Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.selbigen Morgen fertig worden / ziehen lassen / sonsten seine Armee / wie er seines Gegentheil Anzug vernommen / in Schlachtordnung gebracht. In dessen sind die Ligistische bey Rüdelheim hingezogen / vnd weil eine Anzahl Braunschweigische in selbigem Schloß gelegen / vnd darauß mit Mußqueten auff die Bayerische geschossen / ist gedacht Schloß auß groben Stücken beschossen / aber nach 8. Schüssen von den Innligenden vbergeben worden. Worauff die Ligistische auff die Braunschweigische werden geschlagen. Braunschweigische Armada fortgerucket / auff jhren Posto eingesetzet vnd erobert / da es dann an ein hart Treffen gangen / so in 6. Stund lang geweret / vnd weil die Ligistische gleich Anfangs jhren Vortheil wol in acht genommen / jhre 18. Stück / wie in einem Triangul plantirt / damit starck vnd mit Hagel / wol 24. Stück / zu 3. vnd 4. Lb. in einer Ladung vnder die Braunschweigische Reuterey geschossen / also daß dieselbe nicht recht ansetzen können; Hingegen die Braunschweigische nur mit 3. Stücken / deren eins bald Anfangs zersprungen / das ander durch einen Gegenschuß verderbet / das dritte allein wenig fruchten wollen / sonsten aber tapffer vnd sonderlich das Fußvolck sich gewehret / als hat endlich der Hertzog auff Gutachten der Obristen die Retirada genommen / da dann die gantze Armada in Vnordnung kommen / vnd ein jeder mit der Flucht sich zu salviren der forderste seyn wollen / also daß manchem die Brücke vber den Mayn im Geträng zu schmal worden / vnd viel / neben andern / so an vnbequemen tieffen Orthen durchsetzen wollen / erlauffen müssen / darunder auch ein Graff von Löwenstein gewesen also daß mehr Volck im Wasser / als auff dem Land im Treffen vmbkommen: Dann die Ligistische haben nicht recht nachgesetzet / besorgend / sie möchten in einen Hinderhalt gelocket werden / vnd also in jhrer Schlachtordnung halten blieben / biß sie gesehen / daß es ein rechter Ernst mit der Flucht gewesen. Hertzog Christian ist mit 5. Cornet Reutern / an einem Orth deß Mayns / da das Wasser den Pferden nur biß an dei Bäuch gangen / vnd jhme gegen einer guten Verehrung verkundschafft worden / deßgleichen auch der Graff von Styrumb / wol vberkommen / die meiste Pagagy ist im Stich geblieben / auch haben etliche der rechten Strassen verfehlt vnd in Schwanheimer Bruch im Morast stecken blieben / da dann die Führer die Roß auß gespannet vnd sich davon gemacht / darauff mancher Bawer stattliche Beuthen bekommen / so haben auch die Fischer ein grossen Reichthumb erlanget / dann sie bey den Todten den Mayn vnd Rhein hinab viel Gelt / Ketten / Ring vnnd stattliche Kleydungen bekommen. Das Fußvolck hat in der Flucht die Rüstung vnnd Oberwehren sehr hinweg geworffen. Wie nun der Hertzog seinen Weg auff Darmbstatt vnnd Bensheim zugenommen / hat er daselbs den Grafen von Mansfeld mit 3000. Muß quetirern vnd 50. Cornet Reutern / so jhn entsetzen wollen / aber zu spat kommen / angetroffen. Deß andern Tags haben die Crabaten die flüchtige / vom Hauffen jrrende vnd im Gehöltz vnnd Gärten versteckte Braunschweigische verfolget / deren noch viel nidergehawet / darzu die Bawren auch tapffer geholffen / die viel von dem Troß / dessen ein grosse Menge wider deß Hertzogs willen der Armada nachgezogen / vnd dem Landmann mehr Schaden gethan / vnd grössern Mutwillen / als rechte Soldaten / getrieben / ohn Erbarmnuß erschlagen. Es ward von vielen darfür gehalten / wann jenseits deß Mayns ein tausend Pferd von