Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

grösser / dann man meynen möchte / seye nichts zubehaupten / man habe keine andere Waffen dann Prügel / wenig seyen die jhre Muß queten / so sie vor dem Feind verborgen / mit gebracht haben: der Feind seye dargegen wol versehen / vnd zum besten armirt: seye viel besser man ziehe ab / vnd ein jeder zu seinem Hauß. Dieser Auffbruch könne wol verantwortet werden mit diesem: weil der Feind bey Nacht auß Kübliß vnd andern Orten auffgebrochen / habe man in Sorgen stehen müssen / man würde die Flecken in Brandt stecken / solches zuverhüten / haben sie sich in der Nacht aufgemacht / rc. Man gabe auch dem gemeinen Volck für / die vorgeschlagene Artickel deß Obersten Baldirons können gar leicht folgender gestalt moderirt werden: 1.) man solle die Praedicanten außgenommen zween / auß dem Land abschaffen: 2.) diese zween Praedicanten sollen nicht predigen / sondern allein Kinder tauffen / vnd die Ehen einsegnen: 3.) Man solle der Capuciner Lehr anhören / möge einer derselben glauben oder nicht. Werde doch von der Herrschafft weiters nichts begert / könne auch nichts schaden: 4.) zu der Meß zu gehen werde man niemands zwingen / etc.

In dem nun die bösen Leuth solche vnehrliche Sachen dem gemeinen Mann zumuthen wöllen / vnd auß grosser Frocht beynahe an dem war / daß die Thomisten vnd Schwach gläubige die mehrer Stimm bekommen / da kompt dahero eylends ein Schierscher lauffen der zeiget / wie daß sie deß Tags zwischen 11. vnd 12. Vhren zu Grüsch / Sewiß Prettigäwer suchen jhre Freyheit mit Prügeln wider. vnnd Schiers den Feinden die siegreichen Palmäst vmb die Ohren gegeben / also daß in die 425. todt geblieben / auch der gröste theil in das Wasser die Lanquart geworffen worden / welche alle / weil sie sonsten mehrerntheils gefroren gewesen / vnd für Schiessen / Hawen vnd Stechen sonderliche Künst gekönnet / nit leichtlich hingerichtet werden mögen. Er vermeldet auch / daß zu Schiers in die 50. Soldaten sich in die Kirchen reterirt / vnd als sie entweders auß grossem Schrecken / oder auß Verwahrlosung das Pulver (welches sie sampt aller Munition in der Kirchen verwahrt) angezündet / seye das Gewölb zersprungen / vnd habe die Soldaten / jämmerlich zerschlagen / rc. Darüber die Guthertzigen sehr erfrewet / vnd das Volck mit heller Stimm angeredt: Welcher da wölle dem H. Evangelio / dem wahren Christlichen Glauben / dem vnverfälschten Wort Gottes Beystandt thun / biß auff den letzten Athem / vnd die Freyheit deß geliebten Vatterlands helffen erhalten / der solle es mit der Hand anzeigen / vnd die rechte Hand auffheben. Darauff sie einhelliglich sich mit auf gestreckter Hand zu der Freyheit Leibs vnd der Seelen verbunden / vnd solche jhre Einmütigkeit mit einem frölichen Geschrey / vnd etlich Mußquetenschüssen bestettet: auch so bald auffbrochen / Sie belägern Castels. sich ob dem Schloß Castels gelägert / vnd in der Nacht in Schantz auffgeworffen / auß deren man gerad in das Thor deß Schlosses schiessen / vnd allen Außgang vnd Eingang jhnen benemmen können: Darauff das Wasser jhnen benommen / vnd sich zu dem Anlauff gegen Tag anfangen zurüsten. Am Morgen frühe ist das Lämblein / so zuvor zu Säß jhnen erschienen / widerumb zu jhnen kommen / vnd sich in der Schantz ein gut weil jehen lassen: darüber das Volck widerumb auf ein newes erfrewet worden / haben darauf mit heller Stimm vnd frölichem Hertzen gesungen / Heilig / Heilig / Heilig ist der Herr der Heerscharen / vnd alle Land sind seiner Ehren voll / etc.

