Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Den 15. April. faßten die Prettigäwer einen Rathschlag / wie das angefangene Defensionswesen zu continuiren / schrieben deßwegen so bald auff Davos / zum Closter / in Schanfick / vnnd Chur Walden berichten dieselben / auß was erheblichen / auch hochnothtringenden Motiven vnnd Vrsachen sie bewegt worden Gewalt mit Gewalt zuvertreiben / vnd das Joch der Dienstbarkeit ab jhnen zuschütten / mit Vermeldung wie Gott so wunderbar jren Anschlag / vnd angefangene Defension gesegnet habe. Vnd weiln die Sach nicht ein Privat / sondern gantz gemeine Sach seye / als die Pündt mit einander berühre / so wölle jhnen / laut zusammenhabender ewigen Verein / gebühren / jhnen eylends beyzuspringen / vnd in einer so billigen vnd gerechten Sach sie nicht zuverlassen. Wiewol nun oberzehlte Gerichte solchen Proceß / sonderlichen / daß die zwey Gericht allein / ein so weitaußsehend Werck ohne Rath / vnd zuziehen der vbrigen Gerichten angefangen / nicht fast gebilliget: So sind doch die Davoser / vnd Closterer so bald auffgebrochen / vnd den Prettigäwern in die Herrschafft zugezogen. Die Schanficker / vnd Chur Walder aber / weiln sie den grossen Gewalt deß Baldirons besorgeten / sind daheim verblieben. So sind auch der mehrertheil der Bürger / so auß der Statt Mayenfeldt kommen können / zu den Prettigäwern gestossen / vnd bey jhnen zu leben vnd zu sterben sich anerbotten. So bald die Davoser vnnd Closterer zu den Prettigäwern kommen / haben sie mit gemeinem Rath vnd belieben aller anwesenden ein Kriegsrath verordnet / vnd jhme den Gewalt geben / vber dieses Kriegswesen zu rahten / gebieten / vnd schaffen was dem Vatterland möge nutzlich / vnd ersprießlich sey. Selbigen Tags haben die Prettigäwer in die 30. Landsknecht / so sie den vorgehenden Tag gefangen / nach der Steig geführt / vnnd mit ernstlichen Trewworten / auch Prügelbryen dahin gehalten / daß sie die Schantz / so der Feind im Novembri verwichenes 1621. Jahrs schleissen lassen / widerumb müssen auffbawen: in die 23. haben sich der Arbeit willig vnderfangen / vnd inner 14. Tagen ein soches Werck / daß man sich bessen verwundert verricht vnd vollendet: Jhrer sieben aber haben sich gewidert: sind deßwegen mit Prügeln zu todt geschlagen worden. Eben desselbigen Tags sind die Prettigäwer vnd Herrschafft Leut in die Vorstatt Mayenfeldt gefallen / vnd haben dieselbige eingenommen. Als nun der Feind solches vermerckt / ist er in den Kirchthurn / auff das Chor / die Rinckmawren / auch Häuser gestiegen / vnnd starck auff sie geschossen. Es ist aber nur einer vnder den Prettigäwern auff dem Platz geblieben / hergegen drey Landsknecht vber die Rinckmawer hinunder gestürtzt worden. Weiln aber die Pundtleut kein groß Geschütz / der Feind auch sie vberhöcht vnnd mit grossen Doppelhacken vnder sie geschossen / auch der Pündtnern ein geringe Anzahl gewesen / haben sie die Vorstatt widerumb müssen verlassen. Darauff der Feind auß der Statt gefallen / den Soldaten alles zu plündern vberlassen / vnd ein groß Gut von Mobilien / Haußrath vnd andern Sachen in die Statt gebracht / etc. Die in der Schantz ob Castels haben diesen Tag auch nicht gefeyret / sondern mit jren Handrohren / so sie ein gut weil im Stroh vnd Hew verborgen / vnd anjetzo widerumb herfür gesucht haben / hinab geschossen / zween erlegt / vnd jhrer viel verwundt: hingegen ist auff dieser seiten einer erschossen worden. Denselbigen Tag hat der Feind vber die Steinklippen einen hinunder gelassen mit Brieffen / in welchen der Baldiron jhres Zustands berichtet wurde / vnd wie es jnen vnmöglich / sich weiter wo kein Entsatz vorhanden / auffzuhalten / klagten jhr Noth / vnd begerten eylende Hülff. Es ist aber der Bott zu Genatz ergriffen / die Brieff eröffnet / abgelesen / vnd in die Schantz geschickt worden. Solches als der Feind im Schloß vernommen / erbietet er sich an zu Parlamentiren: Im fall man jhme mit Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren wölle abziehen lassen / wolle er das Schloß verlassen / vnd so bald darvon vnd auß dem Land sich machen / rc. Aber es ist jhm rund abgeschlagen worden: mit vermelden / da sie ohne Wehr vnnd Waffen an einem Stecken abziehen wolten / hette man sich darüber zubedencken. Darauff sind folgende Conditionen von den Prettigäwern abgestelt / vnnd dem Feind in das Schloß zu ratificiren vberschickt worden. Erstlichen / so sollen die Soldaten alle Wehr vnd Waffen von sich legen / mit einem Stecken in der Hand abziehen / vnd vber die Landmarchen in sicherem Geleid convoyiert werden. Soldaten in Castels ergeben sich den Prettigäwern. 2. Sie sollen schweren / nimmermehr wider gemein drey Pündt zu kriegen. 3. Sie sollen by Jhr. Hoch fürstl. Durchl. erhalten vnd zuwegen bringen / daß zwischen beyden Partheyen ein General Perdon angestellt / die Zusetzer auß dem Land abgefordert / vnd alles widerumb in vorigen Standt gesetzt / etc. 4. So wöllen sie hergegen Jhr. Hochfürstl. Durchl. jura, vnd gerechtsame / so man dieser Orten rüwiglich besessen / auch manuteniren / vnnd handhaben. Wiewol nun der dritte Artickel weber in der Soldaten / noch deß Landvogts Gewalt gestanden / denselben anzunemmen / oder angeloben / viel weniger etwas zuverheissen / so haben sie doch (als die sich schon resolvirt lieber im blossen Hembd abzuziehen dann ferrner belägert seyn) die Articul alle eingegangen / allein den ersten haben sie etwas zu miltern gantz ernstlich gebetten / nemblich man solle die Soldaten mit Seitenwehren / vnd etliche der Befelchshaber mit Oberwehren lassen abziehen / so wolten sie die vbrigen Conditionen alle halten. In welcher Bitt die Prettigäwer / in Betrachtung der vnmenschlichen an jnen verübten Tyranney / auch vielfältigen Spots / Obermuths / Muthwillens / dem Feind lang nicht will fahren wöllen / vnd were jhme auch nicht will fahret worden / wo nicht Landvogt Trawers / welcher wegen seiner Freundlichkeit den frommen Leuthen lieb vnd angenehm Den 15. April. faßten die Prettigäwer einen Rathschlag / wie das angefangene Defensionswesen zu continuiren / schrieben deßwegen so bald auff Davos / zum Closter / in Schanfick / vnnd Chur Walden berichten dieselben / auß was erheblichen / auch hochnothtringenden Motiven vnnd Vrsachen sie bewegt worden Gewalt mit Gewalt zuvertreiben / vnd das Joch der Dienstbarkeit ab jhnen zuschütten / mit Vermeldung wie Gott so wunderbar jren Anschlag / vnd angefangene Defension gesegnet habe. Vnd weiln die Sach nicht ein Privat / sondern gantz gemeine Sach seye / als die Pündt mit einander berühre / so wölle jhnen / laut zusammenhabender ewigen Verein / gebühren / jhnen eylends beyzuspringen / vnd in einer so billigen vnd gerechten Sach sie nicht zuverlassen. Wiewol nun oberzehlte