Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Broßwalder gleiches bitten lassen. Wiewol nun allerhand Bedenckens eingefallen / daß man den Soldaten weder willfahren können noch sollen / hat doch endlich deß Graffen / alß der jederzeit der zehen Gerichten günstiger Herr vnd lieber Nachbawr gewesen / Intercession: daß der Feind allenthalben herbey geruckt / so viel vermöcht / daß man dem Feind erlaubt mit fliegendem Fahnen / Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren / was jhr eygen / so ferrn den Bürgern / Manns vnd Weibspersonen in der Statt / am Leben vnd an Ehren kein Leid zugefügt worden / abzuziehen / wie dann auch das / was sie erbeutet in der Statt gelassen würde: sind also diese Artickel eingangen / vnd beyderseits durch Geisel bestetigt worden. Vnd ist die Besatzung den 23. May / in die 850. starck / mit 157. Huren (oder Eheweiber) nach dem sie versprochen wider gemeine drey Pünd nicht mehr zu dienen / vber die Steyg vnd auß dem Land gezogen. Die Prettigäwer / nach dem sie in die Statt kommen / haben zuvorderst in der Kirchen Gott vmb die Victorj gedancket. Meyenfeld mit Accord den Prettigäwern vbergeben. Den 17. May nach eroberung Meyenfeld / alß man berichtet / daß vnder dem Graffen Cerbellone 600. Spanier den festen vnd engen Paß Tieffencasten genannt / eingenommen vnd befestiget / ist Obrister Hans Peter Guler vber Davoß / Hauptmann Steffan Tyß mit seinem Volck / durch Tomleska durch einen Berg auff Tieffencasten zugezogen / vnd denselbigen Paß belägert / auch so bald den Spaniern mit einem Salveschuß jhr Ankunfft zu wissen gemacht / darüber sie / alß die vermeint / die Bundtsleuth mit der gantzen Armee vorhanden seyn / mit Sack vnnd Pack begehrt abzuziehen / welches so bald jhnen vergönnt / auch sie darauff an die Frontieren der Graffschafft Cleven begleitet worden. Tieffen Castell von Prettigäwern eyngenommen. Den 28. May sind etliche Spanier zu Chur auffgebrochen / vnd auff Malix in Churwalden / in hoffnung ein grosse Beuth zubekommen / gezogen / sie sind aber dermassen empfangen worden / daß sie mit verlust 11. Personen zurück weichen müssen. Nachdem sie aber vnder Malix zum Creutz vnd Städeli genambt / etliche Häuser vnd Ställ in Brand gesteckt / vnnd sich widerumb erholet / haben sie auff ein newes die Prettigäwer angegriffen / vnd deren in die fünff darunder der Landschreiber Vlrich Bul gewesen / erschlagen. Denselben Tag hat man zu Jenins 3. lassen erschiessen / welche auß befelch deß Obristen Baldirons / Trimmis in Brand stecken sollen / aber vor der That ergriffen worden. Chur von den Brettigäwern belägert vnd erobert. Nach eroberung dieses vesten Passes / ist Obrister Hans Peter Guler mit seinem Fahnen / wie auch mit jhme die von Alvenew / Porpon / Churwalden vnd Malix / vnd hiemit in die 6. Fahnen / auff Chur zugezogen / vnnd haben in der Nacht den Mittenberg ob Chur zur lincken Hand gegen S. Luci vnnd deß Bischoffs Hoff / in solcher Eyl vnd Stille / eingenommen / daß solches die Spanier in der Statt allererst am Morgen vmb 7. Vhr gewahr worden / darüber sie dergestalt erschrocken / daß sie nicht gewust / wo sie wehren sollen. Es ist auch den 30. May der General von Salis / nach dem er die Steyg vnd andere Plätz der Orten wol versehen / mit einem weissen Fahnen / beneben den Schirseren / wie auch den Herrschafft Leuthen der Statt Chur zugezogen / vnnd dieselbig gegen Masans belägert / wie sie dann auch bey dem Teych neben dem Hoff vnd beym vndern Thor / sich starck verschantzet / sonderlich aber bey S. Anthoni gegen Malix. Summa sie sind nahe zur Stattkommen / daß sie mit Muß quetten gar wol einander erreichen mögen. Vnd hat sich dazumahl ein sonderlich Miracul erzeigt: In deme alß man lang getrachtet / wie man jhnen den Mühlbach abschneiden / vnd man jnen gleich wie zu Meyenfeld das Mahlen benehmen könne / da etliche solches für vnmüglich hielten / andere achtend viel Zeit / Mühe vnd Arbeit / auch Volck erfordern werde / ist in allem disputiren ein Ruffi vom Berg hinab gefallen / vnd hat den Mühlbach ohn einiges Menschen zuthun / den Churern abgeschnitten. Es haben auch die vor der Statt jnen bey nahe alle Brunnen / einen allein außgenommen / abgegraben. Vnd nachdem etliche Spanier von den Pündnern in der Statt erschossen / auch ein klein Feldstücklein in das Rathhauß abgangen / da haben sie begehrt zu parlamentiren / vnnd darauff hinauß in das Läger abgeordnet / Hauptmann Andream von Salis / Zunfftmeisteren Erhart Meggiern vnnd ein Burger / mit begehren / man wölle ein Anstand machen / vnnd der Statt weiters nicht zurucken. Gleiches hat selbiger stund Johann Paul deß Frantzösischen Ambassadors Dolmetsch vnd Secretari / im nahmen seines Principalen auch gar ernstlich begehrt / es ist aber jhnen geantwortet worden / wann das frembde Kriegsvolck auß dem Land zöge / so wölle man alsdann thun was möglich / weiln man mehr als zu offt betrogen worden. Als aber die Statt allenthalben vberhöcht / vnd die Bürgerschafft gesehen / daß jhre Mitverpündeten gelegenheit genug gehabt / die Statt / vnd mit derselben auch die gantze Bürgerschaff / außzureuten vnd zuverbrennen / da haben sie widerumb begehret zu parlamentiren. Vnd nach dem man auff beyden Seithen allerley Conditionen vorgeschlagen / hat man sich nit vergleichen können / dann der gemeine Mann einmahlen den Balderon haben / vnd jhne wie er mit seinem Tyrannischen Wesen wol verdienet / mit Prüglen todt schlagen wöllen. Es haben aber die Hauptleut vnd Soldaten in Chur sich dessen zum allerhöchsten beschwert / mit gethaner runder Erklärung / daß sie eher all jhr Leben dahinden lassen / dann jhren Obristen / welchs sie gegen Jhr Hochfürstl. Durchl. nicht verantworten köndten / vber geben. Der gemeine Mann / als deme die grosse vnbilliche Trangsalen noch in frischer Gedächtnuß waren / wolten einmahl bey diesem Artickel verbleiben. Darauff haben endlichen der Bischoff vnnd Thumb Capitel / wie auch ein Rath vnd Bürgerschafft / auff bitt deß Obristen Balderons / diß Temperament erfunden / so man dem Balderon sein Leben friste / so wölle man ver- Broßwalder gleiches bitten lassen. Wiewol nun allerhand Bedenckens eingefallen / daß man den Soldaten weder willfahren können noch sollen / hat doch endlich deß Graffen / alß der jederzeit der zehen Gerichten günstiger Herr vnd lieber Nachbawr gewesen / Intercession: daß der Feind allenthalben herbey geruckt / so viel vermöcht / daß man dem Feind erlaubt mit fliegendem Fahnen / Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren / was jhr eygen / so ferrn den Bürgern / Manns vnd Weibspersonen in der Statt / am Leben vnd an Ehren kein Leid zugefügt worden / abzuziehen / wie dann auch das / was sie erbeutet in der Statt gelassen würde: sind also diese Artickel eingangen / vnd beyderseits durch Geisel bestetigt worden. Vnd ist die Besatzung den 23. May / in die 850. starck / mit 157. Huren (oder Eheweiber) nach dem sie versprochen wider gemeine drey Pünd nicht mehr