Desselbigen Tags als zu Schiers / vnd der Orten oberzehlter massen den Landsknechten die Brügelsuppen angerichtet worden / vnd hiemit Gewalt mit Gewalt vertrieben / da sind die Prettigawer mit der entleibten Soldaten Ober-vnd Vnderwehren naher Malans zugezogen: Im selbigen ist der Obrist Wachtmeister mit Namen Bartholome Adolff Mehr / so ein versuchter dapfferer Soldat / vnd deß Oesterreichischen Kriegsvolck in der Herrschafft Meyen feld Anführer gewesen / der Schloßbrück zu geritten / vnd als vnder wegen jhm etliche Soldaten so Hosen vnd Wammiß / Ober-vnd Vnderwehr von sich geworffen / auch gantz nackend die Lanquart hinab geschwummen / vnd hierdurch jhr Leben salvirt / jhme begegnet / wie es im Schierscher Gericht mit den Soldaten zugegangen / vmbständlich berichtet: ist er so bald widerumb Sporenstreich zurück auff Malans zu mit blossem Wehr geritten / daselbsten mit einem Zetteergeschrey die Soldaten auffgemundert / vnd angezeigt / jhre Brüder im Prettigäw seyen von den Innwohnern erschlagen / gleiches werde jhnen / so sie sich nicht so bald von dannen werden machen / auch geschehen: der Feind seye allernechst bey dem Dorff / es solle ein jeglicher sein Vnder-vnd Oberwehr / Sack vnd Pack ergreiffen vnd Meyenfeldt zu eylen / gleicher Alarm hat sich auch zu Jeminß vnd Fläsch erhaben.

Deßwegen was nur fortkommen können / der Statt vnd Schloß Mayenfeldt zugeloffen / wo sie vnderwegen Bürger vnd Landlent / Weib vnd Kind / Roß vnd Vieh antreffen können / die haben sie mit Gewalt in die Statt getrieben / in die 37. Bürger vnderwegen angetroffen / dieselben / außgenommen Luci Rudi / vnd Wolff von Tug / die sich widersetzt / vnd deßwegen so bald nidergehawen worden / in die Statt gebracht / vnd darbey in die 180. Kühe / viel halb Vieh / vnd Roß. Vnderdessen theilten sich die Prettigäwer: ein theil eylte S. Lucis Steig zu / erschlugen vnd verjagten auch die Wacht / vnd besetzten die Steig / haben auch jhrer viel / so der Steig zugeloffen / vnd naher Guttenberg entweichen wollen / mit jhren Prügeln erlegt / rc. Der ander theil / deren in die 150. gewesen / eylten Wayenfeldt zu / denen Landsknechten vorzukommen / vnd dieselbe anzugreiffen. Es haben aber ein theil derselben sich vnder Jennins ob dem Herren Wald bey einem Gatter hinder einem Hack verborgen / vnd als die Prettigäwer herbey kommen / starck auff sie geschossen / vnd jrer zween so bald erlegt: darüber sie so bald auff die rechte seiten sich gewandt / dieselbe hinderzogen / vnd ebenmässig zween erschossen / die vbrigen aber in Weyenfeldt getrieben / sie aber sind in dem Dörfflein Roffels vber Nacht geblieben.

grösser / dann man meynen möchte / seye nichts zubehaupten / man habe keine andere Waffen dann Prügel / wenig seyen die jhre Muß queten / so sie vor dem Feind verborgen / mit gebracht haben: der Feind seye dargegen wol versehen / vnd zum besten armirt: seye viel besser man ziehe ab / vnd ein jeder zu seinem Hauß. Dieser Auffbruch könne wol verantwortet werden mit diesem: weil der Feind bey Nacht auß Kübliß vnd andern Orten auffgebrochen / habe man in Sorgen stehen müssen / man würde die Flecken in Brandt stecken / solches zuverhüten / haben sie sich in der Nacht aufgemacht / rc. Man gabe auch dem gemeinen Volck für / die vorgeschlagene Artickel deß Obersten Baldirons können gar leicht folgender gestalt moderirt werden: 1.) man solle die Praedicanten außgenommẽ zween / auß dem Land abschaffen: 2.) diese zween Praedicanten sollen nicht predigen / sondern allein Kinder tauffen / vnd die Ehen einsegnen: 3.) Man solle der Capuciner Lehr anhören / möge einer derselben glauben oder nicht. Werde doch von der Herrschafft weiters nichts begert / könne auch nichts schaden: 4.) zu der Meß zu gehen werde man niemands zwingen / etc.