Gerichte solchen Proceß / sonderlichen / daß die zwey Gericht allein / ein so weitaußsehend Werck ohne Rath / vnd zuziehen der vbrigen Gerichten angefangen / nicht fast gebilliget: So sind doch die Davoser / vnd Closterer so bald auffgebrochen / vnd den Prettigäwern in die Herrschafft zugezogen. Die Schanficker / vnd Chur Walder aber / weiln sie den grossen Gewalt deß Baldirons besorgeten / sind daheim verblieben. So sind auch der mehrertheil der Bürger / so auß der Statt Mayenfeldt kommen können / zu den Prettigäwern gestossen / vnd bey jhnen zu leben vnd zu sterben sich anerbotten. So bald die Davoser vnnd Closterer zu den Prettigäwern kommen / haben sie mit gemeinem Rath vnd belieben aller anwesenden ein Kriegsrath verordnet / vnd jhme den Gewalt geben / vber dieses Kriegswesen zu rahten / gebieten / vnd schaffen was dem Vatterland möge nutzlich / vnd ersprießlich sey. Selbigen Tags haben die Prettigäwer in die 30. Landsknecht / so sie den vorgehenden Tag gefangen / nach der Steig geführt / vnnd mit ernstlichen Trewworten / auch Prügelbryen dahin gehalten / daß sie die Schantz / so der Feind im Novembri verwichenes 1621. Jahrs schleissen lassen / widerumb müssen auffbawen: in die 23. haben sich der Arbeit willig vnderfangen / vnd inner 14. Tagen ein soches Werck / daß man sich bessen verwundert verricht vnd vollendet: Jhrer sieben aber haben sich gewidert: sind deßwegen mit Prügeln zu todt geschlagen worden. Eben desselbigen Tags sind die Prettigäwer vnd Herrschafft Leut in die Vorstatt Mayenfeldt gefallen / vnd haben dieselbige eingenommen. Als nun der Feind solches vermerckt / ist er in den Kirchthurn / auff das Chor / die Rinckmawren / auch Häuser gestiegen / vnnd starck auff sie geschossen. Es ist aber nur einer vnder den Prettigäwern auff dem Platz geblieben / hergegen drey Landsknecht vber die Rinckmawer hinunder gestürtzt worden. Weiln aber die Pundtleut kein groß Geschütz / der Feind auch sie vberhöcht vnnd mit grossen Doppelhacken vnder sie geschossen / auch der Pündtnern ein geringe Anzahl gewesen / haben sie die Vorstatt widerumb müssen verlassen. Darauff der Feind auß der Statt gefallen / den Soldaten alles zu plündern vberlassen / vnd ein groß Gut von Mobilien / Haußrath vnd andern Sachen in die Statt gebracht / etc. Die in der Schantz ob Castels haben diesen Tag auch nicht gefeyret / sondern mit jren Handrohren / so sie ein gut weil im Stroh vnd Hew verborgen / vnd anjetzo widerumb herfür gesucht haben / hinab geschossen / zween erlegt / vnd jhrer viel verwundt: hingegen ist auff dieser seiten einer erschossen worden. Denselbigen Tag hat der Feind vber die Steinklippen einen hinunder gelassen mit Brieffen / in welchen der Baldiron jhres Zustands berichtet wurde / vnd wie es jnen vnmöglich / sich weiter wo kein Entsatz vorhanden / auffzuhalten / klagten jhr Noth / vnd begerten eylende Hülff. Es ist aber der Bott zu Genatz ergriffen / die Brieff eröffnet / abgelesen / vnd in die Schantz geschickt wordẽ. Solches als der Feind im Schloß vernommen / erbietet er sich an zu Parlamentiren: Im fall man jhme mit Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren wölle abziehen lassen / wolle er das Schloß verlassen / vnd so bald darvon vnd auß dem Land sich machen / rc. Aber es ist jhm rund abgeschlagen worden: mit vermelden / da sie ohne Wehr vnnd Waffen an einem Stecken abziehen wolten / hette man sich darüber zubedencken. Darauff sind folgende Conditionen von den Prettigäwern abgestelt / vnnd dem Feind in das Schloß zu ratificiren vberschickt worden. Erstlichen / so sollen die Soldaten alle Wehr vnd Waffen von sich legen / mit einem Stecken in der Hand abziehen / vnd vber die Landmarchen in sicherem Geleid convoyiert werden. Soldaten in Castels ergeben sich den Prettigäwern. 