Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.GUARINI Vierdter Handlung achter Eintritt. Silvio/ der Widerhall. OGöttin der bethörten Welt/ die in der Eitelkeit ersof- fen/ An faulen Müßiggang gewohnt/ mit blinden Aberwitz be- troffen/ Dich mit beflecktem Hertzen ehrt/ Altär und Tempel vor dich baut/ So man durch schnödes Thun entweyht/ Frey-Städte deiner Laster schaut/ Die mit dem Nahmen deines Diensts ihr unverschämtes Thun bedecket/ Und in dem Schatten deiner Macht die Schwachheit ihres Geists verstecket; Du Lehrerin der Uppigkeit/ die du zu bergen deine Schmach Durch fremde Schuld der tollen Lust den freyen Zügel lässest nach/ Du strenge Feindin der Vernunfft/ du Meisterin verstolner Thaten/ Verstörerin der Ruh/ durch die die Welt in Krieg und Mord gerathen: Du Tochter ungestümer See/ ein Kind von gleicher wilden Art/ Die durch der Hoffnung sanffte Lufft den Menschen anlockt zu der Fahrt/ Bald aber drauff in seiner Brust so einen starcken Sturm erreget/ Entzwischen der Begier und Furcht das Schiff bald hin bald her verschläget/ Daß dich der klügste Theil der Welt vielmehr die Unglücks- Amme nennt/ Als vor die Mutter süsser Lust/ und Brunnquell reiner Lieb' erkennt: In was vor Elend hastu nun die zwey Verliebten eingesen- cket? Woferne dir der Erden Kreiß nicht gantz vergeblich Opffer- schencket/ Un
GUARINI Vierdter Handlung achter Eintritt. Silvio/ der Widerhall. OGoͤttin der bethoͤrten Welt/ die in der Eitelkeit erſof- fen/ An faulen Muͤßiggang gewohnt/ mit blinden Aberwitz be- troffen/ Dich mit beflecktem Hertzen ehrt/ Altaͤr und Tempel vor dich baut/ So man durch ſchnoͤdes Thun entweyht/ Frey-Staͤdte deiner Laſter ſchaut/ Die mit dem Nahmen deines Dienſts ihr unverſchaͤmtes Thun bedecket/ Und in dem Schatten deiner Macht die Schwachheit ihres Geiſts verſtecket; Du Lehrerin der Uppigkeit/ die du zu bergen deine Schmach Durch fremde Schuld der tollen Luſt den freyen Zuͤgel laͤſſeſt nach/ Du ſtrenge Feindin der Vernunfft/ du Meiſterin verſtolner Thaten/ Verſtoͤrerin der Ruh/ durch die die Welt in Krieg und Mord gerathen: Du Tochter ungeſtuͤmer See/ ein Kind von gleicher wilden Art/ Die durch der Hoffnung ſanffte Lufft den Menſchen anlockt zu der Fahrt/ Bald aber drauff in ſeiner Bruſt ſo einen ſtarcken Sturm erreget/ Entzwiſchen der Begier und Furcht das Schiff bald hin bald her verſchlaͤget/ Daß dich der kluͤgſte Theil der Welt vielmehr die Ungluͤcks- Amme nennt/ Als vor die Mutter ſuͤſſer Luſt/ und Brunnquell reiner Lieb’ erkennt: In was vor Elend haſtu nun die zwey Verliebten eingeſen- cket? Woferne dir der Erden Kreiß nicht gantz vergeblich Opffer- ſchencket/ Un
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0222" n="122"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq">GUARINI</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Vierdter Handlung achter Eintritt.</hi> </head><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Silvio/ der Widerhall.