In dem nun die bösen Leuth solche vnehrliche Sachen dem gemeinen Mañ zumuthen wöllen / vnd auß grosser Frocht beynahe an dem war / daß die Thomisten vnd Schwach gläubige die mehrer Stimm bekommen / da kompt dahero eylends ein Schierscher lauffen der zeiget / wie daß sie deß Tags zwischen 11. vnd 12. Vhren zu Grüsch / Sewiß Prettigäwer suchen jhre Freyheit mit Prügeln wider. vnnd Schiers den Feinden die siegreichen Palmäst vmb die Ohren gegeben / also daß in die 425. todt geblieben / auch der gröste theil in das Wasser die Lanquart geworffen worden / welche alle / weil sie sonsten mehrerntheils gefroren gewesen / vnd für Schiessen / Hawen vnd Stechen sonderliche Künst gekönnet / nit leichtlich hingerichtet werden mögen. Er vermeldet auch / daß zu Schiers in die 50. Soldatẽ sich in die Kirchen reterirt / vnd als sie entweders auß grossem Schrecken / oder auß Verwahrlosung das Pulver (welches sie sampt aller Munition in der Kirchen verwahrt) angezündet / seye das Gewölb zersprungẽ / vnd habe die Soldaten / jäm̃erlich zerschlagen / rc. Darüber die Guthertzigen sehr erfrewet / vnd das Volck mit heller Stimm angeredt: Welcher da wölle dem H. Evangelio / dem wahren Christlichẽ Glauben / dem vnverfälschten Wort Gottes Beystandt thun / biß auff den letzten Athem / vnd die Freyheit deß geliebten Vatterlands helffen erhalten / der solle es mit der Hand anzeigen / vnd die rechte Hand auffheben. Darauff sie einhelliglich sich mit auf gestreckter Hand zu der Freyheit Leibs vnd der Seelen verbunden / vnd solche jhre Einmütigkeit mit einem frölichen Geschrey / vñ etlich Mußquetenschüssen bestettet: auch so bald auffbrochen / Sie belägern Castels. sich ob dem Schloß Castels gelägert / vnd in der Nacht in Schantz auffgeworffen / auß deren man gerad in das Thor deß Schlosses schiessen / vnd allen Außgang vnd Eingang jhnen benemmen können: Darauff das Wasser jhnen benommen / vnd sich zu dem Anlauff gegen Tag anfangen zurüsten. Am Morgen frühe ist das Lämblein / so zuvor zu Säß jhnen erschienen / widerumb zu jhnen kommen / vnd sich in der Schantz ein gut weil jehen lassen: darüber das Volck widerumb auf ein newes erfrewet worden / haben darauf mit heller Stimm vnd frölichem Hertzen gesungen / Heilig / Heilig / Heilig ist der Herr der Heerscharen / vnd alle Land sind seiner Ehren voll / etc.

Desselbigen Tags als zu Schiers / vnd der Orten oberzehlter massen den Landsknechtẽ die Brügelsuppen angerichtet worden / vñ hiemit Gewalt mit Gewalt vertriebẽ / da sind die Prettigawer mit der entleibten Soldaten Ober-vnd Vnderwehren naher Malans zugezogen: Im selbigen ist der Obrist Wachtmeister mit Namen Bartholome Adolff Mehr / so ein versuchter dapfferer Soldat / vnd deß Oesterreichischen Kriegsvolck in der Herrschafft Meyen feld Anführer gewesen / der Schloßbrück zu geritten / vnd als vnder wegen jhm etliche Soldatẽ so Hosen vnd Wammiß / Ober-vñ Vnderwehr von sich geworffen / auch gantz nackend die Lanquart hinab geschwummen / vnd hierdurch jhr Leben salvirt / jhme begegnet / wie es im Schierscher Gericht mit den Soldatẽ zugegangen / vmbständlich berichtet: ist er so bald widerumb Sporenstreich zurück auff Malans zu mit blossem Wehr geritten / daselbsten mit einem Zetteergeschrey die Soldaten auffgemundert / vnd angezeigt / jhre Brüder im Prettigäw seyen von den Innwohnern erschlagen / gleiches werde jhnen / so sie sich nicht so bald von dannen werden machen / auch geschehen: der Feind seye allernechst bey dem Dorff / es solle ein jeglicher sein Vnder-vnd Oberwehr / Sack vnd Pack ergreiffen vnd Meyenfeldt zu eylen / gleicher Alarm hat sich auch zu Jeminß vnd Fläsch erhaben.

