Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Leutenant Wangler / neben etlichen Jesuiten / Adelspersonen vnd vornehmen Officirern vnnd Soldaten gefangen genommen. Förters hat etlichs seines Volcks sich in die Schütt begeben / vnd solche Insul mehrentheils zur Huldigung gezwungen / des Intents den Paß auff Raab / Comora vnd Newhäusel / welche letste Festung Esterhasi biß auff den letsten Blutstropffen für Keyser. May. zuerhalten entschlossen war / zu sperren / vnd jhnen alle Zufuhr vnd Entsatz abzuschneiden. Es haben auch ferrners die Bethlehemische ein vnversehenen Streiff vnd Einfall in die Preßburgische Vorstatt vnd die Thonaw herauff gethan / vnd viel Viehe daselbs weggetrieben / derowegen der mehrertheil vom Landvolck jhre Wohnungen verlassen / vnd sich in feste Ort reterirt. Solchem vnverhofften Einfall zu begegnen / hat J. May. Keyser Ferdinand allenthalben das Auffbott ergehen / theils Kriegsvolck auß dem Reich abfordern / vnd den Graffen von Nigromonte mit seiner Armada gegen die Vngarische Grentzen anziehen lassen. Aber der Vortrab der Bethlehemischen Armada in 12000. Mann starck / ist den Keyserischen znvor kommen / vnd der Marck / als des vornembsten Paß in Mähren / Schlesien vnd Oesterreich / sich impatroniret / darauffweiter in Mähren / sich impatroniret / darauff weiter in Mähren eingefallen / mit Raub / Mord vnd Brand darinn / sonderlich in den Liechtensteinischen Herrschafften vbel gehauset / vnd der Statt Auspitz / Preßnitz / Feldsburg vnnd anderer vieler Märckt vnd Oerter / sich bemächtiget. Derowegen auß grosser Forcht viel Volcks von Hauß vnnd Hoff in die Wälde geflohen. Weil nun die Bethlehemische sich verlauten lassen / daß sie die Martinsganß in Prag verzehren wolten / als hat man daselbst gewaltige Vorsehung gethan / vnd an bequemen vnd nothturftigen Orten Schantzen auffgeworffen / vnd mehrertheils Thor mit Erden verschüttet. Vnd demnach man der Evangelischen Bürgerschafft in den 3. Stätten nicht wohl getrawet / ist sol de auff etliche Tag disarmiret / den Handwercksgesellen jhre Seitenwehren abgenommen / vnd den Waffenhändelern vnd Schwerdfegern / bey höchster Straff aufferleget worden / keinem Evangelischen Bürger ohne vorbewust des Keyserlichen Richters einige Waffen zuverkauffen. Vber diß ist ein Mandat zu Prag an alle Landtlent publicirt worden / alles Getreyd vom Landt in die Statt / vnnd an sichere Ort zuführen / was aber noch auff Hauffen im Feld vnnd Schewren vngedroschen liege / vnsanmblich außzudreschen vnnd ebener massen zu salvieren / damit dem Feind nicht allein die Profland abgestricket / sondern auch das Getreyd vor dem Brennen vnnd dergleichen Gefahr gesichert seyn / vnnd dem durchmarschirenden Volck auß dem Reich / zum Genieß kommen möchte. Vnder solchem Verlauff ist ein Kundschaffter von dem Obristen Leutenant Wangler von Thyrnaw nach Wien abgefertiget worden / der hat folgends referiret: Aussag eines glaubwürdigen Kundschaffters / wie es mit dem Bethlehemb vnd seiner Armee / vnd dann auch vmb die Gefangene Keyserische stünde. Erstlichen were gedachter Obriste Leutenant sampt den Officirern zu Thyrnaw bey 115. allein einem kleinen Stüblein / vnd in einem Keller bey 250. Soldaten vom Tieffenbachischen Regiment / beysammen eingeschlossen / würden vbel tractieret / vnd hetten nichts zu leben / ausser was jhnen gute Leuth geben / vnd bitten auffs höchst / jhnen zu helffen / damit sie nicht etwan weiter verführet würden. 