Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.ich sparen biß zu seiner Zeit / damit ich zur Sachen komme / die wir jetzt vnder Handen haben. Ich bin der Meynung / daß wenig in diesem Hause sind / die nicht gäntzlich darfür halten / daß der König meisten theils auß lauter Noth sey bewegt worden / diß Parlament zuversamblen / damit jhm zu widereroberung der Erblanden deß Pfaltzgraffen geholffen werde / die jhm mehrentheils entzogen / vnnd von Frembden eyngenommen worden. Ist jemand der daran zweifelt / so hoffe ich / er werde mir leichtlich beyfallen / wann ich jhm werde vermelden / was ich selber in Erfahrung gebracht hab / daß nemblich Jhr. Königl. Mayest. wenig Tag vor dieser Session / etliche Edellent / so vor diesem fast alle Befelchs haber im Krieg gewesen / zusammen beruffen / mit jhnen zu berachschlagen / wie man ein Läger zurüsten möchte / welches starck genug were die Pfaltz wider zuerobern / vnnd für ferrnerm Eynfall zubefreyen. Diese kamen ettliche Tag zusammen / auß Befehl deß Königs / in ein gewiß Ort / vnnd bedachten die Sach nach jhrer Vernunfft: endlich a[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ß sie sich miteinander verglichen hatten / haben sie dem König zuwissen gethan / wie viel Soldaten darzu erfordert würden / was es kosten würde / dieselben anzunehmen / vnnd außzurüsten: deßgleichen haben sie außgerechnet / was dieselbe zu vnderhalten Jährlich auffgehen würde. Von den beyden ersten Puncten will ich euch Bericht thun: das letßte / welches etwas mehr auff sich hat / will ich noch ein weil in Bedencken ziehen. Sie vrtheilten / man müste zum wenigsten 25000. Fußknecht / vnnd 5000. Pferd haben: weniger könte man nicht dahin schicken / dieweil sie mit einem Feind würden zu streitten haben / der ferrn von hinnen were / vnd schon einen guten theil deß Landts in seinem Gewalt / auch an vielen Orten allbereit sich befestiget hette / in dessen Läger sich zwantzig tausent Fuß knecht vnd vier tausend Pferd / befinden thäten / mehrentheils alte vnnd erfahrne Soldaten / deren Feld-Obrister für den besten vnnd fürtrefflichsten in gantz Europa / nach dem Printzen von Vranien gehalten würde. Nachdem sie nun alle diese Vmbstände vberschlagen hatten / so konten sie jhres ermessens / die Zahl nicht geringer setzen: Vnd diesen Vorschlag theten sie nach dem Modell / den deß Reichs Secretarius jhnen gab / von der Macht deß Feinds. Der Außgang der Feldschlachten stehet bey GOtt / der ein Herr ist der Heerscharen: Die Augen Menschlicher Vorsichtigkeit können nicht weiter sehen / dann jhr Horizont sich erstrecket / zukünfftige Zufälle sind jnen manchmal verborgen: sie können allein davon vrtheilen / was sie düncket / daß es recht vnnd wol gethan sey / vnd sich ansehen läßt das man hab thun sollen: Der Außgang fällt offt anderst / dann man gemeint hette / vnnd wann schon etwas im Krieg vbel geräht / jedoch so man die Sach weißlich angegriffen hat / verliert man darumb nicht alles lob. Liebe Herrn / ich hab euch die Zahl gesagt: jetzund wartet jhr / was für Vnkosten drauff gehen werden / ein solch Volck auffzubringen. Ich will redlich mit euch handeln glaubt mir / Jh. Königl. Mayest. muß 300000. Pfundt par Gelts haben / damit sie sich mit Volck vnnd Rüstung versehe: welches mehrentheils vber Meer geschehen muß: dann daselbs hat man bessere Waffen vnd bessers kauffs. Ein so grosses Heer / welches nicht so schnell fortziehen kan / solte schon am end deß Aprilen auffgezogen seyn: vnd wir