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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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zum Zeichen sie jhre Fahnen außsteckten / vnd mit allen Glocken in der Stadt leuten liessen. Wie die gantze Flott auff die Königische herzu fuhr / ließ der König etliche Schüß auß groben Stücken auff sie thun / vnd kamen etliche Galioten deß Königs jhr entgegen / zu scharmütziren / da dann auff beyden Seiten dapffer geschossen ward. Die Engelländer hatten etliche kleine Flötze von Weiden vnd Holtz voran geschickt / auff welche sie etliche Petarden vnd Fewerwerck geleget / die Königische Schiff damit anzuzünden / aber dieselbe wurden von den Frantzosen auffgefangen / Schifstreit zwischen den Engelländein vnd Frantzosen. vnd thäten keinen Schaden. Sie waren in zweiffel / wie sie die Sach angreiffen solten / sonderlich als sie sahen / daß sie nicht köndten an den Damm kommen. Der König / welcher vermeynte / daß sie auß den Schiffen steygen / vnd sich zu Land begeben würden / besetzte das Vfer mit seinem Volck. An dem Haupt der Bay war er selbsten mit einer grossen Anzahl freywilligen vnd vom Adel: Der Hertzog von Angoulesme vnd der Marschall von Schönberg / beyde Feld-Obristen / bewahrten die Spitz von Coreille / vnd waren die leichte Pferd / vber welche der von Trimoville commandirte / dem Fußvolck beystandt zu leisten.

Den 3. Octobris / wie die Engelländer guten Wind hatten / zohen sie jhre Segel auff / vnd fuhren auff die Königische zu. Da ward in dem gantzen Läger deß Königs Lermen geblasen / vnd begab sich ein jeder zu Pferdt vnd zu Fuß an seinen Ort. Der Streit gieng auff dem Meer dapffer an / vnd wärete vierthalb Stund lang / in welcher Zeit mehr dann 5000. Schüß auß groben Stücken zu beyden Seiten geschahen. Die Engelländer schossen nicht allein auff deß Königs Schiff / sondern auff die / so am Land hielten / vnd das Vfer bewahrten / wie dann auch von dannen auff sie dapffer geschossen ward. Der König war dazumal in nicht geringer Gefahr: dann etliche Kugeln vier Schritt von jhm in die Erd gefahren / etliche seynd hart neben vnnd vber jhn geflogen: vnd ob wol seine Leut / die bey jhm stunden / jhn höchlich baten / daß er sich von dannen / vnd auß der Gefahr begeben wolte / blieb er doch an seinem Orth gantz vnerschrocken / vnnd wolte nicht einen Schritt zu rück weichen. Die von Rochelle feyreten auch nicht mit jhrem Geschütz / vnd kam eine Kugel auß der Stadt auff die Spitz Coreille geflogen / die fünff vornehme Frantzösische Herren / so daselbst stunden / erschlug / vnd hat wenig gefehlt / daß sie nicht auch den Feldobersten vnd andere mehr getroffen hette.

In diesem Treffen sind auff deß Königs Seiten nicht mehr dann acht vnd zwantzig Mann vmbkommen / vnd vierzehen verletzt worden. Aber die Engelländer / auff welche man so wol auß den Battereyen auff dem Land / als auß deß Königs Schiffen dapffer Fewer geben / haben sehr eingebüst / vnnd viel von den jhrigen / sampt etlichen Schiffen verlohren. Die von Rochelle thaten zwar jhren Hafen auff / vnd stelleten sich / als wann sie herauß fahren / vnd den Damm vberfallenwolten: aber sie dorfftens nicht wagen / vnd schickten nur ein Brandschiff herauß / welches nichts außrichtete / vnd alsobald von den Königischen in Grund geschossen ward.