zu dienen / vber die Steyg vnd auß dem Land gezogen. Die Prettigäwer / nach dem sie in die Statt kommen / haben zuvorderst in der Kirchen Gott vmb die Victorj gedancket. Meyenfeld mit Accord den Prettigäwern vbergeben. Den 17. May nach eroberung Meyenfeld / alß man berichtet / daß vnder dem Graffen Cerbellone 600. Spanier den festen vnd engen Paß Tieffencasten genannt / eingenommen vnd befestiget / ist Obrister Hans Peter Guler vber Davoß / Hauptmann Steffan Tyß mit seinem Volck / durch Tomleska durch einen Berg auff Tieffencasten zugezogen / vnd denselbigen Paß belägert / auch so bald den Spaniern mit einem Salveschuß jhr Ankunfft zu wissen gemacht / darüber sie / alß die vermeint / die Bundtsleuth mit der gantzen Armee vorhanden seyn / mit Sack vnnd Pack begehrt abzuziehen / welches so bald jhnen vergönnt / auch sie darauff an die Frontieren der Graffschafft Cleven begleitet worden. Tieffen Castell von Prettigäwern eyngenommen. Den 28. May sind etliche Spanier zu Chur auffgebrochen / vnd auff Malix in Churwalden / in hoffnung ein grosse Beuth zubekommen / gezogen / sie sind aber dermassen empfangen worden / daß sie mit verlust 11. Personen zurück weichen müssen. Nachdem sie aber vnder Malix zum Creutz vnd Städeli genambt / etliche Häuser vnd Ställ in Brand gesteckt / vnnd sich widerumb erholet / haben sie auff ein newes die Prettigäwer angegriffen / vnd deren in die fünff darunder der Landschreiber Vlrich Bul gewesen / erschlagen. Denselben Tag hat man zu Jenins 3. lassen erschiessen / welche auß befelch deß Obristen Baldirons / Trimmis in Brand stecken sollen / aber vor der That ergriffen worden. Chur von den Brettigäwern belägert vnd erobert. Nach eroberung dieses vesten Passes / ist Obrister Hans Peter Guler mit seinem Fahnen / wie auch mit jhme die von Alvenew / Porpon / Churwalden vnd Malix / vnd hiemit in die 6. Fahnen / auff Chur zugezogen / vnnd haben in der Nacht den Mittenberg ob Chur zur lincken Hand gegen S. Luci vnnd deß Bischoffs Hoff / in solcher Eyl vnd Stille / eingenommen / daß solches die Spanier in der Statt allererst am Morgen vmb 7. Vhr gewahr worden / darüber sie dergestalt erschrocken / daß sie nicht gewust / wo sie wehren sollen. Es ist auch den 30. May der General von Salis / nach dem er die Steyg vnd andere Plätz der Orten wol versehen / mit einem weissen Fahnen / beneben den Schirseren / wie auch den Herrschafft Leuthen der Statt Chur zugezogen / vnnd dieselbig gegen Masans belägert / wie sie dañ auch bey dem Teych neben dem Hoff vnd beym vndern Thor / sich starck verschantzet / sonderlich aber bey S. Anthoni gegen Malix. Summa sie sind nahe zur Stattkommen / daß sie mit Muß quetten gar wol einander erreichen mögen. Vnd hat sich dazumahl ein sonderlich Miracul erzeigt: In deme alß man lang getrachtet / wie man jhnen den Mühlbach abschneiden / vnd man jnen gleich wie zu Meyenfeld das Mahlen benehmen könne / da etliche solches für vnmüglich hielten / andere achtend viel Zeit / Mühe vnd Arbeit / auch Volck erfordern werde / ist in allem disputiren ein Ruffi vom Berg hinab gefallen / vñ hat den Mühlbach ohn einiges Menschen zuthun / den Churern abgeschnitten. Es haben auch die vor der Statt jnen bey nahe alle Brunnen / einen allein außgenommen / abgegraben. Vnd nachdem etliche Spanier von den Pündnern in der Statt erschossen / auch ein klein Feldstücklein in das Rathhauß abgangen / da haben sie begehrt zu parlamentiren / vnnd darauff hinauß in das Läger abgeordnet / Hauptmann