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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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GUARINI
Welcher auff der Erde blind/ alles in dem Himmel sieht?
Es muß etwas Großes seyn/ das ihn aus dem Tempel
zieht/
Man hat ihn heraussen sonst nicht gesehn in vielen Jah-
ren.
C. Lasse dich der Götter Gunst etwas gutts von ihm erfah-
ren.
M. Vater/ wie seh ich euch hier? wo denckt ihr euch hin zu
machen?
T. Nur zu dir allein: denn ich such und bringe neue Sachen.
M. Bringst du nicht die Priester mit? Ist das Opffer noch
nicht rein?
Ist noch nicht auffs neu bereit/ was darzu will nöthig
seyn?
T. Wie offt kan ein blindes Auge mehr/ als was gutt sieht/
erblicken/
Da die unverführten Sinnen
Alle Würckung brauchen künnen/
Und kein äusserliches Wesen ihnen kan das Ziel verrücken.
Einen unverhofften Fall/ mein Montan/
Muß man nicht nur oben hin sehen an/
Da man zwar den Mensch allein würcken sieht/
Aber ihn doch Gottes Schluß lenckt und zieht.
Denn der Himmel lässet uns seine Stimme selber hören;
Aber was uns oftermahls wunderlichs zu handen kümmt/
Und was das verblendte Volck vor ein blinden Fall auff-
nimmt/
Ist sonst nichts als seine Sprach und das Thönen seiner
Ehren;
Das das Ohr zwar nicht berührt/ aber tieff ins Hertze
geht/
Und gelücklich ist der Mensch/ der die Sprache wohl ver-
steht!
Nicander wolte nun vom Tempel sich erheben/
Ich hielt ihn auff/ weil gleich was neues sich begeben/
Daß/ wenn ich es mit dem vergleichen will und paaren/
Was dir zu einer Zeit fast heut ist widerfahren/
Mit
GUARINI
Welcher auff der Erde blind/ alles in dem Himmel ſieht?
Es muß etwas Großes ſeyn/ das ihn aus dem Tempel
zieht/
Man hat ihn herauſſen ſonſt nicht geſehn in vielen Jah-
ren.
C. Laſſe dich der Goͤtter Gunſt etwas gutts von ihm erfah-
ren.
M. Vater/ wie ſeh ich euch hier? wo denckt ihr euch hin zu
machen?
T. Nur zu dir allein: denn ich ſuch und bringe neue Sachen.
M. Bringſt du nicht die Prieſter mit? Iſt das Opffer noch
nicht rein?
Iſt noch nicht auffs neu bereit/ was darzu will noͤthig
ſeyn?
T. Wie offt kan ein blindes Auge mehr/ als was gutt ſieht/
erblicken/
Da die unverfuͤhrten Sinnen
Alle Wuͤrckung brauchen kuͤnnen/
Und kein aͤuſſerliches Weſen ihnen kan das Ziel verruͤcken.
Einen unverhofften Fall/ mein Montan/
Muß man nicht nur oben hin ſehen an/
Da man zwar den Menſch allein wuͤrcken ſieht/
Aber ihn doch Gottes Schluß lenckt und zieht.
Denn der Himmel laͤſſet uns ſeine Stimme ſelber hoͤren;
Aber was uns oftermahls wunderlichs zu handen kuͤmmt/
Und was das verblendte Volck vor ein blinden Fall auff-
nimmt/
Iſt ſonſt nichts als ſeine Sprach und das Thoͤnen ſeiner
Ehren;
Das das Ohr zwar nicht beruͤhrt/ aber tieff ins Hertze
geht/
Und geluͤcklich iſt der Menſch/ der die Sprache wohl ver-
ſteht!
Nicander wolte nun vom Tempel ſich erheben/
Ich hielt ihn auff/ weil gleich was neues ſich begeben/
Daß/ wenn ich es mit dem vergleichen will und paaren/
Was dir zu einer Zeit faſt heut iſt widerfahren/
Mit
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[160/0260] GUARINI Welcher auff der Erde blind/ alles in dem Himmel ſieht? Es muß etwas Großes ſeyn/ das ihn aus dem Tempel zieht/ Man hat ihn herauſſen ſonſt nicht geſehn in vielen Jah- ren. C. Laſſe dich der Goͤtter Gunſt etwas gutts von ihm erfah- ren. M. Vater/ wie ſeh ich euch hier? wo denckt ihr euch hin zu machen? T. Nur zu dir allein: denn ich ſuch und bringe neue Sachen. M. Bringſt du nicht die Prieſter mit? Iſt das Opffer noch nicht rein? Iſt noch nicht auffs neu bereit/ was darzu will noͤthig ſeyn? T. Wie offt kan ein blindes Auge mehr/ als was gutt ſieht/ erblicken/ Da die unverfuͤhrten Sinnen Alle Wuͤrckung brauchen kuͤnnen/ Und kein aͤuſſerliches Weſen ihnen kan das Ziel verruͤcken. Einen unverhofften Fall/ mein Montan/ Muß man nicht nur oben hin ſehen an/ Da man zwar den Menſch allein wuͤrcken ſieht/ Aber ihn doch Gottes Schluß lenckt und zieht. Denn der Himmel laͤſſet uns ſeine Stimme ſelber hoͤren; Aber was uns oftermahls wunderlichs zu handen kuͤmmt/ Und was das verblendte Volck vor ein blinden Fall auff- nimmt/ Iſt ſonſt nichts als ſeine Sprach und das Thoͤnen ſeiner Ehren; Das das Ohr zwar nicht beruͤhrt/ aber tieff ins Hertze geht/ Und geluͤcklich iſt der Menſch/ der die Sprache wohl ver- ſteht! Nicander wolte nun vom Tempel ſich erheben/ Ich hielt ihn auff/ weil gleich was neues ſich begeben/ Daß/ wenn ich es mit dem vergleichen will und paaren/ Was dir zu einer Zeit faſt heut iſt widerfahren/ Mit

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/260>, abgerufen am 24.11.2024.