Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Zeit der allergefährlichsten Vnruhe / vnd in diesem Königreich vber vns außgegossenen Blutbäder / gehalten worden / gantz verworffen gehabt. Welches Concilium auch / keine Könige herrschen lassen wil / die vnder jhrer Regierung / denen vor Ketzer erklärten Personen / das Leben vnd einige Freyheiten gönnen. Aber der der augenscheinlichst vnd handgreifflichst Forttrab vnserer Mißgünstigen Vorhabens / ist am allermeisten durch die auffrührische Predigten der Jesuiter vnd der Münch / befördert worden. Welche etlich Jahr her / durch jhr gar zu viel außgelassen Geschwetz vnd Lästern / ja durch offentliche Mäuterey / die Königliche Edicten vnd dero hohes Ansehen gering zu schätzen / solche auff jhren Cantzeln durchzuziehen / zu verkleinern vnd verhast zu machen / auch gar nichts als Lermen vnd Auffruhr zu predigen / kein Schew getragen. Dadurch sie dann den gemeinen Pöbel gegen vns verhetzt / vns vor einen Schewsall zu halten jn vnderrichtet / vnnd in dem sie jhm nichts als Krieg vnd Mord eingeraunet vnd eingeblasen / auff alle Gelegenheiten vns alles Vbel anzuthun / abgerichtet vnd vorbereitet haben. Darauß wir je länger je mehr empfinden / wie die Friedens Edicten gebrochen / vnsere Versicherung geschwächet / vnd vnserer Freyheit Gewalt angethan wird. Nichts desto weniger hetten wir vns dessen berühmen / daß vnsere Gedult solches Vnheil meisten theils vberwunden vnd gleichsamb gedämpffet hette / oder zum wenigsten hoffen mögen / daß durch deß Königs Gnade / vnd seiner trewesten Räthe Weißheit / vns Mittel / demselben zubegegnen / solten an die Hand gegeben werden / wann die Jesuiten solchen grossen Gewalt / wie man jetzund sihet / nicht erlangt hetten. Dann / wie bekandt / so haben sie biß daher / durch allerley gewalthätige Mittel / sich jederzeit vnderstanden / vnsere Religion außzurotten / vnd dieses Königreich zu zerstören. Jetzundt aber / nach dem jhre Macht so hoch gestiegen / daß sie können zu wegen bringen / was sie nur wollen / vnd sie sehen / daß alles / was vor diesem jhnen im weg gelegen / nunmehr hinweg geraumbt ist / oder doch jhrer Macht weichen muß: Wessen solten wir anders gewärtig seyn / als der Gefahr / in welche sie vorlängst vns gern gestürtzet hetten? Der elendige Zustand der Christenheit / die heutigs Tags durch Kriege vnd grewliche Zerrüttungen fast gantz zerrissen ist / stellet der gantzen Welt genugsamb vor Augen / wie kräfftig jhre lose Renck vnd Practicken gewesen / durch welche sie fast einen allgemeinen Krieg wider die Religion erwecket haben? Wer solte gedencken / daß Franckreich allein (dem sie schon durch jhre Mörderische Hände so manchen tödlichen Stich gegeben) nach dem es heut zu tag jhnen allerdings vberliffert / vnd sie darinn jhres Gefallens schalten vnd walten mögen / dem Vnglück werde entfliehen können / in welchem sie albereit andere Königreich vnd Fürstenthumb / denen sie durch jhr Credit / vnnd wegen vngleichheit der Religion / beykommen vnnd Schaden zufügen können / gesetzt haben? Keiner ist gewesen / dem jhr Anschläge nur ein wenig bekandt / welcher nicht zuvor gesehen vnd gesagt hette / daß Franckreich in ein grosses Elend vnd Verderben gerathen würde / so bald der Jesuiter Rathschläge die Oberhandt gewinnen würden. Nun aber / da man eins theils jhr groß Vermögen vnd Ansehen / anders theils den jnnerlichen Krieg / so jetzund in Franckreich angesponnen / sihet: Wer wolte so blind seyn / daß er das Werck jhrer