2. Sie sollen schweren / nimmermehr wider gemein drey Pündt zu kriegen. 3. Sie sollen by Jhr. Hoch fürstl. Durchl. erhalten vnd zuwegen bringen / daß zwischen beydẽ Partheyen ein General Perdon angestellt / die Zusetzer auß dem Land abgefordert / vnd alles widerumb in vorigen Standt gesetzt / etc. 4. So wöllen sie hergegen Jhr. Hochfürstl. Durchl. jura, vnd gerechtsame / so man dieser Orten rüwiglich besessen / auch manuteniren / vnnd handhaben. Wiewol nun der dritte Artickel weber in der Soldaten / noch deß Landvogts Gewalt gestanden / denselben anzunemmen / oder angeloben / viel weniger etwas zuverheissen / so haben sie doch (als die sich schon resolvirt lieber im blossen Hembd abzuziehen dann ferrner belägert seyn) die Articul alle eingegangen / allein den ersten haben sie etwas zu miltern gantz ernstlich gebetten / nemblich man solle die Soldaten mit Seitenwehren / vnd etliche der Befelchshaber mit Oberwehren lassen abziehen / so wolten sie die vbrigen Conditionen alle halten. In welcher Bitt die Prettigäwer / in Betrachtung der vnmenschlichen an jnen verübtẽ Tyranney / auch vielfältigẽ Spots / Obermuths / Muthwillens / dem Feind lang nicht will fahren wöllen / vnd were jhme auch nicht will fahret worden / wo nicht Landvogt Trawers / welcher wegen seiner Freundlichkeit den frommen Leuthen lieb vnd angenehm <TEI> <text> <body> <div> <div> <pb facs="#f0893" n="790"/> <p>Den 15. April. faßten die Prettigäwer einen Rathschlag / wie das angefangene Defensionswesen zu continuiren / schrieben deßwegen so bald auff Davos / zum Closter / in Schanfick / vnnd Chur Walden berichten dieselben / auß was erheblichen / auch hochnothtringenden Motiven vnnd Vrsachen sie bewegt worden Gewalt mit Gewalt zuvertreiben / vnd das Joch der Dienstbarkeit ab jhnen zuschütten / mit Vermeldung wie Gott so wunderbar jren Anschlag / vnd angefangene Defension gesegnet habe. Vnd weiln die Sach nicht ein Privat / sondern gantz gemeine Sach seye / als die Pündt mit einander berühre / so wölle jhnen / laut zusammenhabender ewigen Verein / gebühren / jhnen eylends beyzuspringen / vnd in einer so billigen vnd gerechten Sach sie nicht zuverlassen. Wiewol nun oberzehlte Gerichte solchen Proceß / sonderlichen / daß die zwey Gericht allein / ein so weitaußsehend Werck ohne Rath / vnd zuziehen der vbrigen Gerichten angefangen / nicht fast gebilliget: So sind doch die Davoser / vnd Closterer so bald auffgebrochen / vnd den Prettigäwern in die Herrschafft zugezogen. Die Schanficker / vnd Chur Walder aber / weiln sie den grossen Gewalt deß Baldirons besorgeten / sind daheim verblieben. So sind auch der mehrertheil der Bürger / so auß der Statt Mayenfeldt kommen können / zu den Prettigäwern gestossen / vnd bey jhnen zu leben vnd zu sterben sich anerbotten.