den Ligistischen gehalten vnd auff die vber den Mayn kommende gepaßt hetten / würde die gantze Armada in grosse Noth gerathen seyn: Aber die Ligistische seynd in Sorgen gestanden / der Mansfelder möchte ankommen / deßwegen solches vnderlassen. Etlich Bayerische Officirer haben sich verlauten lassen / sie hetten sich dieser Victori nicht so hoch zu rühmen / weil drey Armaden conjungirt nur mit einer gestritten / drey Mann gegen einen / vnd sechs Stück Geschütz gegen eins gehabt; es were aber Hertzog Christian noch zu loben gewesen / daß er sich Ritterlich praesentirt vnd nicht die Flucht genommen. Der Hertzog / als er wider gemustert / soll vber das Volck so geblieben / zertrennet vnd sich verlauffen noch 5000. zu Pferd vn 8000. zu Fuß starck sich befunden haben. Viel vermeldeten auch / daß in dem vorgangenen Treffen an Braunschweigischer Seiten es nit wenig an guter Ordnung gemangelt hette / dann noch viel Befelchshaber abwesend in Franckfurt vnd Hanaw sich befunden / welche wegen der geschwinden Ankunfft der Ligistischen allda verbleiben müssen; Die so deß folgenden Tags sich auß Franckfurt begeben / sind auff dem Weg nach Darmbstatt biß auff einen von den Crabaten / so auff sie gewartet / erschlagen worden. Selbigen Abend als das Treffen sich geendet / ward das Stättlein Höchst von den Ligistischen wider eingenommen / vnd alle Braunschweigische so da betretten / nidergemacht. Das Schloß war mit einer zimblichen Guarnison besetzet / deren Befelchshaber sich resolvirt / wann sie kein Quartier haben könten / wolten sie Fewer in das Pulver stecken / vnd sich also mit dem Schloß in die Lufft sprengen: Darauff jhnen zwar Quartier versprochen / vnd mit weissen Stäben abzuziehen veraccordirt worden. Weil sie aber zuvor so hefftig daselbs tyrannisirt / vnnd die armen Weibspersonen vnnd Kinder vnverschuldter weiß nidergehawet / auch einen alten Pfaffen castrirt / hat Mons. Tilly auß Antrieb deß Obristen Leutenants Einotten / sie alle niderhawen lassen. Vnbarmhertzigkeit deß Kriegs volcks. Im Stättlein Cronberg waren auch bey 65. Braunschweigische / die mußten die Innwohner herauß schaffen / daselbs sie im Feldt von dem Ligistischen Kriegsvolck hingerichtet wurden. Viel Verwundte vnd Krancke sind von beyden Theilen zu Franckfurt einkommen / welche die Statt inficirt / daß darauff ein groß Sterben an der rothen Ruhr vnd andern hitzigen Kranckheiten erfolget. Von hohen Officirern ist an Braunschweigischen Seithen niemand sonderlich blieben / ohn selbigen Morgen fertig worden / ziehen lassen / sonsten seine Armee / wie er seines Gegentheil Anzug vernommen / in Schlachtordnung gebracht. In dessen sind die Ligistische bey Rüdelheim hingezogen / vnd weil eine Anzahl Braunschweigische in selbigem Schloß gelegen / vnd darauß mit Mußqueten auff die Bayerische geschossen / ist gedacht Schloß auß groben Stücken beschossen / aber nach 8. Schüssen von den Innligenden vbergeben worden. Worauff die Ligistische auff die Braunschweigische werden geschlagen. Braunschweigische Armada fortgerucket / auff jhren Posto eingesetzet vnd erobert / da es dann an ein hart Treffen gangen / so in 6. Stund lang geweret / vnd weil die Ligistische gleich Anfangs jhren Vortheil wol in acht genommen / jhre 18. Stück / wie in einem Triangul plantirt / damit starck vnd mit Hagel / wol 24. Stück / zu 3. vnd 4. ℔. in einer Ladung vnder die Braunschweigische Reuterey geschossen / also daß dieselbe nicht recht ansetzen können; Hingegen die Braunschweigische nur mit 3. Stücken / deren eins bald Anfangs zersprungen / das ander durch einen Gegenschuß verderbet / das dritte allein wenig fruchten wollen / sonsten aber tapffer vnd sonderlich das Fußvolck sich gewehret / als hat endlich der Hertzog auff Gutachten der Obristen die Retirada genom̃en / da dañ die gantze Armada in Vnordnung kommen / vnd ein jeder mit der Flucht sich zu salviren der forderste seyn wollen / also daß manchem die Brücke vber den Mayn im Geträng zu schmal worden / vnd viel / neben andern / so an vnbequemen tieffen Orthen durchsetzen wollen / erlauffen müssen / darunder auch ein Graff von Löwenstein gewesen also daß mehr Volck im Wasser / als auff dem Land im Treffen vmbkommen: Dann die Ligistische haben nicht recht nachgesetzet / besorgend / sie möchten in einen Hinderhalt gelocket werden / vnd also in jhrer Schlachtordnung halten blieben / biß sie gesehen / daß es ein rechter Ernst mit der Flucht gewesen. Hertzog Christian ist mit 5. Cornet Reutern / an einem Orth deß Mayns / da das Wasser den Pferden nur biß an dei Bäuch gangen / vnd jhme gegen einer guten Verehrung verkundschafft worden / deßgleichen auch der Graff von Styrumb / wol vberkommen / die meiste Pagagy ist im Stich geblieben / auch haben etliche der rechten Strassen verfehlt vnd in Schwanheimer Bruch im Morast stecken blieben / da dann die Führer die Roß auß gespannet vnd sich davon gemacht / darauff mancher Bawer stattliche Beuthen bekommen / so haben auch die Fischer ein grossen Reichthumb erlanget / dann sie bey den Todten den Mayn vnd Rhein hinab viel Gelt / Ketten / Ring vnnd stattliche Kleydungen bekommen. Das Fußvolck hat in der Flucht die Rüstung vnnd Oberwehren sehr hinweg geworffen. Wie nun der Hertzog seinen Weg auff Darmbstatt vnnd Bensheim zugenom̃en / hat er daselbs den Grafen von Mansfeld mit 3000. Muß quetirern vnd 50. Cornet Reutern / so jhn entsetzen wollen / aber zu spat kommen / angetroffen. Deß andern Tags haben die Crabaten die flüchtige / vom Hauffen jrrende vnd im Gehöltz vnnd Gärten versteckte Braunschweigische verfolget / deren noch viel nidergehawet / darzu die Bawren auch tapffer geholffen / die viel von dem Troß / dessen ein grosse Menge wider deß Hertzogs willen der Armada nachgezogen / vnd dem Landmann mehr Schaden gethan / vnd grössern Mutwillen / als rechte Soldaten / getrieben / ohn Erbarmnuß erschlagen. Es ward von vielen darfür gehalten / wann jenseits deß Mayns ein tausend Pferd von den Ligistischen gehalten vnd auff die vber den Mayn kommende gepaßt hetten / würde die gantze Armada in grosse Noth gerathen seyn: Aber die Ligistische seynd in Sorgen gestanden / der Mansfelder möchte ankommen / deßwegen solches vnderlassen. Etlich Bayerische Officirer haben sich verlauten lassen / sie hetten sich dieser Victori nicht so hoch zu rühmen / weil drey Armaden conjungirt nur mit einer gestritten / drey Mann gegen einen / vnd sechs Stück Geschütz gegen eins gehabt; es were aber Hertzog Christian noch zu loben gewesen / daß er sich Ritterlich praesentirt vnd nicht die Flucht genommen. Der Hertzog / als er wider gemustert / soll vber das Volck so geblieben / zertrennet vnd sich verlauffen noch 5000. zu Pferd vn 8000. zu Fuß starck sich befunden haben. Viel vermeldeten auch / daß in dem vorgangenen Treffen an Braunschweigischer Seiten es nit wenig an guter Ordnung gemangelt hette / dann noch viel Befelchshaber abwesend in Franckfurt vnd Hanaw sich befunden / welche wegen der geschwinden Ankunfft der Ligistischen allda verbleiben müssen; Die so deß folgenden Tags sich auß Franckfurt begeben / sind auff dem Weg nach Darmbstatt biß auff einen von den Crabaten / so auff sie gewartet / erschlagen worden. Selbigen Abend als das Treffen sich geendet / ward das Stättlein Höchst von den Ligistischen wider eingenommen / vnd alle Braunschweigische so da betretten / nidergemacht. Das Schloß war mit einer zimblichen Guarnison besetzet / deren Befelchshaber sich resolvirt / wann sie kein Quartier haben könten / wolten sie Fewer in das Pulver stecken / vnd sich also mit dem Schloß in die Lufft sprengen: Darauff jhnen zwar Quartier versprochen / vnd mit weissen Stäben abzuziehen veraccordirt worden. Weil sie aber zuvor so hefftig daselbs tyrannisirt / vnnd die armen Weibspersonen vnnd Kinder vnverschuldter weiß nidergehawet / auch einen alten Pfaffen castrirt / hat Mons. Tilly auß Antrieb deß Obristen Leutenants Einotten / sie alle niderhawen lassen. Vnbarmhertzigkeit deß Kriegs volcks. Im Stättlein Cronberg waren auch bey 65. Braunschweigische / die mußten die Innwohner herauß schaffen / daselbs sie im Feldt von dem Ligistischen Kriegsvolck hingerichtet wurden. Viel Verwundte vñ Krancke sind von beyden Theilen zu Franckfurt einkom̃ẽ / welche die Statt inficirt / daß darauff ein groß Sterbẽ an der rothen Ruhr vnd andern hitzigen Kranckheiten erfolget. Von hohen Officirern ist an Braunschweigischen Seithen niemand sonderlich blieben / ohn <TEI> <text> <body> <div> <div> <pb facs="#f0816" n="725"/> <p>selbigen Morgen fertig worden / ziehen lassen / sonsten seine Armee / wie er seines Gegentheil Anzug vernommen / in Schlachtordnung gebracht. In dessen sind die Ligistische bey Rüdelheim hingezogen / vnd weil eine Anzahl Braunschweigische in selbigem Schloß gelegen / vnd darauß mit Mußqueten auff die Bayerische geschossen / ist gedacht Schloß auß groben Stücken beschossen / aber nach 8. Schüssen von den Innligenden vbergeben worden. Worauff die Ligistische auff die <note place="left">Braunschweigische werden geschlagen.</note> Braunschweigische Armada fortgerucket / auff jhren Posto eingesetzet vnd erobert / da es dann an ein hart Treffen gangen / so in 6. Stund lang geweret / vnd weil die Ligistische gleich Anfangs jhren Vortheil wol in acht genommen / jhre 18. Stück / wie in einem Triangul plantirt / damit starck vnd mit Hagel / wol 24. Stück / zu 3. vnd 4. ℔. in einer Ladung vnder die Braunschweigische Reuterey geschossen / also daß dieselbe nicht recht ansetzen können; Hingegen die Braunschweigische nur mit 3. Stücken / deren eins bald Anfangs zersprungen / das ander durch einen Gegenschuß verderbet / das dritte allein wenig fruchten wollen / sonsten aber tapffer vnd sonderlich das Fußvolck sich gewehret / als hat endlich der Hertzog auff Gutachten der Obristen die Retirada genom̃en / da dañ die gantze Armada in Vnordnung kommen / vnd ein jeder mit der Flucht sich zu salviren der forderste seyn wollen / also daß manchem die Brücke vber den Mayn im Geträng zu schmal worden / vnd viel / neben andern / so an vnbequemen tieffen Orthen durchsetzen wollen / erlauffen müssen / darunder auch ein Graff von Löwenstein gewesen also daß mehr Volck im Wasser / als auff dem Land im Treffen vmbkommen: Dann die Ligistische haben nicht recht nachgesetzet / besorgend / sie möchten in einen Hinderhalt gelocket werden / vnd also in jhrer Schlachtordnung halten blieben / biß sie gesehen / daß es ein rechter Ernst mit der Flucht gewesen.