Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

Schickung schier an alle Höff gewaltiger Potentaten / Fürsten vnd Herren (deren aber etliche sie als abtrünnige Schandbuben weder sehen noch hören wöllen) auch durch allerhandt erlogene / vnd mit eytel Calumnien außgefüllte / nicht weniger mit falschen Farben angestrichene Manifest-Schrifften / ja Gottslästerlichen Protestationen / die Welt hohes vnd nidern Stands zu bereden / als ob sie nicht ohne etwas Fugs sich in die höchste Grewel angezogner mordlichen Rebellion gestürtzt haben.

Beruffen sich auff die zu Chur ligende Capitulationen / vnnd viel anderer Sachen / die nie weder gestoben noch geflogen / beschweren sich Geistlicher vnd Weltlicher Tyranney / die aber sie (sie sagen wir) geführt / vnnd schändlich usurpirt haben / wie hell an dem Tag vnd durch viel Tausendt Veltlinern zu erweisen / die von langem hero vnd noch vnter diesem Tyrannischen vnleydenlichen Gewalt zu Gott seufftzen. Was darff es aber viel beweissens / redet nicht die Sach selbs / Woher hat Doctor Franciscus Venosta sein Gut? Hat er es ererbt / oder erschunden? Woher haben die Paribellen jhr grosses Vermögen? Ist nicht der Alte Paribelli ein schlechtes bettelarmes Bäwerlein in Albosagia gewesen? Haben seine Kinder vnd Kindskinder Kauffmannschafft oder andere ehrliche Gewerbe vnd Händel getrieben? Haben sie es nicht von den armen Vnderthanen erschunden? vnd solches sollen dann wir die Oberherren gethan haben. Es ist aber hie nicht Gelegenheit von diesen Sachen weiter zu reden / wie man wol thun köndte: wöllen aber E. E. Majestät Ohren damit nicht bemühen.

Diß ist allein darumb angezogen / daß E. E. Majestät Augenscheinlichen sehen / ja greiffen mögen / wo der Butzen (wie man sagt) im Stroh liege.

Diese vnnd dergestalt qualificirte Leute / haben sich nicht gescheucht / wie dann weder Ehre noch Scham bey jhnen ist / vor Bäpstlichem Legaten vnd E. E. Majestät / wie auch derselbigen nachgesetzten Gesandten / die vnsers Geschäffts halben beysammen sich befunden / zu erscheinen / mit Intention / in die Aschen zu richten / was zwischen E. E. Majestät mehrmalen accordiret / vnnd König Philippus der dritte (Miltseligster Gedächtnuß) so viel als Testamentsweiß hinder jhme verlassen / sampt E. E. Majest. vnd deren weise Rähte / in denen Sachen mit beschlossenen Augen gehandelt / vnd erst von solchen Trewlosen Rebellen vnd Obrigkeit Mördern Bericht empfangen / das ist bey den Vättern der Lügen / die Warheit suchen solten! O vnverschampte Schlangen Zungen! O vergiffte Lugens-Lippen! Wie dörffen sie sagen / mehr dann Hundert vnd fünffzig Tausendt Seelen müßten zu Grundt gehen / wann sie wider vnter vns Grisonen kommen: Seynd solche Seelen nicht mehr dann Hundert Jahr vnter vns gewesen / vnd demnach bey Freyheit jhrer Conscientzen vnangefochten vnd vnverhindert verblieben / wie dann solches vnd kein anders vnsere Landssatzungen haben wöllen. Wer hat jemalen wenig oder viel vnterstanden / sie auff einen andern Glauben weder mit Güte noch mit Gewalt zu bringen? Ist den Ertzrebellen das Heyl der Veltlinischen Seelen so hoch angelegen / warumb haben sie dieselbige geschunden / geplündert / vmb Leib / Ehr vnnd Gut gebracht? Wer wil glauben / daß denen die Catholische Religion zu Hertzen gehe / die weder Gott noch die Welt förchten: Sie haben ein weyl die Welt mit jhren blawen Dünsten betrogen / jetzt grawet jhnen auch nicht / die hohe Majestät GOttes zu lästern / dessen heiligen Namen sie schändlich mißbrauchen: das heilig Rosinfarbes Blut Christi / das sie zu bedeckung jhrer Schand-Thaten lästerlich anziehen / der wirdt seine Raach vnd Macht nicht weniger gegen jhnen als gegen den Juden erzeigen.