Deßwegen was nur fortkommen können / der Statt vnd Schloß Mayenfeldt zugeloffen / wo sie vnderwegen Bürger vnd Landlent / Weib vnd Kind / Roß vnd Vieh antreffen können / die habẽ sie mit Gewalt in die Statt getrieben / in die 37. Bürger vnderwegen angetroffen / dieselben / außgenommen Luci Rudi / vnd Wolff von Tug / die sich widersetzt / vnd deßwegen so bald nidergehawẽ worden / in die Statt gebracht / vnd darbey in die 180. Kühe / viel halb Vieh / vnd Roß. Vnderdessen theilten sich die Prettigäwer: ein theil eylte S. Lucis Steig zu / erschlugẽ vnd verjagten auch die Wacht / vnd besetzten die Steig / haben auch jhrer viel / so der Steig zugeloffen / vnd naher Guttenberg entweichen wollen / mit jhren Prügeln erlegt / rc. Der ander theil / deren in die 150. gewesen / eylten Wayenfeldt zu / denen Landsknechten vorzukommen / vnd dieselbe anzugreiffen. Es haben aber ein theil derselben sich vnder Jennins ob dem Herren Wald bey einem Gatter hinder einem Hack verborgen / vnd als die Prettigäwer herbey kommen / starck auff sie geschossen / vnd jrer zween so bald erlegt: darüber sie so bald auff die rechte seiten sich gewandt / dieselbe hinderzogen / vnd ebenmässig zween erschossen / die vbrigen aber in Weyenfeldt getrieben / sie aber sind in dem Dörfflein Roffels vber Nacht geblieben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0892" n="789"/>
grösser / dann man meynen                      möchte / seye nichts zubehaupten / man habe keine andere Waffen dann Prügel /                      wenig seyen die jhre Muß queten / so sie vor dem Feind verborgen / mit gebracht                      haben: der Feind seye dargegen wol versehen / vnd zum besten armirt: seye viel                      besser man ziehe ab / vnd ein jeder zu seinem Hauß. Dieser Auffbruch könne wol                      verantwortet werden mit diesem: weil der Feind bey Nacht auß Kübliß vnd andern                      Orten auffgebrochen / habe man in Sorgen stehen müssen / man würde die Flecken                      in Brandt stecken / solches zuverhüten / haben sie sich in der Nacht aufgemacht                      / rc. Man gabe auch dem gemeinen Volck für / die vorgeschlagene Artickel deß                      Obersten Baldirons können gar leicht folgender gestalt moderirt werden: 1.) man                      solle die Praedicanten außgenomme&#x0303; zween / auß dem Land abschaffen: 2.) diese                      zween Praedicanten sollen nicht predigen / sondern allein Kinder tauffen / vnd                      die Ehen einsegnen: 3.) Man solle der Capuciner Lehr anhören / möge einer                      derselben glauben oder nicht. Werde doch von der Herrschafft weiters nichts                      begert / könne auch nichts schaden: 4.) zu der Meß zu gehen werde man niemands                      zwingen / etc.</p>
          <p>In dem nun die bösen Leuth solche vnehrliche Sachen dem gemeinen Man&#x0303; zumuthen wöllen / vnd auß grosser Frocht beynahe an dem war / daß die                      Thomisten vnd Schwach gläubige die mehrer Stimm bekommen / da kompt dahero                      eylends ein Schierscher lauffen der zeiget / wie daß sie deß Tags zwischen 11.                      vnd 12. Vhren zu Grüsch / Sewiß <note place="left">Prettigäwer suchen                          jhre Freyheit mit Prügeln wider.</note> vnnd Schiers den Feinden die                      siegreichen Palmäst vmb die Ohren gegeben / also daß in die 425. todt geblieben                      / auch der gröste theil in das Wasser die Lanquart geworffen worden / welche                      alle / weil sie sonsten mehrerntheils gefroren gewesen / vnd für Schiessen /                      Hawen vnd Stechen sonderliche Künst gekönnet / nit leichtlich hingerichtet                      werden mögen. Er vermeldet auch / daß zu Schiers in die 50. Soldate&#x0303; sich in die                      Kirchen reterirt / vnd als sie entweders auß grossem Schrecken / oder auß                      Verwahrlosung das Pulver (welches sie sampt aller Munition in der Kirchen                      verwahrt) angezündet / seye das Gewölb zersprunge&#x0303; / vnd habe die Soldaten /                          jäm&#x0303;erlich zerschlagen / rc. Darüber die Guthertzigen sehr                      erfrewet / vnd das Volck mit heller Stimm angeredt: Welcher da wölle dem H.                      