</p> <p>So bald die Davoser vnnd Closterer zu den Prettigäwern kommen / haben sie mit gemeinem Rath vnd belieben aller anwesenden ein Kriegsrath verordnet / vnd jhme den Gewalt geben / vber dieses Kriegswesen zu rahten / gebieten / vnd schaffen was dem Vatterland möge nutzlich / vnd ersprießlich sey. Selbigen Tags haben die Prettigäwer in die 30. Landsknecht / so sie den vorgehenden Tag gefangen / nach der Steig geführt / vnnd mit ernstlichen Trewworten / auch Prügelbryen dahin gehalten / daß sie die Schantz / so der Feind im Novembri verwichenes 1621. Jahrs schleissen lassen / widerumb müssen auffbawen: in die 23. haben sich der Arbeit willig vnderfangen / vnd inner 14. Tagen ein soches Werck / daß man sich bessen verwundert verricht vnd vollendet: Jhrer sieben aber haben sich gewidert: sind deßwegen mit Prügeln zu todt geschlagen worden.</p> <p>Eben desselbigen Tags sind die Prettigäwer vnd Herrschafft Leut in die Vorstatt Mayenfeldt gefallen / vnd haben dieselbige eingenommen. Als nun der Feind solches vermerckt / ist er in den Kirchthurn / auff das Chor / die Rinckmawren / auch Häuser gestiegen / vnnd starck auff sie geschossen. Es ist aber nur einer vnder den Prettigäwern auff dem Platz geblieben / hergegen drey Landsknecht vber die Rinckmawer hinunder gestürtzt worden. Weiln aber die Pundtleut kein groß Geschütz / der Feind auch sie vberhöcht vnnd mit grossen Doppelhacken vnder sie geschossen / auch der Pündtnern ein geringe Anzahl gewesen / haben sie die Vorstatt widerumb müssen verlassen. Darauff der Feind auß der Statt gefallen / den Soldaten alles zu plündern vberlassen / vnd ein groß Gut von Mobilien / Haußrath vnd andern Sachen in die Statt gebracht / etc.</p> <p>Die in der Schantz ob Castels haben diesen Tag auch nicht gefeyret / sondern mit jren Handrohren / so sie ein gut weil im Stroh vnd Hew verborgen / vnd anjetzo widerumb herfür gesucht haben / hinab geschossen / zween erlegt / vnd jhrer viel verwundt: hingegen ist auff dieser seiten einer erschossen worden.</p> <p>Denselbigen Tag hat der Feind vber die Steinklippen einen hinunder gelassen mit Brieffen / in welchen der Baldiron jhres Zustands berichtet wurde / vnd wie es jnen vnmöglich / sich weiter wo kein Entsatz vorhanden / auffzuhalten / klagten jhr Noth / vnd begerten eylende Hülff. Es ist aber der Bott zu Genatz ergriffen / die Brieff eröffnet / abgelesen / vnd in die Schantz geschickt wordẽ. Solches als der Feind im Schloß vernommen / erbietet er sich an zu Parlamentiren: Im fall man jhme mit Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren wölle abziehen lassen / wolle er das Schloß verlassen / vnd so bald darvon vnd auß dem Land sich machen / rc. Aber es ist jhm rund abgeschlagen worden: mit vermelden / da sie ohne Wehr vnnd Waffen an einem Stecken abziehen wolten / hette man sich darüber zubedencken.</p> <p>Darauff sind folgende Conditionen von den Prettigäwern abgestelt / vnnd dem Feind in das Schloß zu ratificiren vberschickt worden.</p> <p>Erstlichen / so sollen die Soldaten alle Wehr vnd Waffen von sich legen / mit einem Stecken in der Hand abziehen / vnd vber die Landmarchen in sicherem Geleid convoyiert werden.</p> <p><note place="right">Soldaten in Castels ergeben sich den Prettigäwern.</note> 2. Sie sollen schweren / nimmermehr wider gemein drey Pündt zu kriegen.</p> <p>3. Sie sollen by Jhr. Hoch fürstl. Durchl. erhalten vnd zuwegen bringen / daß zwischen beydẽ Partheyen ein General Perdon angestellt / die Zusetzer auß dem Land abgefordert / vnd alles widerumb in vorigen Standt gesetzt / etc.