Die Engellän der ziehen vnverrichter Sachen von Rochelle wider ab. Folgenden Tags / deß Morgens vmb halber sieben / fiengen die Engelländer abermal an zu schiessen; kamen aber nicht so nahe an die Königische / wie den Tag zuvor. Das schiessen beyderseyts wärete vier Stundlang: Vnder dessen schickten die Engelländer neun Brandschiff vnder die Frantzosen / mit welchen sie vermeinten dieselbe zu beschädigen / vnnd einen Vortheil zu gewinnen. Aber die Frantzosen kamen mit etlichen Barcken an dieselbige Schiff angefahren / vnd zogen sie mit Hacken vnd Seylen beyseyts / daß sie keinen Schaden thun kondten. Vnd ob wol die Engelländer auff dieselbe Barcken hefftig schossen / warddoch niemand getroffen. Wie nun die Engelländer gesehen / daß sie nichts schaffen konten / vnd daß die Frantzosen jhnen mit dem Geschütz von allen Seyten so dapffer zusetzten / wichen sie mit jhrer Flotta zu rück vnd liessen die Rocheller im Stich / welche in höchster Noth waren.

Vom 4. biß zum 8. Octobris war ein solcher Sturm auff dem Meer / daß die Englische Flotta sich trennen / vnd ins weite Meer begeben muste: Man meynte gleichwol / sie würde vmb den 12. 13. oder 14. gemelten Monats mit dem hohen Wasser widerkommen; aber sie blieb auß. Stillstand zwischen dem Engelländer vnd vnd Frantzoser / vnd handlung vom Frieden. Nichtlang hernach wurd ein Stillstadt zwischen den Engelländern vnd Frantzosen gemacht / vnd kam der Montaigu / ein Englischer Ritter / dessen droben gedacht worden / nach empfangenem sichern Geleyd / zum König in Franckreich / welchem er anzeigte / daß er Befelch hette / im Nahmen seines Königs / für die von Rochelle eine Fürbitt zu thun / vnd Jhre Königliche Mayestät zu ersuchen / daß Sie dieselbe in Gnaden annehmen / jhnen die Freyheil deß Gewissens lassen / dem von Subize vnnd Laval Pardon ertheilen / vnd der Englischen Besatzung / die in Rochelle läg / Quartier geben wolte. Ihm wurd geantwortet: Der König in Groß Britannien hette sich der Rochellern halben nicht zu bemühen: Jhre Königliche Mayest. in Franckreich müste wol / wie Sie sich gegen denselben verhalten solte. Mit der Englischen Besatzung in Rochelle würde man handlen / wie die Engelländer gegen den Frantzosen / die sie gefangen hetten / sich erzeigen würden. Das war der Bescheyd / den man jhm gab; sonst wurd er freundlich empfangen vnd wol tractieret / vnnd zeigte man jhm deß Königs in Franckreich Läger / die Schantzen / die vmb dasselbe gemacht waren / die Battereyen / wie auch den Damm vnd die Steckaden / mit welchen der Canal gesperret war. Also zog er wider zu seinem König in Engelland.

Bey wehrendem Stillstandt besuchten die Engelländer vnd Frantzosen einander / vnd hielten freundlich Gespräch mit einander. Gleichwol beklagten sich die Frantzosen bey dem General der Englischen Flotta / daß ohnangesehen deß

zum Zeichen sie jhre Fahnen außsteckten / vnd mit allen Glocken in der Stadt leuten liessen. Wie die gantze Flott auff die Königische herzu fuhr / ließ der König etliche Schüß auß groben Stücken auff sie thun / vnd kamen etliche Galioten deß Königs jhr entgegen / zu scharmütziren / da dann auff beyden Seiten dapffer geschossen ward. Die Engelländer hatten etliche kleine Flötze von Weiden vnd Holtz voran geschickt / auff welche sie etliche Petarden vnd Fewerwerck geleget / die Königische Schiff damit anzuzünden / aber dieselbe wurden von den Frantzosen auffgefangen / Schifstreit zwischen den Engelländein vnd Frantzosen. vnd thäten keinen Schaden. Sie waren in zweiffel / wie sie die Sach angreiffen solten / sonderlich als sie sahen / daß sie nicht köndten an den Damm kommen. Der König / welcher vermeynte / daß sie auß den Schiffen steygen / vnd sich zu Land begeben würden / besetzte das Vfer mit seinem Volck. An dem Haupt der Bay war er selbsten mit einer grossen Anzahl freywilligen vnd vom Adel: Der Hertzog von Angoulesme vnd der Marschall von Schönberg / beyde Feld-Obristen / bewahrten die Spitz von Coreille / vnd waren die leichte Pferd / vber welche der von Trimoville commandirte / dem Fußvolck beystandt zu leisten.