Andream von Salis / Zunfftmeisteren Erhart Meggiern vnnd ein Burger / mit begehren / man wölle ein Anstand machen / vnnd der Statt weiters nicht zurucken. Gleiches hat selbiger stund Johann Paul deß Frantzösischen Ambassadors Dolmetsch vnd Secretari / im nahmen seines Principalen auch gar ernstlich begehrt / es ist aber jhnen geantwortet worden / wann das frembde Kriegsvolck auß dem Land zöge / so wölle man alsdann thun was möglich / weiln man mehr als zu offt betrogen worden. Als aber die Statt allenthalben vberhöcht / vnd die Bürgerschafft gesehen / daß jhre Mitverpündeten gelegenheit genug gehabt / die Statt / vnd mit derselben auch die gantze Bürgerschaff / außzureuten vnd zuverbrennen / da haben sie widerumb begehret zu parlamentiren. Vnd nach dem man auff beyden Seithen allerley Conditionen vorgeschlagen / hat man sich nit vergleichen können / dann der gemeine Mann einmahlen den Balderon haben / vnd jhne wie er mit seinem Tyrannischen Wesen wol verdienet / mit Prüglen todt schlagen wöllen. Es haben aber die Hauptleut vnd Soldaten in Chur sich dessen zum allerhöchsten beschwert / mit gethaner runder Erklärung / daß sie eher all jhr Leben dahinden lassen / dann jhren Obristen / welchs sie gegen Jhr Hochfürstl. Durchl. nicht verantworten köndten / vber geben. Der gemeine Mann / als deme die grosse vnbilliche Trangsalen noch in frischer Gedächtnuß waren / wolten einmahl bey diesem Artickel verbleiben. Darauff haben endlichen der Bischoff vnnd Thumb Capitel / wie auch ein Rath vnd Bürgerschafft / auff bitt deß Obristen Balderons / diß Temperament erfunden / so man dem Balderon sein Leben friste / so wölle man ver- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0904" n="797"/> Broßwalder gleiches bitten lassen. Wiewol nun allerhand Bedenckens eingefallen / daß man den Soldaten weder willfahren können noch sollen / hat doch endlich deß Graffen / alß der jederzeit der zehen Gerichten günstiger Herr vnd lieber Nachbawr gewesen / Intercession: daß der Feind allenthalben herbey geruckt / so viel vermöcht / daß man dem Feind erlaubt mit fliegendem Fahnen / Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren / was jhr eygen / so ferrn den Bürgern / Manns vnd Weibspersonen in der Statt / am Leben vnd an Ehren kein Leid zugefügt worden / abzuziehen / wie dann auch das / was sie erbeutet in der Statt gelassen würde: sind also diese Artickel eingangen / vnd beyderseits durch Geisel bestetigt worden. Vnd ist die Besatzung den 23. May / in die 850. starck / mit 157. Huren (oder Eheweiber) nach dem sie versprochen wider gemeine drey Pünd nicht mehr zu dienen / vber die Steyg vnd auß dem Land gezogen. Die Prettigäwer / nach dem sie in die Statt kommen / haben zuvorderst in der Kirchen Gott vmb die Victorj gedancket.</p> <p><note place="left">Meyenfeld mit Accord den Prettigäwern vbergeben.</note> Den 17. May nach eroberung Meyenfeld / alß man berichtet / daß vnder dem Graffen Cerbellone 600. Spanier den festen vnd engen Paß Tieffencasten genannt / eingenommen vnd befestiget / ist Obrister Hans Peter Guler vber Davoß / Hauptmann Steffan Tyß mit seinem Volck / durch Tomleska durch einen Berg auff Tieffencasten zugezogen / vnd denselbigen Paß belägert / auch so bald den Spaniern mit einem Salveschuß jhr Ankunfft zu wissen gemacht / darüber sie / alß die vermeint / die Bundtsleuth mit der gantzen Armee vorhanden seyn / mit Sack vnnd Pack begehrt abzuziehen / welches so bald jhnen vergönnt / auch sie darauff an die Frontieren der Graffschafft Cleven begleitet worden.