</p> <p>Hertzog Christian ist mit 5. Cornet Reutern / an einem Orth deß Mayns / da das Wasser den Pferden nur biß an dei Bäuch gangen / vnd jhme gegen einer guten Verehrung verkundschafft worden / deßgleichen auch der Graff von Styrumb / wol vberkommen / die meiste Pagagy ist im Stich geblieben / auch haben etliche der rechten Strassen verfehlt vnd in Schwanheimer Bruch im Morast stecken blieben / da dann die Führer die Roß auß gespannet vnd sich davon gemacht / darauff mancher Bawer stattliche Beuthen bekommen / so haben auch die Fischer ein grossen Reichthumb erlanget / dann sie bey den Todten den Mayn vnd Rhein hinab viel Gelt / Ketten / Ring vnnd stattliche Kleydungen bekommen. Das Fußvolck hat in der Flucht die Rüstung vnnd Oberwehren sehr hinweg geworffen. Wie nun der Hertzog seinen Weg auff Darmbstatt vnnd Bensheim zugenom̃en / hat er daselbs den Grafen von Mansfeld mit 3000. Muß quetirern vnd 50. Cornet Reutern / so jhn entsetzen wollen / aber zu spat kommen / angetroffen.</p> <p>Deß andern Tags haben die Crabaten die flüchtige / vom Hauffen jrrende vnd im Gehöltz vnnd Gärten versteckte Braunschweigische verfolget / deren noch viel nidergehawet / darzu die Bawren auch tapffer geholffen / die viel von dem Troß / dessen ein grosse Menge wider deß Hertzogs willen der Armada nachgezogen / vnd dem Landmann mehr Schaden gethan / vnd grössern Mutwillen / als rechte Soldaten / getrieben / ohn Erbarmnuß erschlagen. Es ward von vielen darfür gehalten / wann jenseits deß Mayns ein tausend Pferd von den Ligistischen gehalten vnd auff die vber den Mayn kommende gepaßt hetten / würde die gantze Armada in grosse Noth gerathen seyn: Aber die Ligistische seynd in Sorgen gestanden / der Mansfelder möchte ankommen / deßwegen solches vnderlassen. Etlich Bayerische Officirer haben sich verlauten lassen / sie hetten sich dieser Victori nicht so hoch zu rühmen / weil drey Armaden conjungirt nur mit einer gestritten / drey Mann gegen einen / vnd sechs Stück Geschütz gegen eins gehabt; es were aber Hertzog Christian noch zu loben gewesen / daß er sich Ritterlich praesentirt vnd nicht die Flucht genommen.</p> <p>Der Hertzog / als er wider gemustert / soll vber das Volck so geblieben / zertrennet vnd sich verlauffen noch 5000. zu Pferd vn 8000. zu Fuß starck sich befunden haben. Viel vermeldeten auch / daß in dem vorgangenen Treffen an Braunschweigischer Seiten es nit wenig an guter Ordnung gemangelt hette / dann noch viel Befelchshaber abwesend in Franckfurt vnd Hanaw sich befunden / welche wegen der geschwinden Ankunfft der Ligistischen allda verbleiben müssen; Die so deß folgenden Tags sich auß Franckfurt begeben / sind auff dem Weg nach Darmbstatt biß auff einen von den Crabaten / so auff sie gewartet / erschlagen worden.</p> <p>Selbigen Abend als das Treffen sich geendet / ward das Stättlein Höchst von den Ligistischen wider eingenommen / vnd alle Braunschweigische so da betretten / nidergemacht. Das Schloß war mit einer zimblichen Guarnison besetzet / deren Befelchshaber sich resolvirt / wann sie kein Quartier haben könten / wolten sie Fewer in das Pulver stecken / vnd sich also mit dem Schloß in die Lufft sprengen: Darauff jhnen zwar Quartier versprochen / vnd mit weissen Stäben abzuziehen veraccordirt worden. Weil sie aber zuvor so hefftig daselbs tyrannisirt / vnnd die armen Weibspersonen vnnd Kinder vnverschuldter weiß nidergehawet / auch einen alten Pfaffen castrirt / hat Mons. Tilly auß Antrieb deß Obristen Leutenants Einotten / sie alle niderhawen lassen.</p> <p><note place="right">Vnbarmhertzigkeit deß Kriegs volcks.</note> Im Stättlein Cronberg waren auch bey 65. Braunschweigische / die mußten die Innwohner herauß schaffen / daselbs sie im Feldt von dem Ligistischen Kriegsvolck hingerichtet wurden. Viel Verwundte vñ Krancke sind von beyden Theilen zu Franckfurt einkom̃ẽ / welche die Statt inficirt / daß darauff ein groß Sterbẽ an der rothen Ruhr vnd andern hitzigen Kranckheiten erfolget.</p> <p>Von hohen Officirern ist an Braunschweigischen Seithen niemand sonderlich blieben / ohn </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [725/0816]
selbigen Morgen fertig worden / ziehen lassen / sonsten seine Armee / wie er seines Gegentheil Anzug vernommen / in Schlachtordnung gebracht. In dessen sind die Ligistische bey Rüdelheim hingezogen / vnd weil eine Anzahl Braunschweigische in selbigem Schloß gelegen / vnd darauß mit Mußqueten auff die Bayerische geschossen / ist gedacht Schloß auß groben Stücken beschossen / aber nach 8. Schüssen von den Innligenden vbergeben worden. Worauff die Ligistische auff die Braunschweigische Armada fortgerucket / auff jhren Posto eingesetzet vnd erobert / da es dann an ein hart Treffen gangen / so in 6. Stund lang geweret / vnd weil die Ligistische gleich Anfangs jhren Vortheil wol in acht genommen / jhre 18. Stück / wie in einem Triangul plantirt / damit starck vnd mit Hagel / wol 24. Stück / zu 3. vnd 4. ℔. in einer Ladung vnder die Braunschweigische Reuterey geschossen / also daß dieselbe nicht recht ansetzen können; Hingegen die Braunschweigische nur mit 3. Stücken / deren eins bald Anfangs zersprungen / das ander durch einen Gegenschuß verderbet / das dritte allein wenig fruchten wollen / sonsten aber tapffer vnd sonderlich das Fußvolck sich gewehret / als hat endlich der Hertzog auff Gutachten der Obristen die Retirada genom̃en / da dañ die gantze Armada in Vnordnung kommen / vnd ein jeder mit der Flucht sich zu salviren der forderste seyn wollen / also daß manchem die Brücke vber den Mayn im Geträng zu schmal worden / vnd viel / neben andern / so an vnbequemen tieffen Orthen durchsetzen wollen / erlauffen müssen / darunder auch ein Graff von Löwenstein gewesen also daß mehr Volck im Wasser / als auff dem Land im Treffen vmbkommen: Dann die Ligistische haben nicht recht nachgesetzet / besorgend / sie möchten in einen Hinderhalt gelocket werden / vnd also in jhrer Schlachtordnung halten blieben / biß sie gesehen / daß es ein rechter Ernst mit der Flucht gewesen.
Braunschweigische werden geschlagen. Hertzog Christian ist mit 5. Cornet Reutern / an einem Orth deß Mayns / da das Wasser den Pferden nur biß an dei Bäuch gangen / vnd jhme gegen einer guten Verehrung verkundschafft worden / deßgleichen auch der Graff von Styrumb / wol vberkommen / die meiste Pagagy ist im Stich geblieben / auch haben etliche der rechten Strassen verfehlt vnd in Schwanheimer Bruch im Morast stecken blieben / da dann die Führer die Roß auß gespannet vnd sich davon gemacht / darauff mancher Bawer stattliche Beuthen bekommen / so haben auch die Fischer ein grossen Reichthumb erlanget / dann sie bey den Todten den Mayn vnd Rhein hinab viel Gelt / Ketten / Ring vnnd stattliche Kleydungen bekommen. Das Fußvolck hat in der Flucht die Rüstung vnnd Oberwehren sehr hinweg geworffen. Wie nun der Hertzog seinen Weg auff Darmbstatt vnnd Bensheim zugenom̃en / hat er daselbs den Grafen von Mansfeld mit 3000. Muß quetirern vnd 50. Cornet Reutern / so jhn entsetzen wollen / aber zu spat kommen / angetroffen.
Deß andern Tags haben die Crabaten die flüchtige / vom Hauffen jrrende vnd im Gehöltz vnnd Gärten versteckte Braunschweigische verfolget / deren noch viel nidergehawet / darzu die Bawren auch tapffer geholffen / die viel von dem Troß / dessen ein grosse Menge wider deß Hertzogs willen der Armada nachgezogen / vnd dem Landmann mehr Schaden gethan / vnd grössern Mutwillen / als rechte Soldaten / getrieben / ohn Erbarmnuß erschlagen. Es ward von vielen darfür gehalten / wann jenseits deß Mayns ein tausend Pferd von den Ligistischen gehalten vnd auff die vber den Mayn kommende gepaßt hetten / würde die gantze Armada in grosse Noth gerathen seyn: Aber die Ligistische seynd in Sorgen gestanden / der Mansfelder möchte ankommen / deßwegen solches vnderlassen. Etlich Bayerische Officirer haben sich verlauten lassen / sie hetten sich dieser Victori nicht so hoch zu rühmen / weil drey Armaden conjungirt nur mit einer gestritten / drey Mann gegen einen / vnd sechs Stück Geschütz gegen eins gehabt; es were aber Hertzog Christian noch zu loben gewesen / daß er sich Ritterlich praesentirt vnd nicht die Flucht genommen.
Der Hertzog / als er wider gemustert / soll vber das Volck so geblieben / zertrennet vnd sich verlauffen noch 5000. zu Pferd vn 8000. zu Fuß starck sich befunden haben. Viel vermeldeten auch / daß in dem vorgangenen Treffen an Braunschweigischer Seiten es nit wenig an guter Ordnung gemangelt hette / dann noch viel Befelchshaber abwesend in Franckfurt vnd Hanaw sich befunden / welche wegen der geschwinden Ankunfft der Ligistischen allda verbleiben müssen; Die so deß folgenden Tags sich auß Franckfurt begeben / sind auff dem Weg nach Darmbstatt biß auff einen von den Crabaten / so auff sie gewartet / erschlagen worden.
Selbigen Abend als das Treffen sich geendet / ward das Stättlein Höchst von den Ligistischen wider eingenommen / vnd alle Braunschweigische so da betretten / nidergemacht. Das Schloß war mit einer zimblichen Guarnison besetzet / deren Befelchshaber sich resolvirt / wann sie kein Quartier haben könten / wolten sie Fewer in das Pulver stecken / vnd sich also mit dem Schloß in die Lufft sprengen: Darauff jhnen zwar Quartier versprochen / vnd mit weissen Stäben abzuziehen veraccordirt worden. Weil sie aber zuvor so hefftig daselbs tyrannisirt / vnnd die armen Weibspersonen vnnd Kinder vnverschuldter weiß nidergehawet / auch einen alten Pfaffen castrirt / hat Mons. Tilly auß Antrieb deß Obristen Leutenants Einotten / sie alle niderhawen lassen.
Im Stättlein Cronberg waren auch bey 65. Braunschweigische / die mußten die Innwohner herauß schaffen / daselbs sie im Feldt von dem Ligistischen Kriegsvolck hingerichtet wurden. Viel Verwundte vñ Krancke sind von beyden Theilen zu Franckfurt einkom̃ẽ / welche die Statt inficirt / daß darauff ein groß Sterbẽ an der rothen Ruhr vnd andern hitzigen Kranckheiten erfolget.
Vnbarmhertzigkeit deß Kriegs volcks. Von hohen Officirern ist an Braunschweigischen Seithen niemand sonderlich blieben / ohn
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/816>, abgerufen am 28.07.2024. |