</p> <p>4. So wöllen sie hergegen Jhr. Hochfürstl. Durchl. jura, vnd gerechtsame / so man dieser Orten rüwiglich besessen / auch manuteniren / vnnd handhaben.</p> <p>Wiewol nun der dritte Artickel weber in der Soldaten / noch deß Landvogts Gewalt gestanden / denselben anzunemmen / oder angeloben / viel weniger etwas zuverheissen / so haben sie doch (als die sich schon resolvirt lieber im blossen Hembd abzuziehen dann ferrner belägert seyn) die Articul alle eingegangen / allein den ersten haben sie etwas zu miltern gantz ernstlich gebetten / nemblich man solle die Soldaten mit Seitenwehren / vnd etliche der Befelchshaber mit Oberwehren lassen abziehen / so wolten sie die vbrigen Conditionen alle halten.</p> <p>In welcher Bitt die Prettigäwer / in Betrachtung der vnmenschlichen an jnen verübtẽ Tyranney / auch vielfältigẽ Spots / Obermuths / Muthwillens / dem Feind lang nicht will fahren wöllen / vnd were jhme auch nicht will fahret worden / wo nicht Landvogt Trawers / welcher wegen seiner Freundlichkeit den frommen Leuthen lieb vnd angenehm</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [790/0893]
Den 15. April. faßten die Prettigäwer einen Rathschlag / wie das angefangene Defensionswesen zu continuiren / schrieben deßwegen so bald auff Davos / zum Closter / in Schanfick / vnnd Chur Walden berichten dieselben / auß was erheblichen / auch hochnothtringenden Motiven vnnd Vrsachen sie bewegt worden Gewalt mit Gewalt zuvertreiben / vnd das Joch der Dienstbarkeit ab jhnen zuschütten / mit Vermeldung wie Gott so wunderbar jren Anschlag / vnd angefangene Defension gesegnet habe. Vnd weiln die Sach nicht ein Privat / sondern gantz gemeine Sach seye / als die Pündt mit einander berühre / so wölle jhnen / laut zusammenhabender ewigen Verein / gebühren / jhnen eylends beyzuspringen / vnd in einer so billigen vnd gerechten Sach sie nicht zuverlassen. Wiewol nun oberzehlte Gerichte solchen Proceß / sonderlichen / daß die zwey Gericht allein / ein so weitaußsehend Werck ohne Rath / vnd zuziehen der vbrigen Gerichten angefangen / nicht fast gebilliget: So sind doch die Davoser / vnd Closterer so bald auffgebrochen / vnd den Prettigäwern in die Herrschafft zugezogen. Die Schanficker / vnd Chur Walder aber / weiln sie den grossen Gewalt deß Baldirons besorgeten / sind daheim verblieben. So sind auch der mehrertheil der Bürger / so auß der Statt Mayenfeldt kommen können / zu den Prettigäwern gestossen / vnd bey jhnen zu leben vnd zu sterben sich anerbotten.
So bald die Davoser vnnd Closterer zu den Prettigäwern kommen / haben sie mit gemeinem Rath vnd belieben aller anwesenden ein Kriegsrath verordnet / vnd jhme den Gewalt geben / vber dieses Kriegswesen zu rahten / gebieten / vnd schaffen was dem Vatterland möge nutzlich / vnd ersprießlich sey. Selbigen Tags haben die Prettigäwer in die 30. Landsknecht / so sie den vorgehenden Tag gefangen / nach der Steig geführt / vnnd mit ernstlichen Trewworten / auch Prügelbryen dahin gehalten / daß sie die Schantz / so der Feind im Novembri verwichenes 1621. Jahrs schleissen lassen / widerumb müssen auffbawen: in die 23. haben sich der Arbeit willig vnderfangen / vnd inner 14. Tagen ein soches Werck / daß man sich bessen verwundert verricht vnd vollendet: Jhrer sieben aber haben sich gewidert: sind deßwegen mit Prügeln zu todt geschlagen worden.