</p> <p><note place="left">Tieffen Castell von Prettigäwern eyngenommen.</note> Den 28. May sind etliche Spanier zu Chur auffgebrochen / vnd auff Malix in Churwalden / in hoffnung ein grosse Beuth zubekommen / gezogen / sie sind aber dermassen empfangen worden / daß sie mit verlust 11. Personen zurück weichen müssen. Nachdem sie aber vnder Malix zum Creutz vnd Städeli genambt / etliche Häuser vnd Ställ in Brand gesteckt / vnnd sich widerumb erholet / haben sie auff ein newes die Prettigäwer angegriffen / vnd deren in die fünff darunder der Landschreiber Vlrich Bul gewesen / erschlagen.</p> <p>Denselben Tag hat man zu Jenins 3. lassen erschiessen / welche auß befelch deß Obristen Baldirons / Trimmis in Brand stecken sollen / aber vor der That ergriffen worden.</p> <p><note place="left">Chur von den Brettigäwern belägert vnd erobert.</note> Nach eroberung dieses vesten Passes / ist Obrister Hans Peter Guler mit seinem Fahnen / wie auch mit jhme die von Alvenew / Porpon / Churwalden vnd Malix / vnd hiemit in die 6. Fahnen / auff Chur zugezogen / vnnd haben in der Nacht den Mittenberg ob Chur zur lincken Hand gegen S. Luci vnnd deß Bischoffs Hoff / in solcher Eyl vnd Stille / eingenommen / daß solches die Spanier in der Statt allererst am Morgen vmb 7. Vhr gewahr worden / darüber sie dergestalt erschrocken / daß sie nicht gewust / wo sie wehren sollen. Es ist auch den 30. May der General von Salis / nach dem er die Steyg vnd andere Plätz der Orten wol versehen / mit einem weissen Fahnen / beneben den Schirseren / wie auch den Herrschafft Leuthen der Statt Chur zugezogen / vnnd dieselbig gegen Masans belägert / wie sie dañ auch bey dem Teych neben dem Hoff vnd beym vndern Thor / sich starck verschantzet / sonderlich aber bey S. Anthoni gegen Malix. Summa sie sind nahe zur Stattkommen / daß sie mit Muß quetten gar wol einander erreichen mögen. Vnd hat sich dazumahl ein sonderlich Miracul erzeigt: In deme alß man lang getrachtet / wie man jhnen den Mühlbach abschneiden / vnd man jnen gleich wie zu Meyenfeld das Mahlen benehmen könne / da etliche solches für vnmüglich hielten / andere achtend viel Zeit / Mühe vnd Arbeit / auch Volck erfordern werde / ist in allem disputiren ein Ruffi vom Berg hinab gefallen / vñ hat den Mühlbach ohn einiges Menschen zuthun / den Churern abgeschnitten. Es haben auch die vor der Statt jnen bey nahe alle Brunnen / einen allein außgenommen / abgegraben. Vnd nachdem etliche Spanier von den Pündnern in der Statt erschossen / auch ein klein Feldstücklein in das Rathhauß abgangen / da haben sie begehrt zu parlamentiren / vnnd darauff hinauß in das Läger abgeordnet / Hauptmann Andream von Salis / Zunfftmeisteren Erhart Meggiern vnnd ein Burger / mit begehren / man wölle ein Anstand machen / vnnd der Statt weiters nicht zurucken. Gleiches hat selbiger stund Johann Paul deß Frantzösischen Ambassadors Dolmetsch vnd Secretari / im nahmen seines Principalen auch gar ernstlich begehrt / es ist aber jhnen geantwortet worden / wann das frembde Kriegsvolck auß dem Land zöge / so wölle man alsdann thun was möglich / weiln man mehr als zu offt betrogen worden.