Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635./ wie sich bey diesem Handel zuverhalten seyn möchte. Vnderdessen hat der Capitain im Ampt Creutzenach / welcher mit seinem Außschuß in der Statt gelegen drey Losungs Schüß auff dem Schloß thun lassen / der Meynung so Hülff vnd Entsatzung vorhanden were / dieselbe herbey eylen solte. So bald aber solche Schüß geschehen / haben die Spanische 13. Schüß auff die Statt vnnd Schloß abgehen lassen / die gleichwol kein sonderlichen Schaden gethan / sondern mehrerntheils vber der Statt hingangen / aber doch grosse Forcht vnnd Schrecken bey den Innwohnern verursachet. Weil nun bey solchem Zustandt kein ander Mittel an der Hand gewesen / als in der Güte sich zu accommodiren / als hat der Rath beneben dem Landschreiber vnd Landhauptmann / auff vorhergangene Berathschlagung den 31. Augusti die Statt den Spanischen auffgegeben / da also bald Jung vnd Alt / Weib vnd Kind zur Clapperpforten zugeeylet / dieselbe geöffnet vnd meistentheils nach Ebernberg geflohen / aber doch als sie vergewissert worden / daß ihnen kein Leyd widerfahren solte / bald wider nach Hauß kommen. Nach dem nun nach getroffenem Vergleich die Statt den Spanischen geöffnet worden / sind also bald zwo Fahnen Wallonen vnnd Burgunder hineyn gezogen / darzu den 2. Septembris noch ein Fähnlein Teutsche einkommen. Die Bürgerschafft ist dissarmirt worden / vnnd hat sie neben dem Rath einem jungen Marggraffen von Baden / Eduardischer Lini / im Nahmen Keys. May. huldigen müssen. Statt vnnd Schloß ist nachmals von den Spanischen befestiget worden. Ingelstatt vnd andere Orth von den Spanischen in Brandt gesteckt. Vorgedachten 31. Aug. in dem die Vbergab geschehen / haben etliche Compagny Spanischer Reuter in einem Flecken / so ins Ampt Stronberg gehörig / Ingelstatt genannt / losiren wollen / als aber die Bawren sich zur Wehr gestellet / vnd von den Spanischen 4. oder 5. erschossen / ist der Flecken vbermannt / in Brandt gesteckt / in 70. Häuser vnd 60. Schewren in die Aschen gelegt worden / vnnd viel Landvolck / so dem Flecken zu Hülff kommen wollen / gefangen genommen worden / sonsten sind noch vnterschiedliche Dörffer in diesem Zug von Spanischen in Brandt gesteckt worden. Zu Essenheim Pfaltz Zwenbrücken zuständig / haben sie 25. Häuser / zu Ober Seulheim 9. Häuser vnd 6. Schewren abgebrandt. Altzey von den Spanischen eingenommen. Nach dem nun Creutzenach besetzt / ist vorgemelter Marggraff nach dem Ampt Altzey geruckt / selbige Statt mit theils Volck berennen vnd auff fordern lassen / weil sie nun vor keinen Gewalt bestehen können / hat sie sich auch bald ergeben. Nach Eroberung dieses Orts ist abermal in der Vnirten Läger Bericht einkommen / daß der Spinola von dannen mit aller Macht auff Wormbs zu marchiren / vnnd selbiger Statt sich zu im patroniren Vorhabens were / der wegen der Marggraff von Anspach mit 40. Compagny Reutern vnd 3. Stücken Geschüß auß dem Läger Vnierte ziehen von Oppenheim nach Wormbs. vor Oppenheim eylends auff gebrochen / vnd sich nach Wormbs begeben / die andere vnterte Fürsten / Graffen vnd Herrn / nach dem sie die Brücken vbern Rhein abbrechen / die Schiff aufwarts führen vnd jhr Läger anzünden lassen / sind mit der völligen Armada hernach kommen / vnd Oppenheim etwas besetzt vnd in grossen Engsten hinderlassen. Vnder solchem Zug nach Wormbs hat der Obriste von Obertraut / so ein