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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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vnd das Hauptquartier zu Duderstatt genommen / die Stätte Eschwegen / Allendorff vnnd Wissenhausen jede mit 500. Mußquetirern besetzet / Wanfrede aber hat sein Volck verlassen vnd außgeplündert / auch etliche schöne Flecken / darunder Almerode / in die Aschen gelegt / vnd sonsten sehr viel armer Leut gemacht. Hingegen hat Hertzog Christian sein Hauptquartier zu Northeimb geschlagen.

Hertzogs von Sachsen Lawenburg Regiment von den Braunschweigischen geschlagen. Vnd demnach der Hertzog von Sachsen Lawenburg mit seinem Regiment im Nachzug zu weit auff die lincke Seiten sich begeben vnd seinen Weg nach der Herrschafft Plesse / darinnen zu quartiren / genommen / ist Hertzog Christian eylends davon avisirt worden / der so bald vierhundert Dragoner vnnd in tausendt ausserlesene Reuter vnnd Knecht der Enden geschickt / welche dann an einem bequemen Orth in einem Höltzlein auffgewartet. Als nun der Hertzog von Sachsen Lawenburg langs der engen Strassen daher gezogen vnd zwischen den Feind kommen / sind die Braunschweigische Dragoner fornen / die Reuter von hinden / die Mußquetirer aber in die Mitte angefallen / vnnd vbel vnter seinem Volck gehauset / zuförderst aber den Paß zu den Pagagywägen abgeschnitten; Weil nun kein Schlachtordnung wegen Enge deß Wegs vnnd Platzes zu machen gewesen hat sich der meiste theil neben dem Hertzogen mit der Flucht salviret / alle jhre Pagagywägen so in hundert vnd viertzig / vnnd alle mit Gut wol beladen waren / hinderlassende / etlich wenig Pferd haben die Fuhrleute mit Abhawung der Streng noch davon gebracht / die vbrigen deren bey 1000. gewesen / sind im Stich geblieben / Rittmeister Montagne gefangen / 7. Cornet erobert vnd Hertzog Christian gebracht worden.

Graff von Tilly ziehet wegen mangel Victualien auß dem Eißfeld. Weil nun die Landschafft Eischfeld / weil sie ein Gute Zeit hero wegen vnderschiedlicher Durchzüg vnd Einfäll viel Trangsal erlitten vnd hefftig außgemergelt worden / dahero den Kriegslast nicht länger ertragen mögen / vnnd deßwegen im Keyserischen Läger an Victualien grosser Mangel vorgefallen / auch frisches Wasser wol vmbs Gelt nach Notthurfft nicht zubekommen gewesen / vnnd vber diß die Zufuhr wegen der streiffenden vnnd fast täglich scharmützirenden Braunschweigischen sehr vnsicher gemacht worden / bevorauß weil die Keyserische im Fürstenthumb Grubenhagen / wider das Verbott jhres Generalen sehr vbel mit Rauben vnd Brennen gehauset / vnd vnder andern auch den Flecken Hattorpe in Brandt gestecket / darüber das Landvolck sehr verbittert worden / vnd angefangen todt zuschlagen / was sie mächtig werden können: Als hat der Graff von Tilly / nach dem er zuvor etliche Maußköpff hencken lassen / sich wider zurück begeben / das Adeliche Stammhauß Berlepsch eingenommen vnnd das Braunschweigisch Wolffenbüttelisch Schloß Friedland / so mit 2. Compagnien Dragonern besetzt gewesen / belägert vnd beschossen / solches auch in Ansehung deß Halberstattischen Lägers / so dahin zum Entsatz kommen / durch Vbergebung den 6. Julij in seinen Gewalt gebracht / da dann die Dragoner jhre Pferd dahinden lassen vnd nur mit jhren Seitenwehren außziehen müssen. Hierdurch hat der Graff von Tilly ein grossen Vortheil bekommen / auch sein Läger an einen festen Orth / da man jhm nicht bey kommen können / geschlagen; Derowegen Hertzog Christian mit seiner Armada der Enden Hertzog Christian wird vermahnet den Keyserlichen Perdon anzunemen / oder zusampt der Tillischen Armada auß dem Nidersächsischen Crayß zu weichen. ab vnd zurück nacher Göttingen gewichen.

Weil dann hierzwischen J. key M. durch Gesandten deß Nidersächsischen Crayses Fürsten vnd Ständen / so der Zeit zu Lünenburg versamblet waren / vorbringen vnd zusagen lassen / daß so bald man Herzog Christian dahin vermöge / daß er entweder auf dz extendierte Perdon sein Volck abdancke / oder im widrigen von dem Nidersächsischen Crayß abgeschaffet werde / alsdann die Keyserliche Armada auch der Enden weggefüh ret werden solte: als ist ein vornehmer Capitain mit starcken Mandaten / wie auch zum Graffen von Tilly / von dem Keyserlichen Gesandten vnd den versambleten Fürsten vnd Ständen geschickt worden / daß Hertzog Christian dem Keyserlichen extendirten Perdon statt geben / vnd sein Volck abschaffen / oder / wie auch der Graff von Tilly / mit beyden Armaden auß dem Crayß sich begeben solten / mit der Verwarnung / man werde auf den widrigen Fall ein anders für die Hand nehmen müssen.

Er quittirt den Nidersächsischen Crayß. Weil nun Hertzog Christian sich befahret / er möchte von Freund vnd Feinden etwa angegriffen vnnd in die Klippen gebracht werden / hat er sich kurtz besonnen / mit seinem Kriegsvolck den Nidersächsischen Crayß quittirt / den 16. Julij zu Hameln vber die Weser Brück marchirt / vnd nach der Graffschafft Lippe seine Straß genommen / nach dem er zuvorhero das vornehme vnd newerbawte Closter Geroda neben vielen dem Churfürsten von Mayntz zugehörigen Flecken vnd Dörffern auff dem Eißfeld in die Aschen geleget.

Vor seinem Auffbruch hat er nachfolgend Schreiben an den Nidersächsischen Crayß vbersendet:

Sein Schreiben an den Nidersächsischen Crayß / seinen Abzug betreffend. Er erklärte vnd resolvierte sich auff den / von den Fürsten vnd Ständen deß Nidersächsischen Crayses / jhm gethanen Vorschlag dahin / ob jhm wol vor diesem vnd bey Annehmung seines Brudern Dienste kein anderer Ernst gewesen / als sich zu der Keys. M. auff erlangten general Perdon zu accommodiren / vnd sich in Sicherheit biß dahin zustellen / jhme demnach durch deß Tilly angenäherten Armee / mit etlicher deß Nidersächsischen Crayses heimblicher Correspondentz vnd hernach außgebrochener Feindseligkeit ein solche Diffidentz gemacht / daß er zwar / dieweil er dardurch gezwungen worden seine Armee ins Feld zubringen / in zweiffel vnd sonsten dahin gestanden / vorgemeldt Keyserlich Perdon nicht zu acceptiren / sondern vielmehr den Außgang zuerwarten / der Zuversicht / es würden Fürsten vnd Stände deß Nidersächsischen Crayses die gemeine Gefahr angesehen vnd dahin getrachtet haben / wie der Tillischen Macht begegnet / derselbe zurück gehalten

vnd das Hauptquartier zu Duderstatt genommen / die Stätte Eschwegen / Allendorff vnnd Wissenhausen jede mit 500. Mußquetirern besetzet / Wanfrede aber hat sein Volck verlassen vnd außgeplündert / auch etliche schöne Flecken / darunder Almerode / in die Aschen gelegt / vnd sonsten sehr viel armer Leut gemacht. Hingegen hat Hertzog Christian sein Hauptquartier zu Northeimb geschlagen.

Hertzogs von Sachsen Lawenburg Regiment von den Braunschweigischen geschlagen. Vnd demnach der Hertzog von Sachsen Lawenburg mit seinem Regiment im Nachzug zu weit auff die lincke Seiten sich begeben vnd seinen Weg nach der Herrschafft Plesse / darinnen zu quartiren / genommen / ist Hertzog Christian eylends davon avisirt worden / der so bald vierhundert Dragoner vnnd in tausendt ausserlesene Reuter vnnd Knecht der Enden geschickt / welche dann an einem bequemen Orth in einem Höltzlein auffgewartet. Als nun der Hertzog von Sachsen Lawenburg langs der engen Strassen daher gezogen vnd zwischen den Feind kommen / sind die Braunschweigische Dragoner fornen / die Reuter von hinden / die Mußquetirer aber in die Mitte angefallen / vnnd vbel vnter seinem Volck gehauset / zuförderst aber den Paß zu den Pagagywägen abgeschnitten; Weil nun kein Schlachtordnung wegen Enge deß Wegs vnnd Platzes zu machen gewesen hat sich der meiste theil neben dem Hertzogen mit der Flucht salviret / alle jhre Pagagywägen so in hundert vnd viertzig / vnnd alle mit Gut wol beladen waren / hinderlassende / etlich wenig Pferd haben die Fuhrleute mit Abhawung der Streng noch davon gebracht / die vbrigen deren bey 1000. gewesen / sind im Stich geblieben / Rittmeister Montagne gefangen / 7. Cornet erobert vnd Hertzog Christian gebracht worden.

Graff von Tilly ziehet wegen mangel Victualien auß dem Eißfeld. Weil nun die Landschafft Eischfeld / weil sie ein Gute Zeit hero wegen vnderschiedlicher Durchzüg vnd Einfäll viel Trangsal erlitten vnd hefftig außgemergelt worden / dahero den Kriegslast nicht länger ertragen mögen / vnnd deßwegen im Keyserischen Läger an Victualien grosser Mangel vorgefallen / auch frisches Wasser wol vmbs Gelt nach Notthurfft nicht zubekommen gewesen / vnnd vber diß die Zufuhr wegen der streiffenden vnnd fast täglich scharmützirenden Braunschweigischen sehr vnsicher gemacht worden / bevorauß weil die Keyserische im Fürstenthumb Grubenhagen / wider das Verbott jhres Generalen sehr vbel mit Rauben vnd Brennen gehauset / vnd vnder andern auch den Flecken Hattorpe in Brandt gestecket / darüber das Landvolck sehr verbittert worden / vnd angefangen todt zuschlagen / was sie mächtig werden können: Als hat der Graff von Tilly / nach dem er zuvor etliche Maußköpff hencken lassen / sich wider zurück begeben / das Adeliche Stammhauß Berlepsch eingenommen vnnd das Braunschweigisch Wolffenbüttelisch Schloß Friedland / so mit 2. Compagnien Dragonern besetzt gewesen / belägert vnd beschossen / solches auch in Ansehung deß Halberstattischen Lägers / so dahin zum Entsatz kommen / durch Vbergebung den 6. Julij in seinen Gewalt gebracht / da dann die Dragoner jhre Pferd dahinden lassen vnd nur mit jhren Seitenwehren außziehen müssen. Hierdurch hat der Graff von Tilly ein grossen Vortheil bekommen / auch sein Läger an einen festen Orth / da man jhm nicht bey kommen können / geschlagen; Derowegen Hertzog Christian mit seiner Armada der Enden Hertzog Christian wird vermahnet den Keyserlichen Perdon anzunemen / oder zusampt der Tillischen Armada auß dem Nidersächsischen Crayß zu weichen. ab vnd zurück nacher Göttingen gewichen.

Weil dann hierzwischen J. key M. durch Gesandten deß Nidersächsischen Crayses Fürsten vnd Ständen / so der Zeit zu Lünenburg versamblet waren / vorbringen vnd zusagen lassen / daß so bald man Herzog Christian dahin vermöge / daß er entweder auf dz extendierte Perdon sein Volck abdancke / oder im widrigen von dem Nidersächsischen Crayß abgeschaffet werde / alsdann die Keyserliche Armada auch der Enden weggefüh ret werden solte: als ist ein vornehmer Capitain mit starcken Mandaten / wie auch zum Graffen von Tilly / von dem Keyserlichen Gesandten vnd den versambleten Fürsten vnd Ständen geschickt worden / daß Hertzog Christian dem Keyserlichen extendirten Perdon statt geben / vnd sein Volck abschaffen / oder / wie auch der Graff von Tilly / mit beyden Armaden auß dem Crayß sich begeben solten / mit der Verwarnung / man werde auf den widrigen Fall ein anders für die Hand nehmen müssen.

Er quittirt den Nidersächsischen Crayß. Weil nun Hertzog Christian sich befahret / er möchte von Freund vnd Feinden etwa angegriffen vnnd in die Klippen gebracht werden / hat er sich kurtz besonnen / mit seinem Kriegsvolck den Nidersächsischen Crayß quittirt / den 16. Julij zu Hameln vber die Weser Brück marchirt / vnd nach der Graffschafft Lippe seine Straß genommen / nach dem er zuvorhero das vornehme vnd newerbawte Closter Geroda neben vielen dem Churfürsten von Mayntz zugehörigen Flecken vñ Dörffern auff dem Eißfeld in die Aschen geleget.

Vor seinem Auffbruch hat er nachfolgend Schreiben an den Nidersächsischen Crayß vbersendet:

Sein Schreiben an den Nidersächsischẽ Crayß / seinen Abzug betreffend. Er erklärte vnd resolvierte sich auff den / von den Fürsten vnd Ständen deß Nidersächsischen Crayses / jhm gethanen Vorschlag dahin / ob jhm wol vor diesem vnd bey Annehmung seines Brudern Dienste kein anderer Ernst gewesen / als sich zu der Keys. M. auff erlangten general Perdon zu accommodiren / vnd sich in Sicherheit biß dahin zustellen / jhme demnach durch deß Tilly angenäherten Armee / mit etlicher deß Nidersächsischen Crayses heimblicher Correspondentz vnd hernach außgebrochener Feindseligkeit ein solche Diffidentz gemacht / daß er zwar / dieweil er dardurch gezwungen worden seine Armee ins Feld zubringen / in zweiffel vnd sonsten dahin gestanden / vorgemeldt Keyserlich Perdon nicht zu acceptiren / sondern vielmehr den Außgang zuerwarten / der Zuversicht / es würden Fürsten vnd Stände deß Nidersächsischen Crayses die gemeine Gefahr angesehen vnd dahin getrachtet haben / wie der Tillischen Macht begegnet / derselbe zurück gehalten

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          <p><note place="left">Hertzogs von Sachsen Lawenburg Regiment von den                          Braunschweigischen geschlagen.</note> Vnd demnach der Hertzog von Sachsen                      Lawenburg mit seinem Regiment im Nachzug zu weit auff die lincke Seiten sich                      begeben vnd seinen Weg nach der Herrschafft Plesse / darinnen zu quartiren /                      genommen / ist Hertzog Christian eylends davon avisirt worden / der so bald                      vierhundert Dragoner vnnd in tausendt ausserlesene Reuter vnnd Knecht der Enden                      geschickt / welche dann an einem bequemen Orth in einem Höltzlein auffgewartet.                      Als nun der Hertzog von Sachsen Lawenburg langs der engen Strassen daher gezogen                      vnd zwischen den Feind kommen / sind die Braunschweigische Dragoner fornen / die                      Reuter von hinden / die Mußquetirer aber in die Mitte angefallen / vnnd vbel                      vnter seinem Volck gehauset / zuförderst aber den Paß zu den Pagagywägen                      abgeschnitten; Weil nun kein Schlachtordnung wegen Enge deß Wegs vnnd Platzes zu                      machen gewesen hat sich der meiste theil neben dem Hertzogen mit der Flucht                      salviret / alle jhre Pagagywägen so in hundert vnd viertzig / vnnd alle mit Gut                      wol beladen waren / hinderlassende / etlich wenig Pferd haben die Fuhrleute mit                      Abhawung der Streng noch davon gebracht / die vbrigen deren bey 1000. gewesen /                      sind im Stich geblieben / Rittmeister Montagne gefangen / 7. Cornet erobert vnd                      Hertzog Christian gebracht worden.</p>
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[844/0955] vnd das Hauptquartier zu Duderstatt genommen / die Stätte Eschwegen / Allendorff vnnd Wissenhausen jede mit 500. Mußquetirern besetzet / Wanfrede aber hat sein Volck verlassen vnd außgeplündert / auch etliche schöne Flecken / darunder Almerode / in die Aschen gelegt / vnd sonsten sehr viel armer Leut gemacht. Hingegen hat Hertzog Christian sein Hauptquartier zu Northeimb geschlagen. Vnd demnach der Hertzog von Sachsen Lawenburg mit seinem Regiment im Nachzug zu weit auff die lincke Seiten sich begeben vnd seinen Weg nach der Herrschafft Plesse / darinnen zu quartiren / genommen / ist Hertzog Christian eylends davon avisirt worden / der so bald vierhundert Dragoner vnnd in tausendt ausserlesene Reuter vnnd Knecht der Enden geschickt / welche dann an einem bequemen Orth in einem Höltzlein auffgewartet. Als nun der Hertzog von Sachsen Lawenburg langs der engen Strassen daher gezogen vnd zwischen den Feind kommen / sind die Braunschweigische Dragoner fornen / die Reuter von hinden / die Mußquetirer aber in die Mitte angefallen / vnnd vbel vnter seinem Volck gehauset / zuförderst aber den Paß zu den Pagagywägen abgeschnitten; Weil nun kein Schlachtordnung wegen Enge deß Wegs vnnd Platzes zu machen gewesen hat sich der meiste theil neben dem Hertzogen mit der Flucht salviret / alle jhre Pagagywägen so in hundert vnd viertzig / vnnd alle mit Gut wol beladen waren / hinderlassende / etlich wenig Pferd haben die Fuhrleute mit Abhawung der Streng noch davon gebracht / die vbrigen deren bey 1000. gewesen / sind im Stich geblieben / Rittmeister Montagne gefangen / 7. Cornet erobert vnd Hertzog Christian gebracht worden. Hertzogs von Sachsen Lawenburg Regiment von den Braunschweigischen geschlagen. Weil nun die Landschafft Eischfeld / weil sie ein Gute Zeit hero wegen vnderschiedlicher Durchzüg vnd Einfäll viel Trangsal erlitten vnd hefftig außgemergelt worden / dahero den Kriegslast nicht länger ertragen mögen / vnnd deßwegen im Keyserischen Läger an Victualien grosser Mangel vorgefallen / auch frisches Wasser wol vmbs Gelt nach Notthurfft nicht zubekommen gewesen / vnnd vber diß die Zufuhr wegen der streiffenden vnnd fast täglich scharmützirenden Braunschweigischen sehr vnsicher gemacht worden / bevorauß weil die Keyserische im Fürstenthumb Grubenhagen / wider das Verbott jhres Generalen sehr vbel mit Rauben vnd Brennen gehauset / vnd vnder andern auch den Flecken Hattorpe in Brandt gestecket / darüber das Landvolck sehr verbittert worden / vnd angefangen todt zuschlagen / was sie mächtig werden können: Als hat der Graff von Tilly / nach dem er zuvor etliche Maußköpff hencken lassen / sich wider zurück begeben / das Adeliche Stammhauß Berlepsch eingenommen vnnd das Braunschweigisch Wolffenbüttelisch Schloß Friedland / so mit 2. Compagnien Dragonern besetzt gewesen / belägert vnd beschossen / solches auch in Ansehung deß Halberstattischen Lägers / so dahin zum Entsatz kommen / durch Vbergebung den 6. Julij in seinen Gewalt gebracht / da dann die Dragoner jhre Pferd dahinden lassen vnd nur mit jhren Seitenwehren außziehen müssen. Hierdurch hat der Graff von Tilly ein grossen Vortheil bekommen / auch sein Läger an einen festen Orth / da man jhm nicht bey kommen können / geschlagen; Derowegen Hertzog Christian mit seiner Armada der Enden ab vnd zurück nacher Göttingen gewichen. Graff von Tilly ziehet wegen mangel Victualien auß dem Eißfeld. Hertzog Christian wird vermahnet den Keyserlichen Perdon anzunemen / oder zusampt der Tillischen Armada auß dem Nidersächsischen Crayß zu weichen. Weil dann hierzwischen J. key M. durch Gesandten deß Nidersächsischen Crayses Fürsten vnd Ständen / so der Zeit zu Lünenburg versamblet waren / vorbringen vnd zusagen lassen / daß so bald man Herzog Christian dahin vermöge / daß er entweder auf dz extendierte Perdon sein Volck abdancke / oder im widrigen von dem Nidersächsischen Crayß abgeschaffet werde / alsdann die Keyserliche Armada auch der Enden weggefüh ret werden solte: als ist ein vornehmer Capitain mit starcken Mandaten / wie auch zum Graffen von Tilly / von dem Keyserlichen Gesandten vnd den versambleten Fürsten vnd Ständen geschickt worden / daß Hertzog Christian dem Keyserlichen extendirten Perdon statt geben / vnd sein Volck abschaffen / oder / wie auch der Graff von Tilly / mit beyden Armaden auß dem Crayß sich begeben solten / mit der Verwarnung / man werde auf den widrigen Fall ein anders für die Hand nehmen müssen. Weil nun Hertzog Christian sich befahret / er möchte von Freund vnd Feinden etwa angegriffen vnnd in die Klippen gebracht werden / hat er sich kurtz besonnen / mit seinem Kriegsvolck den Nidersächsischen Crayß quittirt / den 16. Julij zu Hameln vber die Weser Brück marchirt / vnd nach der Graffschafft Lippe seine Straß genommen / nach dem er zuvorhero das vornehme vnd newerbawte Closter Geroda neben vielen dem Churfürsten von Mayntz zugehörigen Flecken vñ Dörffern auff dem Eißfeld in die Aschen geleget. Er quittirt den Nidersächsischen Crayß. Vor seinem Auffbruch hat er nachfolgend Schreiben an den Nidersächsischen Crayß vbersendet: Er erklärte vnd resolvierte sich auff den / von den Fürsten vnd Ständen deß Nidersächsischen Crayses / jhm gethanen Vorschlag dahin / ob jhm wol vor diesem vnd bey Annehmung seines Brudern Dienste kein anderer Ernst gewesen / als sich zu der Keys. M. auff erlangten general Perdon zu accommodiren / vnd sich in Sicherheit biß dahin zustellen / jhme demnach durch deß Tilly angenäherten Armee / mit etlicher deß Nidersächsischen Crayses heimblicher Correspondentz vnd hernach außgebrochener Feindseligkeit ein solche Diffidentz gemacht / daß er zwar / dieweil er dardurch gezwungen worden seine Armee ins Feld zubringen / in zweiffel vnd sonsten dahin gestanden / vorgemeldt Keyserlich Perdon nicht zu acceptiren / sondern vielmehr den Außgang zuerwarten / der Zuversicht / es würden Fürsten vnd Stände deß Nidersächsischen Crayses die gemeine Gefahr angesehen vnd dahin getrachtet haben / wie der Tillischen Macht begegnet / derselbe zurück gehalten Sein Schreiben an den Nidersächsischẽ Crayß / seinen Abzug betreffend.

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Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/955>, abgerufen am 28.06.2024.