</p> <p>Als aber die Statt allenthalben vberhöcht / vnd die Bürgerschafft gesehen / daß jhre Mitverpündeten gelegenheit genug gehabt / die Statt / vnd mit derselben auch die gantze Bürgerschaff / außzureuten vnd zuverbrennen / da haben sie widerumb begehret zu parlamentiren. Vnd nach dem man auff beyden Seithen allerley Conditionen vorgeschlagen / hat man sich nit vergleichen können / dann der gemeine Mann einmahlen den Balderon haben / vnd jhne wie er mit seinem Tyrannischen Wesen wol verdienet / mit Prüglen todt schlagen wöllen. Es haben aber die Hauptleut vnd Soldaten in Chur sich dessen zum allerhöchsten beschwert / mit gethaner runder Erklärung / daß sie eher all jhr Leben dahinden lassen / dann jhren Obristen / welchs sie gegen Jhr Hochfürstl. Durchl. nicht verantworten köndten / vber geben. Der gemeine Mann / als deme die grosse vnbilliche Trangsalen noch in frischer Gedächtnuß waren / wolten einmahl bey diesem Artickel verbleiben. Darauff haben endlichen der Bischoff vnnd Thumb Capitel / wie auch ein Rath vnd Bürgerschafft / auff bitt deß Obristen Balderons / diß Temperament erfunden / so man dem Balderon sein Leben friste / so wölle man ver- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [797/0904]
Broßwalder gleiches bitten lassen. Wiewol nun allerhand Bedenckens eingefallen / daß man den Soldaten weder willfahren können noch sollen / hat doch endlich deß Graffen / alß der jederzeit der zehen Gerichten günstiger Herr vnd lieber Nachbawr gewesen / Intercession: daß der Feind allenthalben herbey geruckt / so viel vermöcht / daß man dem Feind erlaubt mit fliegendem Fahnen / Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren / was jhr eygen / so ferrn den Bürgern / Manns vnd Weibspersonen in der Statt / am Leben vnd an Ehren kein Leid zugefügt worden / abzuziehen / wie dann auch das / was sie erbeutet in der Statt gelassen würde: sind also diese Artickel eingangen / vnd beyderseits durch Geisel bestetigt worden. Vnd ist die Besatzung den 23. May / in die 850. starck / mit 157. Huren (oder Eheweiber) nach dem sie versprochen wider gemeine drey Pünd nicht mehr zu dienen / vber die Steyg vnd auß dem Land gezogen. Die Prettigäwer / nach dem sie in die Statt kommen / haben zuvorderst in der Kirchen Gott vmb die Victorj gedancket.
Den 17. May nach eroberung Meyenfeld / alß man berichtet / daß vnder dem Graffen Cerbellone 600. Spanier den festen vnd engen Paß Tieffencasten genannt / eingenommen vnd befestiget / ist Obrister Hans Peter Guler vber Davoß / Hauptmann Steffan Tyß mit seinem Volck / durch Tomleska durch einen Berg auff Tieffencasten zugezogen / vnd denselbigen Paß belägert / auch so bald den Spaniern mit einem Salveschuß jhr Ankunfft zu wissen gemacht / darüber sie / alß die vermeint / die Bundtsleuth mit der gantzen Armee vorhanden seyn / mit Sack vnnd Pack begehrt abzuziehen / welches so bald jhnen vergönnt / auch sie darauff an die Frontieren der Graffschafft Cleven begleitet worden.
Meyenfeld mit Accord den Prettigäwern vbergeben. Den 28. May sind etliche Spanier zu Chur auffgebrochen / vnd auff Malix in Churwalden / in hoffnung ein grosse Beuth zubekommen / gezogen / sie sind aber dermassen empfangen worden / daß sie mit verlust 11. Personen zurück weichen müssen. Nachdem sie aber vnder Malix zum Creutz vnd Städeli genambt / etliche Häuser vnd Ställ in Brand gesteckt / vnnd sich widerumb erholet / haben sie auff ein newes die Prettigäwer angegriffen / vnd deren in die fünff darunder der Landschreiber Vlrich Bul gewesen / erschlagen.
Tieffen Castell von Prettigäwern eyngenommen. Denselben Tag hat man zu Jenins 3. lassen erschiessen / welche auß befelch deß Obristen Baldirons / Trimmis in Brand stecken sollen / aber vor der That ergriffen worden.