Händen nicht solte spüren / vnd dessen eine andere Vrsach vnnd Vrsprung zu suchen begehrte? Wir sind von denen Frantzosen / die an Weißheit vnd guter Affection gegen dem Vatterlandt andere vbertroffen / vnnd sich solchen Leuthen eine lange Zeit mit aller Macht widersetzt haben / offt gewarnet worden / daß wir vns für dem vorstehenden Vnfall hüten vnd vorsehen sollen. Das Parlement zu Pariß hat durch seine Dapfferkeit vnnd Ansehen / jhr Fürnehmen offt hindertrieben. Die denckwürdige Erjnnerung / so dasselbe in seinem Vrtheil / bald nach deß jüngst verstorbenen Königs Ableben gethan / vnd gleichsamb durch gantz Franckreich außgegossen / was für Gefahr vnnd dem Reich nachtheilige Consequentz erfolgen würde / wann man sie höher solte steigen lassen / haben so viel bey der Weisen Königin / deß Königs Mutter / gewirckt / daß sie jhnen nit gestattet / durch jhre Künheit bey Hofe einzuschleichen / oder sich der Verwaltung der Reichssachen zu vnderfangen. Welches jhnen / so lang Sie regiert / vnd das Scepter in Handen gehabt / verbotten gewesen. Was die Jesuiten für eine Macht heutigs tages in Franckreich haben? Gleich aber wie alle Enderungen denen fürträglich sind / die Gelegenheit zu jhrem Auffnehmen suchen: Also haben Sie / nach dem sie im folgendem Regiment mehr Gunsts erlangt / der Gelegenheit wargenommen. In massen sie dann fein wissen / das jenige / so jhnen dienet / jhnen zu Nutz zu machen. Vnd sind durch den Beystandt jhrer guten Gönner / biß auff den Gipffel der höchsten Macht / die sie jetzt haben / gekommen. Da sahe man den künesten Jesuiten / der in der gantzen Societät war / im Louure einkommen: Welcher durch eine Leichtfertigkeit / dergleichen man nie gesehen / in den Königlichen Pallast sich eingestellet / damit er Seine Mayest. zu allen Stunden vnnd Minuten nach seinem Hirn regieren vnnd lencken könne. Von den Zeit an / hat man weiter bey den Reichsgeschäfften gespürt / wie die Jesuiten den König so gar in jhrem Gewalt hetten. So bald dieser Jesuit eingeführt worden / hat man auß zweyen sonderbahren Exempeln klärlich abnehmen können / daß hinführo seiner Societät nichts würde vnmüglich seyn / wessen sie sich / entweder für sich / oder wider vns / vnderstehen würden. Vnd erfordert es die Notthurfft / daß wir dieselbe in diesem Discurs an Tag geben. Gantz Franckreich mag sich dessen erinnern / daß drey Tag / nach dem dieser Jesuit bey dem König Gehör erlangt / sie zu wegen gebracht / daß in seinem Rath / deß Parlements Außspruch cassirt worden: Darinnen man jhnen die Offnung jhres Collegit zu Pariß vndersagt / biß sie Zeit der allergefährlichsten Vnruhe / vnd in diesem Königreich vber vns außgegossenen Blutbäder / gehalten worden / gantz verworffen gehabt. Welches Concilium auch / keine Könige herrschẽ lassen wil / die vnder jhrer Regierung / denen vor Ketzer erklärten Personen / das Leben vnd einige Freyheiten gönnen. Aber der der augenscheinlichst vnd handgreifflichst Forttrab vnserer Mißgünstigen Vorhabẽs / ist am allermeisten durch die auffrührische Predigten der Jesuiter vnd der Münch / befördert worden. Welche etlich Jahr her / durch jhr gar zu viel außgelassen Geschwetz vnd Lästern / ja durch offentliche Mäuterey / die Königliche Edicten vñ dero hohes Ansehen gering zu schätzen / solche auff jhren Cantzeln durchzuziehen / zu verkleinern vnd verhast zu machen / auch gar nichts als Lermen vñ Auffruhr zu predigen / kein Schew getragen. Dadurch sie dann den gemeinen Pöbel gegen vns verhetzt / vns vor einen Schewsall zu halten jn vnderrichtet / vnnd in dem sie jhm nichts als Krieg vnd Mord eingeraunet vnd eingeblasen / auff alle Gelegenheiten vns alles Vbel anzuthun / abgerichtet vnd vorbereitet haben. Darauß wir je länger je mehr empfinden / wie die Friedens Edicten gebrochen / vnsere Versicherung geschwächet / vnd vnserer Freyheit Gewalt angethan wird. Nichts desto weniger hetten wir vns dessen berühmen / daß vnsere Gedult solches Vnheil meisten theils vberwunden vnd gleichsamb gedämpffet hette / oder zum wenigsten hoffen mögen / daß durch deß Königs Gnade / vnd seiner trewestẽ Räthe Weißheit / vns Mittel / demselben zubegegnen / solten an die Hand gegeben werden / wann die Jesuiten solchen grossen Gewalt / wie man jetzund sihet / nicht erlangt hetten. Dann / wie bekandt / so haben sie biß daher / durch allerley gewalthätige Mittel / sich jederzeit vnderstanden / vnsere Religion außzurotten / vnd dieses Königreich zu zerstören. Jetzundt aber / nach dem jhre Macht so hoch gestiegen / daß sie können zu wegen bringen / was sie nur wollen / vnd sie sehen / daß alles / was vor diesem jhnen im weg gelegen / nunmehr hinweg geraumbt ist / oder doch jhrer Macht weichen muß: Wessen solten wir anders gewärtig seyn / als der Gefahr / in welche sie vorlängst vns gern gestürtzet hetten? Der elendige Zustand der Christenheit / die heutigs Tags durch Kriege vnd grewliche Zerrüttungen fast gantz zerrissen ist / stellet der gantzen Welt genugsamb vor Augen / wie kräfftig jhre lose Renck vnd Practicken gewesen / durch welche sie fast einen allgemeinen Krieg wider die Religion erwecket haben? Wer solte gedencken / daß Franckreich allein (dem sie schon durch jhre Mörderische Hände so manchen tödlichen Stich gegeben) nach dem es heut zu tag jhnen allerdings vberliffert / vnd sie darinn jhres Gefallens schalten vnd walten mögen / dem Vnglück werde entfliehen können / in welchem sie albereit andere Königreich vnd Fürstenthumb / denen sie durch jhr Credit / vnnd wegen vngleichheit der Religion / beykommen vnnd Schaden zufügen können / gesetzt haben? Keiner ist gewesen / dem jhr Anschläge nur ein wenig bekandt / welcher nicht zuvor gesehen vnd gesagt hette / daß Franckreich in ein grosses Elend vnd Verderben gerathen würde / so bald der Jesuiter Rathschläge die Oberhandt gewinnen würden. Nun aber / da man eins theils jhr groß Vermögen vñ Ansehen / anders theils den jnnerlichen Krieg / so jetzund in Franckreich angesponnen / sihet: Wer wolte so blind seyn / daß er das Werck jhrer Händen nicht solte spüren / vnd dessen eine andere Vrsach vnnd Vrsprung zu suchen begehrte? Wir sind von denen Frantzosen / die an Weißheit vnd guter Affection gegen dem Vatterlandt andere vbertroffen / vnnd sich solchen Leuthen eine lange Zeit mit aller Macht widersetzt haben / offt gewarnet worden / daß wir vns für dem vorstehenden Vnfall hüten vnd vorsehen sollen. Das Parlement zu Pariß hat durch seine Dapfferkeit vnnd Ansehen / jhr Fürnehmen offt hindertrieben. Die denckwürdige Erjnnerung / so dasselbe in seinem Vrtheil / bald nach deß jüngst verstorbenen Königs Ableben gethan / vnd gleichsamb durch gantz Franckreich außgegossen / was für Gefahr vnnd dem Reich nachtheilige Consequentz erfolgen würde / wann man sie höher solte steigen lassen / haben so viel bey der Weisen Königin / deß Königs Mutter / gewirckt / daß sie jhnen nit gestattet / durch jhre Künheit bey Hofe einzuschleichen / oder sich der Verwaltung der Reichssachen zu vnderfangen. Welches jhnen / so lang Sie regiert / vnd das Scepter in Handen gehabt / verbotten gewesen. Was die Jesuiten für eine Macht heutigs tages in Franckreich haben? Gleich aber wie alle Enderungen denen fürträglich sind / die Gelegenheit zu jhrem Auffnehmen suchen: Also haben Sie / nach dem sie im folgendem Regiment mehr Gunsts erlangt / der Gelegenheit wargenommen. In massen sie dann fein wissen / das jenige / so jhnen dienet / jhnen zu Nutz zu machen. Vnd sind durch den Beystandt jhrer guten Gönner / biß auff den Gipffel der höchsten Macht / die sie jetzt haben / gekommen. Da sahe man den künesten Jesuiten / der in der gantzen Societät war / im Louure einkommen: Welcher durch eine Leichtfertigkeit / dergleichen man nie gesehen / in den Königlichen Pallast sich eingestellet / damit er Seine Mayest. zu allen Stunden vnnd Minuten nach seinem Hirn regieren vnnd lencken könne. Von den Zeit an / hat man weiter bey den Reichsgeschäfften gespürt / wie die Jesuiten den König so gar in jhrem Gewalt hetten. So bald dieser Jesuit eingeführt worden / hat man auß zweyen sonderbahren Exempeln klärlich abnehmen können / daß hinführo seiner Societät nichts würde vnmüglich seyn / wessen sie sich / entweder für sich / oder wider vns / vnderstehen würden. Vnd erfordert es die Notthurfft / daß wir dieselbe in diesem Discurs an Tag geben. Gantz Franckreich mag sich dessen erinnern / daß drey Tag / nach dem dieser Jesuit bey dem König Gehör erlangt / sie zu wegen gebracht / daß in seinem Rath / deß Parlements Außspruch cassirt worden: Darinnen man jhnen die Offnung jhres Collegit zu Pariß vndersagt / biß sie <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0745" n="666"/> Zeit der allergefährlichsten Vnruhe / vnd in diesem Königreich vber vns außgegossenen Blutbäder / gehalten worden / gantz verworffen gehabt. Welches Concilium auch / keine Könige herrschẽ lassen wil / die vnder jhrer Regierung / denen vor Ketzer erklärten Personen / das Leben vnd einige Freyheiten gönnen.</p> <p>Aber der der augenscheinlichst vnd handgreifflichst Forttrab vnserer Mißgünstigen Vorhabẽs / ist am allermeisten durch die auffrührische Predigten der Jesuiter vnd der Münch / befördert worden. Welche etlich Jahr her / durch jhr gar zu viel außgelassen Geschwetz vnd Lästern / ja durch offentliche Mäuterey / die Königliche Edicten vñ dero hohes Ansehen gering zu schätzen / solche auff jhren Cantzeln durchzuziehen / zu verkleinern vnd verhast zu machen / auch gar nichts als Lermen vñ Auffruhr zu predigen / kein Schew getragen. Dadurch sie dann den gemeinen Pöbel gegen vns verhetzt / vns vor einen Schewsall zu halten jn vnderrichtet / vnnd in dem sie jhm nichts als Krieg vnd Mord eingeraunet vnd eingeblasen / auff alle Gelegenheiten vns alles Vbel anzuthun / abgerichtet vnd vorbereitet haben. Darauß wir je länger je mehr empfinden / wie die Friedens Edicten gebrochen / vnsere Versicherung geschwächet / vnd vnserer Freyheit Gewalt angethan wird. Nichts desto weniger hetten wir vns dessen berühmen / daß vnsere Gedult solches Vnheil meisten theils vberwunden vnd gleichsamb gedämpffet hette / oder zum wenigsten hoffen mögen / daß durch deß Königs Gnade / vnd seiner trewestẽ Räthe Weißheit / vns Mittel / demselben zubegegnen / solten an die Hand gegeben werden / wann die Jesuiten solchen grossen Gewalt / wie man jetzund sihet / nicht erlangt hetten. Dann / wie bekandt / so haben sie biß daher / durch allerley gewalthätige Mittel / sich