
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ADIMARI
9. Die Schoͤne Schielende.
Beneiderin des Gutts/ das dir doch ſelbſt gebricht/
Was hat dein kuͤhner Mund Dorinden vorzuruͤcken?
Du ſpotteſt/ daß bey ihr der Augen doppelt Licht
Mit falſchen Strahlen nach der Seite pflegt zu blicken.
Warum erwehneſt du der zarten Wangen nicht?
Der ſchoͤnen Bruſt/ nach der wir tauſend Seuffzer ſchicken?
Soll dieſer Fehl allein/ der dich ins Auge ſticht/
Den wohlerworbnen Ruhm der Schoͤnheit unterdruͤcken?
Ach/ ſolten wir zugleich das Feuer zweyer Sonnen
Erdulden/ da den Mohr nur eine ſchwaͤrzt und brennt/
Wir waͤren laͤngſt/ wie Schnee und muͤrbes Wachs zerron-
nen:
Wenn Phebus Weſtenwerts ſein flammend Antlitz wendt/
Und gegen Morgen blinckt des Mondens Silber-Schein/
Solln darum mangelhafft des Himmels Blicke ſeyn?
Invidia nos inquietat dum comparat: Hoc mihi præſtitit, ſed
illi plus, illi maturius. Sen. de Benef.
Sed marcet ſine adverſario Virtus. Cur. B. V. Mala.
Luna diſſimillimum ſoli lumen accipit. N. Q.
Et luna & ſol aliô atque allô occurrentes locô, curioſos nos eſſe
cogunt, quando in rectum feruntur, quare agantur retro.
Magnâ vi ignes illos excuti argumentum eſt, quod obliqui fe-
rantur & prærapidâ celeritate.
Eſtne dedecus, ut omnes ſtellæ inter ſe diſſimilem aliquatenus
habeant faciem, diverſiſſimam ſoli?
Non erit digna ſuſpectu luna, etiamſi otioſum ſidus trans-
currat?
Quinque ſidera diverſas agunt vias & in contrarium præcipiti
mundô nituntur: ex horum tamen motibus fortunæ populo-
rum dependent. Conſol. ad Marc.
Et quis in Orientem Occidentemque diffuſos amnes vitupe-
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10. Die
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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/300>, abgerufen am 05.07.2024.
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