Eben desselbigen Tags sind die Prettigäwer vnd Herrschafft Leut in die Vorstatt Mayenfeldt gefallen / vnd haben dieselbige eingenommen. Als nun der Feind solches vermerckt / ist er in den Kirchthurn / auff das Chor / die Rinckmawren / auch Häuser gestiegen / vnnd starck auff sie geschossen. Es ist aber nur einer vnder den Prettigäwern auff dem Platz geblieben / hergegen drey Landsknecht vber die Rinckmawer hinunder gestürtzt worden. Weiln aber die Pundtleut kein groß Geschütz / der Feind auch sie vberhöcht vnnd mit grossen Doppelhacken vnder sie geschossen / auch der Pündtnern ein geringe Anzahl gewesen / haben sie die Vorstatt widerumb müssen verlassen. Darauff der Feind auß der Statt gefallen / den Soldaten alles zu plündern vberlassen / vnd ein groß Gut von Mobilien / Haußrath vnd andern Sachen in die Statt gebracht / etc.
Die in der Schantz ob Castels haben diesen Tag auch nicht gefeyret / sondern mit jren Handrohren / so sie ein gut weil im Stroh vnd Hew verborgen / vnd anjetzo widerumb herfür gesucht haben / hinab geschossen / zween erlegt / vnd jhrer viel verwundt: hingegen ist auff dieser seiten einer erschossen worden.
Denselbigen Tag hat der Feind vber die Steinklippen einen hinunder gelassen mit Brieffen / in welchen der Baldiron jhres Zustands berichtet wurde / vnd wie es jnen vnmöglich / sich weiter wo kein Entsatz vorhanden / auffzuhalten / klagten jhr Noth / vnd begerten eylende Hülff. Es ist aber der Bott zu Genatz ergriffen / die Brieff eröffnet / abgelesen / vnd in die Schantz geschickt wordẽ. Solches als der Feind im Schloß vernommen / erbietet er sich an zu Parlamentiren: Im fall man jhme mit Sack vnd Pack / Ober-vnd Vnderwehren wölle abziehen lassen / wolle er das Schloß verlassen / vnd so bald darvon vnd auß dem Land sich machen / rc. Aber es ist jhm rund abgeschlagen worden: mit vermelden / da sie ohne Wehr vnnd Waffen an einem Stecken abziehen wolten / hette man sich darüber zubedencken.
Darauff sind folgende Conditionen von den Prettigäwern abgestelt / vnnd dem Feind in das Schloß zu ratificiren vberschickt worden.
Erstlichen / so sollen die Soldaten alle Wehr vnd Waffen von sich legen / mit einem Stecken in der Hand abziehen / vnd vber die Landmarchen in sicherem Geleid convoyiert werden.
2. Sie sollen schweren / nimmermehr wider gemein drey Pündt zu kriegen.
Soldaten in Castels ergeben sich den Prettigäwern. 3. Sie sollen by Jhr. Hoch fürstl. Durchl. erhalten vnd zuwegen bringen / daß zwischen beydẽ Partheyen ein General Perdon angestellt / die Zusetzer auß dem Land abgefordert / vnd alles widerumb in vorigen Standt gesetzt / etc.
4. So wöllen sie hergegen Jhr. Hochfürstl. Durchl. jura, vnd gerechtsame / so man dieser Orten rüwiglich besessen / auch manuteniren / vnnd handhaben.
Wiewol nun der dritte Artickel weber in der Soldaten / noch deß Landvogts Gewalt gestanden / denselben anzunemmen / oder angeloben / viel weniger etwas zuverheissen / so haben sie doch (als die sich schon resolvirt lieber im blossen Hembd abzuziehen dann ferrner belägert seyn) die Articul alle eingegangen / allein den ersten haben sie etwas zu miltern gantz ernstlich gebetten / nemblich man solle die Soldaten mit Seitenwehren / vnd etliche der Befelchshaber mit Oberwehren lassen abziehen / so wolten sie die vbrigen Conditionen alle halten.
In welcher Bitt die Prettigäwer / in Betrachtung der vnmenschlichen an jnen verübtẽ Tyranney / auch vielfältigẽ Spots / Obermuths / Muthwillens / dem Feind lang nicht will fahren wöllen / vnd were jhme auch nicht will fahret worden / wo nicht Landvogt Trawers / welcher wegen seiner Freundlichkeit den frommen Leuthen lieb vnd angenehm
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/893>, abgerufen am 25.07.2024. |