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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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ohn welche etwas zu wagen nicht für gut angesehen würde. Da sich nun der Feind starck genug auß deß Hertzogen in Bayern Zuzug befunden / hat er angefangen sich nacher Böhmen zumachen / auff die gäntzliche Vertröstung Zuverlaß vnd Rechnung / die er wegen deß heimlicher Verstands vnd practicirens / die dann täglich in Prag continuirten / jhm gäntzlich machen können / welches weil es vnserm General nicht vnbewußt / als ließ er sich höchlich angelegen seyn / diesem Vnheyl der Gebühr / wie auch dem Feind in schneller Eyl vorzukommen: in dem er demselbigen alle seine Anschläg auch so weit vnd mit solchem glücklichen Fortgang hindertrieben / daß der besagte Feind / so offt man aneinander gerathen / den kürtzern gezogen / auch nach dem schon J. May. selbsten im Läger ankommen / welche dann zweiffels ohn ein merckliche Veränderung gemacht hette / wann die Ständ auß Anlaß dieser Gelegenheit / auff jhrer Seiten auch das jhrig / was sie sollen vnd können thun / gethan / vnd alsobald in zeiten Verfügung gemacht hetten / daß das Kriegsvolck bezahlt worden were / durch welches Mittel die Gegenwart deß Königs den Soldaten desto anmütiger worden / auch bey denselben ein mehrers gewürcket hette / welches Verbleibung aber die vorigen Vnordnungen destomehr gehäufft vnnd vermehrt / was Sorg vnnd Fleiß auch S. May. sampt dero General Leutenant / vnnd den vorigen wolmeynenden vnd getrewen fürnembsten Kriegs Officirern hierbey gebraucht / welche sich dann also dapffer eingestellet / daß vngeachtet der Vngelegenheit der Weg vnd Päß sie allezeit dem Feind den Vortheil abgerennet / demselben zuvor kommen / vnnd sich zwischen jhn vnnd der Statt gelägert / die dann derentwegen sich in nichts zubefahren gehabt / wann anders die Innwohner deroselben trew vnd standhafftig verblieben.

Den Abend vor der Schlacht kam vnser Kriegsvolck mit grosser Mühe vnd Arbeit / vnnd durch Mittel eines Kriegslist / in dem sie viel angezündete Fewer hinder sich im letzten Läger verlassen / damit der Feind meynen solle / sie weren noch daselbsten / bey dem Thiergarten oder Sternschantzen an / da alsobald der Anstalt gemacht war / das Läger zuschlagen vnd auffs allerbest als müglich zuverschantzen / welches dann zu Erhaltung vnd Beschützung beydes der Statt vnd deß Volcks / wie auch alle deß Feinds Anschläg vnd Fleiß zu nicht zumachen genug gewesen were / wann der Vnwillen meistentheils vnserer Kriegsleut nicht zu sehr vberhand genommen hette: Diesem nun abzuhelffen ist geschlossen worden / daß der König in Person sich in die Statt Prag begeben solte / zu dem End / die Innwohner derselben desto leichter in dieser Noch zu Heraußgebung etwas Gelts zubereden / welches dieweil es nicht angangen / von wegen daß dereine theil in so kurtzer Zeit / wie gern er auch gewolt nicht können willfahren / der ander theil aber auß lauter Fahrlässigkeit vnnd Vntrew nicht gewolt / als ist dannenhero erfolget / daß der Feind einen Paß / welcher anfangs von den vnserigen verwahrt / hernach aber deß Generals Meynung zuwider / nur / dieweil es etlichen andern also gefallen / verlassen worden / eingenommen vnd sich also darauff den 8. Novemb. N. Cal. in voller Schlachtordnung herzu genähert / da dann beyde Heer die gewöhnliche Scharmützel angefangen / darbey wol zumercken / daß obwol der Feind an Fußvolck weit stärcker gewesen / er doch nichts desto weniger wegen der Gelegenheit vnd Vortheil vnsers Lägers sehr schwerlich anlauffen / oder zu vns kommen können / wann nur der gute Anstalt vnnd die Ordnung / welche der General mit sonderm Fleiß vnd Eilfertigkeit gemacht / in dem er die Artolleria an gar einen bequemen Orth zubringen / vnnd das Volck in Schlachtordnung zustellen befohlen / nicht were durch die Schwürigkeit mehrerntheils Kriegsvolcks verhindert vnnd verderbt worden / als welches sich von dem marchiren / so es vollbracht / biß es an diesen Orth kommen / vnd sich daselbsten gelägert hat / vberauß abgemattet befunden / vnnd dieses hat vns den Sieg verlohren / welchen wir sonst Menschlicher weiß vngezweiffelt in vnsern Händen gehabt hetten. Die erste Vnordnung gieng bey der Reuterey vor / welche an statt sie an den Feind setzen sollen / den Rücken gewandt / deßgleichen schossen deß Böhmischen Obristen Caplers Regiment in die Lufft / deß Graffen von Hohenloh Fußvolck vnnd Reuterey waren ohne Obristen vnd Obristen Leutenant / die Vnwilligen folgten dem Exempel der Flüchtigen nach / mit grösserm Schrecken / als Schaden / wie sich dann darauß bescheint / daß beyderseits zusammen nit mehr als 3000. Mann / ja mehr auff der Feind / wie sie selbst bekennen / als auf vnserer Seiten auf dem Platz geblieben / vnd zwar der grössere Theil gleich im ersten Anlauff / da dann neben vnserm Geschütz grossen Schaden gethan haben deß jungen Fürsten von Anhalt / deß Graffen von Stirumb vnd deß Obristen Stubenvolls reisige Regiment / welche sich dann im anfang also stattlich gehalten / daß sie den Feind zimblich zurück getrieben / aber sie sind von dem vbrigen Volck vbel secundirt vnnd entsetzt worden. Bey dieser Vnordnung thäte der General beneben den jenigen Häuptern / die sich bey jhm befunden / seinen müglichen Fleiß / den Rest deß Volcks auffzumuntern / vnd die Flüchtigen widerumb in eine Ordnung zubringen; begab sich gleich vornen an die Spitz / vermahnte die Soldaten / so wol mit Bitt als mit Träwworten / widerumb ein Hertz zufassen vnd mit jhm wider gegen den Feind zukehren / aber es war alles vergebens / dieweil es Gott anderst hat haben wollen. Die Vngarn betreffend / sind dieselbe gar nicht zum Treffen kommen / sondern haben sich ohn einigen Streich darvon gemacht / vnnd also ist diese Schlacht jämmerlich verlohren worden / die allem Menschlichen Ansehen nach wir hetten gewinnen sollen: Vnnd ist kein zweiffel / daß wann der Feind / wie er wol thun können / diesen seinen Sieg verfolget hette / weit mehr Volcks were erlegt worden / auch der General selbst in Leibs vnnd Lebens Gefahr ge-

ohn welche etwas zu wagen nicht für gut angesehen würde. Da sich nun der Feind starck genug auß deß Hertzogen in Bayern Zuzug befunden / hat er angefangen sich nacher Böhmen zumachen / auff die gäntzliche Vertröstung Zuverlaß vnd Rechnung / die er wegen deß heimlicher Verstands vnd practicirens / die dann täglich in Prag continuirten / jhm gäntzlich machen können / welches weil es vnserm General nicht vnbewußt / als ließ er sich höchlich angelegen seyn / diesem Vnheyl der Gebühr / wie auch dem Feind in schneller Eyl vorzukommen: in dem er demselbigen alle seine Anschläg auch so weit vnd mit solchem glücklichen Fortgang hindertrieben / daß der besagte Feind / so offt man aneinander gerathen / den kürtzern gezogen / auch nach dem schon J. May. selbsten im Läger ankommen / welche dann zweiffels ohn ein merckliche Veränderung gemacht hette / wann die Ständ auß Anlaß dieser Gelegenheit / auff jhrer Seiten auch das jhrig / was sie sollen vnd können thun / gethan / vnd alsobald in zeiten Verfügung gemacht hetten / daß das Kriegsvolck bezahlt worden were / durch welches Mittel die Gegenwart deß Königs den Soldaten desto anmütiger worden / auch bey denselben ein mehrers gewürcket hette / welches Verbleibung aber die vorigen Vnordnungen destomehr gehäufft vnnd vermehrt / was Sorg vnnd Fleiß auch S. May. sampt dero General Leutenant / vnnd den vorigen wolmeynenden vnd getrewen fürnembsten Kriegs Officirern hierbey gebraucht / welche sich dann also dapffer eingestellet / daß vngeachtet der Vngelegenheit der Weg vnd Päß sie allezeit dem Feind den Vortheil abgerennet / demselben zuvor kommen / vnnd sich zwischen jhn vnnd der Statt gelägert / die dann derentwegen sich in nichts zubefahren gehabt / wann anders die Innwohner deroselben trew vnd standhafftig verblieben.

Den Abend vor der Schlacht kam vnser Kriegsvolck mit grosser Mühe vnd Arbeit / vnnd durch Mittel eines Kriegslist / in dem sie viel angezündete Fewer hinder sich im letzten Läger verlassen / damit der Feind meynen solle / sie weren noch daselbsten / bey dem Thiergartẽ oder Sternschantzen an / da alsobald der Anstalt gemacht war / das Läger zuschlagen vnd auffs allerbest als müglich zuverschantzen / welches dann zu Erhaltung vnd Beschützung beydes der Statt vnd deß Volcks / wie auch alle deß Feinds Anschläg vnd Fleiß zu nicht zumachen genug gewesen were / wann der Vnwillen meistentheils vnserer Kriegsleut nicht zu sehr vberhand genommen hette: Diesem nun abzuhelffen ist geschlossen worden / daß der König in Person sich in die Statt Prag begeben solte / zu dem End / die Innwohner derselben desto leichter in dieser Noch zu Heraußgebung etwas Gelts zubereden / welches dieweil es nicht angangen / von wegen daß dereine theil in so kurtzer Zeit / wie gern er auch gewolt nicht können willfahren / der ander theil aber auß lauter Fahrlässigkeit vnnd Vntrew nicht gewolt / als ist dannenhero erfolget / daß der Feind einen Paß / welcher anfangs von den vnserigen verwahrt / hernach aber deß Generals Meynung zuwider / nur / dieweil es etlichen andern also gefallen / verlassen worden / eingenommen vnd sich also darauff den 8. Novemb. N. Cal. in voller Schlachtordnung herzu genähert / da dann beyde Heer die gewöhnliche Scharmützel angefangen / darbey wol zumercken / daß obwol der Feind an Fußvolck weit stärcker gewesen / er doch nichts desto weniger wegen der Gelegenheit vnd Vortheil vnsers Lägers sehr schwerlich anlauffen / oder zu vns kommen können / wañ nur der gute Anstalt vnnd die Ordnung / welche der General mit sonderm Fleiß vnd Eilfertigkeit gemacht / in dem er die Artolleria an gar einen bequemen Orth zubringen / vnnd das Volck in Schlachtordnung zustellen befohlen / nicht were durch die Schwürigkeit mehrerntheils Kriegsvolcks verhindert vnnd verderbt worden / als welches sich von dem marchiren / so es vollbracht / biß es an diesen Orth kommen / vnd sich daselbsten gelägert hat / vberauß abgemattet befunden / vnnd dieses hat vns den Sieg verlohren / welchen wir sonst Menschlicher weiß vngezweiffelt in vnsern Händen gehabt hetten. Die erste Vnordnung gieng bey der Reuterey vor / welche an statt sie an den Feind setzen sollen / den Rücken gewandt / deßgleichen schossen deß Böhmischen Obristen Caplers Regiment in die Lufft / deß Graffen von Hohenloh Fußvolck vnnd Reuterey waren ohne Obristen vnd Obristen Leutenant / die Vnwilligen folgten dem Exempel der Flüchtigen nach / mit grösserm Schrecken / als Schaden / wie sich dann darauß bescheint / daß beyderseits zusammen nit mehr als 3000. Mann / ja mehr auff der Feind / wie sie selbst bekennen / als auf vnserer Seiten auf dem Platz geblieben / vnd zwar der grössere Theil gleich im ersten Anlauff / da dann neben vnserm Geschütz grossen Schaden gethan haben deß jungen Fürsten von Anhalt / deß Graffen von Stirumb vnd deß Obristen Stubenvolls reisige Regiment / welche sich dann im anfang also stattlich gehalten / daß sie den Feind zimblich zurück getrieben / aber sie sind von dem vbrigen Volck vbel secundirt vnnd entsetzt worden. Bey dieser Vnordnung thäte der General beneben den jenigen Häuptern / die sich bey jhm befunden / seinen müglichen Fleiß / den Rest deß Volcks auffzumuntern / vnd die Flüchtigen widerumb in eine Ordnung zubringen; begab sich gleich vornen an die Spitz / vermahnte die Soldaten / so wol mit Bitt als mit Träwworten / widerumb ein Hertz zufassen vnd mit jhm wider gegen den Feind zukehren / aber es war alles vergebens / dieweil es Gott anderst hat haben wollen. Die Vngarn betreffend / sind dieselbe gar nicht zum Treffen kommen / sondern haben sich ohn einigen Streich darvon gemacht / vnnd also ist diese Schlacht jämmerlich verlohren worden / die allem Menschlichen Ansehen nach wir hetten gewinnen sollen: Vnnd ist kein zweiffel / daß wann der Feind / wie er wol thun können / diesen seinen Sieg verfolget hette / weit mehr Volcks were erlegt worden / auch der General selbst in Leibs vnnd Lebens Gefahr ge-

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Cal. in voller Schlachtordnung herzu genähert / da                      dann beyde Heer die gewöhnliche Scharmützel angefangen / darbey wol zumercken /                      daß obwol der Feind an Fußvolck weit stärcker gewesen / er doch nichts desto                      weniger wegen der Gelegenheit vnd Vortheil vnsers Lägers sehr schwerlich                      anlauffen / oder zu vns kommen können / wan&#x0303; nur der gute Anstalt                      vnnd die Ordnung / welche der General mit sonderm Fleiß vnd Eilfertigkeit                      gemacht / in dem er die Artolleria an gar einen bequemen Orth zubringen / vnnd                      das Volck in Schlachtordnung zustellen befohlen / nicht were durch die                      Schwürigkeit mehrerntheils Kriegsvolcks verhindert vnnd verderbt worden / als                      welches sich von dem marchiren / so es vollbracht / biß es an diesen Orth kommen                      / vnd sich daselbsten gelägert hat / vberauß abgemattet befunden / vnnd dieses                      hat vns den Sieg verlohren / welchen wir sonst Menschlicher weiß vngezweiffelt                      in vnsern Händen gehabt hetten. Die erste Vnordnung gieng bey der Reuterey vor /                      welche an statt sie an den Feind setzen sollen / den Rücken gewandt /                      deßgleichen schossen deß Böhmischen Obristen Caplers Regiment in die Lufft / deß                      Graffen von Hohenloh Fußvolck vnnd Reuterey waren ohne Obristen vnd Obristen                      Leutenant / die Vnwilligen folgten dem Exempel der Flüchtigen nach / mit                      grösserm Schrecken / als Schaden / wie sich dann darauß bescheint / daß                      beyderseits zusammen nit mehr als 3000. Mann / ja mehr auff der Feind / wie sie                      selbst bekennen / als auf vnserer Seiten auf dem Platz geblieben / vnd zwar der                      grössere Theil gleich im ersten Anlauff / da dann neben vnserm Geschütz grossen                      Schaden gethan haben deß jungen Fürsten von Anhalt / deß Graffen von Stirumb vnd                      deß Obristen Stubenvolls reisige Regiment / welche sich dann im anfang also                      stattlich gehalten / daß sie den Feind zimblich zurück getrieben / aber sie sind                      von dem vbrigen Volck vbel secundirt vnnd entsetzt worden. Bey dieser Vnordnung                      thäte der General beneben den jenigen Häuptern / die sich bey jhm befunden /                      seinen müglichen Fleiß / den Rest deß Volcks auffzumuntern / vnd die Flüchtigen                      widerumb in eine Ordnung zubringen; begab sich gleich vornen an die Spitz /                      vermahnte die Soldaten / so wol mit Bitt als mit Träwworten / widerumb ein Hertz                      zufassen vnd mit jhm wider gegen den Feind zukehren / aber es war alles                      vergebens / dieweil es Gott anderst hat haben wollen. Die Vngarn betreffend /                      sind dieselbe gar nicht zum Treffen kommen / sondern haben sich ohn einigen                      Streich darvon gemacht / vnnd also ist diese Schlacht jämmerlich verlohren                      worden / die allem Menschlichen Ansehen nach wir hetten gewinnen sollen: Vnnd                      ist kein zweiffel / daß wann der Feind / wie er wol thun können / diesen seinen                      Sieg verfolget hette / weit mehr Volcks were erlegt worden / auch der General                      selbst in Leibs vnnd Lebens Gefahr ge-
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[469/0536] ohn welche etwas zu wagen nicht für gut angesehen würde. Da sich nun der Feind starck genug auß deß Hertzogen in Bayern Zuzug befunden / hat er angefangen sich nacher Böhmen zumachen / auff die gäntzliche Vertröstung Zuverlaß vnd Rechnung / die er wegen deß heimlicher Verstands vnd practicirens / die dann täglich in Prag continuirten / jhm gäntzlich machen können / welches weil es vnserm General nicht vnbewußt / als ließ er sich höchlich angelegen seyn / diesem Vnheyl der Gebühr / wie auch dem Feind in schneller Eyl vorzukommen: in dem er demselbigen alle seine Anschläg auch so weit vnd mit solchem glücklichen Fortgang hindertrieben / daß der besagte Feind / so offt man aneinander gerathen / den kürtzern gezogen / auch nach dem schon J. May. selbsten im Läger ankommen / welche dann zweiffels ohn ein merckliche Veränderung gemacht hette / wann die Ständ auß Anlaß dieser Gelegenheit / auff jhrer Seiten auch das jhrig / was sie sollen vnd können thun / gethan / vnd alsobald in zeiten Verfügung gemacht hetten / daß das Kriegsvolck bezahlt worden were / durch welches Mittel die Gegenwart deß Königs den Soldaten desto anmütiger worden / auch bey denselben ein mehrers gewürcket hette / welches Verbleibung aber die vorigen Vnordnungen destomehr gehäufft vnnd vermehrt / was Sorg vnnd Fleiß auch S. May. sampt dero General Leutenant / vnnd den vorigen wolmeynenden vnd getrewen fürnembsten Kriegs Officirern hierbey gebraucht / welche sich dann also dapffer eingestellet / daß vngeachtet der Vngelegenheit der Weg vnd Päß sie allezeit dem Feind den Vortheil abgerennet / demselben zuvor kommen / vnnd sich zwischen jhn vnnd der Statt gelägert / die dann derentwegen sich in nichts zubefahren gehabt / wann anders die Innwohner deroselben trew vnd standhafftig verblieben. Den Abend vor der Schlacht kam vnser Kriegsvolck mit grosser Mühe vnd Arbeit / vnnd durch Mittel eines Kriegslist / in dem sie viel angezündete Fewer hinder sich im letzten Läger verlassen / damit der Feind meynen solle / sie weren noch daselbsten / bey dem Thiergartẽ oder Sternschantzen an / da alsobald der Anstalt gemacht war / das Läger zuschlagen vnd auffs allerbest als müglich zuverschantzen / welches dann zu Erhaltung vnd Beschützung beydes der Statt vnd deß Volcks / wie auch alle deß Feinds Anschläg vnd Fleiß zu nicht zumachen genug gewesen were / wann der Vnwillen meistentheils vnserer Kriegsleut nicht zu sehr vberhand genommen hette: Diesem nun abzuhelffen ist geschlossen worden / daß der König in Person sich in die Statt Prag begeben solte / zu dem End / die Innwohner derselben desto leichter in dieser Noch zu Heraußgebung etwas Gelts zubereden / welches dieweil es nicht angangen / von wegen daß dereine theil in so kurtzer Zeit / wie gern er auch gewolt nicht können willfahren / der ander theil aber auß lauter Fahrlässigkeit vnnd Vntrew nicht gewolt / als ist dannenhero erfolget / daß der Feind einen Paß / welcher anfangs von den vnserigen verwahrt / hernach aber deß Generals Meynung zuwider / nur / dieweil es etlichen andern also gefallen / verlassen worden / eingenommen vnd sich also darauff den 8. Novemb. N. Cal. in voller Schlachtordnung herzu genähert / da dann beyde Heer die gewöhnliche Scharmützel angefangen / darbey wol zumercken / daß obwol der Feind an Fußvolck weit stärcker gewesen / er doch nichts desto weniger wegen der Gelegenheit vnd Vortheil vnsers Lägers sehr schwerlich anlauffen / oder zu vns kommen können / wañ nur der gute Anstalt vnnd die Ordnung / welche der General mit sonderm Fleiß vnd Eilfertigkeit gemacht / in dem er die Artolleria an gar einen bequemen Orth zubringen / vnnd das Volck in Schlachtordnung zustellen befohlen / nicht were durch die Schwürigkeit mehrerntheils Kriegsvolcks verhindert vnnd verderbt worden / als welches sich von dem marchiren / so es vollbracht / biß es an diesen Orth kommen / vnd sich daselbsten gelägert hat / vberauß abgemattet befunden / vnnd dieses hat vns den Sieg verlohren / welchen wir sonst Menschlicher weiß vngezweiffelt in vnsern Händen gehabt hetten. Die erste Vnordnung gieng bey der Reuterey vor / welche an statt sie an den Feind setzen sollen / den Rücken gewandt / deßgleichen schossen deß Böhmischen Obristen Caplers Regiment in die Lufft / deß Graffen von Hohenloh Fußvolck vnnd Reuterey waren ohne Obristen vnd Obristen Leutenant / die Vnwilligen folgten dem Exempel der Flüchtigen nach / mit grösserm Schrecken / als Schaden / wie sich dann darauß bescheint / daß beyderseits zusammen nit mehr als 3000. Mann / ja mehr auff der Feind / wie sie selbst bekennen / als auf vnserer Seiten auf dem Platz geblieben / vnd zwar der grössere Theil gleich im ersten Anlauff / da dann neben vnserm Geschütz grossen Schaden gethan haben deß jungen Fürsten von Anhalt / deß Graffen von Stirumb vnd deß Obristen Stubenvolls reisige Regiment / welche sich dann im anfang also stattlich gehalten / daß sie den Feind zimblich zurück getrieben / aber sie sind von dem vbrigen Volck vbel secundirt vnnd entsetzt worden. Bey dieser Vnordnung thäte der General beneben den jenigen Häuptern / die sich bey jhm befunden / seinen müglichen Fleiß / den Rest deß Volcks auffzumuntern / vnd die Flüchtigen widerumb in eine Ordnung zubringen; begab sich gleich vornen an die Spitz / vermahnte die Soldaten / so wol mit Bitt als mit Träwworten / widerumb ein Hertz zufassen vnd mit jhm wider gegen den Feind zukehren / aber es war alles vergebens / dieweil es Gott anderst hat haben wollen. Die Vngarn betreffend / sind dieselbe gar nicht zum Treffen kommen / sondern haben sich ohn einigen Streich darvon gemacht / vnnd also ist diese Schlacht jämmerlich verlohren worden / die allem Menschlichen Ansehen nach wir hetten gewinnen sollen: Vnnd ist kein zweiffel / daß wann der Feind / wie er wol thun können / diesen seinen Sieg verfolget hette / weit mehr Volcks were erlegt worden / auch der General selbst in Leibs vnnd Lebens Gefahr ge-

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/536>, abgerufen am 23.11.2024.