Nach eroberung dieses vesten Passes / ist Obrister Hans Peter Guler mit seinem Fahnen / wie auch mit jhme die von Alvenew / Porpon / Churwalden vnd Malix / vnd hiemit in die 6. Fahnen / auff Chur zugezogen / vnnd haben in der Nacht den Mittenberg ob Chur zur lincken Hand gegen S. Luci vnnd deß Bischoffs Hoff / in solcher Eyl vnd Stille / eingenommen / daß solches die Spanier in der Statt allererst am Morgen vmb 7. Vhr gewahr worden / darüber sie dergestalt erschrocken / daß sie nicht gewust / wo sie wehren sollen. Es ist auch den 30. May der General von Salis / nach dem er die Steyg vnd andere Plätz der Orten wol versehen / mit einem weissen Fahnen / beneben den Schirseren / wie auch den Herrschafft Leuthen der Statt Chur zugezogen / vnnd dieselbig gegen Masans belägert / wie sie dañ auch bey dem Teych neben dem Hoff vnd beym vndern Thor / sich starck verschantzet / sonderlich aber bey S. Anthoni gegen Malix. Summa sie sind nahe zur Stattkommen / daß sie mit Muß quetten gar wol einander erreichen mögen. Vnd hat sich dazumahl ein sonderlich Miracul erzeigt: In deme alß man lang getrachtet / wie man jhnen den Mühlbach abschneiden / vnd man jnen gleich wie zu Meyenfeld das Mahlen benehmen könne / da etliche solches für vnmüglich hielten / andere achtend viel Zeit / Mühe vnd Arbeit / auch Volck erfordern werde / ist in allem disputiren ein Ruffi vom Berg hinab gefallen / vñ hat den Mühlbach ohn einiges Menschen zuthun / den Churern abgeschnitten. Es haben auch die vor der Statt jnen bey nahe alle Brunnen / einen allein außgenommen / abgegraben. Vnd nachdem etliche Spanier von den Pündnern in der Statt erschossen / auch ein klein Feldstücklein in das Rathhauß abgangen / da haben sie begehrt zu parlamentiren / vnnd darauff hinauß in das Läger abgeordnet / Hauptmann Andream von Salis / Zunfftmeisteren Erhart Meggiern vnnd ein Burger / mit begehren / man wölle ein Anstand machen / vnnd der Statt weiters nicht zurucken. Gleiches hat selbiger stund Johann Paul deß Frantzösischen Ambassadors Dolmetsch vnd Secretari / im nahmen seines Principalen auch gar ernstlich begehrt / es ist aber jhnen geantwortet worden / wann das frembde Kriegsvolck auß dem Land zöge / so wölle man alsdann thun was möglich / weiln man mehr als zu offt betrogen worden.
Chur von den Brettigäwern belägert vnd erobert. Als aber die Statt allenthalben vberhöcht / vnd die Bürgerschafft gesehen / daß jhre Mitverpündeten gelegenheit genug gehabt / die Statt / vnd mit derselben auch die gantze Bürgerschaff / außzureuten vnd zuverbrennen / da haben sie widerumb begehret zu parlamentiren. Vnd nach dem man auff beyden Seithen allerley Conditionen vorgeschlagen / hat man sich nit vergleichen können / dann der gemeine Mann einmahlen den Balderon haben / vnd jhne wie er mit seinem Tyrannischen Wesen wol verdienet / mit Prüglen todt schlagen wöllen. Es haben aber die Hauptleut vnd Soldaten in Chur sich dessen zum allerhöchsten beschwert / mit gethaner runder Erklärung / daß sie eher all jhr Leben dahinden lassen / dann jhren Obristen / welchs sie gegen Jhr Hochfürstl. Durchl. nicht verantworten köndten / vber geben. Der gemeine Mann / als deme die grosse vnbilliche Trangsalen noch in frischer Gedächtnuß waren / wolten einmahl bey diesem Artickel verbleiben. Darauff haben endlichen der Bischoff vnnd Thumb Capitel / wie auch ein Rath vnd Bürgerschafft / auff bitt deß Obristen Balderons / diß Temperament erfunden / so man dem Balderon sein Leben friste / so wölle man ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |