Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.vnd vngetrewe Rathgeber hefftig augehetzet worden) zum höchsten bemühet / liessen ein gute Anzahl Volck zu Roß vnd Fuß annehmen / vnd legten nöthige Besatzungen eyn: Sonderlich aber versahen sie etliche an den Grentzen gelegene Ort / damit also dem Volck / so der Kayser / sie zu bezwingen in Böheimb schicken möchte / der Eingang in das Königreich verwehret würde / vnd zu solchem Endt trachteten sie dahin wie die Kayserische Besatzungen außgeschafft werden möchten. Weil nun vnter andern auch in der Statt Budweiß vnnd Crumaw dergleichen Besatzung lage / die Stände aber gern vmb allerhandt Commoditeten willen solche Päß jnnen gehabt hetten / als zoge endtlich Henrich Matthes Graff von Thurn (welcher dem gemeinen Wesen zum besten / zu einen General Leutenant vber der Stände KriegsVolck sich hatte bestellen lassen) mit etlich tausent Mannen dahin / vnd begehrte an sie / sie solten das frembde Kriegs-Volck vnnd Kayserische Besatzung außschaffen / vnd hinfüro keines mehr einnehmen / mit vermelden / daß wo sie nun solchem nachkommen würden / von der Stände sub vtraque Volck keines eingeleget / auch sie mit andern Beschwerden weiter nicht angefochten werden solten / im widrigen Fall aber er Gewalt brauchen / vnd die Außschaffung selbsten an die Hand nehmen müste. Hierauff haben zwar die Crumawer jhr Volck außziehen lassen / die Budweisischen aber wolten solchem nicht folge leisten. Derhalben wurde jhnen nochmals vom Graffen von Thurn entbotten / wo sie seinem Begehren / welches zu jhrem besten gereichete / nit Folg leysten würden / solten sie die ärgste Feindtseligkeiten von jh me zugewarten haben / vnnd niemand damit verschonet werden. Als er aber wider abschlägige Antwort bekam / weil die Bürger alle Papistisch waren / vnd jhnen auff der Evangelischen Stände Seithen zutretten nicht eingehen wolte / auch eine Besatzung von 1500. Mann starck bey sich hatten / Lägern sich vor Budweiß. schlug er sein Läger vnfern von der Statt auff vnd besetzte die Päß daherumb. Weil jhm nun täglich mehr Volck zukam / so in vnderschiedlichen Orthen geworben wurde / bracht er in kurtzem ein starcke Armee zusammen. Inmittels haben die / so den Evangelischen in Böheimb längst gern in die Haar gegriffen hetten / vnnd nicht die geringste am Brett waren / nit gefeyret / sondern tapffer Ochl ins Fewer gegossen / alle der Böhmen Handlungen zum ärgsten außgedeutet / vnd durch stätiges Einblasen vnnd vngleiche Bericht die Sachen dahin gerichtet / daß alle Entschuldigung vnnd Gegenbericht der Böhmen für Ohren gangen vnnd nicht geachtet worden / sie haben so gut vnnd warhafft seyn mögen als sie gewolt / vnnd hat der Kayser durch der seinigen Anreitzen sich dahin bewegen lassen / daß er die Güte dardurch vtel Vbels / grosses Landtverderben / vnd deß Edlen damals in gutem Frieden florirenden Teutschlandt jämmerliche Ruin / so hernach auß diesem Wesen erfolget / hette können verhütet werden / fallen lassen vnd jhm vorgenommen / die Böhmen mit Krieg anzugreiffen. Zu solchem End hat er sein Kriegs-Volck / so hin Kayser Matthias macht Auordnung die Böhmen mit Krieg anzugreiffen. vnd wider geworben worden vmb den halben Junium zu mustern vnnd zum Anzug nacher Böhmen sich fertig zumachen befohlen. Der General Obriste darüber war Carolus Longeval Graff von Bucquoy / welchen als einen guten vnnd erfahrnen Kriegs-Obristen / Ertzhertzog Albertus beneben in 6000. Mannen auß Niderland seinem Brudern dem Kayser zu Hülff geschickt: Sein General Leutenant war Henrich Duval Graff von Dampier / so auß Franckreich bürtig / vnd sich zuvorn in Vngarn / vnnd hernach in Friaul wider die Venediger tapffer hatte gebrauchen lassen: Die andere Obristen vnnd hohe Officirer waren / Hertzog Henrich Julius von Sachsen Lawenburg / Graff von Buchheimb / Balthasar von Marradas / Graff Reinbold von Colalto / Johann Mollart vnd andere. Kayser Matthias thut den Anzug seines Kriegs Volcks den Böhmen zuwissen. Zuvor aber vnd ehe diese mit dem Kriegsvolck nach Böhmen fortmarschirt / hat der Kayser / vnder dato den 24. Junii an die Stände sub vtraque ein Schreiben abgehen lassen / dieses Inhalts; Sie würden auß seinen vorigen Schreiben seinen gnädigsten Willen / Vätterliche Vorsorg vnd Meynung / was massen diesen Zerrüttungen ohn Kriegsverfassungen abgeholffen werden köndte / sonder Zweiffel verstanden haben. Vnderdessen aber komme jhm Bericht vor / wie noch ferrner der Graff von Thurn mit einer Armee gegen vnd in die nähe der Statt Budweiß gezogen / dem Burgermeister vnd Rathmannen geschrieben / vnnd durch seine Abgeordnete / inmassen auch denen zu Crumaw zuentbotten / sie solten J. M. Volck / so sich zu Verwahrung der Statt daselbsten befunden / abschaffen / die Statt abtretten / neben grossen Bedräwungen / wofern sie solches nit vollziehen würden / auch das Kind in Mutterleib nit leben zulassen: welches weder jhm noch einem andern / daß er an Jhr. May. Getrewen solcher Gestalt seinen Willen treiben möchte / nit gebührte / könte auch solchem lenger nit zusehen vnd gestatten / ließ derowegen Jhr Volck zu Roß vnd Fuß mustern / mit diesem Befehl / es solte solches vnverlängt in das Königreich Böheim rücken / vnd Jhrer Mayestät getrewe Vnterthanen / wider die jenige / so vnder dero Namen vnd Titul sie beleydigen wolten / vertretten vnd schützen: Welches Jhre May. jhnen / Ständen / durch dieses Schreiben andeuten wollen / damit sie reifflich das Böse Schädliche / so hierauß entstehen köndte / erwegen vnd lieber von jhrem Vornehmen durch diese Ermahnung abstünden / dann deß Königreichs Vöheimb / jhrer selbst / vnnd jhrer Vnderthanen Verderbens Vrsacher weren. Hergegen aber möchten Jhrer Mayest. Vnderthanen / die sich der Sachen nicht angemasset / dessen vergewissert seyn / daß J. May. sie vnd andere durch dero Volck im wenigsten zubeleydigen nit verstatten wolte / sondern sie allermassen zuschützen vnnd ob jhnen Vätterliche Obhand zuhalten gemeinet were. Vnder oberzehltem Verlauff vnd Abgehung dieses Schreibens wurde nun das jenige / was die vnd vngetrewe Rathgeber hefftig augehetzet worden) zum höchsten bemühet / liessen ein gute Anzahl Volck zu Roß vnd Fuß annehmen / vnd legten nöthige Besatzungen eyn: Sonderlich aber versahen sie etliche an den Grentzen gelegene Ort / damit also dem Volck / so der Kayser / sie zu bezwingen in Böheimb schicken möchte / der Eingang in das Königreich verwehret würde / vnd zu solchem Endt trachteten sie dahin wie die Kayserische Besatzungen außgeschafft werden möchtẽ. Weil nun vnter andern auch in der Statt Budweiß vnnd Crumaw dergleichen Besatzung lage / die Stände aber gern vmb allerhandt Commoditeten willen solche Päß jnnen gehabt hetten / als zoge endtlich Henrich Matthes Graff von Thurn (welcher dem gemeinen Wesen zum besten / zu einẽ General Leutenant vber der Stände KriegsVolck sich hatte bestellen lassen) mit etlich tausent Mannen dahin / vnd begehrte an sie / sie solten das frembde Kriegs-Volck vnnd Kayserische Besatzung außschaffen / vnd hinfüro keines mehr einnehmen / mit vermelden / daß wo sie nun solchem nachkommen würden / von der Stände sub vtraque Volck keines eingeleget / auch sie mit andern Beschwerden weiter nicht angefochten werden solten / im widrigen Fall aber er Gewalt brauchẽ / vnd die Außschaffung selbsten an die Hand nehmen müste. Hierauff haben zwar die Crumawer jhr Volck außziehen lassen / die Budweisischen aber wolten solchem nicht folge leisten. Derhalben wurde jhnen nochmals vom Graffen von Thurn entbotten / wo sie seinem Begehren / welches zu jhrem besten gereichete / nit Folg leysten würden / solten sie die ärgste Feindtseligkeiten von jh me zugewarten haben / vnnd niemand damit verschonet werden. Als er aber wider abschlägige Antwort bekam / weil die Bürger alle Papistisch waren / vnd jhnen auff der Evangelischen Stände Seithen zutretten nicht eingehen wolte / auch eine Besatzung von 1500. Mann starck bey sich hatten / Lägern sich vor Budweiß. schlug er sein Läger vnfern von der Statt auff vñ besetzte die Päß daherumb. Weil jhm nun täglich mehr Volck zukam / so in vnderschiedlichen Orthen geworben wurde / bracht er in kurtzem ein starcke Armee zusammen. Inmittels haben die / so den Evangelischen in Böheimb längst gern in die Haar gegriffen hetten / vnnd nicht die geringste am Brett waren / nit gefeyret / sondern tapffer Ochl ins Fewer gegossen / alle der Böhmen Handlungen zum ärgsten außgedeutet / vnd durch stätiges Einblasen vnnd vngleiche Bericht die Sachen dahin gerichtet / daß alle Entschuldigung vnnd Gegenbericht der Böhmen für Ohren gangen vnnd nicht geachtet worden / sie haben so gut vnnd warhafft seyn mögen als sie gewolt / vnnd hat der Kayser durch der seinigen Anreitzen sich dahin bewegen lassen / daß er die Güte dardurch vtel Vbels / grosses Landtverderben / vnd deß Edlen damals in gutem Frieden florirenden Teutschlandt jämmerliche Ruin / so hernach auß diesem Wesen erfolget / hette können verhütet werden / fallen lassen vnd jhm vorgenommen / die Böhmen mit Krieg anzugreiffen. Zu solchem End hat er sein Kriegs-Volck / so hin Kayser Matthias macht Auordnung die Böhmẽ mit Krieg anzugreiffen. vnd wider geworben worden vmb den halben Junium zu mustern vnnd zum Anzug nacher Böhmen sich fertig zumachen befohlen. Der General Obriste darüber war Carolus Longeval Graff von Bucquoy / welchen als einen guten vnnd erfahrnen Kriegs-Obristen / Ertzhertzog Albertus beneben in 6000. Mannen auß Niderland seinem Brudern dem Kayser zu Hülff geschickt: Sein General Leutenant war Henrich Duval Graff von Dampier / so auß Franckreich bürtig / vnd sich zuvorn in Vngarn / vnnd hernach in Friaul wider die Venediger tapffer hatte gebrauchen lassen: Die andere Obristen vnnd hohe Officirer waren / Hertzog Henrich Julius von Sachsen Lawenburg / Graff von Buchheimb / Balthasar von Marradas / Graff Reinbold von Colalto / Johann Mollart vnd andere. Kayser Matthias thut den Anzug seines Kriegs Volcks dẽ Böhmen zuwissen. Zuvor aber vnd ehe diese mit dem Kriegsvolck nach Böhmen fortmarschirt / hat der Kayser / vnder dato den 24. Junii an die Stände sub vtraque ein Schreiben abgehẽ lassen / dieses Inhalts; Sie würden auß seinen vorigen Schreiben seinen gnädigsten Willen / Vätterliche Vorsorg vñ Meynung / was massen diesen Zerrüttungen ohn Kriegsverfassungen abgeholffen werden köndte / sonder Zweiffel verstanden haben. Vnderdessen aber komme jhm Bericht vor / wie noch ferrner der Graff von Thurn mit einer Armee gegen vnd in die nähe der Statt Budweiß gezogen / dem Burgermeister vnd Rathmannen geschrieben / vnnd durch seine Abgeordnete / inmassen auch denen zu Crumaw zuentbotten / sie solten J. M. Volck / so sich zu Verwahrung der Statt daselbsten befunden / abschaffen / die Statt abtretten / neben grossen Bedräwungen / wofern sie solches nit vollziehen würden / auch das Kind in Mutterleib nit leben zulassen: welches weder jhm noch einem andern / daß er an Jhr. May. Getrewen solcher Gestalt seinen Willen treiben möchte / nit gebührte / könte auch solchem lenger nit zusehen vnd gestatten / ließ derowegen Jhr Volck zu Roß vnd Fuß mustern / mit diesem Befehl / es solte solches vnverlängt in das Königreich Böheim rücken / vnd Jhrer Mayestät getrewe Vnterthanen / wider die jenige / so vnder dero Namen vnd Titul sie beleydigen wolten / vertretten vnd schützen: Welches Jhre May. jhnen / Ständen / durch dieses Schreiben andeuten wollen / damit sie reifflich das Böse Schädliche / so hierauß entstehen köndte / erwegen vnd lieber von jhrem Vornehmen durch diese Ermahnung abstünden / dann deß Königreichs Vöheimb / jhrer selbst / vnnd jhrer Vnderthanen Verderbens Vrsacher weren. Hergegen aber möchten Jhrer Mayest. Vnderthanen / die sich der Sachen nicht angemasset / dessen vergewissert seyn / daß J. May. sie vnd andere durch dero Volck im wenigsten zubeleydigen nit verstatten wolte / sondern sie allermassen zuschützen vnnd ob jhnen Vätterliche Obhand zuhalten gemeinet were. Vnder oberzehltem Verlauff vnd Abgehung dieses Schreibens wurde nun das jenige / was die <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0087" n="50"/> vnd vngetrewe Rathgeber hefftig augehetzet worden) zum höchsten bemühet / liessen ein gute Anzahl Volck zu Roß vnd Fuß annehmen / vnd legten nöthige Besatzungen eyn: Sonderlich aber versahen sie etliche an den Grentzen gelegene Ort / damit also dem Volck / so der Kayser / sie zu bezwingen in Böheimb schicken möchte / der Eingang in das Königreich verwehret würde / vnd zu solchem Endt trachteten sie dahin wie die Kayserische Besatzungen außgeschafft werden möchtẽ. Weil nun vnter andern auch in der Statt Budweiß vnnd Crumaw dergleichen Besatzung lage / die Stände aber gern vmb allerhandt Commoditeten willen solche Päß jnnen gehabt hetten / als zoge endtlich Henrich Matthes Graff von Thurn (welcher dem gemeinen Wesen zum besten / zu einẽ General Leutenant vber der Stände KriegsVolck sich hatte bestellen lassen) mit etlich tausent Mannen dahin / vnd begehrte an sie / sie solten das frembde Kriegs-Volck vnnd Kayserische Besatzung außschaffen / vnd hinfüro keines mehr einnehmen / mit vermelden / daß wo sie nun solchem nachkommen würden / von der Stände sub vtraque Volck keines eingeleget / auch sie mit andern Beschwerden weiter nicht angefochten werden solten / im widrigen Fall aber er Gewalt brauchẽ / vnd die Außschaffung selbsten an die Hand nehmen müste. Hierauff haben zwar die Crumawer jhr Volck außziehen lassen / die Budweisischen aber wolten solchem nicht folge leisten. Derhalben wurde jhnen nochmals vom Graffen von Thurn entbotten / wo sie seinem Begehren / welches zu jhrem besten gereichete / nit Folg leysten würden / solten sie die ärgste Feindtseligkeiten von jh me zugewarten haben / vnnd niemand damit verschonet werden. Als er aber wider abschlägige Antwort bekam / weil die Bürger alle Papistisch waren / vnd jhnen auff der Evangelischen Stände Seithen zutretten nicht eingehen wolte / auch eine Besatzung von 1500. Mann starck bey sich hatten / <note place="left">Lägern sich vor Budweiß.</note> schlug er sein Läger vnfern von der Statt auff vñ besetzte die Päß daherumb. Weil jhm nun täglich mehr Volck zukam / so in vnderschiedlichen Orthen geworben wurde / bracht er in kurtzem ein starcke Armee zusammen.</p> <p>Inmittels haben die / so den Evangelischen in Böheimb längst gern in die Haar gegriffen hetten / vnnd nicht die geringste am Brett waren / nit gefeyret / sondern tapffer Ochl ins Fewer gegossen / alle der Böhmen Handlungen zum ärgsten außgedeutet / vnd durch stätiges Einblasen vnnd vngleiche Bericht die Sachen dahin gerichtet / daß alle Entschuldigung vnnd Gegenbericht der Böhmen für Ohren gangen vnnd nicht geachtet worden / sie haben so gut vnnd warhafft seyn mögen als sie gewolt / vnnd hat der Kayser durch der seinigen Anreitzen sich dahin bewegen lassen / daß er die Güte dardurch vtel Vbels / grosses Landtverderben / vnd deß Edlen damals in gutem Frieden florirenden Teutschlandt jämmerliche Ruin / so hernach auß diesem Wesen erfolget / hette können verhütet werden / fallen lassen vnd jhm vorgenommen / die Böhmen mit Krieg anzugreiffen.</p> <p>Zu solchem End hat er sein Kriegs-Volck / so hin <note place="right">Kayser Matthias macht Auordnung die Böhmẽ mit Krieg anzugreiffen.</note> vnd wider geworben worden vmb den halben Junium zu mustern vnnd zum Anzug nacher Böhmen sich fertig zumachen befohlen. Der General Obriste darüber war Carolus Longeval Graff von Bucquoy / welchen als einen guten vnnd erfahrnen Kriegs-Obristen / Ertzhertzog Albertus beneben in 6000. Mannen auß Niderland seinem Brudern dem Kayser zu Hülff geschickt: Sein General Leutenant war Henrich Duval Graff von Dampier / so auß Franckreich bürtig / vnd sich zuvorn in Vngarn / vnnd hernach in Friaul wider die Venediger tapffer hatte gebrauchen lassen: Die andere Obristen vnnd hohe Officirer waren / Hertzog Henrich Julius von Sachsen Lawenburg / Graff von Buchheimb / Balthasar von Marradas / Graff Reinbold von Colalto / Johann Mollart vnd andere.</p> <p><note place="right">Kayser Matthias thut den Anzug seines Kriegs Volcks dẽ Böhmen zuwissen.</note> Zuvor aber vnd ehe diese mit dem Kriegsvolck nach Böhmen fortmarschirt / hat der Kayser / vnder dato den 24. Junii an die Stände sub vtraque ein Schreiben abgehẽ lassen / dieses Inhalts; Sie würden auß seinen vorigen Schreiben seinen gnädigsten Willen / Vätterliche Vorsorg vñ Meynung / was massen diesen Zerrüttungen ohn Kriegsverfassungen abgeholffen werden köndte / sonder Zweiffel verstanden haben. Vnderdessen aber komme jhm Bericht vor / wie noch ferrner der Graff von Thurn mit einer Armee gegen vnd in die nähe der Statt Budweiß gezogen / dem Burgermeister vnd Rathmannen geschrieben / vnnd durch seine Abgeordnete / inmassen auch denen zu Crumaw zuentbotten / sie solten J. M. Volck / so sich zu Verwahrung der Statt daselbsten befunden / abschaffen / die Statt abtretten / neben grossen Bedräwungen / wofern sie solches nit vollziehen würden / auch das Kind in Mutterleib nit leben zulassen: welches weder jhm noch einem andern / daß er an Jhr. May. Getrewen solcher Gestalt seinen Willen treiben möchte / nit gebührte / könte auch solchem lenger nit zusehen vnd gestatten / ließ derowegen Jhr Volck zu Roß vnd Fuß mustern / mit diesem Befehl / es solte solches vnverlängt in das Königreich Böheim rücken / vnd Jhrer Mayestät getrewe Vnterthanen / wider die jenige / so vnder dero Namen vnd Titul sie beleydigen wolten / vertretten vnd schützen: Welches Jhre May. jhnen / Ständen / durch dieses Schreiben andeuten wollen / damit sie reifflich das Böse Schädliche / so hierauß entstehen köndte / erwegen vnd lieber von jhrem Vornehmen durch diese Ermahnung abstünden / dann deß Königreichs Vöheimb / jhrer selbst / vnnd jhrer Vnderthanen Verderbens Vrsacher weren. Hergegen aber möchten Jhrer Mayest. Vnderthanen / die sich der Sachen nicht angemasset / dessen vergewissert seyn / daß J. May. sie vnd andere durch dero Volck im wenigsten zubeleydigen nit verstatten wolte / sondern sie allermassen zuschützen vnnd ob jhnen Vätterliche Obhand zuhalten gemeinet were.