Pfältzischer Landsaß / ein Cornet Spanischer Kürisser vnder dem Printzen von Espinoy außgekundschafftet / derhalben mit 220. Archibusier Reutern denselben vorgewartet / zu beyden seiten sie vnversehens angegriffen / zertrennt vnd in 50. davon erlegt / auch den Printzen gefangen bekommen / vnd in der Vnirten Fürsten Läger gebracht / war ein wackerer Herr / so als ein Venturier auff seinen Kosten Key. May. zu Dienst etlich Volck geworben / vnd damit in deß Spinolae Läger gebrauchen lassen. Oppenheim von Marggraff Spinola eingenommen. Nach gedachtem Abzug der Vnirten blieben die Oppenheimer nicht lang ohn frembde Gäst. Dann nach dem Spinola vernommen / daß die Vnirten Fürsten mit ihrem Läger von Oppenheim nach Wormbs sich begeben / hat er sich nicht lang gesäumbt / sondern alsbald in 12000. Mann mit etlich Stücken grob Geschütz darvor geschickt / vnd mit Trompetenschall Morgends frühe auff fordern lassen. Wie nun diese Statt solchem grossen Gewalt zuwidersetzen sich zu schwach befunden / hat sie sich nach wenig Stunden mit Accord ergeben. Darauff ist sie von den Spanischen mit Schantzen vnd Lauffgräben gewaltig versehen / vnd daselbst ein Schifbrücken vbern Rhein geschlagen worden. Die Articul so bey der Vbergab dieser Statt auffgerichtet worden / waren nach folgende: Der Adel vnd Bürgerschafft solten Jh. Key. May. trew vnd hold seyn vnd bleiben / auch deroselben vnd allen dero rechtmässigen Successoren allen Gehorsamb leysten / vnd deren Commissarien / wer die auch seyn möchten / respectiren / vnnd deren Gebotten im Nahmen Key. May. vnweigerlich nachgeleben: Hingegen solten sie in Jhr. Key. Mayest. vnnd deß Reichs Schutz verbleiben / vnd jhnen jhre Gewissen / vnd die im Reich zugelassene offentliche Religionsübung frey gelassen: ingleichem jhnen inn-vnd ausser der Statt jhres Beliebens zu handeln vnd zu wandeln / das jhrige zuverkauffen / oder zubehalten concedirt; vnd jhre Privilegia / Recht vnd Gerechtigkeiten / Immuniteten vnd Herkommen in jhrem Vigor gelassen werden. Den Vnirten wird vbel nachgeredet. Kurtz vor vnd immittels der Oppenheimischen Vber gab haben die Spanische auch alten Simmern / Sobernheimb vnd etlich andere Orth einbekommen; dahero vnd sonderlich wegen deß Verlusts der Statt Oppenheim / den Vnierten vbel nachgeredet worden / vnd allerley Discurß gangen / daß die vnierte Fürsten / von denen man doch so grosse Thaten wider die Spanier verhofft hette / bey diesem Handel sicher vnd träg weren / vnd / wie sich bey diesem Handel zuverhalten seyn möchte. Vnderdessen hat der Capitain im Ampt Creutzenach / welcher mit seinem Außschuß in der Statt gelegen drey Losungs Schüß auff dem Schloß thun lassen / der Meynung so Hülff vnd Entsatzung vorhanden were / dieselbe herbey eylen solte. So bald aber solche Schüß geschehen / haben die Spanische 13. Schüß auff die Statt vnnd Schloß abgehen lassen / die gleichwol kein sonderlichen Schaden gethan / sondern mehrerntheils vber der Statt hingangen / aber doch grosse Forcht vnnd Schrecken bey den Innwohnern verursachet. Weil nun bey solchem Zustandt kein ander Mittel an der Hand gewesen / als in der Güte sich zu accommodiren / als hat der Rath beneben dem Landschreiber vnd Landhauptmann / auff vorhergangene Berathschlagung den 31. Augusti die Statt den Spanischen auffgegeben / da also bald Jung vnd Alt / Weib vnd Kind zur Clapperpforten zugeeylet / dieselbe geöffnet vnd meistentheils nach Ebernberg geflohen / aber doch als sie vergewissert worden / daß ihnen kein Leyd widerfahren solte / bald wider nach Hauß kommen. Nach dem nun nach getroffenem Vergleich die Statt den Spanischen geöffnet worden / sind also bald zwo Fahnen Wallonen vnnd Burgunder hineyn gezogen / darzu den 2. Septembris noch ein Fähnlein Teutsche einkommen. Die Bürgerschafft ist dissarmirt worden / vnnd hat sie neben dem Rath einem jungen Marggraffen von Baden / Eduardischer Lini / im Nahmen Keys. May. huldigen müssen. Statt vnnd Schloß ist nachmals von den Spanischen befestiget worden. Ingelstatt vnd andere Orth von den Spanischen in Brandt gesteckt. Vorgedachten 31. Aug. in dem die Vbergab geschehen / haben etliche Compagny Spanischer Reuter in einem Flecken / so ins Ampt Stronberg gehörig / Ingelstatt genannt / losiren wollen / als aber die Bawren sich zur Wehr gestellet / vnd von den Spanischen 4. oder 5. erschossen / ist der Flecken vbermannt / in Brandt gesteckt / in 70. Häuser vnd 60. Schewren in die Aschen gelegt worden / vnnd viel Landvolck / so dem Flecken zu Hülff kommen wollen / gefangen genommen worden / sonsten sind noch vnterschiedliche Dörffer in diesem Zug von Spanischen in Brandt gesteckt worden. Zu Essenheim Pfaltz Zwenbrücken zuständig / haben sie 25. Häuser / zu Ober Seulheim 9. Häuser vnd 6. Schewren abgebrandt. Altzey von den Spanischen eingenommen. Nach dem nun Creutzenach besetzt / ist vorgemelter Marggraff nach dem Ampt Altzey geruckt / selbige Statt mit theils Volck berennen vnd auff fordern lassen / weil sie nun vor keinen Gewalt bestehen können / hat sie sich auch bald ergeben. Nach Eroberung dieses Orts ist abermal in der Vnirten Läger Bericht einkommen / daß der Spinola von dannen mit aller Macht auff Wormbs zu marchiren / vnnd selbiger Statt sich zu im patroniren Vorhabens were / der wegen der Marggraff von Anspach mit 40. Compagny Reutern vnd 3. Stücken Geschüß auß dem Läger Vnierte ziehen von Oppenheim nach Wormbs. vor Oppenheim eylends auff gebrochen / vnd sich nach Wormbs begeben / die andere vnterte Fürsten / Graffen vnd Herrn / nach dem sie die Brücken vbern Rhein abbrechen / die Schiff aufwarts führen vnd jhr Läger anzünden lassen / sind mit der völligen Armada hernach kommen / vnd Oppenheim etwas besetzt vnd in grossen Engsten hinderlassen. Vnder solchem Zug nach Wormbs hat der Obriste von Obertraut / so ein Pfältzischer Landsaß / ein Cornet Spanischer Kürisser vnder dem Printzen von Espinoy außgekundschafftet / derhalben mit 220. Archibusier Reutern denselben vorgewartet / zu beyden seiten sie vnversehens angegriffen / zertrennt vnd in 50. davon erlegt / auch den Printzen gefangen bekommen / vnd in der Vnirten Fürsten Läger gebracht / war ein wackerer Herr / so als ein Venturier auff seinen Kosten Key. May. zu Dienst etlich Volck geworben / vnd damit in deß Spinolae Läger gebrauchen lassen. Oppenheim von Marggraff Spinola eingenommen. Nach gedachtem Abzug der Vnirten blieben die Oppenheimer nicht lang ohn frembde Gäst. Dann nach dem Spinola vernommen / daß die Vnirten Fürsten mit ihrem Läger von Oppenheim nach Wormbs sich begeben / hat er sich nicht lang gesäumbt / sondern alsbald in 12000. Mann mit etlich Stücken grob Geschütz darvor geschickt / vnd mit Trompetenschall Morgends frühe auff fordern lassen. Wie nun diese Statt solchem grossen Gewalt zuwidersetzen sich zu schwach befunden / hat sie sich nach wenig Stunden mit Accord ergeben. Darauff ist sie von den Spanischen mit Schantzen vnd Lauffgräben gewaltig versehen / vnd daselbst ein Schifbrücken vbern Rhein geschlagen worden. Die Articul so bey der Vbergab dieser Statt auffgerichtet worden / waren nach folgende: Der Adel vnd Bürgerschafft solten Jh. Key. May. trew vnd hold seyn vnd bleiben / auch deroselben vnd allen dero rechtmässigen Successoren allen Gehorsamb leysten / vnd deren Commissarien / wer die auch seyn möchten / respectiren / vnnd deren Gebotten im Nahmen Key. May. vnweigerlich nachgeleben: Hingegen solten sie in Jhr. Key. Mayest. vnnd deß Reichs Schutz verbleiben / vnd jhnen jhre Gewissen / vnd die im Reich zugelassene offentliche Religionsübung frey gelassen: ingleichem jhnen inn-vnd ausser der Statt jhres Beliebens zu handeln vnd zu wandeln / das jhrige zuverkauffen / oder zubehalten concedirt; vnd jhre Privilegia / Recht vnd Gerechtigkeiten / Immuniteten vnd Herkommen in jhrem Vigor gelassen werden. Den Vnirten wird vbel nachgeredet. Kurtz vor vnd immittels der Oppenheimischẽ Vber gab haben die Spanische auch alten Simmern / Sobernheimb vnd etlich andere Orth einbekommen; dahero vñ sonderlich wegen deß Verlusts der Statt Oppenheim / den Vnierten vbel nachgeredet worden / vnd allerley Discurß gangen / daß die vnierte Fürsten / von denen man doch so grosse Thaten wider die Spanier verhofft hette / bey diesem Handel sicher vnd träg weren / vnd <TEI> <text> <body> <div> <div> <pb facs="#f0490" n="431"/> <p>/ wie sich bey diesem Handel zuverhalten seyn möchte. Vnderdessen hat der Capitain im Ampt Creutzenach / welcher mit seinem Außschuß in der Statt gelegen drey Losungs Schüß auff dem Schloß thun lassen / der Meynung so Hülff vnd Entsatzung vorhanden were / dieselbe herbey eylen solte.</p> <p>So bald aber solche Schüß geschehen / haben die Spanische 13. Schüß auff die Statt vnnd Schloß abgehen lassen / die gleichwol kein sonderlichen Schaden gethan / sondern mehrerntheils vber der Statt hingangen / aber doch grosse Forcht vnnd Schrecken bey den Innwohnern verursachet. Weil nun bey solchem Zustandt kein ander Mittel an der Hand gewesen / als in der Güte sich zu accommodiren / als hat der Rath beneben dem Landschreiber vnd Landhauptmann / auff vorhergangene Berathschlagung den 31. Augusti die Statt den Spanischen auffgegeben / da also bald Jung vnd Alt / Weib vnd Kind zur Clapperpforten zugeeylet / dieselbe geöffnet vnd meistentheils nach Ebernberg geflohen / aber doch als sie vergewissert worden / daß ihnen kein Leyd widerfahren solte / bald wider nach Hauß kommen.</p> <p>Nach dem nun nach getroffenem Vergleich die Statt den Spanischen geöffnet worden / sind also bald zwo Fahnen Wallonen vnnd Burgunder hineyn gezogen / darzu den 2. Septembris noch ein Fähnlein Teutsche einkommen. Die Bürgerschafft ist dissarmirt worden / vnnd hat sie neben dem Rath einem jungen Marggraffen von Baden / Eduardischer Lini / im Nahmen Keys. May. huldigen müssen. Statt vnnd Schloß ist nachmals von den Spanischen befestiget worden.</p> <p><note place="left">Ingelstatt vnd andere Orth von den Spanischen in Brandt gesteckt.</note> Vorgedachten 31. Aug. in dem die Vbergab geschehen / haben etliche Compagny Spanischer Reuter in einem Flecken / so ins Ampt Stronberg gehörig / Ingelstatt genannt / losiren wollen / als aber die Bawren sich zur Wehr gestellet / vnd von den Spanischen 4. oder 5. erschossen / ist der Flecken vbermannt / in Brandt gesteckt / in 70. Häuser vnd 60. Schewren in die Aschen gelegt worden / vnnd viel Landvolck / so dem Flecken zu Hülff kommen wollen / gefangen genommen worden / sonsten sind noch vnterschiedliche Dörffer in diesem Zug von Spanischen in Brandt gesteckt worden.</p> <p>Zu Essenheim Pfaltz Zwenbrücken zuständig / haben sie 25. Häuser / zu Ober Seulheim 9. Häuser vnd 6. Schewren abgebrandt.</p> <p><note place="left">Altzey von den Spanischen eingenommen.</note> Nach dem nun Creutzenach besetzt / ist vorgemelter Marggraff nach dem Ampt Altzey geruckt / selbige Statt mit theils Volck berennen vnd auff fordern lassen / weil sie nun vor keinen Gewalt bestehen können / hat sie sich auch bald ergeben.</p> <p>Nach Eroberung dieses Orts ist abermal in der Vnirten Läger Bericht einkommen / daß der Spinola von dannen mit aller Macht auff Wormbs zu marchiren / vnnd selbiger Statt sich zu im patroniren Vorhabens were / der wegen der Marggraff von Anspach mit 40. Compagny Reutern vnd 3. Stücken Geschüß auß dem Läger <note place="right">Vnierte ziehen von Oppenheim nach Wormbs.</note> vor Oppenheim eylends auff gebrochen / vnd sich nach Wormbs begeben / die andere vnterte Fürsten / Graffen vnd Herrn / nach dem sie die Brücken vbern Rhein abbrechen / die Schiff aufwarts führen vnd jhr Läger anzünden lassen / sind mit der völligen Armada hernach kommen / vnd Oppenheim etwas besetzt vnd in grossen Engsten hinderlassen.</p> <p>Vnder solchem Zug nach Wormbs hat der Obriste von Obertraut / so ein Pfältzischer Landsaß / ein Cornet Spanischer Kürisser vnder dem Printzen von Espinoy außgekundschafftet / derhalben mit 220. Archibusier Reutern denselben vorgewartet / zu beyden seiten sie vnversehens angegriffen / zertrennt vnd in 50. davon erlegt / auch den Printzen gefangen bekommen / vnd in der Vnirten Fürsten Läger gebracht / war ein wackerer Herr / so als ein Venturier auff seinen Kosten Key. May. zu Dienst etlich Volck geworben / vnd damit in deß Spinolae Läger gebrauchen lassen.</p> <p><note place="right">Oppenheim von Marggraff Spinola eingenommen.</note> Nach gedachtem Abzug der Vnirten blieben die Oppenheimer nicht lang ohn frembde Gäst. Dann nach dem Spinola vernommen / daß die Vnirten Fürsten mit ihrem Läger von Oppenheim nach Wormbs sich begeben / hat er sich nicht lang gesäumbt / sondern alsbald in 12000. Mann mit etlich Stücken grob Geschütz darvor geschickt / vnd mit Trompetenschall Morgends frühe auff fordern lassen. Wie nun diese Statt solchem grossen Gewalt zuwidersetzen sich zu schwach befunden / hat sie sich nach wenig Stunden mit Accord ergeben. Darauff ist sie von den Spanischen mit Schantzen vnd Lauffgräben gewaltig versehen / vnd daselbst ein Schifbrücken vbern Rhein geschlagen worden.</p> <p>Die Articul so bey der Vbergab dieser Statt auffgerichtet worden / waren nach folgende:</p> <p>Der Adel vnd Bürgerschafft solten Jh. Key. May. trew vnd hold seyn vnd bleiben / auch deroselben vnd allen dero rechtmässigen Successoren allen Gehorsamb leysten / vnd deren Commissarien / wer die auch seyn möchten / respectiren / vnnd deren Gebotten im Nahmen Key. May. vnweigerlich nachgeleben: Hingegen solten sie in Jhr. Key. Mayest. vnnd deß Reichs Schutz verbleiben / vnd jhnen jhre Gewissen / vnd die im Reich zugelassene offentliche Religionsübung frey gelassen: ingleichem jhnen inn-vnd ausser der Statt jhres Beliebens zu handeln vnd zu wandeln / das jhrige zuverkauffen / oder zubehalten concedirt; vnd jhre Privilegia / Recht vnd Gerechtigkeiten / Immuniteten vnd Herkommen in jhrem Vigor gelassen werden.</p> <p><note place="right">Den Vnirten wird vbel nachgeredet.</note> Kurtz vor vnd immittels der Oppenheimischẽ Vber gab haben die Spanische auch alten Simmern / Sobernheimb vnd etlich andere Orth einbekommen; dahero vñ sonderlich wegen deß Verlusts der Statt Oppenheim / den Vnierten vbel nachgeredet worden / vnd allerley Discurß gangen / daß die vnierte Fürsten / von denen man doch so grosse Thaten wider die Spanier verhofft hette / bey diesem Handel sicher vnd träg weren / vnd </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [431/0490]
/ wie sich bey diesem Handel zuverhalten seyn möchte. Vnderdessen hat der Capitain im Ampt Creutzenach / welcher mit seinem Außschuß in der Statt gelegen drey Losungs Schüß auff dem Schloß thun lassen / der Meynung so Hülff vnd Entsatzung vorhanden were / dieselbe herbey eylen solte.
So bald aber solche Schüß geschehen / haben die Spanische 13. Schüß auff die Statt vnnd Schloß abgehen lassen / die gleichwol kein sonderlichen Schaden gethan / sondern mehrerntheils vber der Statt hingangen / aber doch grosse Forcht vnnd Schrecken bey den Innwohnern verursachet. Weil nun bey solchem Zustandt kein ander Mittel an der Hand gewesen / als in der Güte sich zu accommodiren / als hat der Rath beneben dem Landschreiber vnd Landhauptmann / auff vorhergangene Berathschlagung den 31. Augusti die Statt den Spanischen auffgegeben / da also bald Jung vnd Alt / Weib vnd Kind zur Clapperpforten zugeeylet / dieselbe geöffnet vnd meistentheils nach Ebernberg geflohen / aber doch als sie vergewissert worden / daß ihnen kein Leyd widerfahren solte / bald wider nach Hauß kommen.
Nach dem nun nach getroffenem Vergleich die Statt den Spanischen geöffnet worden / sind also bald zwo Fahnen Wallonen vnnd Burgunder hineyn gezogen / darzu den 2. Septembris noch ein Fähnlein Teutsche einkommen. Die Bürgerschafft ist dissarmirt worden / vnnd hat sie neben dem Rath einem jungen Marggraffen von Baden / Eduardischer Lini / im Nahmen Keys. May. huldigen müssen. Statt vnnd Schloß ist nachmals von den Spanischen befestiget worden.
Vorgedachten 31. Aug. in dem die Vbergab geschehen / haben etliche Compagny Spanischer Reuter in einem Flecken / so ins Ampt Stronberg gehörig / Ingelstatt genannt / losiren wollen / als aber die Bawren sich zur Wehr gestellet / vnd von den Spanischen 4. oder 5. erschossen / ist der Flecken vbermannt / in Brandt gesteckt / in 70. Häuser vnd 60. Schewren in die Aschen gelegt worden / vnnd viel Landvolck / so dem Flecken zu Hülff kommen wollen / gefangen genommen worden / sonsten sind noch vnterschiedliche Dörffer in diesem Zug von Spanischen in Brandt gesteckt worden.
Ingelstatt vnd andere Orth von den Spanischen in Brandt gesteckt. Zu Essenheim Pfaltz Zwenbrücken zuständig / haben sie 25. Häuser / zu Ober Seulheim 9. Häuser vnd 6. Schewren abgebrandt.
Nach dem nun Creutzenach besetzt / ist vorgemelter Marggraff nach dem Ampt Altzey geruckt / selbige Statt mit theils Volck berennen vnd auff fordern lassen / weil sie nun vor keinen Gewalt bestehen können / hat sie sich auch bald ergeben.
Altzey von den Spanischen eingenommen. Nach Eroberung dieses Orts ist abermal in der Vnirten Läger Bericht einkommen / daß der Spinola von dannen mit aller Macht auff Wormbs zu marchiren / vnnd selbiger Statt sich zu im patroniren Vorhabens were / der wegen der Marggraff von Anspach mit 40. Compagny Reutern vnd 3. Stücken Geschüß auß dem Läger vor Oppenheim eylends auff gebrochen / vnd sich nach Wormbs begeben / die andere vnterte Fürsten / Graffen vnd Herrn / nach dem sie die Brücken vbern Rhein abbrechen / die Schiff aufwarts führen vnd jhr Läger anzünden lassen / sind mit der völligen Armada hernach kommen / vnd Oppenheim etwas besetzt vnd in grossen Engsten hinderlassen.
Vnierte ziehen von Oppenheim nach Wormbs. Vnder solchem Zug nach Wormbs hat der Obriste von Obertraut / so ein Pfältzischer Landsaß / ein Cornet Spanischer Kürisser vnder dem Printzen von Espinoy außgekundschafftet / derhalben mit 220. Archibusier Reutern denselben vorgewartet / zu beyden seiten sie vnversehens angegriffen / zertrennt vnd in 50. davon erlegt / auch den Printzen gefangen bekommen / vnd in der Vnirten Fürsten Läger gebracht / war ein wackerer Herr / so als ein Venturier auff seinen Kosten Key. May. zu Dienst etlich Volck geworben / vnd damit in deß Spinolae Läger gebrauchen lassen.
Nach gedachtem Abzug der Vnirten blieben die Oppenheimer nicht lang ohn frembde Gäst. Dann nach dem Spinola vernommen / daß die Vnirten Fürsten mit ihrem Läger von Oppenheim nach Wormbs sich begeben / hat er sich nicht lang gesäumbt / sondern alsbald in 12000. Mann mit etlich Stücken grob Geschütz darvor geschickt / vnd mit Trompetenschall Morgends frühe auff fordern lassen. Wie nun diese Statt solchem grossen Gewalt zuwidersetzen sich zu schwach befunden / hat sie sich nach wenig Stunden mit Accord ergeben. Darauff ist sie von den Spanischen mit Schantzen vnd Lauffgräben gewaltig versehen / vnd daselbst ein Schifbrücken vbern Rhein geschlagen worden.
Oppenheim von Marggraff Spinola eingenommen. Die Articul so bey der Vbergab dieser Statt auffgerichtet worden / waren nach folgende:
Der Adel vnd Bürgerschafft solten Jh. Key. May. trew vnd hold seyn vnd bleiben / auch deroselben vnd allen dero rechtmässigen Successoren allen Gehorsamb leysten / vnd deren Commissarien / wer die auch seyn möchten / respectiren / vnnd deren Gebotten im Nahmen Key. May. vnweigerlich nachgeleben: Hingegen solten sie in Jhr. Key. Mayest. vnnd deß Reichs Schutz verbleiben / vnd jhnen jhre Gewissen / vnd die im Reich zugelassene offentliche Religionsübung frey gelassen: ingleichem jhnen inn-vnd ausser der Statt jhres Beliebens zu handeln vnd zu wandeln / das jhrige zuverkauffen / oder zubehalten concedirt; vnd jhre Privilegia / Recht vnd Gerechtigkeiten / Immuniteten vnd Herkommen in jhrem Vigor gelassen werden.
Kurtz vor vnd immittels der Oppenheimischẽ Vber gab haben die Spanische auch alten Simmern / Sobernheimb vnd etlich andere Orth einbekommen; dahero vñ sonderlich wegen deß Verlusts der Statt Oppenheim / den Vnierten vbel nachgeredet worden / vnd allerley Discurß gangen / daß die vnierte Fürsten / von denen man doch so grosse Thaten wider die Spanier verhofft hette / bey diesem Handel sicher vnd träg weren / vnd
Den Vnirten wird vbel nachgeredet.
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