Evangelio / dem wahren Christliche&#x0303; Glauben / dem vnverfälschten Wort Gottes                      Beystandt thun / biß auff den letzten Athem / vnd die Freyheit deß geliebten                      Vatterlands helffen erhalten / der solle es mit der Hand anzeigen / vnd die                      rechte Hand auffheben. Darauff sie einhelliglich sich mit auf gestreckter Hand                      zu der Freyheit Leibs vnd der Seelen verbunden / vnd solche jhre Einmütigkeit                      mit einem frölichen Geschrey / vn&#x0303; etlich Mußquetenschüssen                      bestettet: auch so bald auffbrochen / <note place="left">Sie belägern                          Castels.</note> sich ob dem Schloß Castels gelägert / vnd in der Nacht in                      Schantz auffgeworffen / auß deren man gerad in das Thor deß Schlosses schiessen                      / vnd allen Außgang vnd Eingang jhnen benemmen können: Darauff das Wasser jhnen                      benommen / vnd sich zu dem Anlauff gegen Tag anfangen zurüsten. Am Morgen frühe                      ist das Lämblein / so zuvor zu Säß jhnen erschienen / widerumb zu jhnen kommen /                      vnd sich in der Schantz ein gut weil jehen lassen: darüber das Volck widerumb                      auf ein newes erfrewet worden / haben darauf mit heller Stimm vnd frölichem                      Hertzen gesungen / Heilig / Heilig / Heilig ist der Herr der Heerscharen / vnd                      alle Land sind seiner Ehren voll / etc.</p>
          <p>Desselbigen Tags als zu Schiers / vnd der Orten oberzehlter massen den                      Landsknechte&#x0303; die Brügelsuppen angerichtet worden / vn&#x0303; hiemit                      Gewalt mit Gewalt vertriebe&#x0303; / da sind die Prettigawer mit der entleibten                      Soldaten Ober-vnd Vnderwehren naher Malans zugezogen: Im selbigen ist der Obrist                      Wachtmeister mit Namen Bartholome Adolff Mehr / so ein versuchter dapfferer                      Soldat / vnd deß Oesterreichischen Kriegsvolck in <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Herrschafft Meyen feld                      Anführer gewesen / <choice><abbr>d'</abbr><expan>der</expan></choice> Schloßbrück zu geritten / vnd als vnder wegen jhm etliche                      Soldate&#x0303; so Hosen vnd Wammiß / Ober-vn&#x0303; Vnderwehr von sich                      geworffen / auch gantz nackend die Lanquart hinab geschwummen / vnd hierdurch                      jhr Leben salvirt / jhme begegnet / wie es im Schierscher Gericht mit den                      Soldate&#x0303; zugegangen / vmbständlich berichtet: ist er so bald widerumb                      Sporenstreich zurück auff Malans zu mit blossem Wehr geritten / daselbsten mit                      einem Zetteergeschrey die Soldaten auffgemundert / vnd angezeigt / jhre Brüder                      im Prettigäw seyen von den Innwohnern erschlagen / gleiches werde jhnen / so sie                      sich nicht so bald von dannen werden machen / auch geschehen: der Feind seye                      allernechst bey dem Dorff / es solle ein jeglicher sein Vnder-vnd Oberwehr /                      Sack vnd Pack ergreiffen vnd Meyenfeldt zu eylen / gleicher Alarm hat sich auch                      zu Jeminß vnd Fläsch erhaben.</p>
          <p>Deßwegen was nur fortkommen können / der Statt vnd Schloß Mayenfeldt zugeloffen /                      wo sie vnderwegen Bürger vnd Landlent / Weib vnd Kind / Roß vnd Vieh antreffen                      können / die habe&#x0303; sie mit Gewalt in die Statt getrieben / in die 37. Bürger                      vnderwegen angetroffen / dieselben / außgenommen Luci Rudi / vnd Wolff von Tug /                      die sich widersetzt / vnd deßwegen so bald nidergehawe&#x0303; worden / in die Statt                      gebracht / vnd darbey in die 180. Kühe / viel halb Vieh / vnd Roß. Vnderdessen                      theilten sich die Prettigäwer: ein theil eylte S. Lucis Steig zu / erschluge&#x0303; vnd                      verjagten auch die Wacht / vnd besetzten die Steig / haben auch jhrer viel / so                      der Steig zugeloffen / vnd naher Guttenberg entweichen wollen / mit jhren                      Prügeln erlegt / rc. Der ander theil / deren in die 150. gewesen / eylten                      Wayenfeldt zu / denen Landsknechten vorzukommen / vnd dieselbe anzugreiffen. Es                      haben aber ein theil derselben sich vnder Jennins ob dem Herren Wald bey einem                      Gatter hinder einem Hack verborgen / vnd als die Prettigäwer herbey kommen /                      starck auff sie geschossen / vnd jrer zween so bald erlegt: darüber sie so bald                      auff die rechte seiten sich gewandt / dieselbe hinderzogen / vnd ebenmässig                      zween erschossen / die vbrigen aber in Weyenfeldt getrieben / sie aber sind in                      dem Dörfflein Roffels vber Nacht geblieben.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[789/0892] grösser / dann man meynen möchte / seye nichts zubehaupten / man habe keine andere Waffen dann Prügel / wenig seyen die jhre Muß queten / so sie vor dem Feind verborgen / mit gebracht haben: der Feind seye dargegen wol versehen / vnd zum besten armirt: seye viel besser man ziehe ab / vnd ein jeder zu seinem Hauß. Dieser Auffbruch könne wol verantwortet werden mit diesem: weil der Feind bey Nacht auß Kübliß vnd andern Orten auffgebrochen / habe man in Sorgen stehen müssen / man würde die Flecken in Brandt stecken / solches zuverhüten / haben sie sich in der Nacht aufgemacht / rc. Man gabe auch dem gemeinen Volck für / die vorgeschlagene Artickel deß Obersten Baldirons können gar leicht folgender gestalt moderirt werden: 1.) man solle die Praedicanten außgenommẽ zween / auß dem Land abschaffen: 2.) diese zween Praedicanten sollen nicht predigen / sondern allein Kinder tauffen / vnd die Ehen einsegnen: 3.) Man solle der Capuciner Lehr anhören / möge einer derselben glauben oder nicht. Werde doch von der Herrschafft weiters nichts begert / könne auch nichts schaden: 4.) zu der Meß zu gehen werde man niemands zwingen / etc. In dem nun die bösen Leuth solche vnehrliche Sachen dem gemeinen Mañ zumuthen wöllen / vnd auß grosser Frocht beynahe an dem war / daß die Thomisten vnd Schwach gläubige die mehrer Stimm bekommen / da kompt dahero eylends ein Schierscher lauffen der zeiget / wie daß sie deß Tags zwischen 11. vnd 12. Vhren zu Grüsch / Sewiß vnnd Schiers den Feinden die siegreichen Palmäst vmb die Ohren gegeben / also daß in die 425. todt geblieben / auch der gröste theil in das Wasser die Lanquart geworffen worden / welche alle / weil sie sonsten mehrerntheils gefroren gewesen / vnd für Schiessen / Hawen vnd Stechen sonderliche Künst gekönnet / nit leichtlich hingerichtet werden mögen. Er vermeldet auch / daß zu Schiers in die 50. Soldatẽ sich in die Kirchen reterirt / vnd als sie entweders auß grossem Schrecken / oder auß Verwahrlosung das Pulver (welches sie sampt aller Munition in der Kirchen verwahrt) angezündet / seye das Gewölb zersprungẽ / vnd habe die Soldaten / jäm̃erlich zerschlagen / rc. Darüber die Guthertzigen sehr erfrewet / vnd das Volck mit heller Stimm angeredt: Welcher da wölle dem H. Evangelio / dem wahren Christlichẽ Glauben / dem vnverfälschten Wort Gottes Beystandt thun / biß auff den letzten Athem / vnd die Freyheit deß geliebten Vatterlands helffen erhalten / der solle es mit der Hand anzeigen / vnd die rechte Hand auffheben. Darauff sie einhelliglich sich mit auf gestreckter Hand zu der Freyheit Leibs vnd der Seelen verbunden / vnd solche jhre Einmütigkeit mit einem frölichen Geschrey / vñ etlich Mußquetenschüssen bestettet: auch so bald auffbrochen / sich ob dem Schloß Castels gelägert / vnd in der Nacht in Schantz auffgeworffen / auß deren man gerad in das Thor deß Schlosses schiessen / vnd allen Außgang vnd Eingang jhnen benemmen können: Darauff das Wasser jhnen benommen / vnd sich zu dem Anlauff gegen Tag anfangen zurüsten. Am Morgen frühe ist das Lämblein / so zuvor zu Säß jhnen erschienen / widerumb zu jhnen kommen / vnd sich in der Schantz ein gut weil jehen lassen: darüber das Volck widerumb auf ein newes erfrewet worden / haben darauf mit heller Stimm vnd frölichem Hertzen gesungen / Heilig / Heilig / Heilig ist der Herr der Heerscharen / vnd alle Land sind seiner Ehren voll / etc. Prettigäwer suchen jhre Freyheit mit Prügeln wider. Sie belägern Castels. Desselbigen Tags als zu Schiers / vnd der Orten oberzehlter massen den Landsknechtẽ die Brügelsuppen angerichtet worden / vñ hiemit Gewalt mit Gewalt vertriebẽ / da sind die Prettigawer mit der entleibten Soldaten Ober-vnd Vnderwehren naher Malans zugezogen: Im selbigen ist der Obrist Wachtmeister mit Namen Bartholome Adolff Mehr / so ein versuchter dapfferer Soldat / vnd deß Oesterreichischen Kriegsvolck in d' Herrschafft Meyen feld Anführer gewesen / d' Schloßbrück zu geritten / vnd als vnder wegen jhm etliche Soldatẽ so Hosen vnd Wammiß / Ober-vñ Vnderwehr von sich geworffen / auch gantz nackend die Lanquart hinab geschwummen / vnd hierdurch jhr Leben salvirt / jhme begegnet / wie es im Schierscher Gericht mit den Soldatẽ zugegangen / vmbständlich berichtet: ist er so bald widerumb Sporenstreich zurück auff Malans zu mit blossem Wehr geritten / daselbsten mit einem Zetteergeschrey die Soldaten auffgemundert / vnd angezeigt / jhre Brüder im Prettigäw seyen von den Innwohnern erschlagen / gleiches werde jhnen / so sie sich nicht so bald von dannen werden machen / auch geschehen: der Feind seye allernechst bey dem Dorff / es solle ein jeglicher sein Vnder-vnd Oberwehr / Sack vnd Pack ergreiffen vnd Meyenfeldt zu eylen / gleicher Alarm hat sich auch zu Jeminß vnd Fläsch erhaben. Deßwegen was nur fortkommen können / der Statt vnd Schloß Mayenfeldt zugeloffen / wo sie vnderwegen Bürger vnd Landlent / Weib vnd Kind / Roß vnd Vieh antreffen können / die habẽ sie mit Gewalt in die Statt getrieben / in die 37. Bürger vnderwegen angetroffen / dieselben / außgenommen Luci Rudi / vnd Wolff von Tug / die sich widersetzt / vnd deßwegen so bald nidergehawẽ worden / in die Statt gebracht / vnd darbey in die 180. Kühe / viel halb Vieh / vnd Roß. Vnderdessen theilten sich die Prettigäwer: ein theil eylte S. Lucis Steig zu / erschlugẽ vnd verjagten auch die Wacht / vnd besetzten die Steig / haben auch jhrer viel / so der Steig zugeloffen / vnd naher Guttenberg entweichen wollen / mit jhren Prügeln erlegt / rc. Der ander theil / deren in die 150. gewesen / eylten Wayenfeldt zu / denen Landsknechten vorzukommen / vnd dieselbe anzugreiffen. Es haben aber ein theil derselben sich vnder Jennins ob dem Herren Wald bey einem Gatter hinder einem Hack verborgen / vnd als die Prettigäwer herbey kommen / starck auff sie geschossen / vnd jrer zween so bald erlegt: darüber sie so bald auff die rechte seiten sich gewandt / dieselbe hinderzogen / vnd ebenmässig zween erschossen / die vbrigen aber in Weyenfeldt getrieben / sie aber sind in dem Dörfflein Roffels vber Nacht geblieben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/892
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/892>, abgerufen am 23.11.2024.