</p> <p>Vnder oberzehltem Verlauff vnd Abgehung dieses Schreibens wurde nun das jenige / was die </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0087]
vnd vngetrewe Rathgeber hefftig augehetzet worden) zum höchsten bemühet / liessen ein gute Anzahl Volck zu Roß vnd Fuß annehmen / vnd legten nöthige Besatzungen eyn: Sonderlich aber versahen sie etliche an den Grentzen gelegene Ort / damit also dem Volck / so der Kayser / sie zu bezwingen in Böheimb schicken möchte / der Eingang in das Königreich verwehret würde / vnd zu solchem Endt trachteten sie dahin wie die Kayserische Besatzungen außgeschafft werden möchtẽ. Weil nun vnter andern auch in der Statt Budweiß vnnd Crumaw dergleichen Besatzung lage / die Stände aber gern vmb allerhandt Commoditeten willen solche Päß jnnen gehabt hetten / als zoge endtlich Henrich Matthes Graff von Thurn (welcher dem gemeinen Wesen zum besten / zu einẽ General Leutenant vber der Stände KriegsVolck sich hatte bestellen lassen) mit etlich tausent Mannen dahin / vnd begehrte an sie / sie solten das frembde Kriegs-Volck vnnd Kayserische Besatzung außschaffen / vnd hinfüro keines mehr einnehmen / mit vermelden / daß wo sie nun solchem nachkommen würden / von der Stände sub vtraque Volck keines eingeleget / auch sie mit andern Beschwerden weiter nicht angefochten werden solten / im widrigen Fall aber er Gewalt brauchẽ / vnd die Außschaffung selbsten an die Hand nehmen müste. Hierauff haben zwar die Crumawer jhr Volck außziehen lassen / die Budweisischen aber wolten solchem nicht folge leisten. Derhalben wurde jhnen nochmals vom Graffen von Thurn entbotten / wo sie seinem Begehren / welches zu jhrem besten gereichete / nit Folg leysten würden / solten sie die ärgste Feindtseligkeiten von jh me zugewarten haben / vnnd niemand damit verschonet werden. Als er aber wider abschlägige Antwort bekam / weil die Bürger alle Papistisch waren / vnd jhnen auff der Evangelischen Stände Seithen zutretten nicht eingehen wolte / auch eine Besatzung von 1500. Mann starck bey sich hatten / schlug er sein Läger vnfern von der Statt auff vñ besetzte die Päß daherumb. Weil jhm nun täglich mehr Volck zukam / so in vnderschiedlichen Orthen geworben wurde / bracht er in kurtzem ein starcke Armee zusammen.
Lägern sich vor Budweiß. Inmittels haben die / so den Evangelischen in Böheimb längst gern in die Haar gegriffen hetten / vnnd nicht die geringste am Brett waren / nit gefeyret / sondern tapffer Ochl ins Fewer gegossen / alle der Böhmen Handlungen zum ärgsten außgedeutet / vnd durch stätiges Einblasen vnnd vngleiche Bericht die Sachen dahin gerichtet / daß alle Entschuldigung vnnd Gegenbericht der Böhmen für Ohren gangen vnnd nicht geachtet worden / sie haben so gut vnnd warhafft seyn mögen als sie gewolt / vnnd hat der Kayser durch der seinigen Anreitzen sich dahin bewegen lassen / daß er die Güte dardurch vtel Vbels / grosses Landtverderben / vnd deß Edlen damals in gutem Frieden florirenden Teutschlandt jämmerliche Ruin / so hernach auß diesem Wesen erfolget / hette können verhütet werden / fallen lassen vnd jhm vorgenommen / die Böhmen mit Krieg anzugreiffen.
