Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

ger in der Statt lag kranck an einem viertäglichen Fieber / den nahmen die Soldaten von dem Bett / vnnd nach dem sie jhn vber die Gassen geschlept / schlugen / traten vnnd stiessen sie jhn mit Füssen / spotteten seiner / träweten jhm den Todt vnnd vbten allerley Muthwillen an jhm / jedoch ist er noch mit dem Leben darvon kommen. Diese Belägerung ist zwar kurtz / aber doch scharpff genug gewesen. Der König hat viel dapffere Leuth vnnd vornehme Herrn darbey verlohren / darunder war der von Themines / welcher Feldmarschalck gewesen / der Marschalck Rocquelaure / die Herrn von Clermont vnd Capelle / Biron vnnd andere mehr.

Lesdiguieres endert die Religion. Vmb selbige Zeit hat der von Lesdiguieres die Reformirten Religion / deren er bißhero zugethan gewesen / verlassen / vnd die Päbstische angenommen / worauff er vom König zum Connestable in Franckreich gemacht worden.

In dem der König Monheur eingenommen / haben die von der Reformirten Religion vnder andern / das Schloß Roan mit Leitern erstiegen / vnd vier Tag hernach die Statt mit Accord in jhren gewalt gebracht.

König in Franckreich begehrt an die Venediger die Jesuiter wider anzunehmen. Vmb diese Zeit hat der König durch den Marggraffen von Coeure die Venediger ersuchen lassen / daß sie die Jesuiten wider in jhr Landschafft vnd Gebieth einnehmen wolten. Aber sie gaben daranff zur Antwort; Demnach die Herrschafft von Alters her jmmer nach dem Frieden getrachtet / vnd aber in der That befunden / daß die Societät der Jesuiten allenthalben Vnruhe vnd Vnfrieden anstifftete / vnnd das Vnkraut der Vneinigkeit zwischen den Fürsten in der Christenheit sähete / darauß Krieg vnd allerley Jammer vnd Elend entstünde: als hette gemelte Herrschafft / damit sie solches Vnheyls vnnd Gefahr befreyet bleiben möchte / sich resolviret / solche vnrühige Köpff ferrn von jhrem Gebieth abzuhalten / vnd wünschte / daß sie auff andere Weg vnnd Gelegenheit jhren guten Willen Jh. Kön. May. erweisen möchten.

Hugenotten in Franckreich vnder dem von Soubise von den Königischen geschlagen. Demnach nun die Hugenotten in Franckreich / in dem der König jhre innhabende Stätt / welche König Henrich der Vierdte jhnen zu jhrer Versicherung eingeben / absolute in sein völligen Gewalt haben / eine Zeit hero grosse Trangsal von jhrer Widerpart erlitten / als haben etliche Ständ vnd Landsassen der Reformirten Religion / jhren Glaubensgenossen beyzuspringen sich vnder standen. Vnder diesen ist der Hertzog von Rohan vnd sein Bruder der von Soubise die vornembste gewesen. Soubise hat eine Armee von etlich 1000. Mann in der Insul Rey versamblet. Wie nun der König solches erfahren / hat er diesem Vorhaben bey Zeiten vorkommen wollen / derwegen mit seiner Armada auffgebrochen / vnnd den 26. Aprilis in der Nacht mit Ablauff deß Wassers in gedachte Insul vbergesetzet; deß Morgends frühe vnversehens die Soubisische angegriffen / da dann bald anfangs das Fußvolck die Flucht in die Schiff genommen / vnnd weil damals wegen vntieffe deß Wassers die Schiff von dannen auff das hohe Meer / nicht / fortkommen können / als sind so wol auff dem Land / als in den Schiffen in 1500. erschlagen / bey 1000. gefangen vnnd 7. Stück Geschütz erobert worden / der von Goubise selber hat sich mit theils seiner Reuterey durchs Furt mit schwimmen salvirt. In deß Königs Armee haben sich damaln befunden der Printz von Conde / der Graff von Soisson / der Hertzog von Vendosme / der groß Prior von Franckreich / der Herr von Retz / die Marschalcken vnd Kriegs Obristen Vitey / Pralin / der von Schomberg / vnd der Marggraff von Courtanault.