2. Habe er Bethlehemb / alß sie sich jhme hetten ergeben müssen / jhnen zwar Trew vnd Glauben zugesagt / vnd daß die jenige / so dienen wöllen von jhme bezahlt / die andere aber sicher (weil er ohne das Volck genug hette) abgeführt / vnnd nach Preßburg oder Scalitz confoyret werden solten / versprochen / aber nicht gehalten / sondern sich mit diesen Worten verlauten lassen / müßten jhm Rantzion geben / er seye ein armer Gesell / der Keyser aber were ein grosser Potentat. 3. Hette der Vezier / so sich bey jhm befinde / begehret / daß weil er alle Teutsche für seinen Sultan jhme zu geben zugesagt / er jhme diese Fähnlein geben solte: darauff aber Bethlehemb geantwortet / daß dieses noch zur Zeit in Vngarn beschehen / vnd dahero jhme nicht gebührten: was er aber in Teutschlandt bekommen werde / solte er nehmen vnd wegführen. 4. Als nun er Veziervernommen / daß er jhme die Teutschen nicht folgen wolte lassen / hette er sich gleichsamb / als ob er wegziehen wolte / gestellet / darauff Bethlehemb Patenten vom Sultan vnderschrieben herfür gezogen / darinnen vermeldet / daß wann auch gleich ein Schnee einfiele / er dannoch verbleiben müßte / darauff alßbald ein Currier nach Constantinopel / die Winterpatenta herauß zu bringen / abgesertiget. 5. Vnder den Türcken weren viel Renegierte / Welsche vnnd Frantzosen / so gleichfals auff Türckisch auffzögen. 6. Were er von einem Römisch-Catholischen Obristen berichtet worden / daß bey dem Bethlehemb vom Pfaltzgraffen ein Bottschaffter gewesen / der aber sich nicht gesaumbt / sondern alsbald wider abgefertiget worden. 7. Hette Bethlehemb bey 5000. der besten Türcken vnd Vngarn außgeklaubet / vnd demnach er darauff / daß die Keyserische Armada so starck / erinnert worden / were er mit aller Macht auffgebrochen. 8. Zu Thyrnaw hette er 5000. zur Besatzung / nemblich 2000. zu Fuß / 2000. zu Roß vnd noch 1000. bey dem Gefchütz / deren 11. grosse vnd sonst 9. gemeine Stück / darbey eitel Teutsche Büchsenmeister. 9. Ob er zwar vorgebe / daß er in 80000. starck / so vermeine er doch / aller massen er selbs gesehen / daß er mehrers nicht / alß bey 60000. ausserhalb des Trosses / bey sich habe / vnnd seyen der Türcken zweymahl mehr / alß der Vngarn / Leutenant Wangler / neben etlichen Jesuiten / Adelspersonen vnd vornehmen Officirern vnnd Soldaten gefangen genommen. Förters hat etlichs seines Volcks sich in die Schütt begeben / vnd solche Insul mehrentheils zur Huldigung gezwungen / des Intents den Paß auff Raab / Comora vnd Newhäusel / welche letste Festung Esterhasi biß auff den letsten Blutstropffen für Keyser. May. zuerhalten entschlossen war / zu sperren / vnd jhnen alle Zufuhr vnd Entsatz abzuschneiden. Es haben auch ferrners die Bethlehemische ein vnversehenen Streiff vñ Einfall in die Preßburgische Vorstatt vnd die Thonaw herauff gethan / vnd viel Viehe daselbs weggetrieben / derowegen der mehrertheil vom Landvolck jhre Wohnungen verlassen / vnd sich in feste Ort reterirt. Solchem vnverhofften Einfall zu begegnen / hat J. May. Keyser Ferdinand allenthalben das Auffbott ergehen / theils Kriegsvolck auß dem Reich abfordern / vnd den Graffen von Nigromonte mit seiner Armada gegen die Vngarische Grentzen anziehen lassen. Aber der Vortrab der Bethlehemischen Armada in 12000. Mann starck / ist den Keyserischen znvor kommen / vnd der Marck / als des vornembsten Paß in Mähren / Schlesien vnd Oesterreich / sich impatroniret / darauffweiter in Mähren / sich impatroniret / darauff weiter in Mähren eingefallen / mit Raub / Mord vnd Brand darinn / sonderlich in den Liechtensteinischen Herrschafften vbel gehauset / vnd der Statt Auspitz / Preßnitz / Feldsburg vnnd anderer vieler Märckt vnd Oerter / sich bemächtiget. Derowegen auß grosser Forcht viel Volcks von Hauß vnnd Hoff in die Wälde geflohen. Weil nun die Bethlehemische sich verlauten lassen / daß sie die Martinsganß in Prag verzehren wolten / als hat man daselbst gewaltige Vorsehung gethan / vnd an bequemen vnd nothturftigen Orten Schantzen auffgeworffen / vnd mehrertheils Thor mit Erden verschüttet. Vnd demnach man der Evangelischen Bürgerschafft in den 3. Stätten nicht wohl getrawet / ist sol de auff etliche Tag disarmiret / den Handwercksgesellen jhre Seitenwehren abgenommen / vnd den Waffenhändelern vnd Schwerdfegern / bey höchster Straff aufferleget worden / keinem Evangelischen Bürger ohne vorbewust des Keyserlichen Richters einige Waffen zuverkauffen. Vber diß ist ein Mandat zu Prag an alle Landtlent publicirt worden / alles Getreyd vom Landt in die Statt / vnnd an sichere Ort zuführen / was aber noch auff Hauffen im Feld vnnd Schewren vngedroschen liege / vnsanmblich außzudreschen vnnd ebener massen zu salvieren / damit dem Feind nicht allein die Profland abgestricket / sondern auch das Getreyd vor dem Brennen vnnd dergleichen Gefahr gesichert seyn / vnnd dem durchmarschirenden Volck auß dem Reich / zum Genieß kommen möchte. Vnder solchem Verlauff ist ein Kundschaffter von dem Obristen Leutenant Wangler von Thyrnaw nach Wien abgefertiget worden / der hat folgends referiret: Aussag eines glaubwürdigen Kundschaffters / wie es mit dem Bethlehemb vnd seiner Armee / vnd dann auch vmb die Gefangene Keyserische stünde. Erstlichen were gedachter Obriste Leutenant sampt den Officirern zu Thyrnaw bey 115. allein einem kleinen Stüblein / vnd in einem Keller bey 250. Soldaten vom Tieffenbachischen Regiment / beysammen eingeschlossen / würden vbel tractieret / vnd hetten nichts zu leben / ausser was jhnen gute Leuth geben / vnd bitten auffs höchst / jhnen zu helffen / damit sie nicht etwan weiter verführet würden. 2. Habe er Bethlehemb / alß sie sich jhme hetten ergeben müssen / jhnen zwar Trew vnd Glauben zugesagt / vnd daß die jenige / so dienen wöllen von jhme bezahlt / die andere aber sicher (weil er ohne das Volck genug hette) abgeführt / vnnd nach Preßburg oder Scalitz confoyret werden solten / versprochen / aber nicht gehalten / sondern sich mit diesen Worten verlauten lassen / müßten jhm Rantzion geben / er seye ein armer Gesell / der Keyser aber were ein grosser Potentat. 3. Hette der Vezier / so sich bey jhm befinde / begehret / daß weil er alle Teutsche für seinen Sultan jhme zu geben zugesagt / er jhme diese Fähnlein geben solte: darauff aber Bethlehemb geantwortet / daß dieses noch zur Zeit in Vngarn beschehen / vnd dahero jhme nicht gebührten: was er aber in Teutschlandt bekommen werde / solte er nehmen vnd wegführen. 4. Als nun er Veziervernommen / daß er jhme die Teutschen nicht folgen wolte lassen / hette er sich gleichsamb / als ob er wegziehen wolte / gestellet / darauff Bethlehemb Patenten vom Sultan vnderschrieben herfür gezogen / darinnen vermeldet / daß wann auch gleich ein Schnee einfiele / er dannoch verbleiben müßte / darauff alßbald ein Currier nach Constantinopel / die Winterpatenta herauß zu bringen / abgesertiget. 5. Vnder den Türcken weren viel Renegierte / Welsche vnnd Frantzosen / so gleichfals auff Türckisch auffzögen. 6. Were er von einem Römisch-Catholischen Obristen berichtet worden / daß bey dem Bethlehemb vom Pfaltzgraffen ein Bottschaffter gewesen / der aber sich nicht gesaumbt / sondern alsbald wider abgefertiget worden. 7. Hette Bethlehemb bey 5000. der besten Türcken vnd Vngarn außgeklaubet / vnd demnach er darauff / daß die Keyserische Armada so starck / erinnert worden / were er mit aller Macht auffgebrochen. 8. Zu Thyrnaw hette er 5000. zur Besatzung / nemblich 2000. zu Fuß / 2000. zu Roß vnd noch 1000. bey dem Gefchütz / deren 11. grosse vnd sonst 9. gemeine Stück / darbey eitel Teutsche Büchsenmeister. 9. Ob er zwar vorgebe / daß er in 80000. starck / so vermeine er doch / aller massen er selbs gesehen / daß er mehrers nicht / alß bey 60000. ausserhalb des Trosses / bey sich habe / vnnd seyen der Türcken zweymahl mehr / alß der Vngarn / <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0973" n="858"/> Leutenant Wangler / neben etlichen Jesuiten / Adelspersonen vnd vornehmen Officirern vnnd Soldaten gefangen genommen.</p> <p>Förters hat etlichs seines Volcks sich in die Schütt begeben / vnd solche Insul mehrentheils zur Huldigung gezwungen / des Intents den Paß auff Raab / Comora vnd Newhäusel / welche letste Festung Esterhasi biß auff den letsten Blutstropffen für Keyser. May. zuerhalten entschlossen war / zu sperren / vnd jhnen alle Zufuhr vnd Entsatz abzuschneiden.</p> <p>Es haben auch ferrners die Bethlehemische ein vnversehenen Streiff vñ Einfall in die Preßburgische Vorstatt vnd die Thonaw herauff gethan / vnd viel Viehe daselbs weggetrieben / derowegen der mehrertheil vom Landvolck jhre Wohnungen verlassen / vnd sich in feste Ort reterirt.</p> <p>Solchem vnverhofften Einfall zu begegnen / hat J. May. Keyser Ferdinand allenthalben das Auffbott ergehen / theils Kriegsvolck auß dem Reich abfordern / vnd den Graffen von Nigromonte mit seiner Armada gegen die Vngarische Grentzen anziehen lassen. Aber der Vortrab der Bethlehemischen Armada in 12000. Mann starck / ist den Keyserischen znvor kommen / vnd der Marck / als des vornembsten Paß in Mähren / Schlesien vnd Oesterreich / sich impatroniret / darauffweiter in Mähren / sich impatroniret / darauff weiter in Mähren eingefallen / mit Raub / Mord vnd Brand darinn / sonderlich in den Liechtensteinischen Herrschafften vbel gehauset / vnd der Statt Auspitz / Preßnitz / Feldsburg vnnd anderer vieler Märckt vnd Oerter / sich bemächtiget. Derowegen auß grosser Forcht viel Volcks von Hauß vnnd Hoff in die Wälde geflohen.</p> <p>Weil nun die Bethlehemische sich verlauten lassen / daß sie die Martinsganß in Prag verzehren wolten / als hat man daselbst gewaltige Vorsehung gethan / vnd an bequemen vnd nothturftigen Orten Schantzen auffgeworffen / vnd mehrertheils Thor mit Erden verschüttet. Vnd demnach man der Evangelischen Bürgerschafft in den 3. Stätten nicht wohl getrawet / ist sol de auff etliche Tag disarmiret / den Handwercksgesellen jhre Seitenwehren abgenommen / vnd den Waffenhändelern vnd Schwerdfegern / bey höchster Straff aufferleget worden / keinem Evangelischen Bürger ohne vorbewust des Keyserlichen Richters einige Waffen zuverkauffen.</p> <p>Vber diß ist ein Mandat zu Prag an alle Landtlent publicirt worden / alles Getreyd vom Landt in die Statt / vnnd an sichere Ort zuführen / was aber noch auff Hauffen im Feld vnnd Schewren vngedroschen liege / vnsanmblich außzudreschen vnnd ebener massen zu salvieren / damit dem Feind nicht allein die Profland abgestricket / sondern auch das Getreyd vor dem Brennen vnnd dergleichen Gefahr gesichert seyn / vnnd dem durchmarschirenden Volck auß dem Reich / zum Genieß kommen möchte.</p> <p>Vnder solchem Verlauff ist ein Kundschaffter von dem Obristen Leutenant Wangler von Thyrnaw nach Wien abgefertiget worden / der hat folgends referiret:</p> <p><note place="right">Aussag eines glaubwürdigen Kundschaffters / wie es mit dem Bethlehemb vnd seiner Armee / vnd dann auch vmb die Gefangene Keyserische stünde.</note> Erstlichen were gedachter Obriste Leutenant sampt den Officirern zu Thyrnaw bey 115. allein einem kleinen Stüblein / vnd in einem Keller bey 250. Soldaten vom Tieffenbachischen Regiment / beysammen eingeschlossen / würden vbel tractieret / vnd hetten nichts zu leben / ausser was jhnen gute Leuth geben / vnd bitten auffs höchst / jhnen zu helffen / damit sie nicht etwan weiter verführet würden.</p> <p>2. Habe er Bethlehemb / alß sie sich jhme hetten ergeben müssen / jhnen zwar Trew vnd Glauben zugesagt / vnd daß die jenige / so dienen wöllen von jhme bezahlt / die andere aber sicher (weil er ohne das Volck genug hette) abgeführt / vnnd nach Preßburg oder Scalitz confoyret werden solten / versprochen / aber nicht gehalten / sondern sich mit diesen Worten verlauten lassen / müßten jhm Rantzion geben / er seye ein armer Gesell / der Keyser aber were ein grosser Potentat.</p> <p>3. Hette der Vezier / so sich bey jhm befinde / begehret / daß weil er alle Teutsche für seinen Sultan jhme zu geben zugesagt / er jhme diese Fähnlein geben solte: darauff aber Bethlehemb geantwortet / daß dieses noch zur Zeit in Vngarn beschehen / vnd dahero jhme nicht gebührten: was er aber in Teutschlandt bekommen werde / solte er nehmen vnd wegführen.</p> <p>4. Als nun er Veziervernommen / daß er jhme die Teutschen nicht folgen wolte lassen / hette er sich gleichsamb / als ob er wegziehen wolte / gestellet / darauff Bethlehemb Patenten vom Sultan vnderschrieben herfür gezogen / darinnen vermeldet / daß wann auch gleich ein Schnee einfiele / er dannoch verbleiben müßte / darauff alßbald ein Currier nach Constantinopel / die Winterpatenta herauß zu bringen / abgesertiget.</p> <p>5. Vnder den Türcken weren viel Renegierte / Welsche vnnd Frantzosen / so gleichfals auff Türckisch auffzögen.</p> <p>6. Were er von einem Römisch-Catholischen Obristen berichtet worden / daß bey dem Bethlehemb vom Pfaltzgraffen ein Bottschaffter gewesen / der aber sich nicht gesaumbt / sondern alsbald wider abgefertiget worden.</p> <p>7. Hette Bethlehemb bey 5000. der besten Türcken vnd Vngarn außgeklaubet / vnd demnach er darauff / daß die Keyserische Armada so starck / erinnert worden / were er mit aller Macht auffgebrochen.</p> <p>8. Zu Thyrnaw hette er 5000. zur Besatzung / nemblich 2000. zu Fuß / 2000. zu Roß vnd noch 1000. bey dem Gefchütz / deren 11. grosse vnd sonst 9. gemeine Stück / darbey eitel Teutsche Büchsenmeister.</p> <p>9. Ob er zwar vorgebe / daß er in 80000. starck / so vermeine er doch / aller massen er selbs gesehen / daß er mehrers nicht / alß bey 60000. ausserhalb des Trosses / bey sich habe / vnnd seyen der Türcken zweymahl mehr / alß der Vngarn / </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [858/0973]
Leutenant Wangler / neben etlichen Jesuiten / Adelspersonen vnd vornehmen Officirern vnnd Soldaten gefangen genommen.
Förters hat etlichs seines Volcks sich in die Schütt begeben / vnd solche Insul mehrentheils zur Huldigung gezwungen / des Intents den Paß auff Raab / Comora vnd Newhäusel / welche letste Festung Esterhasi biß auff den letsten Blutstropffen für Keyser. May. zuerhalten entschlossen war / zu sperren / vnd jhnen alle Zufuhr vnd Entsatz abzuschneiden.
Es haben auch ferrners die Bethlehemische ein vnversehenen Streiff vñ Einfall in die Preßburgische Vorstatt vnd die Thonaw herauff gethan / vnd viel Viehe daselbs weggetrieben / derowegen der mehrertheil vom Landvolck jhre Wohnungen verlassen / vnd sich in feste Ort reterirt.
Solchem vnverhofften Einfall zu begegnen / hat J. May. Keyser Ferdinand allenthalben das Auffbott ergehen / theils Kriegsvolck auß dem Reich abfordern / vnd den Graffen von Nigromonte mit seiner Armada gegen die Vngarische Grentzen anziehen lassen. Aber der Vortrab der Bethlehemischen Armada in 12000. Mann starck / ist den Keyserischen znvor kommen / vnd der Marck / als des vornembsten Paß in Mähren / Schlesien vnd Oesterreich / sich impatroniret / darauffweiter in Mähren / sich impatroniret / darauff weiter in Mähren eingefallen / mit Raub / Mord vnd Brand darinn / sonderlich in den Liechtensteinischen Herrschafften vbel gehauset / vnd der Statt Auspitz / Preßnitz / Feldsburg vnnd anderer vieler Märckt vnd Oerter / sich bemächtiget. Derowegen auß grosser Forcht viel Volcks von Hauß vnnd Hoff in die Wälde geflohen.
Weil nun die Bethlehemische sich verlauten lassen / daß sie die Martinsganß in Prag verzehren wolten / als hat man daselbst gewaltige Vorsehung gethan / vnd an bequemen vnd nothturftigen Orten Schantzen auffgeworffen / vnd mehrertheils Thor mit Erden verschüttet. Vnd demnach man der Evangelischen Bürgerschafft in den 3. Stätten nicht wohl getrawet / ist sol de auff etliche Tag disarmiret / den Handwercksgesellen jhre Seitenwehren abgenommen / vnd den Waffenhändelern vnd Schwerdfegern / bey höchster Straff aufferleget worden / keinem Evangelischen Bürger ohne vorbewust des Keyserlichen Richters einige Waffen zuverkauffen.
Vber diß ist ein Mandat zu Prag an alle Landtlent publicirt worden / alles Getreyd vom Landt in die Statt / vnnd an sichere Ort zuführen / was aber noch auff Hauffen im Feld vnnd Schewren vngedroschen liege / vnsanmblich außzudreschen vnnd ebener massen zu salvieren / damit dem Feind nicht allein die Profland abgestricket / sondern auch das Getreyd vor dem Brennen vnnd dergleichen Gefahr gesichert seyn / vnnd dem durchmarschirenden Volck auß dem Reich / zum Genieß kommen möchte.
Vnder solchem Verlauff ist ein Kundschaffter von dem Obristen Leutenant Wangler von Thyrnaw nach Wien abgefertiget worden / der hat folgends referiret:
Erstlichen were gedachter Obriste Leutenant sampt den Officirern zu Thyrnaw bey 115. allein einem kleinen Stüblein / vnd in einem Keller bey 250. Soldaten vom Tieffenbachischen Regiment / beysammen eingeschlossen / würden vbel tractieret / vnd hetten nichts zu leben / ausser was jhnen gute Leuth geben / vnd bitten auffs höchst / jhnen zu helffen / damit sie nicht etwan weiter verführet würden.
Aussag eines glaubwürdigen Kundschaffters / wie es mit dem Bethlehemb vnd seiner Armee / vnd dann auch vmb die Gefangene Keyserische stünde. 2. Habe er Bethlehemb / alß sie sich jhme hetten ergeben müssen / jhnen zwar Trew vnd Glauben zugesagt / vnd daß die jenige / so dienen wöllen von jhme bezahlt / die andere aber sicher (weil er ohne das Volck genug hette) abgeführt / vnnd nach Preßburg oder Scalitz confoyret werden solten / versprochen / aber nicht gehalten / sondern sich mit diesen Worten verlauten lassen / müßten jhm Rantzion geben / er seye ein armer Gesell / der Keyser aber were ein grosser Potentat.
3. Hette der Vezier / so sich bey jhm befinde / begehret / daß weil er alle Teutsche für seinen Sultan jhme zu geben zugesagt / er jhme diese Fähnlein geben solte: darauff aber Bethlehemb geantwortet / daß dieses noch zur Zeit in Vngarn beschehen / vnd dahero jhme nicht gebührten: was er aber in Teutschlandt bekommen werde / solte er nehmen vnd wegführen.
4. Als nun er Veziervernommen / daß er jhme die Teutschen nicht folgen wolte lassen / hette er sich gleichsamb / als ob er wegziehen wolte / gestellet / darauff Bethlehemb Patenten vom Sultan vnderschrieben herfür gezogen / darinnen vermeldet / daß wann auch gleich ein Schnee einfiele / er dannoch verbleiben müßte / darauff alßbald ein Currier nach Constantinopel / die Winterpatenta herauß zu bringen / abgesertiget.
5. Vnder den Türcken weren viel Renegierte / Welsche vnnd Frantzosen / so gleichfals auff Türckisch auffzögen.
6. Were er von einem Römisch-Catholischen Obristen berichtet worden / daß bey dem Bethlehemb vom Pfaltzgraffen ein Bottschaffter gewesen / der aber sich nicht gesaumbt / sondern alsbald wider abgefertiget worden.
7. Hette Bethlehemb bey 5000. der besten Türcken vnd Vngarn außgeklaubet / vnd demnach er darauff / daß die Keyserische Armada so starck / erinnert worden / were er mit aller Macht auffgebrochen.
8. Zu Thyrnaw hette er 5000. zur Besatzung / nemblich 2000. zu Fuß / 2000. zu Roß vnd noch 1000. bey dem Gefchütz / deren 11. grosse vnd sonst 9. gemeine Stück / darbey eitel Teutsche Büchsenmeister.
9. Ob er zwar vorgebe / daß er in 80000. starck / so vermeine er doch / aller massen er selbs gesehen / daß er mehrers nicht / alß bey 60000. ausserhalb des Trosses / bey sich habe / vnnd seyen der Türcken zweymahl mehr / alß der Vngarn /
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/973 |
Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 858. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/973>, abgerufen am 28.06.2024. |