Den 3. Octobris / wie die Engelländer guten Wind hatten / zohen sie jhre Segel auff / vnd fuhren auff die Königische zu. Da ward in dem gantzen Läger deß Königs Lermen geblasen / vnd begab sich ein jeder zu Pferdt vnd zu Fuß an seinen Ort. Der Streit gieng auff dem Meer dapffer an / vnd wärete vierthalb Stund lang / in welcher Zeit mehr dann 5000. Schüß auß groben Stücken zu beyden Seiten geschahen. Die Engelländer schossen nicht allein auff deß Königs Schiff / sondern auff die / so am Land hielten / vnd das Vfer bewahrten / wie dann auch von dannen auff sie dapffer geschossen ward. Der König war dazumal in nicht geringer Gefahr: dann etliche Kugeln vier Schritt von jhm in die Erd gefahren / etliche seynd hart neben vnnd vber jhn geflogen: vnd ob wol seine Leut / die bey jhm stunden / jhn höchlich baten / daß er sich von dannen / vnd auß der Gefahr begeben wolte / blieb er doch an seinem Orth gantz vnerschrocken / vnnd wolte nicht einen Schritt zu rück weichen. Die von Rochelle feyreten auch nicht mit jhrem Geschütz / vnd kam eine Kugel auß der Stadt auff die Spitz Coreille geflogen / die fünff vornehme Frantzösische Herren / so daselbst stunden / erschlug / vnd hat wenig gefehlt / daß sie nicht auch den Feldobersten vnd andere mehr getroffen hette.

In diesem Treffen sind auff deß Königs Seiten nicht mehr dann acht vnd zwantzig Mann vmbkommen / vnd vierzehen verletzt worden. Aber die Engelländer / auff welche man so wol auß den Battereyen auff dem Land / als auß deß Königs Schiffen dapffer Fewer geben / haben sehr eingebüst / vnnd viel von den jhrigen / sampt etlichen Schiffen verlohren. Die von Rochelle thaten zwar jhren Hafen auff / vnd stelleten sich / als wann sie herauß fahren / vnd den Damm vberfallenwolten: aber sie dorfftens nicht wagen / vnd schickten nur ein Brandschiff herauß / welches nichts außrichtete / vnd alsobald von den Königischen in Grund geschossen ward.

Die Engellän der ziehen vnverrichter Sachen von Rochelle wider ab. Folgenden Tags / deß Morgens vmb halber sieben / fiengen die Engelländer abermal an zu schiessen; kamen aber nicht so nahe an die Königische / wie den Tag zuvor. Das schiessen beyderseyts wärete vier Stundlang: Vnder dessen schickten die Engelländer neun Brandschiff vnder die Frantzosen / mit welchen sie vermeinten dieselbe zu beschädigen / vnnd einen Vortheil zu gewinnen. Aber die Frantzosen kamen mit etlichen Barcken an dieselbige Schiff angefahren / vnd zogen sie mit Hacken vnd Seylen beyseyts / daß sie keinen Schaden thun kondten. Vnd ob wol die Engelländer auff dieselbe Barcken hefftig schossen / warddoch niemand getroffen. Wie nun die Engelländer gesehen / daß sie nichts schaffen konten / vnd daß die Frantzosen jhnen mit dem Geschütz von allen Seyten so dapffer zusetzten / wichen sie mit jhrer Flotta zu rück vnd liessen die Rocheller im Stich / welche in höchster Noth waren.

Vom 4. biß zum 8. Octobris war ein solcher Sturm auff dem Meer / daß die Englische Flotta sich trennen / vnd ins weite Meer begeben muste: Man meynte gleichwol / sie würde vmb den 12. 13. oder 14. gemelten Monats mit dem hohen Wasser widerkommen; aber sie blieb auß. Stillstand zwischen dem Engelländer vnd vñ Frantzoser / vnd handlung vom Frieden. Nichtlang hernach wurd ein Stillstadt zwischen den Engelländern vnd Frantzosen gemacht / vnd kam der Montaigu / ein Englischer Ritter / dessen droben gedacht worden / nach empfangenem sichern Geleyd / zum König in Franckreich / welchem er anzeigte / daß er Befelch hette / im Nahmen seines Königs / für die von Rochelle eine Fürbitt zu thun / vnd Jhre Königliche Mayestät zu ersuchen / daß Sie dieselbe in Gnaden annehmen / jhnen die Freyheil deß Gewissens lassen / dem von Subize vnnd Laval Pardon ertheilen / vnd der Englischen Besatzung / die in Rochelle läg / Quartier geben wolte. Ihm wurd geantwortet: Der König in Groß Britannien hette sich der Rochellern halben nicht zu bemühen: Jhre Königliche Mayest. in Franckreich müste wol / wie Sie sich gegen denselben verhalten solte. Mit der Englischen Besatzung in Rochelle würde man handlen / wie die Engelländer gegen den Frantzosen / die sie gefangen hetten / sich erzeigen würden. Das war der Bescheyd / den man jhm gab; sonst wurd er freundlich empfangen vnd wol tractieret / vnnd zeigte man jhm deß Königs in Franckreich Läger / die Schantzen / die vmb dasselbe gemacht waren / die Battereyen / wie auch den Damm vnd die Steckaden / mit welchen der Canal gesperret war. Also zog er wider zu seinem König in Engelland.

Bey wehrendem Stillstandt besuchten die Engelländer vnd Frantzosen einander / vnd hielten freundlich Gespräch mit einander. Gleichwol beklagten sich die Frantzosen bey dem General der Englischen Flotta / daß ohnangesehen deß

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          <p>Den 3. Octobris / wie die Engelländer guten Wind hatten / zohen sie jhre Segel                      auff / vnd fuhren auff die Königische zu. Da ward in dem gantzen Läger deß                      Königs Lermen geblasen / vnd begab sich ein jeder zu Pferdt vnd zu Fuß an seinen                      Ort. Der Streit gieng auff dem Meer dapffer an / vnd wärete vierthalb Stund lang                      / in welcher Zeit mehr dann 5000. Schüß auß groben Stücken zu beyden Seiten                      geschahen. Die Engelländer schossen nicht allein auff deß Königs Schiff /                      sondern auff die / so am Land hielten / vnd das Vfer bewahrten / wie dann auch                      von dannen auff sie dapffer geschossen ward. Der König war dazumal in nicht                      geringer Gefahr: dann etliche Kugeln vier Schritt von jhm in die Erd gefahren /                      etliche seynd hart neben vnnd vber jhn geflogen: vnd ob wol seine Leut / die bey                      jhm stunden / jhn höchlich baten / daß er sich von dannen / vnd auß der Gefahr                      begeben wolte / blieb er doch an seinem Orth gantz vnerschrocken / vnnd wolte                      nicht einen Schritt zu rück weichen. Die von Rochelle feyreten auch nicht mit                      jhrem Geschütz / vnd kam eine Kugel auß der Stadt auff die Spitz Coreille                      geflogen / die fünff vornehme Frantzösische Herren / so daselbst stunden /                      erschlug / vnd hat wenig gefehlt / daß sie nicht auch den Feldobersten vnd                      andere mehr getroffen hette.</p>
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          <p>Vom 4. biß zum 8. Octobris war ein solcher Sturm auff dem Meer / daß die                      Englische Flotta sich trennen / vnd ins weite Meer begeben muste: Man meynte                      gleichwol / sie würde vmb den 12. 13. oder 14. gemelten Monats mit dem hohen                      Wasser widerkommen; aber sie blieb auß. <note place="right">Stillstand                          zwischen dem Engelländer vnd vn&#x0303; Frantzoser / vnd handlung vom                          Frieden.</note> Nichtlang hernach wurd ein Stillstadt zwischen den                      Engelländern vnd Frantzosen gemacht / vnd kam der Montaigu / ein Englischer                      Ritter / dessen droben gedacht worden / nach empfangenem sichern Geleyd / zum                      König in Franckreich / welchem er anzeigte / daß er Befelch hette / im Nahmen                      seines Königs / für die von Rochelle eine Fürbitt zu thun / vnd Jhre Königliche                      Mayestät zu ersuchen / daß Sie dieselbe in Gnaden annehmen / jhnen die Freyheil                      deß Gewissens lassen / dem von Subize vnnd Laval Pardon ertheilen / vnd der                      Englischen Besatzung / die in Rochelle läg / Quartier geben wolte. Ihm wurd                      geantwortet: Der König in Groß Britannien hette sich der Rochellern halben nicht                      zu bemühen: Jhre Königliche Mayest. in Franckreich müste wol / wie Sie sich                      gegen denselben verhalten solte. Mit der Englischen Besatzung in Rochelle würde                      man handlen / wie die Engelländer gegen den Frantzosen / die sie gefangen hetten                      / sich erzeigen würden. Das war der Bescheyd / den man jhm gab; sonst wurd er                      freundlich empfangen vnd wol tractieret / vnnd zeigte man jhm deß Königs in                      Franckreich Läger / die Schantzen / die vmb dasselbe gemacht waren / die                      Battereyen / wie auch den Damm vnd die Steckaden / mit welchen der Canal                      gesperret war. Also zog er wider zu seinem König in Engelland.</p>
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[1287/1438] zum Zeichen sie jhre Fahnen außsteckten / vnd mit allen Glocken in der Stadt leuten liessen. Wie die gantze Flott auff die Königische herzu fuhr / ließ der König etliche Schüß auß groben Stücken auff sie thun / vnd kamen etliche Galioten deß Königs jhr entgegen / zu scharmütziren / da dann auff beyden Seiten dapffer geschossen ward. Die Engelländer hatten etliche kleine Flötze von Weiden vnd Holtz voran geschickt / auff welche sie etliche Petarden vnd Fewerwerck geleget / die Königische Schiff damit anzuzünden / aber dieselbe wurden von den Frantzosen auffgefangen / vnd thäten keinen Schaden. Sie waren in zweiffel / wie sie die Sach angreiffen solten / sonderlich als sie sahen / daß sie nicht köndten an den Damm kommen. Der König / welcher vermeynte / daß sie auß den Schiffen steygen / vnd sich zu Land begeben würden / besetzte das Vfer mit seinem Volck. An dem Haupt der Bay war er selbsten mit einer grossen Anzahl freywilligen vnd vom Adel: Der Hertzog von Angoulesme vnd der Marschall von Schönberg / beyde Feld-Obristen / bewahrten die Spitz von Coreille / vnd waren die leichte Pferd / vber welche der von Trimoville commandirte / dem Fußvolck beystandt zu leisten. Schifstreit zwischen den Engelländein vnd Frantzosen. Den 3. Octobris / wie die Engelländer guten Wind hatten / zohen sie jhre Segel auff / vnd fuhren auff die Königische zu. Da ward in dem gantzen Läger deß Königs Lermen geblasen / vnd begab sich ein jeder zu Pferdt vnd zu Fuß an seinen Ort. Der Streit gieng auff dem Meer dapffer an / vnd wärete vierthalb Stund lang / in welcher Zeit mehr dann 5000. Schüß auß groben Stücken zu beyden Seiten geschahen. Die Engelländer schossen nicht allein auff deß Königs Schiff / sondern auff die / so am Land hielten / vnd das Vfer bewahrten / wie dann auch von dannen auff sie dapffer geschossen ward. Der König war dazumal in nicht geringer Gefahr: dann etliche Kugeln vier Schritt von jhm in die Erd gefahren / etliche seynd hart neben vnnd vber jhn geflogen: vnd ob wol seine Leut / die bey jhm stunden / jhn höchlich baten / daß er sich von dannen / vnd auß der Gefahr begeben wolte / blieb er doch an seinem Orth gantz vnerschrocken / vnnd wolte nicht einen Schritt zu rück weichen. Die von Rochelle feyreten auch nicht mit jhrem Geschütz / vnd kam eine Kugel auß der Stadt auff die Spitz Coreille geflogen / die fünff vornehme Frantzösische Herren / so daselbst stunden / erschlug / vnd hat wenig gefehlt / daß sie nicht auch den Feldobersten vnd andere mehr getroffen hette. In diesem Treffen sind auff deß Königs Seiten nicht mehr dann acht vnd zwantzig Mann vmbkommen / vnd vierzehen verletzt worden. Aber die Engelländer / auff welche man so wol auß den Battereyen auff dem Land / als auß deß Königs Schiffen dapffer Fewer geben / haben sehr eingebüst / vnnd viel von den jhrigen / sampt etlichen Schiffen verlohren. Die von Rochelle thaten zwar jhren Hafen auff / vnd stelleten sich / als wann sie herauß fahren / vnd den Damm vberfallenwolten: aber sie dorfftens nicht wagen / vnd schickten nur ein Brandschiff herauß / welches nichts außrichtete / vnd alsobald von den Königischen in Grund geschossen ward. Folgenden Tags / deß Morgens vmb halber sieben / fiengen die Engelländer abermal an zu schiessen; kamen aber nicht so nahe an die Königische / wie den Tag zuvor. Das schiessen beyderseyts wärete vier Stundlang: Vnder dessen schickten die Engelländer neun Brandschiff vnder die Frantzosen / mit welchen sie vermeinten dieselbe zu beschädigen / vnnd einen Vortheil zu gewinnen. Aber die Frantzosen kamen mit etlichen Barcken an dieselbige Schiff angefahren / vnd zogen sie mit Hacken vnd Seylen beyseyts / daß sie keinen Schaden thun kondten. Vnd ob wol die Engelländer auff dieselbe Barcken hefftig schossen / warddoch niemand getroffen. Wie nun die Engelländer gesehen / daß sie nichts schaffen konten / vnd daß die Frantzosen jhnen mit dem Geschütz von allen Seyten so dapffer zusetzten / wichen sie mit jhrer Flotta zu rück vnd liessen die Rocheller im Stich / welche in höchster Noth waren. Die Engellän der ziehen vnverrichter Sachen von Rochelle wider ab. Vom 4. biß zum 8. Octobris war ein solcher Sturm auff dem Meer / daß die Englische Flotta sich trennen / vnd ins weite Meer begeben muste: Man meynte gleichwol / sie würde vmb den 12. 13. oder 14. gemelten Monats mit dem hohen Wasser widerkommen; aber sie blieb auß. Nichtlang hernach wurd ein Stillstadt zwischen den Engelländern vnd Frantzosen gemacht / vnd kam der Montaigu / ein Englischer Ritter / dessen droben gedacht worden / nach empfangenem sichern Geleyd / zum König in Franckreich / welchem er anzeigte / daß er Befelch hette / im Nahmen seines Königs / für die von Rochelle eine Fürbitt zu thun / vnd Jhre Königliche Mayestät zu ersuchen / daß Sie dieselbe in Gnaden annehmen / jhnen die Freyheil deß Gewissens lassen / dem von Subize vnnd Laval Pardon ertheilen / vnd der Englischen Besatzung / die in Rochelle läg / Quartier geben wolte. Ihm wurd geantwortet: Der König in Groß Britannien hette sich der Rochellern halben nicht zu bemühen: Jhre Königliche Mayest. in Franckreich müste wol / wie Sie sich gegen denselben verhalten solte. Mit der Englischen Besatzung in Rochelle würde man handlen / wie die Engelländer gegen den Frantzosen / die sie gefangen hetten / sich erzeigen würden. Das war der Bescheyd / den man jhm gab; sonst wurd er freundlich empfangen vnd wol tractieret / vnnd zeigte man jhm deß Königs in Franckreich Läger / die Schantzen / die vmb dasselbe gemacht waren / die Battereyen / wie auch den Damm vnd die Steckaden / mit welchen der Canal gesperret war. Also zog er wider zu seinem König in Engelland. Stillstand zwischen dem Engelländer vnd vñ Frantzoser / vnd handlung vom Frieden. Bey wehrendem Stillstandt besuchten die Engelländer vnd Frantzosen einander / vnd hielten freundlich Gespräch mit einander. Gleichwol beklagten sich die Frantzosen bey dem General der Englischen Flotta / daß ohnangesehen deß

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Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1438>, abgerufen am 23.11.2024.