Auff biese Niderlag hat der Hertzog von Sully / so auch einer vnder den Hugenotten war / die feste Oerter Fignac vnd Cadenac / sampt noch andern Schlössern vnnd Schantzen in deß Königs Gewalt vbergeben.

Ingleichem hat der Marggraff de la Force die berühmbte Stätte S. Foy / S. Antonin / Monflanquin / vnd Negrepelisse / welche der Hugenotten sonderliche Hinderhut vnd Zuflucht gewesen / auffgeben. Es hat auch deß de Castelneau Sohn die grosse Statt Montdemarsan / so ein gute Zeit hette Widerstandt thun können / dem König eingeraumet.

Die Statt Clerac / welche der Gubernator darinn / Mons. de Lusignan sampt allen jhren Vestungen auff Gnad vnd Vngnad vbergeben / hat der König / weil sie zum zweyten mal abgefallen an 4. Orthen in Brandt stecken / zuvor aber die Innwohner frey vnd vnverletzt herauß ziehen lassen.

König in Franckreich will von keinem Vertrag mit den Hugenotten hören. Der König war auff die von der Reformirten Religion / vnnd sonderlich die von Rochelle dermassen erbittert / daß er nicht leyden konte / daß deß Königs in Engelland vnd der Staten Gesandte etwas von einer Friedenshandlung meldeten / sondern wolte / daß die von Rochelle mit gebührender Submission vnnd Bezeigung einer rechtschaffenen Rew / wegen alles deß jenigen / so biß dahero vorgeloffen / die gantze Sach deß Königs Discretion durch den Hertzogen von Rohan; oder seine Deputierten vnnd etliche Abgeordnete von den Reformirten Kirchen heimstellen / vnnd keine Articul oder Geding auff die Bahn bringen solten. Dem Englischen Gesandten wurd zum zweiten mal ein Paßport für seinen Secretarium den er gen Rochelle schicken wolte / abgeschlagen: darauß genugsamb abzunehmen war / daß alle Friedenshandlung vnnd Intercession dem König zuwider war / vnnd daß er nicht gern hatte / daß Frembde sich in diese Sach mengeten. Der König wolte denen von der Religion vorgedachte Stätt jhrer Versicherung nicht länger in Händen lassen / sondern sagte dieselbe weren jhnen gewisser Vrsachen halben / allein auff ein kurtze Zeit Pfandweiß eingeraumet worden: dieweil aber solche Vrsachen jetzundt weren auffgehaben / vnd sie gedachte Stätt feindseltger weiß wider jhn vnd seine Befehl befestiget hetten / dessen sie vermög der Edicten nicht were besugt gewesen / so were es billich / daß sie jhm dieselbe wider liefern

ger in der Statt lag kranck an einem viertäglichen Fieber / den nahmen die Soldaten von dem Bett / vnnd nach dem sie jhn vber die Gassen geschlept / schlugen / traten vnnd stiessen sie jhn mit Füssen / spotteten seiner / träweten jhm den Todt vnnd vbten allerley Muthwillen an jhm / jedoch ist er noch mit dem Leben darvon kommen. Diese Belägerung ist zwar kurtz / aber doch scharpff genug gewesen. Der König hat viel dapffere Leuth vnnd vornehme Herrn darbey verlohren / darunder war der von Themines / welcher Feldmarschalck gewesen / der Marschalck Rocquelaure / die Herrn von Clermont vnd Capelle / Biron vnnd andere mehr.

Lesdiguieres endert die Religion. Vmb selbige Zeit hat der von Lesdiguieres die Reformirten Religion / deren er bißhero zugethan gewesen / verlassen / vnd die Päbstische angenommen / worauff er vom König zum Connestable in Franckreich gemacht worden.

In dem der König Monheur eingenommen / haben die von der Reformirten Religion vnder andern / das Schloß Roan mit Leitern erstiegen / vnd vier Tag hernach die Statt mit Accord in jhren gewalt gebracht.