jederzeit vnderstanden / vnsere Religion außzurotten / vnd dieses Königreich zu zerstören. Jetzundt aber / nach dem jhre Macht so hoch gestiegen / daß sie können zu wegen bringen / was sie nur wollen / vnd sie sehen / daß alles / was vor diesem jhnen im weg gelegen / nunmehr hinweg geraumbt ist / oder doch jhrer Macht weichen muß: Wessen solten wir anders gewärtig seyn / als der Gefahr / in welche sie vorlängst vns gern gestürtzet hetten? Der elendige Zustand der Christenheit / die heutigs Tags durch Kriege vnd grewliche Zerrüttungen fast gantz zerrissen ist / stellet der gantzen Welt genugsamb vor Augen / wie kräfftig jhre lose Renck vnd Practicken gewesen / durch welche sie fast einen allgemeinen Krieg wider die Religion erwecket haben? Wer solte gedencken / daß Franckreich allein (dem sie schon durch jhre Mörderische Hände so manchen tödlichen Stich gegeben) nach dem es heut zu tag jhnen allerdings vberliffert / vnd sie darinn jhres Gefallens schalten vnd walten mögen / dem Vnglück werde entfliehen können / in welchem sie albereit andere Königreich vnd Fürstenthumb / denen sie durch jhr Credit / vnnd wegen vngleichheit der Religion / beykommen vnnd Schaden zufügen können / gesetzt haben? Keiner ist gewesen / dem jhr Anschläge nur ein wenig bekandt / welcher nicht zuvor gesehen vnd gesagt hette / daß Franckreich in ein grosses Elend vnd Verderben gerathen würde / so bald der Jesuiter Rathschläge die Oberhandt gewinnen würden. Nun aber / da man eins theils jhr groß Vermögen vñ Ansehen / anders theils den jnnerlichen Krieg / so jetzund in Franckreich angesponnen / sihet: Wer wolte so blind seyn / daß er das Werck jhrer Händen nicht solte spüren / vnd dessen eine andere Vrsach vnnd Vrsprung zu suchen begehrte? Wir sind von denen Frantzosen / die an Weißheit vnd guter Affection gegen dem Vatterlandt andere vbertroffen / vnnd sich solchen Leuthen eine lange Zeit mit aller Macht widersetzt haben / offt gewarnet worden / daß wir vns für dem vorstehenden Vnfall hüten vnd vorsehen sollen. Das Parlement zu Pariß hat durch seine Dapfferkeit vnnd Ansehen / jhr Fürnehmen offt hindertrieben. Die denckwürdige Erjnnerung / so dasselbe in seinem Vrtheil / bald nach deß jüngst verstorbenen Königs Ableben gethan / vnd gleichsamb durch gantz Franckreich außgegossen / was für Gefahr vnnd dem Reich nachtheilige Consequentz erfolgen würde / wann man sie höher solte steigen lassen / haben so viel bey der Weisen Königin / deß Königs Mutter / gewirckt / daß sie jhnen nit gestattet / durch jhre Künheit bey Hofe einzuschleichen / oder sich der Verwaltung der Reichssachen zu vnderfangen. Welches jhnen / so lang Sie regiert / vnd das Scepter in Handen gehabt / verbotten gewesen.</p> <p><note place="right">Was die Jesuiten für eine Macht heutigs tages in Franckreich haben?</note> Gleich aber wie alle Enderungen denen fürträglich sind / die Gelegenheit zu jhrem Auffnehmen suchen: Also haben Sie / nach dem sie im folgendem Regiment mehr Gunsts erlangt / der Gelegenheit wargenommen. In massen sie dann fein wissen / das jenige / so jhnen dienet / jhnen zu Nutz zu machen. Vnd sind durch den Beystandt jhrer guten Gönner / biß auff den Gipffel der höchsten Macht / die sie jetzt haben / gekommen. Da sahe man den künesten Jesuiten / der in der gantzen Societät war / im Louure einkommen: Welcher durch eine Leichtfertigkeit / dergleichen man nie gesehen / in den Königlichen Pallast sich eingestellet / damit er Seine Mayest. zu allen Stunden vnnd Minuten nach seinem Hirn regieren vnnd lencken könne. Von den Zeit an / hat man weiter bey den Reichsgeschäfften gespürt / wie die Jesuiten den König so gar in jhrem Gewalt hetten. So bald dieser Jesuit eingeführt worden / hat man auß zweyen sonderbahren Exempeln klärlich abnehmen können / daß hinführo seiner Societät nichts würde vnmüglich seyn / wessen sie sich / entweder für sich / oder wider vns / vnderstehen würden. Vnd erfordert es die Notthurfft / daß wir dieselbe in diesem Discurs an Tag geben.