Zu solchem End hat er sein Kriegs-Volck / so hin vnd wider geworben worden vmb den halben Junium zu mustern vnnd zum Anzug nacher Böhmen sich fertig zumachen befohlen. Der General Obriste darüber war Carolus Longeval Graff von Bucquoy / welchen als einen guten vnnd erfahrnen Kriegs-Obristen / Ertzhertzog Albertus beneben in 6000. Mannen auß Niderland seinem Brudern dem Kayser zu Hülff geschickt: Sein General Leutenant war Henrich Duval Graff von Dampier / so auß Franckreich bürtig / vnd sich zuvorn in Vngarn / vnnd hernach in Friaul wider die Venediger tapffer hatte gebrauchen lassen: Die andere Obristen vnnd hohe Officirer waren / Hertzog Henrich Julius von Sachsen Lawenburg / Graff von Buchheimb / Balthasar von Marradas / Graff Reinbold von Colalto / Johann Mollart vnd andere.
Kayser Matthias macht Auordnung die Böhmẽ mit Krieg anzugreiffen. Zuvor aber vnd ehe diese mit dem Kriegsvolck nach Böhmen fortmarschirt / hat der Kayser / vnder dato den 24. Junii an die Stände sub vtraque ein Schreiben abgehẽ lassen / dieses Inhalts; Sie würden auß seinen vorigen Schreiben seinen gnädigsten Willen / Vätterliche Vorsorg vñ Meynung / was massen diesen Zerrüttungen ohn Kriegsverfassungen abgeholffen werden köndte / sonder Zweiffel verstanden haben. Vnderdessen aber komme jhm Bericht vor / wie noch ferrner der Graff von Thurn mit einer Armee gegen vnd in die nähe der Statt Budweiß gezogen / dem Burgermeister vnd Rathmannen geschrieben / vnnd durch seine Abgeordnete / inmassen auch denen zu Crumaw zuentbotten / sie solten J. M. Volck / so sich zu Verwahrung der Statt daselbsten befunden / abschaffen / die Statt abtretten / neben grossen Bedräwungen / wofern sie solches nit vollziehen würden / auch das Kind in Mutterleib nit leben zulassen: welches weder jhm noch einem andern / daß er an Jhr. May. Getrewen solcher Gestalt seinen Willen treiben möchte / nit gebührte / könte auch solchem lenger nit zusehen vnd gestatten / ließ derowegen Jhr Volck zu Roß vnd Fuß mustern / mit diesem Befehl / es solte solches vnverlängt in das Königreich Böheim rücken / vnd Jhrer Mayestät getrewe Vnterthanen / wider die jenige / so vnder dero Namen vnd Titul sie beleydigen wolten / vertretten vnd schützen: Welches Jhre May. jhnen / Ständen / durch dieses Schreiben andeuten wollen / damit sie reifflich das Böse Schädliche / so hierauß entstehen köndte / erwegen vnd lieber von jhrem Vornehmen durch diese Ermahnung abstünden / dann deß Königreichs Vöheimb / jhrer selbst / vnnd jhrer Vnderthanen Verderbens Vrsacher weren. Hergegen aber möchten Jhrer Mayest. Vnderthanen / die sich der Sachen nicht angemasset / dessen vergewissert seyn / daß J. May. sie vnd andere durch dero Volck im wenigsten zubeleydigen nit verstatten wolte / sondern sie allermassen zuschützen vnnd ob jhnen Vätterliche Obhand zuhalten gemeinet were.
Kayser Matthias thut den Anzug seines Kriegs Volcks dẽ Böhmen zuwissen. Vnder oberzehltem Verlauff vnd Abgehung dieses Schreibens wurde nun das jenige / was die
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