König in Franckreich begehrt an die Venediger die Jesuiter wider anzunehmen. Vmb diese Zeit hat der König durch den Marggraffen von Coeure die Venediger ersuchen lassen / daß sie die Jesuiten wider in jhr Landschafft vnd Gebieth einnehmen wolten. Aber sie gaben daranff zur Antwort; Demnach die Herrschafft von Alters her jmmer nach dem Frieden getrachtet / vnd aber in der That befunden / daß die Societät der Jesuiten allenthalben Vnruhe vnd Vnfrieden anstifftete / vnnd das Vnkraut der Vneinigkeit zwischen den Fürsten in der Christenheit sähete / darauß Krieg vnd allerley Jammer vnd Elend entstünde: als hette gemelte Herrschafft / damit sie solches Vnheyls vnnd Gefahr befreyet bleiben möchte / sich resolviret / solche vnrühige Köpff ferrn von jhrem Gebieth abzuhalten / vnd wünschte / daß sie auff andere Weg vnnd Gelegenheit jhren guten Willen Jh. Kön. May. erweisen möchten.

Hugenotten in Franckreich vnder dem von Soubise von den Königischen geschlagen. Demnach nun die Hugenotten in Franckreich / in dem der König jhre innhabende Stätt / welche König Henrich der Vierdte jhnen zu jhrer Versicherung eingeben / absolutè in sein völligen Gewalt haben / eine Zeit hero grosse Trangsal von jhrer Widerpart erlitten / als haben etliche Ständ vnd Landsassen der Reformirten Religion / jhren Glaubensgenossen beyzuspringen sich vnder standen. Vnder diesen ist der Hertzog von Rohan vnd sein Bruder der von Soubise die vornembste gewesen. Soubise hat eine Armee von etlich 1000. Mann in der Insul Rey versamblet. Wie nun der König solches erfahren / hat er diesem Vorhaben bey Zeiten vorkommen wollen / derwegen mit seiner Armada auffgebrochen / vnnd den 26. Aprilis in der Nacht mit Ablauff deß Wassers in gedachte Insul vbergesetzet; deß Morgends frühe vnversehens die Soubisische angegriffen / da dann bald anfangs das Fußvolck die Flucht in die Schiff genommen / vnnd weil damals wegen vntieffe deß Wassers die Schiff von dannen auff das hohe Meer / nicht / fortkommen können / als sind so wol auff dem Land / als in den Schiffen in 1500. erschlagen / bey 1000. gefangen vnnd 7. Stück Geschütz erobert worden / der von Goubise selber hat sich mit theils seiner Reuterey durchs Furt mit schwimmen salvirt. In deß Königs Armee haben sich damaln befunden der Printz von Conde / der Graff von Soisson / der Hertzog von Vendosme / der groß Prior von Franckreich / der Herr von Retz / die Marschalcken vnd Kriegs Obristen Vitey / Pralin / der von Schomberg / vnd der Marggraff von Courtanault.

Auff biese Niderlag hat der Hertzog von Sully / so auch einer vnder den Hugenotten war / die feste Oerter Fignac vnd Cadenac / sampt noch andern Schlössern vnnd Schantzen in deß Königs Gewalt vbergeben.

Ingleichem hat der Marggraff de la Force die berühmbte Stätte S. Foy / S. Antonin / Monflanquin / vnd Negrepelisse / welche der Hugenotten sonderliche Hinderhut vnd Zuflucht gewesen / auffgeben. Es hat auch deß de Castelneau Sohn die grosse Statt Montdemarsan / so ein gute Zeit hette Widerstandt thun können / dem König eingeraumet.

Die Statt Clerac / welche der Gubernator darinn / Mons. de Lusignan sampt allen jhren Vestungen auff Gnad vnd Vngnad vbergeben / hat der König / weil sie zum zweyten mal abgefallen an 4. Orthen in Brandt stecken / zuvor aber die Innwohner frey vnd vnverletzt herauß ziehen lassen.

König in Franckreich will von keinem Vertrag mit den Hugenotten hören. Der König war auff die von der Reformirten Religion / vnnd sonderlich die von Rochelle dermassen erbittert / daß er nicht leyden konte / daß deß Königs in Engelland vnd der Staten Gesandte etwas von einer Friedenshandlung meldeten / sondern wolte / daß die von Rochelle mit gebührender Submission vnnd Bezeigung einer rechtschaffenen Rew / wegen alles deß jenigen / so biß dahero vorgeloffen / die gantze Sach deß Königs Discretion durch den Hertzogen von Rohan; oder seine Deputierten vnnd etliche Abgeordnete von den Reformirten Kirchen heimstellen / vnnd keine Articul oder Geding auff die Bahn bringen solten. Dem Englischen Gesandten wurd zum zweiten mal ein Paßport für seinen Secretarium den er gen Rochelle schicken wolte / abgeschlagen: darauß genugsamb abzunehmen war / daß alle Friedenshandlung vnnd Intercession dem König zuwider war / vnnd daß er nicht gern hatte / daß Frembde sich in diese Sach mengeten. Der König wolte denen von der Religion vorgedachte Stätt jhrer Versicherung nicht länger in Händen lassen / sondern sagte dieselbe weren jhnen gewisser Vrsachen halben / allein auff ein kurtze Zeit Pfandweiß eingeraumet worden: dieweil aber solche Vrsachen jetzundt weren auffgehaben / vnd sie gedachte Stätt feindseltger weiß wider jhn vnd seine Befehl befestiget hetten / dessen sie vermög der Edicten nicht were besugt gewesen / so were es billich / daß sie jhm dieselbe wider liefern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0885" n="782"/>
ger in der Statt lag                      kranck an einem viertäglichen Fieber / den nahmen die Soldaten von dem Bett /                      vnnd nach dem sie jhn vber die Gassen geschlept / schlugen / traten vnnd                      stiessen sie jhn mit Füssen / spotteten seiner / träweten jhm den Todt vnnd                      vbten allerley Muthwillen an jhm / jedoch ist er noch mit dem Leben darvon                      kommen. Diese Belägerung ist zwar kurtz / aber doch scharpff genug gewesen. Der                      König hat viel dapffere Leuth vnnd vornehme Herrn darbey verlohren / darunder                      war der von Themines / welcher Feldmarschalck gewesen / der Marschalck                      Rocquelaure / die Herrn von Clermont vnd Capelle / Biron vnnd andere mehr.</p>
          <p><note place="left">Lesdiguieres endert die Religion.</note> Vmb selbige                      Zeit hat der von Lesdiguieres die Reformirten Religion / deren er bißhero                      zugethan gewesen / verlassen / vnd die Päbstische angenommen / worauff er vom                      König zum Connestable in Franckreich gemacht worden.</p>
          <p>In dem der König Monheur eingenommen / haben die von der Reformirten Religion                      vnder andern / das Schloß Roan mit Leitern erstiegen / vnd vier Tag hernach die                      Statt mit Accord in jhren gewalt gebracht.</p>
          <p><note place="left">König in Franckreich begehrt an die Venediger die                          Jesuiter wider anzunehmen.</note> Vmb diese Zeit hat der König durch den                      Marggraffen von Coeure die Venediger ersuchen lassen / daß sie die Jesuiten                      wider in jhr Landschafft vnd Gebieth einnehmen wolten. Aber sie gaben daranff                      zur Antwort; Demnach die Herrschafft von Alters her jmmer nach dem Frieden                      getrachtet / vnd aber in der That befunden / daß die Societät der Jesuiten                      allenthalben Vnruhe vnd Vnfrieden anstifftete / vnnd das Vnkraut der Vneinigkeit                      zwischen den Fürsten in der Christenheit sähete / darauß Krieg vnd allerley                      Jammer vnd Elend entstünde: als hette gemelte Herrschafft / damit sie solches                      Vnheyls vnnd Gefahr befreyet bleiben möchte / sich resolviret / solche vnrühige                      Köpff ferrn von jhrem Gebieth abzuhalten / vnd wünschte / daß sie auff andere                      Weg vnnd Gelegenheit jhren guten Willen Jh. Kön. May. erweisen möchten.</p>
          <p><note place="left">Hugenotten in Franckreich vnder dem von Soubise von den                          Königischen geschlagen.</note> Demnach nun die Hugenotten in Franckreich /                      in dem der König jhre innhabende Stätt / welche König Henrich der Vierdte jhnen                      zu jhrer Versicherung eingeben / absolutè in sein völligen Gewalt haben / eine                      Zeit hero grosse Trangsal von jhrer Widerpart erlitten / als haben etliche Ständ                      vnd Landsassen der Reformirten Religion / jhren Glaubensgenossen beyzuspringen                      sich vnder standen. Vnder diesen ist der Hertzog von Rohan vnd sein Bruder der                      von Soubise die vornembste gewesen. Soubise hat eine Armee von etlich 1000. Mann                      in der Insul Rey versamblet. Wie nun der König solches erfahren / hat er diesem                      Vorhaben bey Zeiten vorkommen wollen / derwegen mit seiner Armada auffgebrochen                      / vnnd den 26. Aprilis in der Nacht mit Ablauff deß Wassers in gedachte Insul                      vbergesetzet; deß Morgends frühe vnversehens die Soubisische angegriffen / da                      dann bald anfangs das Fußvolck die Flucht in die Schiff genommen / vnnd weil                      damals wegen vntieffe deß Wassers die Schiff von dannen auff das hohe Meer /                      nicht / fortkommen können / als sind so wol auff dem Land / als in den Schiffen                      in 1500. erschlagen / bey 1000. gefangen vnnd 7. Stück Geschütz erobert worden /                      der von Goubise selber hat sich mit theils seiner Reuterey durchs Furt mit                      schwimmen salvirt. In deß Königs Armee haben sich damaln befunden der Printz von                      Conde / der Graff von Soisson / der Hertzog von Vendosme / der groß Prior von                      Franckreich / der Herr von Retz / die Marschalcken vnd Kriegs Obristen Vitey /                      Pralin / der von Schomberg / vnd der Marggraff von Courtanault.</p>
          <p>Auff biese Niderlag hat der Hertzog von Sully / so auch einer vnder den                      Hugenotten war / die feste Oerter Fignac vnd Cadenac / sampt noch andern                      Schlössern vnnd Schantzen in deß Königs Gewalt vbergeben.</p>
          <p>Ingleichem hat der Marggraff de la Force die berühmbte Stätte S. Foy / S. Antonin                      / Monflanquin / vnd Negrepelisse / welche der Hugenotten sonderliche Hinderhut                      vnd Zuflucht gewesen / auffgeben. Es hat auch deß de Castelneau Sohn die grosse                      Statt Montdemarsan / so ein gute Zeit hette Widerstandt thun können / dem König                      eingeraumet.</p>
          <p>Die Statt Clerac / welche der Gubernator darinn / Mons. de Lusignan sampt allen                      jhren Vestungen auff Gnad vnd Vngnad vbergeben / hat der König / weil sie zum                      zweyten mal abgefallen an 4. Orthen in Brandt stecken / zuvor aber die Innwohner                      frey vnd vnverletzt herauß ziehen lassen.</p>