</p> <p>Gantz Franckreich mag sich dessen erinnern / daß drey Tag / nach dem dieser Jesuit bey dem König Gehör erlangt / sie zu wegen gebracht / daß in seinem Rath / deß Parlements Außspruch cassirt worden: Darinnen man jhnen die Offnung jhres Collegit zu Pariß vndersagt / biß sie </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [666/0745]
Zeit der allergefährlichsten Vnruhe / vnd in diesem Königreich vber vns außgegossenen Blutbäder / gehalten worden / gantz verworffen gehabt. Welches Concilium auch / keine Könige herrschẽ lassen wil / die vnder jhrer Regierung / denen vor Ketzer erklärten Personen / das Leben vnd einige Freyheiten gönnen.
Aber der der augenscheinlichst vnd handgreifflichst Forttrab vnserer Mißgünstigen Vorhabẽs / ist am allermeisten durch die auffrührische Predigten der Jesuiter vnd der Münch / befördert worden. Welche etlich Jahr her / durch jhr gar zu viel außgelassen Geschwetz vnd Lästern / ja durch offentliche Mäuterey / die Königliche Edicten vñ dero hohes Ansehen gering zu schätzen / solche auff jhren Cantzeln durchzuziehen / zu verkleinern vnd verhast zu machen / auch gar nichts als Lermen vñ Auffruhr zu predigen / kein Schew getragen. Dadurch sie dann den gemeinen Pöbel gegen vns verhetzt / vns vor einen Schewsall zu halten jn vnderrichtet / vnnd in dem sie jhm nichts als Krieg vnd Mord eingeraunet vnd eingeblasen / auff alle Gelegenheiten vns alles Vbel anzuthun / abgerichtet vnd vorbereitet haben. Darauß wir je länger je mehr empfinden / wie die Friedens Edicten gebrochen / vnsere Versicherung geschwächet / vnd vnserer Freyheit Gewalt angethan wird. Nichts desto weniger hetten wir vns dessen berühmen / daß vnsere Gedult solches Vnheil meisten theils vberwunden vnd gleichsamb gedämpffet hette / oder zum wenigsten hoffen mögen / daß durch deß Königs Gnade / vnd seiner trewestẽ Räthe Weißheit / vns Mittel / demselben zubegegnen / solten an die Hand gegeben werden / wann die Jesuiten solchen grossen Gewalt / wie man jetzund sihet / nicht erlangt hetten. Dann / wie bekandt / so haben sie biß daher / durch allerley gewalthätige Mittel / sich jederzeit vnderstanden / vnsere Religion außzurotten / vnd dieses Königreich zu zerstören. Jetzundt aber / nach dem jhre Macht so hoch gestiegen / daß sie können zu wegen bringen / was sie nur wollen / vnd sie sehen / daß alles / was vor diesem jhnen im weg gelegen / nunmehr hinweg geraumbt ist / oder doch jhrer Macht weichen muß: Wessen solten wir anders gewärtig seyn / als der Gefahr / in welche sie vorlängst vns gern gestürtzet hetten? Der elendige Zustand der Christenheit / die heutigs Tags durch Kriege vnd grewliche Zerrüttungen fast gantz zerrissen ist / stellet der gantzen Welt genugsamb vor Augen / wie kräfftig jhre lose Renck vnd Practicken gewesen / durch welche sie fast einen allgemeinen Krieg wider die Religion erwecket haben? Wer solte gedencken / daß Franckreich allein (dem sie schon durch jhre Mörderische Hände so manchen tödlichen Stich gegeben) nach dem es heut zu tag jhnen allerdings vberliffert / vnd sie darinn jhres Gefallens schalten vnd walten mögen / dem Vnglück werde entfliehen können / in welchem sie albereit andere Königreich vnd Fürstenthumb / denen sie durch jhr Credit / vnnd wegen vngleichheit der Religion / beykommen vnnd Schaden zufügen können / gesetzt haben? Keiner ist gewesen / dem jhr Anschläge nur ein wenig bekandt / welcher nicht zuvor gesehen vnd gesagt hette / daß Franckreich in ein grosses Elend vnd Verderben gerathen würde / so bald der Jesuiter Rathschläge die Oberhandt gewinnen würden. Nun aber / da man eins theils jhr groß Vermögen vñ Ansehen / anders theils den jnnerlichen Krieg / so jetzund in Franckreich angesponnen / sihet: Wer wolte so blind seyn / daß er das Werck jhrer Händen nicht solte spüren / vnd dessen eine andere Vrsach vnnd Vrsprung zu suchen begehrte? Wir sind von denen Frantzosen / die an Weißheit vnd guter Affection gegen dem Vatterlandt andere vbertroffen / vnnd sich solchen Leuthen eine lange Zeit mit aller Macht widersetzt haben / offt gewarnet worden / daß wir vns für dem vorstehenden Vnfall hüten vnd vorsehen sollen. Das Parlement zu Pariß hat durch seine Dapfferkeit vnnd Ansehen / jhr Fürnehmen offt hindertrieben. Die denckwürdige Erjnnerung / so dasselbe in seinem Vrtheil / bald nach deß jüngst verstorbenen Königs Ableben gethan / vnd gleichsamb durch gantz Franckreich außgegossen / was für Gefahr vnnd dem Reich nachtheilige Consequentz erfolgen würde / wann man sie höher solte steigen lassen / haben so viel bey der Weisen Königin / deß Königs Mutter / gewirckt / daß sie jhnen nit gestattet / durch jhre Künheit bey Hofe einzuschleichen / oder sich der Verwaltung der Reichssachen zu vnderfangen. Welches jhnen / so lang Sie regiert / vnd das Scepter in Handen gehabt / verbotten gewesen.
Gleich aber wie alle Enderungen denen fürträglich sind / die Gelegenheit zu jhrem Auffnehmen suchen: Also haben Sie / nach dem sie im folgendem Regiment mehr Gunsts erlangt / der Gelegenheit wargenommen. In massen sie dann fein wissen / das jenige / so jhnen dienet / jhnen zu Nutz zu machen. Vnd sind durch den Beystandt jhrer guten Gönner / biß auff den Gipffel der höchsten Macht / die sie jetzt haben / gekommen. Da sahe man den künesten Jesuiten / der in der gantzen Societät war / im Louure einkommen: Welcher durch eine Leichtfertigkeit / dergleichen man nie gesehen / in den Königlichen Pallast sich eingestellet / damit er Seine Mayest. zu allen Stunden vnnd Minuten nach seinem Hirn regieren vnnd lencken könne. Von den Zeit an / hat man weiter bey den Reichsgeschäfften gespürt / wie die Jesuiten den König so gar in jhrem Gewalt hetten. So bald dieser Jesuit eingeführt worden / hat man auß zweyen sonderbahren Exempeln klärlich abnehmen können / daß hinführo seiner Societät nichts würde vnmüglich seyn / wessen sie sich / entweder für sich / oder wider vns / vnderstehen würden. Vnd erfordert es die Notthurfft / daß wir dieselbe in diesem Discurs an Tag geben.
Was die Jesuiten für eine Macht heutigs tages in Franckreich haben? Gantz Franckreich mag sich dessen erinnern / daß drey Tag / nach dem dieser Jesuit bey dem König Gehör erlangt / sie zu wegen gebracht / daß in seinem Rath / deß Parlements Außspruch cassirt worden: Darinnen man jhnen die Offnung jhres Collegit zu Pariß vndersagt / biß sie
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/745>, abgerufen am 30.06.2024. |