Sie seynd nunmehr auß allen jhren Thaten mehr dann genug bekandt / jhre Laster haben sich von jhren Kindlichen Tagen an / von Zeit zu Zeit also gehäuffet / daß sie dieselbigen selbst nicht mehr ertragen mögen / vnd kein Wunder were / wann sie wie Korah / Dathan / vnd Abiram / hinunter in den Abgrundt versüncken. Noch vermeynen sie zu E. E. Majest. vnd auch zu andern Fürsten vnd Herren jhren Zugang zu haben / vnnd jhrem Lügenhafften Fürgeben Beyfall zu erlangen / die doch nicht werth seynd / daß sie der Boden tragen / oder die Sonn anscheinen solle.

Welcher Fürst vnd Herr were seines Stands vnd Herrschafften versichert / wann man solche Christen-Mörder vnnd abtrünnige Bluthunde dulden / oder jhnen Gehör geben solte? kan nicht ein jeder / der seinen Fürsten ermordet / eben auch einen solchen vnnd andern dergleichen Praetext finden / sich widerumb schön zu machen? E. E. Majest. vnnd alle andere / denen Gott Landt vnd Leute vertrawet / geruhen wol für sich zu sehen / daß diß ärgerlich Beyspiel in kein Consequentz gezogen werden möge / vnnd dardurch alle hohe Stands Personen jhrer Herrligkeiten / ja Leibs vnd Lebens halben in Gefahr kommen.

Was alle Göttliche vnnd Keyserliche Rechte / alle Lands Statuten / aller Nationen Gebräuche vnd Gewonheiten vber solche Verbrecher disponiren / kan E. E. Majest. nicht verborgen seyn: vnd haben sich darbey die abschewliche Delinquenten bey dem wenigsten nicht zu getrösten / einiges Excipirens / distinguirens / verkehrten außlegens / künstlens vnnd verklüglens / weil diß Laster abschewlicher ist / dann daß man jhme in einigen Wege patrociniren möge.

Ja sprechen sie / die Religion / die Religion: In Mund nehmen sie zwar die Religion / in jhrem Hertzen aber stecken reissende Wölffe / ja der leydige Sathan selbst / der auff das eusserste in jhnen / als seinen außerlesenen Werckzeugen / der Höllischen Tyranney tobet vnd wütet.

Welche Religion heißt Fürsten vnd Herren / die doch die Religion frey vnd vnbezwungen lassen / der gestalt ermörden / erwürgen / mit allerley Muthwillen / im Leben / im Todt / vnnd nach dem

Schickung schier an alle Höff gewaltiger Potentaten / Fürsten vnd Herren (deren aber etliche sie als abtrünnige Schandbuben weder sehen noch hören wöllen) auch durch allerhandt erlogene / vnd mit eytel Calumnien außgefüllte / nicht weniger mit falschen Farben angestrichene Manifest-Schrifften / ja Gottslästerlichen Protestationen / die Welt hohes vnd nidern Stands zu bereden / als ob sie nicht ohne etwas Fugs sich in die höchste Grewel angezogner mordlichen Rebellion gestürtzt haben.

Beruffen sich auff die zu Chur ligende Capitulationen / vnnd viel anderer Sachen / die nie weder gestoben noch geflogen / beschweren sich Geistlicher vnd Weltlicher Tyranney / die aber sie (sie sagen wir) geführt / vnnd schändlich usurpirt haben / wie hell an dem Tag vnd durch viel Tausendt Veltlinern zu erweisen / die von langem hero vnd noch vnter diesem Tyrannischen vnleydenlichen Gewalt zu Gott seufftzen. Was darff es aber viel beweissens / redet nicht die Sach selbs / Woher hat Doctor Franciscus Venosta sein Gut? Hat er es ererbt / oder erschunden? Woher haben die Paribellen jhr grosses Vermögen? Ist nicht der Alte Paribelli ein schlechtes bettelarmes Bäwerlein in Albosagia gewesen? Haben seine Kinder vnd Kindskinder Kauffmannschafft oder andere ehrliche Gewerbe vnd Händel getrieben? Haben sie es nicht von den armen Vnderthanen erschunden? vnd solches sollen dann wir die Oberherren gethan haben. Es ist aber hie nicht Gelegenheit von diesen Sachen weiter zu reden / wie man wol thun köndte: wöllen aber E. E. Majestät Ohren damit nicht bemühen.

Diß ist allein darumb angezogen / daß E. E. Majestät Augenscheinlichen sehen / ja greiffen mögen / wo der Butzen (wie man sagt) im Stroh liege.

Diese vnnd dergestalt qualificirte Leute / haben sich nicht gescheucht / wie dann weder Ehre noch Scham bey jhnen ist / vor Bäpstlichem Legaten vnd E. E. Majestät / wie auch derselbigen nachgesetzten Gesandten / die vnsers Geschäffts halben beysammen sich befunden / zu erscheinen / mit Intention / in die Aschen zu richten / was zwischen E. E. Majestät mehrmalen accordiret / vnnd König Philippus der dritte (Miltseligster Gedächtnuß) so viel als Testamentsweiß hinder jhme verlassen / sampt E. E. Majest. vnd deren weise Rähte / in denen Sachen mit beschlossenen Augen gehandelt / vnd erst von solchen Trewlosen Rebellen vnd Obrigkeit Mördern Bericht empfangen / das ist bey den Vättern der Lügen / die Warheit suchen solten! O vnverschampte Schlangen Zungen! O vergiffte Lugens-Lippen! Wie dörffen sie sagen / mehr dann Hundert vnd fünffzig Tausendt Seelen müßten zu Grundt gehen / wann sie wider vnter vns Grisonen kommen: Seynd solche Seelen nicht mehr dann Hundert Jahr vnter vns gewesen / vnd demnach bey Freyheit jhrer Conscientzen vnangefochten vnd vnverhindert verblieben / wie dann solches vnd kein anders vnsere Landssatzungen haben wöllen. Wer hat jemalen wenig oder viel vnterstanden / sie auff einen andern Glauben weder mit Güte noch mit Gewalt zu bringen? Ist den Ertzrebellen das Heyl der Veltlinischen Seelen so hoch angelegen / warumb haben sie dieselbige geschunden / geplündert / vmb Leib / Ehr vnnd Gut gebracht? Wer wil glauben / daß denen die Catholische Religion zu Hertzen gehe / die weder Gott noch die Welt förchten: Sie haben ein weyl die Welt mit jhren blawen Dünsten betrogen / jetzt grawet jhnen auch nicht / die hohe Majestät GOttes zu lästern / dessen heiligen Namen sie schändlich mißbrauchen: das heilig Rosinfarbes Blut Christi / das sie zu bedeckung jhrer Schand-Thaten lästerlich anziehen / der wirdt seine Raach vnd Macht nicht weniger gegen jhnen als gegen den Juden erzeigen.

Sie seynd nunmehr auß allen jhren Thaten mehr dann genug bekandt / jhre Laster haben sich von jhren Kindlichen Tagen an / von Zeit zu Zeit also gehäuffet / daß sie dieselbigen selbst nicht mehr ertragen mögen / vnd kein Wunder were / wann sie wie Korah / Dathan / vnd Abiram / hinunter in den Abgrundt versüncken. Noch vermeynen sie zu E. E. Majest. vnd auch zu andern Fürsten vnd Herren jhren Zugang zu haben / vnnd jhrem Lügenhafften Fürgeben Beyfall zu erlangen / die doch nicht werth seynd / daß sie der Boden tragen / oder die Sonn anscheinen solle.

Welcher Fürst vnd Herr were seines Stands vnd Herrschafften versichert / wann man solche Christen-Mörder vnnd abtrünnige Bluthunde dulden / oder jhnen Gehör geben solte? kan nicht ein jeder / der seinen Fürsten ermordet / eben auch einen solchen vnnd andern dergleichen Praetext finden / sich widerumb schön zu machen? E. E. Majest. vnnd alle andere / denen Gott Landt vnd Leute vertrawet / geruhen wol für sich zu sehen / daß diß ärgerlich Beyspiel in kein Consequentz gezogen werden möge / vnnd dardurch alle hohe Stands Personen jhrer Herrligkeiten / ja Leibs vnd Lebens halben in Gefahr kommen.

Was alle Göttliche vnnd Keyserliche Rechte / alle Lands Statuten / aller Nationen Gebräuche vnd Gewonheiten vber solche Verbrecher disponiren / kan E. E. Majest. nicht verborgen seyn: vnd haben sich darbey die abschewliche Delinquenten bey dem wenigsten nicht zu getrösten / einiges Excipirens / distinguirens / verkehrten außlegens / künstlens vnnd verklüglens / weil diß Laster abschewlicher ist / dann daß man jhme in einigen Wege patrociniren möge.

Ja sprechen sie / die Religion / die Religion: In Mund nehmen sie zwar die Religion / in jhrem Hertzen aber stecken reissende Wölffe / ja der leydige Sathan selbst / der auff das eusserste in jhnen / als seinen außerlesenen Werckzeugen / der Höllischen Tyranney tobet vnd wütet.

Welche Religion heißt Fürsten vnd Herren / die doch die Religion frey vnd vnbezwungen lassen / der gestalt ermörden / erwürgen / mit allerley Muthwillen / im Leben / im Todt / vnnd nach dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0716" n="637"/>
Schickung schier an alle Höff                      gewaltiger Potentaten / Fürsten vnd Herren (deren aber etliche sie als                      abtrünnige Schandbuben weder sehen noch hören wöllen) auch durch allerhandt                      erlogene / vnd mit eytel Calumnien außgefüllte / nicht weniger mit falschen                      Farben angestrichene Manifest-Schrifften / ja Gottslästerlichen Protestationen /                      die Welt hohes vnd nidern Stands zu bereden / als ob sie nicht ohne etwas Fugs                      sich in die höchste Grewel angezogner mordlichen Rebellion gestürtzt haben.</p>
          <p>Beruffen sich auff die zu Chur ligende Capitulationen / vnnd viel anderer Sachen                      / die nie weder gestoben noch geflogen / beschweren sich Geistlicher vnd                      Weltlicher Tyranney / die aber sie (sie sagen wir) geführt / vnnd schändlich                      usurpirt haben / wie hell an dem Tag vnd durch viel Tausendt Veltlinern zu                      erweisen / die von langem hero vnd noch vnter diesem Tyrannischen vnleydenlichen                      Gewalt zu Gott seufftzen. Was darff es aber viel beweissens / redet nicht die                      Sach selbs / Woher hat Doctor Franciscus Venosta sein Gut? Hat er es ererbt /                      oder erschunden? Woher haben die Paribellen jhr grosses Vermögen? Ist nicht der                      Alte Paribelli ein schlechtes bettelarmes Bäwerlein in Albosagia gewesen? Haben                      seine Kinder vnd Kindskinder Kauffmannschafft oder andere ehrliche Gewerbe vnd                      Händel getrieben? Haben sie es nicht von den armen Vnderthanen erschunden? vnd                      solches sollen dann wir die Oberherren gethan haben. Es ist aber hie nicht                      Gelegenheit von diesen Sachen weiter zu reden / wie man wol thun köndte: wöllen                      aber E. E. Majestät Ohren damit nicht bemühen.</p>
          <p>Diß ist allein darumb angezogen / daß E. E. Majestät Augenscheinlichen sehen / ja                      greiffen mögen / wo der Butzen (wie man sagt) im Stroh liege.</p>
          <p>Diese vnnd dergestalt qualificirte Leute / haben sich nicht gescheucht / wie dann                      weder Ehre noch Scham bey jhnen ist / vor Bäpstlichem Legaten vnd E. E. Majestät                      / wie auch derselbigen nachgesetzten Gesandten / die vnsers Geschäffts halben                      beysammen sich befunden / zu erscheinen / mit Intention / in die Aschen zu                      richten / was zwischen E. E. Majestät mehrmalen accordiret / vnnd König                      Philippus der dritte (Miltseligster Gedächtnuß) so viel als Testamentsweiß                      hinder jhme verlassen / sampt E. E. Majest. vnd deren weise Rähte / in denen                      Sachen mit beschlossenen Augen gehandelt / vnd erst von solchen Trewlosen                      Rebellen vnd Obrigkeit Mördern Bericht empfangen / das ist bey den Vättern der                      Lügen / die Warheit suchen solten! O vnverschampte Schlangen Zungen! O vergiffte                      Lugens-Lippen! Wie dörffen sie sagen / mehr dann Hundert vnd fünffzig Tausendt                      Seelen müßten zu Grundt gehen / wann sie wider vnter vns Grisonen kommen: Seynd                      solche Seelen nicht mehr dann Hundert Jahr vnter vns gewesen / vnd demnach bey                      Freyheit jhrer Conscientzen vnangefochten vnd vnverhindert verblieben / wie dann                      solches vnd kein anders vnsere Landssatzungen haben wöllen. Wer hat jemalen                      wenig oder viel vnterstanden / sie auff einen andern Glauben weder mit Güte noch                      mit Gewalt zu bringen? Ist den Ertzrebellen das Heyl der Veltlinischen Seelen so                      hoch angelegen / warumb haben sie dieselbige geschunden / geplündert / vmb Leib                      / Ehr vnnd Gut gebracht? Wer wil glauben / daß denen die Catholische Religion zu                      Hertzen gehe / die weder Gott noch die Welt förchten: Sie haben ein weyl die                      Welt mit jhren blawen Dünsten betrogen / jetzt grawet jhnen auch nicht / die                      hohe Majestät GOttes zu lästern / dessen heiligen Namen sie schändlich                      mißbrauchen: das heilig Rosinfarbes Blut Christi / das sie zu bedeckung jhrer                      Schand-Thaten lästerlich anziehen / der wirdt seine Raach vnd Macht nicht                      weniger gegen jhnen als gegen den Juden erzeigen.</p>