          <p><note place="right">König in Franckreich will von keinem Vertrag mit den                          Hugenotten hören.</note> Der König war auff die von der Reformirten Religion                      / vnnd sonderlich die von Rochelle dermassen erbittert / daß er nicht leyden                      konte / daß deß Königs in Engelland vnd der Staten Gesandte etwas von einer                      Friedenshandlung meldeten / sondern wolte / daß die von Rochelle mit gebührender                      Submission vnnd Bezeigung einer rechtschaffenen Rew / wegen alles deß jenigen /                      so biß dahero vorgeloffen / die gantze Sach deß Königs Discretion durch den                      Hertzogen von Rohan; oder seine Deputierten vnnd etliche Abgeordnete von den                      Reformirten Kirchen heimstellen / vnnd keine Articul oder Geding auff die Bahn                      bringen solten. Dem Englischen Gesandten wurd zum zweiten mal ein Paßport für                      seinen Secretarium den er gen Rochelle schicken wolte / abgeschlagen: darauß                      genugsamb abzunehmen war / daß alle Friedenshandlung vnnd Intercession dem König                      zuwider war / vnnd daß er nicht gern hatte / daß Frembde sich in diese Sach                      mengeten. Der König wolte denen von der Religion vorgedachte Stätt jhrer                      Versicherung nicht länger in Händen lassen / sondern sagte dieselbe weren jhnen                      gewisser Vrsachen halben / allein auff ein kurtze Zeit Pfandweiß eingeraumet                      worden: dieweil aber solche Vrsachen jetzundt weren auffgehaben / vnd sie                      gedachte Stätt feindseltger weiß wider jhn vnd seine Befehl befestiget hetten /                      dessen sie vermög der Edicten nicht were besugt gewesen / so were es billich /                      daß sie jhm dieselbe wider liefern
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[782/0885] ger in der Statt lag kranck an einem viertäglichen Fieber / den nahmen die Soldaten von dem Bett / vnnd nach dem sie jhn vber die Gassen geschlept / schlugen / traten vnnd stiessen sie jhn mit Füssen / spotteten seiner / träweten jhm den Todt vnnd vbten allerley Muthwillen an jhm / jedoch ist er noch mit dem Leben darvon kommen. Diese Belägerung ist zwar kurtz / aber doch scharpff genug gewesen. Der König hat viel dapffere Leuth vnnd vornehme Herrn darbey verlohren / darunder war der von Themines / welcher Feldmarschalck gewesen / der Marschalck Rocquelaure / die Herrn von Clermont vnd Capelle / Biron vnnd andere mehr. Vmb selbige Zeit hat der von Lesdiguieres die Reformirten Religion / deren er bißhero zugethan gewesen / verlassen / vnd die Päbstische angenommen / worauff er vom König zum Connestable in Franckreich gemacht worden. Lesdiguieres endert die Religion. In dem der König Monheur eingenommen / haben die von der Reformirten Religion vnder andern / das Schloß Roan mit Leitern erstiegen / vnd vier Tag hernach die Statt mit Accord in jhren gewalt gebracht. Vmb diese Zeit hat der König durch den Marggraffen von Coeure die Venediger ersuchen lassen / daß sie die Jesuiten wider in jhr Landschafft vnd Gebieth einnehmen wolten. Aber sie gaben daranff zur Antwort; Demnach die Herrschafft von Alters her jmmer nach dem Frieden getrachtet / vnd aber in der That befunden / daß die Societät der Jesuiten allenthalben Vnruhe vnd Vnfrieden anstifftete / vnnd das Vnkraut der Vneinigkeit zwischen den Fürsten in der Christenheit sähete / darauß Krieg vnd allerley Jammer vnd Elend entstünde: als hette gemelte Herrschafft / damit sie solches Vnheyls vnnd Gefahr befreyet bleiben möchte / sich resolviret / solche vnrühige Köpff ferrn von jhrem Gebieth abzuhalten / vnd wünschte / daß sie auff andere Weg vnnd Gelegenheit jhren guten Willen Jh. Kön. May. erweisen möchten. König in Franckreich begehrt an die Venediger die Jesuiter wider anzunehmen. Demnach nun die Hugenotten in Franckreich / in dem der König jhre innhabende Stätt / welche König Henrich der Vierdte jhnen zu jhrer Versicherung eingeben / absolutè in sein völligen Gewalt haben / eine Zeit hero grosse Trangsal von jhrer Widerpart erlitten / als haben etliche Ständ vnd Landsassen der Reformirten Religion / jhren Glaubensgenossen beyzuspringen sich vnder standen. Vnder diesen ist der Hertzog von Rohan vnd sein Bruder der von Soubise die vornembste gewesen. Soubise hat eine Armee von etlich 1000. Mann in der Insul Rey versamblet. Wie nun der König solches erfahren / hat er diesem Vorhaben bey Zeiten vorkommen wollen / derwegen mit seiner Armada auffgebrochen / vnnd den 26. Aprilis in der Nacht mit Ablauff deß Wassers in gedachte Insul vbergesetzet; deß Morgends frühe vnversehens die Soubisische angegriffen / da dann bald anfangs das Fußvolck die Flucht in die Schiff genommen / vnnd weil damals wegen vntieffe deß Wassers die Schiff von dannen auff das hohe Meer / nicht / fortkommen können / als sind so wol auff dem Land / als in den Schiffen in 1500. erschlagen / bey 1000. gefangen vnnd 7. Stück Geschütz erobert worden / der von Goubise selber hat sich mit theils seiner Reuterey durchs Furt mit schwimmen salvirt. In deß Königs Armee haben sich damaln befunden der Printz von Conde / der Graff von Soisson / der Hertzog von Vendosme / der groß Prior von Franckreich / der Herr von Retz / die Marschalcken vnd Kriegs Obristen Vitey / Pralin / der von Schomberg / vnd der Marggraff von Courtanault. Hugenotten in Franckreich vnder dem von Soubise von den Königischen geschlagen. Auff biese Niderlag hat der Hertzog von Sully / so auch einer vnder den Hugenotten war / die feste Oerter Fignac vnd Cadenac / sampt noch andern Schlössern vnnd Schantzen in deß Königs Gewalt vbergeben. Ingleichem hat der Marggraff de la Force die berühmbte Stätte S. Foy / S. Antonin / Monflanquin / vnd Negrepelisse / welche der Hugenotten sonderliche Hinderhut vnd Zuflucht gewesen / auffgeben. Es hat auch deß de Castelneau Sohn die grosse Statt Montdemarsan / so ein gute Zeit hette Widerstandt thun können / dem König eingeraumet. Die Statt Clerac / welche der Gubernator darinn / Mons. de Lusignan sampt allen jhren Vestungen auff Gnad vnd Vngnad vbergeben / hat der König / weil sie zum zweyten mal abgefallen an 4. Orthen in Brandt stecken / zuvor aber die Innwohner frey vnd vnverletzt herauß ziehen lassen. Der König war auff die von der Reformirten Religion / vnnd sonderlich die von Rochelle dermassen erbittert / daß er nicht leyden konte / daß deß Königs in Engelland vnd der Staten Gesandte etwas von einer Friedenshandlung meldeten / sondern wolte / daß die von Rochelle mit gebührender Submission vnnd Bezeigung einer rechtschaffenen Rew / wegen alles deß jenigen / so biß dahero vorgeloffen / die gantze Sach deß Königs Discretion durch den Hertzogen von Rohan; oder seine Deputierten vnnd etliche Abgeordnete von den Reformirten Kirchen heimstellen / vnnd keine Articul oder Geding auff die Bahn bringen solten. Dem Englischen Gesandten wurd zum zweiten mal ein Paßport für seinen Secretarium den er gen Rochelle schicken wolte / abgeschlagen: darauß genugsamb abzunehmen war / daß alle Friedenshandlung vnnd Intercession dem König zuwider war / vnnd daß er nicht gern hatte / daß Frembde sich in diese Sach mengeten. Der König wolte denen von der Religion vorgedachte Stätt jhrer Versicherung nicht länger in Händen lassen / sondern sagte dieselbe weren jhnen gewisser Vrsachen halben / allein auff ein kurtze Zeit Pfandweiß eingeraumet worden: dieweil aber solche Vrsachen jetzundt weren auffgehaben / vnd sie gedachte Stätt feindseltger weiß wider jhn vnd seine Befehl befestiget hetten / dessen sie vermög der Edicten nicht were besugt gewesen / so were es billich / daß sie jhm dieselbe wider liefern König in Franckreich will von keinem Vertrag mit den Hugenotten hören.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/885
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/885>, abgerufen am 28.07.2024.