Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
GUARINI
M. Wie das Gesetz erheischt. Wen kan man davon ma[-]
chen loß/
Wenn der Amintas selbst sein treues Blutt darum ver[-]
goß?
C. Boßhafftiges Geschick/ zu was vor Hertzens-Leide
Hastu mich hergebracht!
M. Damit wir an dem Mord Theil hätten alle Beyde.
Du stürtzest/ was du sachst zu retten/ ins Verderben/
Ich suche deinen Sohn/ und find und mache meinen ster-
ben.
C. Hat das Verhängniß nu sein Dräuen wahr gemacht?
O grausamer Fall! Mirtillo/ mein Leben/
Ist dieses die Freude/ die du mir solt geben?
Ist dieses das Gelück/ daß ich allhier
Geniessen solte von dir;
Ach Sohn! ach Sohn! der du vorhin
Von diesem unglückselgem Alten
Vor seines müden Alters Stab/
Vor seiner Augen Trost
Und Hoffnung warst gehalten/
Izt/ leider! senckstu ihn
Mit Weinen in das kalte Grab!
M. Laß mir die Thränen/ die ich muß um mein Geblütte lassen
schüssen/
Ach aber/ warum mein/
Wenn ichs mit meinen Händen soll vergiessen!
O unglückselige Geburt/ warum bistu von mir erzeugt?
Warum bistu zur Welt gebracht? war dir die Flutt dar-
um geneigt/
Daß izt dein Vater an dir grausam könte seyn?
Unsterbliche Götter/ ohn deren hohen Rath
Sich keine Welle des Meeres zu rühren hat/
Kein Lüfftgen unter dem Himmel erregt/
Kein Thier noch Zweigchen auff Erden bewegt/
Was hab ich vor grausame Sünden verübt/
Deßwegen euch mein Geschlechte zu straffen beliebt?
Und hab ich gesündigt/ was hat mein Sohn gethan?
War-
GUARINI
M. Wie das Geſetz erheiſcht. Wen kan man davon ma[-]
chen loß/
Wenn der Amintas ſelbſt ſein treues Blutt darum ver[-]
goß?
C. Boßhafftiges Geſchick/ zu was vor Hertzens-Leide
Haſtu mich hergebracht!
M. Damit wir an dem Mord Theil haͤtten alle Beyde.
Du ſtuͤrtzeſt/ was du ſachſt zu retten/ ins Verderben/
Ich ſuche deinen Sohn/ und find und mache meinen ſter-
ben.
C. Hat das Verhaͤngniß nu ſein Draͤuen wahr gemacht?
O grauſamer Fall! Mirtillo/ mein Leben/
Iſt dieſes die Freude/ die du mir ſolt geben?
Iſt dieſes das Geluͤck/ daß ich allhier
Genieſſen ſolte von dir;
Ach Sohn! ach Sohn! der du vorhin
Von dieſem ungluͤckſelgem Alten
Vor ſeines muͤden Alters Stab/
Vor ſeiner Augen Troſt
Und Hoffnung warſt gehalten/
Izt/ leider! ſenckſtu ihn
Mit Weinen in das kalte Grab!
M. Laß mir die Thraͤnen/ die ich muß um mein Gebluͤtte laſſen
ſchuͤſſen/
Ach aber/ warum mein/
Wenn ichs mit meinen Haͤnden ſoll vergieſſen!
O ungluͤckſelige Geburt/ warum biſtu von mir erzeugt?
Warum biſtu zur Welt gebracht? war dir die Flutt dar-
um geneigt/
Daß izt dein Vater an dir grauſam koͤnte ſeyn?
Unſterbliche Goͤtter/ ohn deren hohen Rath
Sich keine Welle des Meeres zu ruͤhren hat/
Kein Luͤfftgen unter dem Himmel erregt/
Kein Thier noch Zweigchen auff Erden bewegt/
Was hab ich vor grauſame Suͤnden veruͤbt/
Deßwegen euch mein Geſchlechte zu ſtraffen beliebt?
Und hab ich geſuͤndigt/ was hat mein Sohn gethan?
War-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0258" n="158"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq">GUARINI</hi> </hi> </fw><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">M.</hi> </speaker>
              <p>Wie das Ge&#x017F;etz erhei&#x017F;cht. Wen kan man davon ma<supplied>-</supplied><lb/><hi rendition="#c">chen loß/</hi><lb/>
Wenn der Amintas &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ein treues Blutt darum ver<supplied>-</supplied><lb/><hi rendition="#c">goß?</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">C.</hi> </speaker>
              <p>Boßhafftiges Ge&#x017F;chick/ zu was vor Hertzens-Leide<lb/>
Ha&#x017F;tu mich hergebracht!</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">M.</hi> </speaker>
              <p>Damit wir an dem Mord Theil ha&#x0364;tten alle Beyde.<lb/>
Du &#x017F;tu&#x0364;rtze&#x017F;t/ was du &#x017F;ach&#x017F;t zu retten/ ins Verderben/<lb/>
Ich &#x017F;uche deinen Sohn/ und find und mache meinen &#x017F;ter-<lb/><hi rendition="#c">ben.</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">C.</hi> </speaker>
              <p>Hat das Verha&#x0364;ngniß nu &#x017F;ein Dra&#x0364;uen wahr gemacht?<lb/>
O grau&#x017F;amer Fall! Mirtillo/ mein Leben/<lb/>
I&#x017F;t die&#x017F;es die Freude/ die du mir &#x017F;olt geben?<lb/>
I&#x017F;t die&#x017F;es das Gelu&#x0364;ck/ daß ich allhier<lb/>
Genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte von dir;<lb/>
Ach Sohn! ach Sohn! der du vorhin<lb/>
Von die&#x017F;em unglu&#x0364;ck&#x017F;elgem Alten<lb/>
Vor &#x017F;eines mu&#x0364;den Alters Stab/<lb/>
Vor &#x017F;einer Augen Tro&#x017F;t<lb/>
Und Hoffnung war&#x017F;t gehalten/<lb/>
Izt/ leider! &#x017F;enck&#x017F;tu ihn<lb/>
Mit Weinen in das kalte Grab!</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">M.</hi> </speaker>
              <p>Laß mir die Thra&#x0364;nen/ die ich muß um mein Geblu&#x0364;tte la&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#c">&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</hi><lb/>
Ach aber/ warum mein/<lb/>
Wenn ichs mit meinen Ha&#x0364;nden &#x017F;oll vergie&#x017F;&#x017F;en!<lb/>
O unglu&#x0364;ck&#x017F;elige Geburt/ warum bi&#x017F;tu von mir erzeugt?<lb/>
Warum bi&#x017F;tu zur Welt gebracht? war dir die Flutt dar-<lb/><hi rendition="#c">um geneigt/</hi><lb/>
Daß izt dein Vater an dir grau&#x017F;am ko&#x0364;nte &#x017F;eyn?<lb/>
Un&#x017F;terbliche Go&#x0364;tter/ ohn deren hohen Rath<lb/>
Sich keine Welle des Meeres zu ru&#x0364;hren hat/<lb/>
Kein Lu&#x0364;fftgen unter dem Himmel erregt/<lb/>
Kein Thier noch Zweigchen auff Erden bewegt/<lb/>
Was hab ich vor grau&#x017F;ame Su&#x0364;nden veru&#x0364;bt/<lb/>
Deßwegen euch mein Ge&#x017F;chlechte zu &#x017F;traffen beliebt?<lb/>
Und hab ich ge&#x017F;u&#x0364;ndigt/ was hat mein Sohn gethan?<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">War-</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0258] GUARINI M. Wie das Geſetz erheiſcht. Wen kan man davon ma- chen loß/ Wenn der Amintas ſelbſt ſein treues Blutt darum ver- goß? C. Boßhafftiges Geſchick/ zu was vor Hertzens-Leide Haſtu mich hergebracht! M. Damit wir an dem Mord Theil haͤtten alle Beyde. Du ſtuͤrtzeſt/ was du ſachſt zu retten/ ins Verderben/ Ich ſuche deinen Sohn/ und find und mache meinen ſter- ben. C. Hat das Verhaͤngniß nu ſein Draͤuen wahr gemacht? O grauſamer Fall! Mirtillo/ mein Leben/ Iſt dieſes die Freude/ die du mir ſolt geben? Iſt dieſes das Geluͤck/ daß ich allhier Genieſſen ſolte von dir; Ach Sohn! ach Sohn! der du vorhin Von dieſem ungluͤckſelgem Alten Vor ſeines muͤden Alters Stab/ Vor ſeiner Augen Troſt Und Hoffnung warſt gehalten/ Izt/ leider! ſenckſtu ihn Mit Weinen in das kalte Grab! M. Laß mir die Thraͤnen/ die ich muß um mein Gebluͤtte laſſen ſchuͤſſen/ Ach aber/ warum mein/ Wenn ichs mit meinen Haͤnden ſoll vergieſſen! O ungluͤckſelige Geburt/ warum biſtu von mir erzeugt? Warum biſtu zur Welt gebracht? war dir die Flutt dar- um geneigt/ Daß izt dein Vater an dir grauſam koͤnte ſeyn? Unſterbliche Goͤtter/ ohn deren hohen Rath Sich keine Welle des Meeres zu ruͤhren hat/ Kein Luͤfftgen unter dem Himmel erregt/ Kein Thier noch Zweigchen auff Erden bewegt/ Was hab ich vor grauſame Suͤnden veruͤbt/ Deßwegen euch mein Geſchlechte zu ſtraffen beliebt? Und hab ich geſuͤndigt/ was hat mein Sohn gethan? War-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/258
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/258>, abgerufen am 24.11.2024.