          <p>Sie seynd nunmehr auß allen jhren Thaten mehr dann genug bekandt / jhre Laster                      haben sich von jhren Kindlichen Tagen an / von Zeit zu Zeit also gehäuffet / daß                      sie dieselbigen selbst nicht mehr ertragen mögen / vnd kein Wunder were / wann                      sie wie Korah / Dathan / vnd Abiram / hinunter in den Abgrundt versüncken. Noch                      vermeynen sie zu E. E. Majest. vnd auch zu andern Fürsten vnd Herren jhren                      Zugang zu haben / vnnd jhrem Lügenhafften Fürgeben Beyfall zu erlangen / die                      doch nicht werth seynd / daß sie der Boden tragen / oder die Sonn anscheinen                      solle.</p>
          <p>Welcher Fürst vnd Herr were seines Stands vnd Herrschafften versichert / wann man                      solche Christen-Mörder vnnd abtrünnige Bluthunde dulden / oder jhnen Gehör geben                      solte? kan nicht ein jeder / der seinen Fürsten ermordet / eben auch einen                      solchen vnnd andern dergleichen Praetext finden / sich widerumb schön zu machen?                      E. E. Majest. vnnd alle andere / denen Gott Landt vnd Leute vertrawet / geruhen                      wol für sich zu sehen / daß diß ärgerlich Beyspiel in kein Consequentz gezogen                      werden möge / vnnd dardurch alle hohe Stands Personen jhrer Herrligkeiten / ja                      Leibs vnd Lebens halben in Gefahr kommen.</p>
          <p>Was alle Göttliche vnnd Keyserliche Rechte / alle Lands Statuten / aller Nationen                      Gebräuche vnd Gewonheiten vber solche Verbrecher disponiren / kan E. E. Majest.                      nicht verborgen seyn: vnd haben sich darbey die abschewliche Delinquenten bey                      dem wenigsten nicht zu getrösten / einiges Excipirens / distinguirens /                      verkehrten außlegens / künstlens vnnd verklüglens / weil diß Laster                      abschewlicher ist / dann daß man jhme in einigen Wege patrociniren möge.</p>
          <p>Ja sprechen sie / die Religion / die Religion: In Mund nehmen sie zwar die                      Religion / in jhrem Hertzen aber stecken reissende Wölffe / ja der leydige                      Sathan selbst / der auff das eusserste in jhnen / als seinen außerlesenen                      Werckzeugen / der Höllischen Tyranney tobet vnd wütet.</p>
          <p>Welche Religion heißt Fürsten vnd Herren / die doch die Religion frey vnd                      vnbezwungen lassen / der gestalt ermörden / erwürgen / mit allerley Muthwillen /                      im Leben / im Todt / vnnd nach dem
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[637/0716] Schickung schier an alle Höff gewaltiger Potentaten / Fürsten vnd Herren (deren aber etliche sie als abtrünnige Schandbuben weder sehen noch hören wöllen) auch durch allerhandt erlogene / vnd mit eytel Calumnien außgefüllte / nicht weniger mit falschen Farben angestrichene Manifest-Schrifften / ja Gottslästerlichen Protestationen / die Welt hohes vnd nidern Stands zu bereden / als ob sie nicht ohne etwas Fugs sich in die höchste Grewel angezogner mordlichen Rebellion gestürtzt haben. Beruffen sich auff die zu Chur ligende Capitulationen / vnnd viel anderer Sachen / die nie weder gestoben noch geflogen / beschweren sich Geistlicher vnd Weltlicher Tyranney / die aber sie (sie sagen wir) geführt / vnnd schändlich usurpirt haben / wie hell an dem Tag vnd durch viel Tausendt Veltlinern zu erweisen / die von langem hero vnd noch vnter diesem Tyrannischen vnleydenlichen Gewalt zu Gott seufftzen. Was darff es aber viel beweissens / redet nicht die Sach selbs / Woher hat Doctor Franciscus Venosta sein Gut? Hat er es ererbt / oder erschunden? Woher haben die Paribellen jhr grosses Vermögen? Ist nicht der Alte Paribelli ein schlechtes bettelarmes Bäwerlein in Albosagia gewesen? Haben seine Kinder vnd Kindskinder Kauffmannschafft oder andere ehrliche Gewerbe vnd Händel getrieben? Haben sie es nicht von den armen Vnderthanen erschunden? vnd solches sollen dann wir die Oberherren gethan haben. Es ist aber hie nicht Gelegenheit von diesen Sachen weiter zu reden / wie man wol thun köndte: wöllen aber E. E. Majestät Ohren damit nicht bemühen. Diß ist allein darumb angezogen / daß E. E. Majestät Augenscheinlichen sehen / ja greiffen mögen / wo der Butzen (wie man sagt) im Stroh liege. Diese vnnd dergestalt qualificirte Leute / haben sich nicht gescheucht / wie dann weder Ehre noch Scham bey jhnen ist / vor Bäpstlichem Legaten vnd E. E. Majestät / wie auch derselbigen nachgesetzten Gesandten / die vnsers Geschäffts halben beysammen sich befunden / zu erscheinen / mit Intention / in die Aschen zu richten / was zwischen E. E. Majestät mehrmalen accordiret / vnnd König Philippus der dritte (Miltseligster Gedächtnuß) so viel als Testamentsweiß hinder jhme verlassen / sampt E. E. Majest. vnd deren weise Rähte / in denen Sachen mit beschlossenen Augen gehandelt / vnd erst von solchen Trewlosen Rebellen vnd Obrigkeit Mördern Bericht empfangen / das ist bey den Vättern der Lügen / die Warheit suchen solten! O vnverschampte Schlangen Zungen! O vergiffte Lugens-Lippen! Wie dörffen sie sagen / mehr dann Hundert vnd fünffzig Tausendt Seelen müßten zu Grundt gehen / wann sie wider vnter vns Grisonen kommen: Seynd solche Seelen nicht mehr dann Hundert Jahr vnter vns gewesen / vnd demnach bey Freyheit jhrer Conscientzen vnangefochten vnd vnverhindert verblieben / wie dann solches vnd kein anders vnsere Landssatzungen haben wöllen. Wer hat jemalen wenig oder viel vnterstanden / sie auff einen andern Glauben weder mit Güte noch mit Gewalt zu bringen? Ist den Ertzrebellen das Heyl der Veltlinischen Seelen so hoch angelegen / warumb haben sie dieselbige geschunden / geplündert / vmb Leib / Ehr vnnd Gut gebracht? Wer wil glauben / daß denen die Catholische Religion zu Hertzen gehe / die weder Gott noch die Welt förchten: Sie haben ein weyl die Welt mit jhren blawen Dünsten betrogen / jetzt grawet jhnen auch nicht / die hohe Majestät GOttes zu lästern / dessen heiligen Namen sie schändlich mißbrauchen: das heilig Rosinfarbes Blut Christi / das sie zu bedeckung jhrer Schand-Thaten lästerlich anziehen / der wirdt seine Raach vnd Macht nicht weniger gegen jhnen als gegen den Juden erzeigen. Sie seynd nunmehr auß allen jhren Thaten mehr dann genug bekandt / jhre Laster haben sich von jhren Kindlichen Tagen an / von Zeit zu Zeit also gehäuffet / daß sie dieselbigen selbst nicht mehr ertragen mögen / vnd kein Wunder were / wann sie wie Korah / Dathan / vnd Abiram / hinunter in den Abgrundt versüncken. Noch vermeynen sie zu E. E. Majest. vnd auch zu andern Fürsten vnd Herren jhren Zugang zu haben / vnnd jhrem Lügenhafften Fürgeben Beyfall zu erlangen / die doch nicht werth seynd / daß sie der Boden tragen / oder die Sonn anscheinen solle. Welcher Fürst vnd Herr were seines Stands vnd Herrschafften versichert / wann man solche Christen-Mörder vnnd abtrünnige Bluthunde dulden / oder jhnen Gehör geben solte? kan nicht ein jeder / der seinen Fürsten ermordet / eben auch einen solchen vnnd andern dergleichen Praetext finden / sich widerumb schön zu machen? E. E. Majest. vnnd alle andere / denen Gott Landt vnd Leute vertrawet / geruhen wol für sich zu sehen / daß diß ärgerlich Beyspiel in kein Consequentz gezogen werden möge / vnnd dardurch alle hohe Stands Personen jhrer Herrligkeiten / ja Leibs vnd Lebens halben in Gefahr kommen. Was alle Göttliche vnnd Keyserliche Rechte / alle Lands Statuten / aller Nationen Gebräuche vnd Gewonheiten vber solche Verbrecher disponiren / kan E. E. Majest. nicht verborgen seyn: vnd haben sich darbey die abschewliche Delinquenten bey dem wenigsten nicht zu getrösten / einiges Excipirens / distinguirens / verkehrten außlegens / künstlens vnnd verklüglens / weil diß Laster abschewlicher ist / dann daß man jhme in einigen Wege patrociniren möge. Ja sprechen sie / die Religion / die Religion: In Mund nehmen sie zwar die Religion / in jhrem Hertzen aber stecken reissende Wölffe / ja der leydige Sathan selbst / der auff das eusserste in jhnen / als seinen außerlesenen Werckzeugen / der Höllischen Tyranney tobet vnd wütet. Welche Religion heißt Fürsten vnd Herren / die doch die Religion frey vnd vnbezwungen lassen / der gestalt ermörden / erwürgen / mit allerley Muthwillen / im Leben / im Todt / vnnd nach dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/716
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/716>, abgerufen am 30.06.2024.