sind jetzund mitten im Maymonat. Gott sprach / es werde Liecht: vnd es ward Liecht. / Die Könige ob sie wol in der Schrifft Götter genennet werden / so haben sie doch solche Macht vnd Krafft nicht: es ist ein Vortheil welcher keinem König mit getheilt wird / wie eyfferig vnd begierig er auch sey: man muß jhm zeit geben / das jenige / was er will / zu vollbringen: Die Könige sind zwar die Obriste Herrn auff Erden / gleichwol sind sie der Zeit vnderworffen. Aber was bedarffs / daß ich einem willigen Pferd die Sporn gebe? Ich weiß / daß in diesem Hauß wenig Glieder sind / die zu diesem heyligen Krieg (dann also mag ich jhn wol nennen) nicht gantz williglich jhre Beuttel angreiffen / ja auch in der Person sich gern darzu würden gebrauchen lassen. Mir zweiffelt nicht / daß ich auß ewrem Hertzen vnnd Gemüth spreche: So last vns nun den Glauben mit den Wercken bezeugen. Es war die Zeit / da wir etwas bessers hetten können außrichten / dann jetzund: gleichwol können wir noch etwas thun: wann wir aber länger warten / so wird die Zeit verlauffen / vnnd was wir alßdann angreiffen werden / wird ausser der Zeit seyn vnnd wenig Fruchtbringen. Aber da sind etliche / welche sagen / daß J. Kön. May. hoffe durch Vnderhandlung so viel zuwegen zubringen / daß die Pfaltz solte jhrem Tochtermann wider eingeraumet werden. Ich bekenne / daß ich dasselbe auch gehört habe: vnnd ich bitte daß der Himmel des Königs Werck / mit so glücklichem Außgang wolle crönen / wie es sein guter Vorsatz wol verdienet: Aber man wolle mir zum besten halten / wann ich besorge / es werde nicht geschehen / ja wann ich gar kein Hoffnung darvon habe. Dann auff Wunderwerck mich zuverlassen / ist kein Articul meines Glaubens. Aber gesetzt / daß dieses könte zuwegen gebracht werden / solte darumb ein solche Gaab weggeworffen oder verlohren seyn? Keines wegs: sondern sie würde wol angelegt / vnnd gleichsamb ein Danckopffer seyn / durch welches wir Jhrer Königl. Mayest vnsere Danckbarkeit beweisen / daß sie durch jhre Weißheit vnd Sorgfältigkeit die Sachen ohn grosse vnkosten wider zurecht gebracht haben. Nach dem andern Weg würden wir vns in ein grössere Gefahr begeben / vnd vnsere Beutel wider auffthun müssen: diß aber were nur ein geringe Belohnung für ein grosse Wolthat. Vielleicht wird ein jeder dieses nit wol fassen können. Aber dem seye wie jhm wolle / last vns mit dem Gelt / das Jh. May. begehrt / einen Vorrath machen zu einem Heer / vnd ein Zeughauß / welches sehr nötig / in diesem Land auffrichten. Ich verwundere mich / daß sie nit alle ruffen / es sey mangel an Gelt / da wir doch Gelts genug ich sparen biß zu seiner Zeit / damit ich zur Sachen komme / die wir jetzt vnder Handen haben. Ich bin der Meynung / daß wenig in diesem Hause sind / die nicht gäntzlich darfür halten / daß der König meisten theils auß lauter Noth sey bewegt worden / diß Parlament zuversamblen / damit jhm zu widereroberung der Erblanden deß Pfaltzgraffen geholffen werde / die jhm mehrentheils entzogen / vnnd von Frembden eyngenommen worden. Ist jemand der daran zweifelt / so hoffe ich / er werde mir leichtlich beyfallen / wann ich jhm werde vermelden / was ich selber in Erfahrung gebracht hab / daß nemblich Jhr. Königl. Mayest. wenig Tag vor dieser Session / etliche Edellent / so vor diesem fast alle Befelchs haber im Krieg gewesen / zusammen beruffen / mit jhnen zu berachschlagen / wie man ein Läger zurüsten möchte / welches starck genug were die Pfaltz wider zuerobern / vnnd für ferrnerm Eynfall zubefreyen. Diese kamen ettliche Tag zusammen / auß Befehl deß Königs / in ein gewiß Ort / vnnd bedachten die Sach nach jhrer Vernunfft: endlich a[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ß sie sich miteinander verglichen hatten / haben sie dem König zuwissen gethan / wie viel Soldaten darzu erfordert würden / was es kosten würde / dieselben anzunehmen / vnnd außzurüsten: deßgleichen haben sie außgerechnet / was dieselbe zu vnderhalten Jährlich auffgehen würde. Von den beyden ersten Puncten will ich euch Bericht thun: das letßte / welches etwas mehr auff sich hat / will ich noch ein weil in Bedencken ziehen. Sie vrtheilten / man müste zum wenigsten 25000. Fußknecht / vnnd 5000. Pferd haben: weniger könte man nicht dahin schicken / dieweil sie mit einem Feind würden zu streitten haben / der ferrn von hinnen were / vnd schon einen guten theil deß Landts in seinem Gewalt / auch an vielen Orten allbereit sich befestiget hette / in dessen Läger sich zwantzig tausent Fuß knecht vnd vier tausend Pferd / befinden thäten / mehrentheils alte vnnd erfahrne Soldaten / deren Feld-Obrister für den besten vnnd fürtrefflichsten in gantz Europa / nach dem Printzen von Vranien gehalten würde. Nachdem sie nun alle diese Vmbstände vberschlagen hatten / so konten sie jhres ermessens / die Zahl nicht geringer setzen: Vnd diesen Vorschlag theten sie nach dem Modell / den deß Reichs Secretarius jhnen gab / von der Macht deß Feinds. Der Außgang der Feldschlachten stehet bey GOtt / der ein Herr ist der Heerscharen: Die Augen Menschlicher Vorsichtigkeit können nicht weiter sehen / dann jhr Horizont sich erstrecket / zukünfftige Zufälle sind jnen manchmal verborgen: sie können allein davon vrtheilen / was sie düncket / daß es recht vnnd wol gethan sey / vnd sich ansehen läßt das man hab thun sollen: Der Außgang fällt offt anderst / dann man gemeint hette / vnnd wann schon etwas im Krieg vbel geräht / jedoch so man die Sach weißlich angegriffen hat / verliert man darumb nicht alles lob. Liebe Herrn / ich hab euch die Zahl gesagt: jetzund wartet jhr / was für Vnkosten drauff gehen werden / ein solch Volck auffzubringen. Ich will redlich mit euch handeln glaubt mir / Jh. Königl. Mayest. muß 300000. Pfundt par Gelts haben / damit sie sich mit Volck vnnd Rüstung versehe: welches mehrentheils vber Meer geschehen muß: dann daselbs hat man bessere Waffen vnd bessers kauffs. Ein so grosses Heer / welches nicht so schnell fortziehen kan / solte schon am end deß Aprilen auffgezogen seyn: vnd wir sind jetzund mitten im Maymonat. Gott sprach / es werde Liecht: vnd es ward Liecht. / Die Könige ob sie wol in der Schrifft Götter genennet werden / so haben sie doch solche Macht vnd Krafft nicht: es ist ein Vortheil welcher keinem König mit getheilt wird / wie eyfferig vnd begierig er auch sey: man muß jhm zeit geben / das jenige / was er will / zu vollbringen: Die Könige sind zwar die Obriste Herrn auff Erden / gleichwol sind sie der Zeit vnderworffen. Aber was bedarffs / daß ich einem willigen Pferd die Sporn gebe? Ich weiß / daß in diesem Hauß wenig Glieder sind / die zu diesem heyligen Krieg (dann also mag ich jhn wol nennen) nicht gantz williglich jhre Beuttel angreiffen / ja auch in der Person sich gern darzu würden gebrauchen lassen. Mir zweiffelt nicht / daß ich auß ewrem Hertzen vnnd Gemüth spreche: So last vns nun den Glauben mit den Wercken bezeugen. Es war die Zeit / da wir etwas bessers hetten können außrichten / dann jetzund: gleichwol können wir noch etwas thun: wann wir aber länger warten / so wird die Zeit verlauffen / vnnd was wir alßdann angreiffen werden / wird ausser der Zeit seyn vnnd wenig Fruchtbringen. Aber da sind etliche / welche sagen / daß J. Kön. May. hoffe durch Vnderhandlung so viel zuwegen zubringen / daß die Pfaltz solte jhrem Tochtermañ wider eingeraumet werden. Ich bekenne / daß ich dasselbe auch gehört habe: vnnd ich bitte daß der Himmel des Königs Werck / mit so glücklichem Außgang wolle crönen / wie es sein guter Vorsatz wol verdienet: Aber man wolle mir zum besten halten / wann ich besorge / es werde nicht geschehen / ja wann ich gar kein Hoffnung darvon habe. Dann auff Wunderwerck mich zuverlassen / ist kein Articul meines Glaubens. Aber gesetzt / daß dieses könte zuwegen gebracht werden / solte darumb ein solche Gaab weggeworffen oder verlohren seyn? Keines wegs: sondern sie würde wol angelegt / vnnd gleichsamb ein Danckopffer seyn / durch welches wir Jhrer Königl. Mayest vnsere Danckbarkeit beweisen / daß sie durch jhre Weißheit vnd Sorgfältigkeit die Sachen ohn grosse vnkosten wider zurecht gebracht haben. Nach dem andern Weg würden wir vns in ein grössere Gefahr begeben / vñ vnsere Beutel wider auffthun müssen: diß aber were nur ein geringe Belohnung für ein grosse Wolthat. Vielleicht wird ein jeder dieses nit wol fassen können. Aber dem seye wie jhm wolle / last vns mit dem Gelt / das Jh. May. begehrt / einen Vorrath machen zu einem Heer / vnd ein Zeughauß / welches sehr nötig / in diesem Land auffrichten. Ich verwundere mich / daß sie nit alle ruffen / es sey mangel an Gelt / da wir doch Gelts genug <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0656" n="587"/> ich sparen biß zu seiner Zeit / damit ich zur Sachen komme / die wir jetzt vnder Handen haben. Ich bin der Meynung / daß wenig in diesem Hause sind / die nicht gäntzlich darfür halten / daß der König meisten theils auß lauter Noth sey bewegt worden / diß Parlament zuversamblen / damit jhm zu widereroberung der Erblanden deß Pfaltzgraffen geholffen werde / die jhm mehrentheils entzogen / vnnd von Frembden eyngenommen worden. Ist jemand der daran zweifelt / so hoffe ich / er werde mir leichtlich beyfallen / wann ich jhm werde vermelden / was ich selber in Erfahrung gebracht hab / daß nemblich Jhr. Königl. Mayest. wenig Tag vor dieser Session / etliche Edellent / so vor diesem fast alle Befelchs haber im Krieg gewesen / zusammen beruffen / mit jhnen zu berachschlagen / wie man ein Läger zurüsten möchte / welches starck genug were die Pfaltz wider zuerobern / vnnd für ferrnerm Eynfall zubefreyen. Diese kamen ettliche Tag zusammen / auß Befehl deß Königs / in ein gewiß Ort / vnnd bedachten die Sach nach jhrer Vernunfft: endlich a<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>ß sie sich miteinander verglichen hatten / haben sie dem König zuwissen gethan / wie viel Soldaten darzu erfordert würden / was es kosten würde / dieselben anzunehmen / vnnd außzurüsten: deßgleichen haben sie außgerechnet / was dieselbe zu vnderhalten Jährlich auffgehen würde. Von den beyden ersten Puncten will ich euch Bericht thun: das letßte / welches etwas mehr auff sich hat / will ich noch ein weil in Bedencken ziehen. Sie vrtheilten / man müste zum wenigsten 25000. Fußknecht / vnnd 5000. Pferd haben: weniger könte man nicht dahin schicken / dieweil sie mit einem Feind würden zu streitten haben / der ferrn von hinnen were / vnd schon einen guten theil deß Landts in seinem Gewalt / auch an vielen Orten allbereit sich befestiget hette / in dessen Läger sich zwantzig tausent Fuß knecht vnd vier tausend Pferd / befinden thäten / mehrentheils alte vnnd erfahrne Soldaten / deren Feld-Obrister für den besten vnnd fürtrefflichsten in gantz Europa / nach dem Printzen von Vranien gehalten würde. Nachdem sie nun alle diese Vmbstände vberschlagen hatten / so konten sie jhres ermessens / die Zahl nicht geringer setzen: Vnd diesen Vorschlag theten sie nach dem Modell / den deß Reichs Secretarius jhnen gab / von der Macht deß Feinds. Der Außgang der Feldschlachten stehet bey GOtt / der ein Herr ist der Heerscharen: Die Augen Menschlicher Vorsichtigkeit können nicht weiter sehen / dann jhr Horizont sich erstrecket / zukünfftige Zufälle sind jnen manchmal verborgen: sie können allein davon vrtheilen / was sie düncket / daß es recht vnnd wol gethan sey / vnd sich ansehen läßt das man hab thun sollen: Der Außgang fällt offt anderst / dann man gemeint hette / vnnd wann schon etwas im Krieg vbel geräht / jedoch so man die Sach weißlich angegriffen hat / verliert man darumb nicht alles lob. Liebe Herrn / ich hab euch die Zahl gesagt: jetzund wartet jhr / was für Vnkosten drauff gehen werden / ein solch Volck auffzubringen. Ich will redlich mit euch handeln glaubt mir / Jh. Königl. Mayest. muß 300000. Pfundt par Gelts haben / damit sie sich mit Volck vnnd Rüstung versehe: welches mehrentheils vber Meer geschehen muß: dann daselbs hat man bessere Waffen vnd bessers kauffs. Ein so grosses Heer / welches nicht so schnell fortziehen kan / solte schon am end deß Aprilen auffgezogen seyn: vnd wir sind jetzund mitten im Maymonat. Gott sprach / es werde Liecht: vnd es ward Liecht. / Die Könige ob sie wol in der Schrifft Götter genennet werden / so haben sie doch solche Macht vnd Krafft nicht: es ist ein Vortheil welcher keinem König mit getheilt wird / wie eyfferig vnd begierig er auch sey: man muß jhm zeit geben / das jenige / was er will / zu vollbringen: Die Könige sind zwar die Obriste Herrn auff Erden / gleichwol sind sie der Zeit vnderworffen. Aber was bedarffs / daß ich einem willigen Pferd die Sporn gebe? Ich weiß / daß in diesem Hauß wenig Glieder sind / die zu diesem heyligen Krieg (dann also mag ich jhn wol nennen) nicht gantz williglich jhre Beuttel angreiffen / ja auch in der Person sich gern darzu würden gebrauchen lassen. Mir zweiffelt nicht / daß ich auß ewrem Hertzen vnnd Gemüth spreche: So last vns nun den Glauben mit den Wercken bezeugen. Es war die Zeit / da wir etwas bessers hetten können außrichten / dann jetzund: gleichwol können wir noch etwas thun: wann wir aber länger warten / so wird die Zeit verlauffen / vnnd was wir alßdann angreiffen werden / wird ausser der Zeit seyn vnnd wenig Fruchtbringen. Aber da sind etliche / welche sagen / daß J. Kön. May. hoffe durch Vnderhandlung so viel zuwegen zubringen / daß die Pfaltz solte jhrem Tochtermañ wider eingeraumet werden. Ich bekenne / daß ich dasselbe auch gehört habe: vnnd ich bitte daß der Himmel des Königs Werck / mit so glücklichem Außgang wolle crönen / wie es sein guter Vorsatz wol verdienet: Aber man wolle mir zum besten halten / wann ich besorge / es werde nicht geschehen / ja wann ich gar kein Hoffnung darvon habe. Dann auff Wunderwerck mich zuverlassen / ist kein Articul meines Glaubens. Aber gesetzt / daß dieses könte zuwegen gebracht werden / solte darumb ein solche Gaab weggeworffen oder verlohren seyn? Keines wegs: sondern sie würde wol angelegt / vnnd gleichsamb ein Danckopffer seyn / durch welches wir Jhrer Königl. Mayest vnsere Danckbarkeit beweisen / daß sie durch jhre Weißheit vnd Sorgfältigkeit die Sachen ohn grosse vnkosten wider zurecht gebracht haben. Nach dem andern Weg würden wir vns in ein grössere Gefahr begeben / vñ vnsere Beutel wider auffthun müssen: diß aber were nur ein geringe Belohnung für ein grosse Wolthat. Vielleicht wird ein jeder dieses nit wol fassen können. Aber dem seye wie jhm wolle / last vns mit dem Gelt / das Jh. May. begehrt / einen Vorrath machen zu einem Heer / vnd ein Zeughauß / welches sehr nötig / in diesem Land auffrichten. Ich verwundere mich / daß sie nit alle ruffen / es sey mangel an Gelt / da wir doch Gelts genug </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [587/0656]
ich sparen biß zu seiner Zeit / damit ich zur Sachen komme / die wir jetzt vnder Handen haben. Ich bin der Meynung / daß wenig in diesem Hause sind / die nicht gäntzlich darfür halten / daß der König meisten theils auß lauter Noth sey bewegt worden / diß Parlament zuversamblen / damit jhm zu widereroberung der Erblanden deß Pfaltzgraffen geholffen werde / die jhm mehrentheils entzogen / vnnd von Frembden eyngenommen worden. Ist jemand der daran zweifelt / so hoffe ich / er werde mir leichtlich beyfallen / wann ich jhm werde vermelden / was ich selber in Erfahrung gebracht hab / daß nemblich Jhr. Königl. Mayest. wenig Tag vor dieser Session / etliche Edellent / so vor diesem fast alle Befelchs haber im Krieg gewesen / zusammen beruffen / mit jhnen zu berachschlagen / wie man ein Läger zurüsten möchte / welches starck genug were die Pfaltz wider zuerobern / vnnd für ferrnerm Eynfall zubefreyen. Diese kamen ettliche Tag zusammen / auß Befehl deß Königs / in ein gewiß Ort / vnnd bedachten die Sach nach jhrer Vernunfft: endlich a_ß sie sich miteinander verglichen hatten / haben sie dem König zuwissen gethan / wie viel Soldaten darzu erfordert würden / was es kosten würde / dieselben anzunehmen / vnnd außzurüsten: deßgleichen haben sie außgerechnet / was dieselbe zu vnderhalten Jährlich auffgehen würde. Von den beyden ersten Puncten will ich euch Bericht thun: das letßte / welches etwas mehr auff sich hat / will ich noch ein weil in Bedencken ziehen. Sie vrtheilten / man müste zum wenigsten 25000. Fußknecht / vnnd 5000. Pferd haben: weniger könte man nicht dahin schicken / dieweil sie mit einem Feind würden zu streitten haben / der ferrn von hinnen were / vnd schon einen guten theil deß Landts in seinem Gewalt / auch an vielen Orten allbereit sich befestiget hette / in dessen Läger sich zwantzig tausent Fuß knecht vnd vier tausend Pferd / befinden thäten / mehrentheils alte vnnd erfahrne Soldaten / deren Feld-Obrister für den besten vnnd fürtrefflichsten in gantz Europa / nach dem Printzen von Vranien gehalten würde. Nachdem sie nun alle diese Vmbstände vberschlagen hatten / so konten sie jhres ermessens / die Zahl nicht geringer setzen: Vnd diesen Vorschlag theten sie nach dem Modell / den deß Reichs Secretarius jhnen gab / von der Macht deß Feinds. Der Außgang der Feldschlachten stehet bey GOtt / der ein Herr ist der Heerscharen: Die Augen Menschlicher Vorsichtigkeit können nicht weiter sehen / dann jhr Horizont sich erstrecket / zukünfftige Zufälle sind jnen manchmal verborgen: sie können allein davon vrtheilen / was sie düncket / daß es recht vnnd wol gethan sey / vnd sich ansehen läßt das man hab thun sollen: Der Außgang fällt offt anderst / dann man gemeint hette / vnnd wann schon etwas im Krieg vbel geräht / jedoch so man die Sach weißlich angegriffen hat / verliert man darumb nicht alles lob. Liebe Herrn / ich hab euch die Zahl gesagt: jetzund wartet jhr / was für Vnkosten drauff gehen werden / ein solch Volck auffzubringen. Ich will redlich mit euch handeln glaubt mir / Jh. Königl. Mayest. muß 300000. Pfundt par Gelts haben / damit sie sich mit Volck vnnd Rüstung versehe: welches mehrentheils vber Meer geschehen muß: dann daselbs hat man bessere Waffen vnd bessers kauffs. Ein so grosses Heer / welches nicht so schnell fortziehen kan / solte schon am end deß Aprilen auffgezogen seyn: vnd wir sind jetzund mitten im Maymonat. Gott sprach / es werde Liecht: vnd es ward Liecht. / Die Könige ob sie wol in der Schrifft Götter genennet werden / so haben sie doch solche Macht vnd Krafft nicht: es ist ein Vortheil welcher keinem König mit getheilt wird / wie eyfferig vnd begierig er auch sey: man muß jhm zeit geben / das jenige / was er will / zu vollbringen: Die Könige sind zwar die Obriste Herrn auff Erden / gleichwol sind sie der Zeit vnderworffen. Aber was bedarffs / daß ich einem willigen Pferd die Sporn gebe? Ich weiß / daß in diesem Hauß wenig Glieder sind / die zu diesem heyligen Krieg (dann also mag ich jhn wol nennen) nicht gantz williglich jhre Beuttel angreiffen / ja auch in der Person sich gern darzu würden gebrauchen lassen. Mir zweiffelt nicht / daß ich auß ewrem Hertzen vnnd Gemüth spreche: So last vns nun den Glauben mit den Wercken bezeugen. Es war die Zeit / da wir etwas bessers hetten können außrichten / dann jetzund: gleichwol können wir noch etwas thun: wann wir aber länger warten / so wird die Zeit verlauffen / vnnd was wir alßdann angreiffen werden / wird ausser der Zeit seyn vnnd wenig Fruchtbringen. Aber da sind etliche / welche sagen / daß J. Kön. May. hoffe durch Vnderhandlung so viel zuwegen zubringen / daß die Pfaltz solte jhrem Tochtermañ wider eingeraumet werden. Ich bekenne / daß ich dasselbe auch gehört habe: vnnd ich bitte daß der Himmel des Königs Werck / mit so glücklichem Außgang wolle crönen / wie es sein guter Vorsatz wol verdienet: Aber man wolle mir zum besten halten / wann ich besorge / es werde nicht geschehen / ja wann ich gar kein Hoffnung darvon habe. Dann auff Wunderwerck mich zuverlassen / ist kein Articul meines Glaubens. Aber gesetzt / daß dieses könte zuwegen gebracht werden / solte darumb ein solche Gaab weggeworffen oder verlohren seyn? Keines wegs: sondern sie würde wol angelegt / vnnd gleichsamb ein Danckopffer seyn / durch welches wir Jhrer Königl. Mayest vnsere Danckbarkeit beweisen / daß sie durch jhre Weißheit vnd Sorgfältigkeit die Sachen ohn grosse vnkosten wider zurecht gebracht haben. Nach dem andern Weg würden wir vns in ein grössere Gefahr begeben / vñ vnsere Beutel wider auffthun müssen: diß aber were nur ein geringe Belohnung für ein grosse Wolthat. Vielleicht wird ein jeder dieses nit wol fassen können. Aber dem seye wie jhm wolle / last vns mit dem Gelt / das Jh. May. begehrt / einen Vorrath machen zu einem Heer / vnd ein Zeughauß / welches sehr nötig / in diesem Land auffrichten. Ich verwundere mich / daß sie nit alle ruffen / es sey mangel an Gelt / da wir doch Gelts genug
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/656>, abgerufen am 29.06.2024. |