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#in">O</hi>Goͤttin der bethoͤrten Welt/ die in der Eitelkeit erſof-<lb/><hi rendition="#c">fen/</hi><lb/> An faulen Muͤßiggang gewohnt/ mit blinden Aberwitz be-<lb/><hi rendition="#c">troffen/</hi><lb/> Dich mit beflecktem Hertzen ehrt/ Altaͤr und Tempel vor dich<lb/><hi rendition="#c">baut/</hi><lb/> So man durch ſchnoͤdes Thun entweyht/ Frey-Staͤdte deiner<lb/><hi rendition="#c">Laſter ſchaut/</hi><lb/> Die mit dem Nahmen deines Dienſts ihr unverſchaͤmtes<lb/><hi rendition="#c">Thun bedecket/</hi><lb/> Und in dem Schatten deiner Macht die Schwachheit ihres<lb/><hi rendition="#c">Geiſts verſtecket;</hi><lb/> Du Lehrerin der Uppigkeit/ die du zu bergen deine Schmach<lb/> Durch fremde Schuld der tollen Luſt den freyen Zuͤgel laͤſſeſt<lb/><hi rendition="#c">nach/</hi><lb/> Du ſtrenge Feindin der Vernunfft/ du Meiſterin verſtolner<lb/><hi rendition="#c">Thaten/</hi><lb/> Verſtoͤrerin der Ruh/ durch die die Welt in Krieg und Mord<lb/><hi rendition="#c">gerathen:</hi><lb/> Du Tochter ungeſtuͤmer See/ ein Kind von gleicher wilden<lb/><hi rendition="#c">Art/</hi><lb/> Die durch der Hoffnung ſanffte Lufft den Menſchen anlockt<lb/><hi rendition="#c">zu der Fahrt/</hi><lb/> Bald aber drauff in ſeiner Bruſt ſo einen ſtarcken Sturm<lb/><hi rendition="#c">erreget/</hi><lb/> Entzwiſchen der Begier und Furcht das Schiff bald hin<lb/><hi rendition="#c">bald her verſchlaͤget/</hi><lb/> Daß dich der kluͤgſte Theil der Welt vielmehr die Ungluͤcks-<lb/><hi rendition="#c">Amme nennt/</hi><lb/> Als vor die Mutter ſuͤſſer Luſt/ und Brunnquell reiner Lieb’<lb/><hi rendition="#c">erkennt:</hi><lb/> In was vor Elend haſtu nun die zwey Verliebten eingeſen-<lb/><hi rendition="#c">cket?</hi><lb/> Woferne dir der Erden Kreiß nicht gantz vergeblich Opffer-<lb/><hi rendition="#c">ſchencket/</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Un</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0222]
GUARINI
Vierdter Handlung achter Eintritt.
Silvio/ der Widerhall.
OGoͤttin der bethoͤrten Welt/ die in der Eitelkeit erſof-
fen/
An faulen Muͤßiggang gewohnt/ mit blinden Aberwitz be-
troffen/
Dich mit beflecktem Hertzen ehrt/ Altaͤr und Tempel vor dich
baut/
So man durch ſchnoͤdes Thun entweyht/ Frey-Staͤdte deiner
Laſter ſchaut/
Die mit dem Nahmen deines Dienſts ihr unverſchaͤmtes
Thun bedecket/
Und in dem Schatten deiner Macht die Schwachheit ihres
Geiſts verſtecket;
Du Lehrerin der Uppigkeit/ die du zu bergen deine Schmach
Durch fremde Schuld der tollen Luſt den freyen Zuͤgel laͤſſeſt
nach/
Du ſtrenge Feindin der Vernunfft/ du Meiſterin verſtolner
Thaten/
Verſtoͤrerin der Ruh/ durch die die Welt in Krieg und Mord
gerathen:
Du Tochter ungeſtuͤmer See/ ein Kind von gleicher wilden
Art/
Die durch der Hoffnung ſanffte Lufft den Menſchen anlockt
zu der Fahrt/
Bald aber drauff in ſeiner Bruſt ſo einen ſtarcken Sturm
erreget/
Entzwiſchen der Begier und Furcht das Schiff bald hin
bald her verſchlaͤget/
Daß dich der kluͤgſte Theil der Welt vielmehr die Ungluͤcks-
Amme nennt/
Als vor die Mutter ſuͤſſer Luſt/ und Brunnquell reiner Lieb’
erkennt:
In was vor Elend haſtu nun die zwey Verliebten eingeſen-
cket?
Woferne dir der Erden Kreiß nicht gantz vergeblich Opffer-
ſchencket/
Un
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDas Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |