Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

erschossen vnd nidergehawen worden. Wie nun die Böhmische / welche den Bisemderg vnd den Wald daran zu jhrem Vortheil eingenommen den 24. Oct. starck auf das Keyserisch Läger zugetrungen / hat Ertzhertzog Leopolo gewolt / Graff von Bucquoy solte / in Ansehung der gerechten Sach / das eusserste drauff setzen / vnd mit einer Schlacht es mit dem Feind wagen. Gedachter Graf aber hat es nit für rathsam gehalten / mit vermelden / wann es etwan mißlingen solte / auf J. Key. M. Seiten alles in Verlust vnd höchste Gefahr gesetzt würde.

In dem man mit diesen Anschlägen vmbgangen / sind beyde theil Partheyenweiß ausserhalb der Donawbrücken hart aneinander gewesen / vnd ist solch scharmutziren biß gegen Mitternacht angetrieben / auch mit dem groben Geschütz von 6. biß nach 8. Vhren deß Abends gespielet worden / daß beyderseits viel / doch aber der Keyserischen am meisten vnd in 600. vmb kommen.

Den folgenden Tag ist der Handel wider angangen vnd mit grossem Ernst mit dem groben Geschütz zusammen geschossen worden. In derselben Nacht gegen Morgen früh ist ein dicker Nebel eingefallen / vnd weil dannenhero die Keyserische der Böhmen Intent / weil sie sich still / vnd mit dem Schiessen gantz ingehalten / nit vernehmen können geriethen sie in der Gedancken / sie würden zurück gewichen seyn / vnd auf Fische / daselbst vber die Donaw zusetzen / jhren Weg genommen haben: der halben der Graf von Bucquoy / den Paß jhnen zuverwehren / sein Volck vber die Donaw ziehen lassen. Als nun in dessen die Lufft sich widerumb geläutert / vnd der Nebel verschwunden / der Vorzug der Keyserischen allbereit sampt dem meisten Geschütz vnd Pagagy vber gewesen / der Nachzug aber ausser der Brücken bey den Schantzen gehalten / sind die Böhmen vnd Vngarn / da sie solches vernommen / mit gantzer Macht auf dz Läger angesetzet / in Meynung den Keyserischen die Brück abzugewinnen / weil sie aber etwz zu lang gewartet / vnd jene zu jhrem grossen Vortheil der Brücken sich versichert / haben sie nit darzu gelangen können / jedoch ist es darüber zu einem harten Treffen kommen / so den gantzen Tag biß Abends vmb 6. Vhren gewäret / darbey auff der Keyserischen Seiten in 1500. auf der Böhmischen aber in 600. Mann auf der Wahlstatt geblieben / auch viel verwundet worden. Der Graf von Bucquoy hat sich Ritterlich gehalten / vnd sein Volck zum Ernst tapffer angeführt / auch darüber beschädigt worden. Den folgenden 26. dieses hat dz Schiessen vnd Treffen dermassen continuirt / als vorige Tag niemals geschehen. Vnd obwol deß Graffen von Bucquoy Teutsche sich Mannlich gehalten / haben sie doch / vnd sonderlich das Sachsen Lawenburgische vnd Fuggerische Regiment / am meisten eingebüst vnd verlohren. Bey diesem Handel sind vnder den Keyserischen / auß Vnvorsichtigkeit etlicher Soldaten / so sich verschossen vnd mehr Pulver fassen wollen / drey Tonnen Pulvers angangen / davon grosser Schade geschehen vnd nit geringer Schrecken vnder dz Volck gebracht worden / viel so versengt waren sind vor grossem Schrecken der Donaw zugloffen vnd sich hineyn gestürtzet. Die Graffen von Bucquoy / Dampier / Fürst von Liechtenstein / Don Balthasar vnd andere hohe Off[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]cirer haben genug zuthun gehabt / das Volck bey diesem Zustandt anzumahnen / daß sie den Feind biß gegen einbrechender Nacht auffgehalten. Vnd weil derselbig den Schantzen vor der Brücken mit vnnachlassigem Schiessen biß in die Nacht starck zugesetzet / haben gedachte Keyserische Obristen für rathsamb gehalten / die Soldaten darauß vnd zurück zunemen vnd die Brück abzuwerffen: welches auch geschehen / vnd haben die Keyserische Muß quetirer vnder solchem abwerffen / auf die Böhmische starck Fewer gegeben / vnd sie also zurück gehalten: hingegen haben dieselbe mit grossen Stücken gewaltig nach der Brücken geschossen vnd sie also ruiniren helffen. Weil nun die Böhmische nicht hinüber gekönt / ist der Graff von Bucquoy mit seinem Kriegsvolck in der Awe zwischen der Donaw die Nacht vber still gelegen / vnd das Volck wider außruhen lassen. Mitten in diesem Treffen haben die vbrige Dampierische Vngarn ein grosse Anzahl Wägen / so sie verwachen sollen / als sie jhren: Vortheil ersehen / selbst geplündert / angezündet vnd hernach auß gerissen.

Der Keyserischen sind diesen Tag in:2000. erlegt worden / also daß man jhren gantzen Verlust diese Tag vber auf 4500. der Böhmischen aber nit viel vber 1000. geschätzet hat. Die Keyserische haben sich darauf vmb Wien vnd in die nechstgelegene Dörffer vertheilet / die Verwundte aber sind in grosser Anzahl in die Statt gebracht vnd allda curirt worden. Die Wallonen vnd Vngarn rissen sehr auß / weil sie keine Bezahlung haben konten / thäten auff den Strassen grossen Schaden / griffen auch gar die Leutin theil Vorstätten an / zogen sie auß vnd haweten sie nider / also daß daherumb damals ein jämmerlicher Zustandt war.

Bethlehem Gabor nimpt die Vestung Preßburg eyn. Demnach Bethlen Gabor in Erfahrung gebracht / daß Ertzhertzog Leopold den Bucquoy auß Böhmen / vnd den Dampier auß Mähren jhme zubegegnen abgefordert / hat er jhrer in Vngarn nicht erwarten wollen / sondern jhnen entgegen in Oesterreich zurucken sich entschlossen. Ist also mit seiner Armada auff Preßburg zumarchirt / vnnd theils seines Volcks auff das Schloß Petronell geschickt / desselben sich zu impatroniren / als aber die Besatzung darinn sich Mannlich gewehret / haben die Vngarn solches mit stürmender Hand erobert / alles nidergehawen / vnd nicht allein gantz außgeylündert / sondern auch in Grundt abgebrennet.

Mitler Zeit sind von Wien drey schöne Stück Geschütz vnd drey Fahnen alt vnd wol versucht Bucquoisch Volck zu Schiff nach Preßburg abgefertiget / aber vbel daselbst empfangen worden: dann als sie den 13. Oct. Abends dahin kommen vnd in der Vorstatt jre Quartier genommen / sind sie in der Nacht / als sie wegen Nässe vnd Müdigkeit in guter Ruhe gelegen / von den Vngarn vnd Siebenbürgern vnversehens vberfallen / vnd der meiste theil nidergehawen worden: der Obriste Ru-

erschossen vnd nidergehawen wordẽ. Wie nun die Böhmische / welche den Bisemderg vnd dẽ Wald daran zu jhrem Vortheil eingenommen den 24. Oct. starck auf das Keyserisch Läger zugetrungen / hat Ertzhertzog Leopolo gewolt / Graff von Bucquoy solte / in Ansehung der gerechten Sach / das eusserste drauff setzen / vnd mit einer Schlacht es mit dem Feind wagen. Gedachter Graf aber hat es nit für rathsam gehalten / mit vermelden / wann es etwan mißlingen solte / auf J. Key. M. Seiten alles in Verlust vnd höchste Gefahr gesetzt würde.

In dem man mit diesen Anschlägen vmbgangen / sind beyde theil Partheyẽweiß ausserhalb der Donawbrücken hart aneinander gewesen / vnd ist solch scharmutziren biß gegen Mitternacht angetrieben / auch mit dem groben Geschütz von 6. biß nach 8. Vhren deß Abends gespielet worden / daß beyderseits viel / doch aber der Keyserischen am meisten vnd in 600. vmb kommen.

Den folgenden Tag ist der Handel wider angangen vnd mit grossem Ernst mit dem groben Geschütz zusammen geschossen worden. In derselben Nacht gegen Morgen früh ist ein dicker Nebel eingefallen / vnd weil dannenhero die Keyserische der Böhmen Intent / weil sie sich still / vnd mit dem Schiessen gantz ingehalten / nit vernehmen können geriethen sie in der Gedancken / sie würdẽ zurück gewichen seyn / vnd auf Fische / daselbst vber die Donaw zusetzen / jhren Weg genommen haben: der halben der Graf võ Bucquoy / den Paß jhnen zuverwehren / sein Volck vber die Donaw ziehen lassen. Als nun in dessen die Lufft sich widerumb geläutert / vnd der Nebel verschwunden / der Vorzug der Keyserischen allbereit sampt dem meisten Geschütz vnd Pagagy vber gewesen / der Nachzug aber ausser der Brücken bey dẽ Schantzen gehalten / sind die Böhmen vnd Vngarn / da sie solches vernommen / mit gantzer Macht auf dz Läger angesetzet / in Meynũg den Keyserischen die Brück abzugewinnen / weil sie aber etwz zu lang gewartet / vnd jene zu jhrem grossen Vortheil der Brücken sich versichert / haben sie nit darzu gelangen können / jedoch ist es darüber zu einem harten Treffen kommen / so den gantzen Tag biß Abends vmb 6. Vhren gewäret / darbey auff der Keyserischen Seiten in 1500. auf der Böhmischen aber in 600. Mann auf der Wahlstatt geblieben / auch viel verwundet worden. Der Graf von Bucquoy hat sich Ritterlich gehalten / vnd sein Volck zum Ernst tapffer angeführt / auch darüber beschädigt worden. Den folgenden 26. dieses hat dz Schiessen vnd Treffen dermassen continuirt / als vorige Tag niemals geschehen. Vnd obwol deß Graffen von Bucquoy Teutsche sich Mannlich gehalten / haben sie doch / vnd sonderlich das Sachsen Lawenburgische vnd Fuggerische Regiment / am meisten eingebüst vnd verlohrẽ. Bey diesem Handel sind vnder den Keyserischen / auß Vnvorsichtigkeit etlicher Soldaten / so sich verschossen vnd mehr Pulver fassen wollen / drey Tonnen Pulvers angangen / davon grosser Schade geschehen vnd nit geringer Schrecken vnder dz Volck gebracht worden / viel so versengt waren sind vor grossem Schreckẽ der Donaw zugloffen vnd sich hineyn gestürtzet. Die Graffen võ Bucquoy / Dampier / Fürst von Liechtenstein / Don Balthasar vnd andere hohe Off[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]cirer haben genug zuthun gehabt / das Volck bey diesem Zustandt anzumahnẽ / daß sie den Feind biß gegen einbrechender Nacht auffgehalten. Vnd weil derselbig den Schantzen vor der Brücken mit vnnachlassigem Schiessen biß in die Nacht starck zugesetzet / haben gedachte Keyserische Obristen für rathsamb gehalten / die Soldaten darauß vnd zurück zunemen vñ die Brück abzuwerffen: welches auch geschehen / vnd haben die Keyserische Muß quetirer vnder solchem abwerffen / auf die Böhmische starck Fewer gegeben / vnd sie also zurück gehalten: hingegen haben dieselbe mit grossen Stückẽ gewaltig nach der Brücken geschossen vnd sie also ruiniren helffen. Weil nun die Böhmische nicht hinüber gekönt / ist der Graff von Bucquoy mit seinem Kriegsvolck in der Awe zwischen der Donaw die Nacht vber still gelegen / vnd das Volck wider außruhen lassen. Mitten in diesem Treffen haben die vbrige Dampierische Vngarn ein grosse Anzahl Wägen / so sie verwachen sollen / als sie jhren: Vortheil ersehen / selbst geplündert / angezündet vnd hernach auß gerissen.

Der Keyserischen sind diesen Tag in:2000. erlegt worden / also daß man jhren gantzen Verlust diese Tag vber auf 4500. der Böhmischen aber nit viel vber 1000. geschätzet hat. Die Keyserische haben sich darauf vmb Wien vnd in die nechstgelegene Dörffer vertheilet / die Verwundte aber sind in grosser Anzahl in die Statt gebracht vnd allda curirt worden. Die Wallonen vnd Vngarn rissen sehr auß / weil sie keine Bezahlung haben konten / thäten auff den Strassen grossen Schaden / griffen auch gar die Leutin theil Vorstätten an / zogen sie auß vnd haweten sie nider / also daß daherumb damals ein jäm̃erlicher Zustandt war.

Bethlehem Gabor nimpt die Vestung Preßburg eyn. Demnach Bethlen Gabor in Erfahrung gebracht / daß Ertzhertzog Leopold den Bucquoy auß Böhmen / vnd den Dampier auß Mähren jhme zubegegnen abgefordert / hat er jhrer in Vngarn nicht erwarten wollen / sondern jhnen entgegen in Oesterreich zuruckẽ sich entschlossen. Ist also mit seiner Armada auff Preßburg zumarchirt / vnnd theils seines Volcks auff das Schloß Petronell geschickt / desselben sich zu impatroniren / als aber die Besatzung darinn sich Mannlich gewehret / haben die Vngarn solches mit stürmender Hand erobert / alles nidergehawen / vnd nicht allein gantz außgeylündert / sondern auch in Grundt abgebrennet.

Mitler Zeit sind von Wien drey schöne Stück Geschütz vnd drey Fahnen alt vnd wol versucht Bucquoisch Volck zu Schiff nach Preßburg abgefertiget / aber vbel daselbst empfangen worden: dann als sie den 13. Oct. Abends dahin kommen vnd in der Vorstatt jre Quartier genommẽ / sind sie in der Nacht / als sie wegen Nässe vnd Müdigkeit in guter Ruhe gelegen / von den Vngarn vnd Siebenbürgern vnversehens vberfallen / vnd der meiste theil nidergehawen wordẽ: der Obriste Ru-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0308" n="261"/>
erschossen vnd nidergehawen                          worde&#x0303;. Wie nun die Böhmische / welche den Bisemderg vnd de&#x0303;                      Wald daran zu jhrem Vortheil eingenommen den 24. Oct. starck auf das Keyserisch                      Läger zugetrungen / hat Ertzhertzog Leopolo gewolt / Graff von Bucquoy solte /                      in Ansehung der gerechten Sach / das eusserste drauff setzen / vnd mit einer                      Schlacht es mit dem Feind wagen. Gedachter Graf aber hat es nit für rathsam                      gehalten / mit vermelden / wann es etwan mißlingen solte / auf J. Key. M. Seiten                      alles in Verlust vnd höchste Gefahr gesetzt würde.</p>
          <p>In dem man mit diesen Anschlägen vmbgangen / sind beyde theil Partheye&#x0303;weiß                      ausserhalb der Donawbrücken hart aneinander gewesen / vnd ist solch                      scharmutziren biß gegen Mitternacht angetrieben / auch mit dem groben Geschütz                      von 6. biß nach 8. Vhren deß Abends gespielet worden / daß beyderseits viel /                      doch aber der Keyserischen am meisten vnd in 600. vmb kommen.</p>
          <p>Den folgenden Tag ist der Handel wider angangen vnd mit grossem Ernst mit dem                      groben Geschütz zusammen geschossen worden. In derselben Nacht gegen Morgen früh                      ist ein dicker Nebel eingefallen / vnd weil dannenhero die Keyserische der                      Böhmen Intent / weil sie sich still / vnd mit dem Schiessen gantz ingehalten /                      nit vernehmen können geriethen sie in der Gedancken / sie würde&#x0303;                      zurück gewichen seyn / vnd auf Fische / daselbst vber die Donaw zusetzen / jhren                      Weg genommen haben: der halben der Graf vo&#x0303; Bucquoy / den Paß                      jhnen zuverwehren / sein Volck vber die Donaw ziehen lassen. Als nun in dessen                      die Lufft sich widerumb geläutert / vnd der Nebel verschwunden / der Vorzug der                      Keyserischen allbereit sampt dem meisten Geschütz vnd Pagagy vber gewesen / der                      Nachzug aber ausser der Brücken bey de&#x0303; Schantzen gehalten / sind                      die Böhmen vnd Vngarn / da sie solches vernommen / mit gantzer Macht auf dz                      Läger angesetzet / in Meynu&#x0303;g den Keyserischen die Brück                      abzugewinnen / weil sie aber etwz zu lang gewartet / vnd jene zu jhrem grossen                      Vortheil der Brücken sich versichert / haben sie nit darzu gelangen können /                      jedoch ist es darüber zu einem harten Treffen kommen / so den gantzen Tag biß                      Abends vmb 6. Vhren gewäret / darbey auff der Keyserischen Seiten in 1500. auf                      der Böhmischen aber in 600. Mann auf der Wahlstatt geblieben / auch viel                      verwundet worden. Der Graf von Bucquoy hat sich Ritterlich gehalten / vnd sein                      Volck zum Ernst tapffer angeführt / auch darüber beschädigt worden. Den                      folgenden 26. dieses hat dz Schiessen vnd Treffen dermassen continuirt / als                      vorige Tag niemals geschehen. Vnd obwol deß Graffen von Bucquoy Teutsche sich                      Mannlich gehalten / haben sie doch / vnd sonderlich das Sachsen Lawenburgische                      vnd Fuggerische Regiment / am meisten eingebüst vnd verlohre&#x0303;. Bey diesem Handel                      sind vnder den Keyserischen / auß Vnvorsichtigkeit etlicher Soldaten / so sich                      verschossen vnd mehr Pulver fassen wollen / drey Tonnen Pulvers angangen / davon                      grosser Schade geschehen vnd nit geringer Schrecken vnder dz Volck gebracht                      worden / viel so versengt waren sind vor grossem Schrecke&#x0303; der Donaw zugloffen                      vnd sich hineyn gestürtzet. Die Graffen vo&#x0303; Bucquoy / Dampier /                      Fürst von Liechtenstein / Don Balthasar vnd andere hohe Off<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>cirer haben genug                      zuthun gehabt / das Volck bey diesem Zustandt anzumahne&#x0303; / daß sie                      den Feind biß gegen einbrechender Nacht auffgehalten. Vnd weil derselbig den                      Schantzen vor der Brücken mit vnnachlassigem Schiessen biß in die Nacht starck                      zugesetzet / haben gedachte Keyserische Obristen für rathsamb gehalten / die                      Soldaten darauß vnd zurück zunemen vn&#x0303; die Brück abzuwerffen:                      welches auch geschehen / vnd haben die Keyserische Muß quetirer vnder solchem                      abwerffen / auf die Böhmische starck Fewer gegeben / vnd sie also zurück                      gehalten: hingegen haben dieselbe mit grossen Stücke&#x0303; gewaltig                      nach der Brücken geschossen vnd sie also ruiniren helffen. Weil nun die                      Böhmische nicht hinüber gekönt / ist der Graff von Bucquoy mit seinem                      Kriegsvolck in der Awe zwischen der Donaw die Nacht vber still gelegen / vnd das                      Volck wider außruhen lassen. Mitten in diesem Treffen haben die vbrige                      Dampierische Vngarn ein grosse Anzahl Wägen / so sie verwachen sollen / als sie                      jhren: Vortheil ersehen / selbst geplündert / angezündet vnd hernach auß                      gerissen.</p>
          <p>Der Keyserischen sind diesen Tag in:2000. erlegt worden / also daß man jhren                      gantzen Verlust diese Tag vber auf 4500. der Böhmischen aber nit viel vber 1000.                      geschätzet hat. Die Keyserische haben sich darauf vmb Wien vnd in die                      nechstgelegene Dörffer vertheilet / die Verwundte aber sind in grosser Anzahl in                      die Statt gebracht vnd allda curirt worden. Die Wallonen vnd Vngarn rissen sehr                      auß / weil sie keine Bezahlung haben konten / thäten auff den Strassen grossen                      Schaden / griffen auch gar die Leutin theil Vorstätten an / zogen sie auß vnd                      haweten sie nider / also daß daherumb damals ein jäm&#x0303;erlicher                      Zustandt war.</p>
          <p><note place="right">Bethlehem Gabor nimpt die Vestung Preßburg eyn.</note>                      Demnach Bethlen Gabor in Erfahrung gebracht / daß Ertzhertzog Leopold den                      Bucquoy auß Böhmen / vnd den Dampier auß Mähren jhme zubegegnen abgefordert /                      hat er jhrer in Vngarn nicht erwarten wollen / sondern jhnen entgegen in                      Oesterreich zurucke&#x0303; sich entschlossen. Ist also mit seiner Armada auff Preßburg                      zumarchirt / vnnd theils seines Volcks auff das Schloß Petronell geschickt /                      desselben sich zu impatroniren / als aber die Besatzung darinn sich Mannlich                      gewehret / haben die Vngarn solches mit stürmender Hand erobert / alles                      nidergehawen / vnd nicht allein gantz außgeylündert / sondern auch in Grundt                      abgebrennet.</p>
          <p>Mitler Zeit sind von Wien drey schöne Stück Geschütz vnd drey Fahnen alt vnd wol                      versucht Bucquoisch Volck zu Schiff nach Preßburg abgefertiget / aber vbel                      daselbst empfangen worden: dann als sie den 13. Oct. Abends dahin kommen vnd in                      der Vorstatt jre Quartier genomme&#x0303; / sind sie in der Nacht / als                      sie wegen Nässe vnd Müdigkeit in guter Ruhe gelegen / von den Vngarn vnd                      Siebenbürgern vnversehens vberfallen / vnd der meiste theil nidergehawen worde&#x0303;:                      der Obriste Ru-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0308] erschossen vnd nidergehawen wordẽ. Wie nun die Böhmische / welche den Bisemderg vnd dẽ Wald daran zu jhrem Vortheil eingenommen den 24. Oct. starck auf das Keyserisch Läger zugetrungen / hat Ertzhertzog Leopolo gewolt / Graff von Bucquoy solte / in Ansehung der gerechten Sach / das eusserste drauff setzen / vnd mit einer Schlacht es mit dem Feind wagen. Gedachter Graf aber hat es nit für rathsam gehalten / mit vermelden / wann es etwan mißlingen solte / auf J. Key. M. Seiten alles in Verlust vnd höchste Gefahr gesetzt würde. In dem man mit diesen Anschlägen vmbgangen / sind beyde theil Partheyẽweiß ausserhalb der Donawbrücken hart aneinander gewesen / vnd ist solch scharmutziren biß gegen Mitternacht angetrieben / auch mit dem groben Geschütz von 6. biß nach 8. Vhren deß Abends gespielet worden / daß beyderseits viel / doch aber der Keyserischen am meisten vnd in 600. vmb kommen. Den folgenden Tag ist der Handel wider angangen vnd mit grossem Ernst mit dem groben Geschütz zusammen geschossen worden. In derselben Nacht gegen Morgen früh ist ein dicker Nebel eingefallen / vnd weil dannenhero die Keyserische der Böhmen Intent / weil sie sich still / vnd mit dem Schiessen gantz ingehalten / nit vernehmen können geriethen sie in der Gedancken / sie würdẽ zurück gewichen seyn / vnd auf Fische / daselbst vber die Donaw zusetzen / jhren Weg genommen haben: der halben der Graf võ Bucquoy / den Paß jhnen zuverwehren / sein Volck vber die Donaw ziehen lassen. Als nun in dessen die Lufft sich widerumb geläutert / vnd der Nebel verschwunden / der Vorzug der Keyserischen allbereit sampt dem meisten Geschütz vnd Pagagy vber gewesen / der Nachzug aber ausser der Brücken bey dẽ Schantzen gehalten / sind die Böhmen vnd Vngarn / da sie solches vernommen / mit gantzer Macht auf dz Läger angesetzet / in Meynũg den Keyserischen die Brück abzugewinnen / weil sie aber etwz zu lang gewartet / vnd jene zu jhrem grossen Vortheil der Brücken sich versichert / haben sie nit darzu gelangen können / jedoch ist es darüber zu einem harten Treffen kommen / so den gantzen Tag biß Abends vmb 6. Vhren gewäret / darbey auff der Keyserischen Seiten in 1500. auf der Böhmischen aber in 600. Mann auf der Wahlstatt geblieben / auch viel verwundet worden. Der Graf von Bucquoy hat sich Ritterlich gehalten / vnd sein Volck zum Ernst tapffer angeführt / auch darüber beschädigt worden. Den folgenden 26. dieses hat dz Schiessen vnd Treffen dermassen continuirt / als vorige Tag niemals geschehen. Vnd obwol deß Graffen von Bucquoy Teutsche sich Mannlich gehalten / haben sie doch / vnd sonderlich das Sachsen Lawenburgische vnd Fuggerische Regiment / am meisten eingebüst vnd verlohrẽ. Bey diesem Handel sind vnder den Keyserischen / auß Vnvorsichtigkeit etlicher Soldaten / so sich verschossen vnd mehr Pulver fassen wollen / drey Tonnen Pulvers angangen / davon grosser Schade geschehen vnd nit geringer Schrecken vnder dz Volck gebracht worden / viel so versengt waren sind vor grossem Schreckẽ der Donaw zugloffen vnd sich hineyn gestürtzet. Die Graffen võ Bucquoy / Dampier / Fürst von Liechtenstein / Don Balthasar vnd andere hohe Off_cirer haben genug zuthun gehabt / das Volck bey diesem Zustandt anzumahnẽ / daß sie den Feind biß gegen einbrechender Nacht auffgehalten. Vnd weil derselbig den Schantzen vor der Brücken mit vnnachlassigem Schiessen biß in die Nacht starck zugesetzet / haben gedachte Keyserische Obristen für rathsamb gehalten / die Soldaten darauß vnd zurück zunemen vñ die Brück abzuwerffen: welches auch geschehen / vnd haben die Keyserische Muß quetirer vnder solchem abwerffen / auf die Böhmische starck Fewer gegeben / vnd sie also zurück gehalten: hingegen haben dieselbe mit grossen Stückẽ gewaltig nach der Brücken geschossen vnd sie also ruiniren helffen. Weil nun die Böhmische nicht hinüber gekönt / ist der Graff von Bucquoy mit seinem Kriegsvolck in der Awe zwischen der Donaw die Nacht vber still gelegen / vnd das Volck wider außruhen lassen. Mitten in diesem Treffen haben die vbrige Dampierische Vngarn ein grosse Anzahl Wägen / so sie verwachen sollen / als sie jhren: Vortheil ersehen / selbst geplündert / angezündet vnd hernach auß gerissen. Der Keyserischen sind diesen Tag in:2000. erlegt worden / also daß man jhren gantzen Verlust diese Tag vber auf 4500. der Böhmischen aber nit viel vber 1000. geschätzet hat. Die Keyserische haben sich darauf vmb Wien vnd in die nechstgelegene Dörffer vertheilet / die Verwundte aber sind in grosser Anzahl in die Statt gebracht vnd allda curirt worden. Die Wallonen vnd Vngarn rissen sehr auß / weil sie keine Bezahlung haben konten / thäten auff den Strassen grossen Schaden / griffen auch gar die Leutin theil Vorstätten an / zogen sie auß vnd haweten sie nider / also daß daherumb damals ein jäm̃erlicher Zustandt war. Demnach Bethlen Gabor in Erfahrung gebracht / daß Ertzhertzog Leopold den Bucquoy auß Böhmen / vnd den Dampier auß Mähren jhme zubegegnen abgefordert / hat er jhrer in Vngarn nicht erwarten wollen / sondern jhnen entgegen in Oesterreich zuruckẽ sich entschlossen. Ist also mit seiner Armada auff Preßburg zumarchirt / vnnd theils seines Volcks auff das Schloß Petronell geschickt / desselben sich zu impatroniren / als aber die Besatzung darinn sich Mannlich gewehret / haben die Vngarn solches mit stürmender Hand erobert / alles nidergehawen / vnd nicht allein gantz außgeylündert / sondern auch in Grundt abgebrennet. Bethlehem Gabor nimpt die Vestung Preßburg eyn. Mitler Zeit sind von Wien drey schöne Stück Geschütz vnd drey Fahnen alt vnd wol versucht Bucquoisch Volck zu Schiff nach Preßburg abgefertiget / aber vbel daselbst empfangen worden: dann als sie den 13. Oct. Abends dahin kommen vnd in der Vorstatt jre Quartier genommẽ / sind sie in der Nacht / als sie wegen Nässe vnd Müdigkeit in guter Ruhe gelegen / von den Vngarn vnd Siebenbürgern vnversehens vberfallen / vnd der meiste theil nidergehawen wordẽ: der Obriste Ru-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/308
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/308>, abgerufen am 17.06.2024.