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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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zurück weichen müssen / vnd den Petard hinderlassen. Der Landtag zu Thoren / dessen kurtz zuvor Meldung geschehen / hat den 29. November seinen Anfang gehabt / vnd ist den 11. Dec. geendet worden: Darbey wenig zun Frieden / sondern mehr den Krieg zu continuiren beschlossen / vnd darzu 6. thonnen Golds von den Ständen verwilligt worden.

Tartarn Einfall in in Polen. Zu Anfang deß Monats Dec. haben die Tartarn in die 4000. starck / ein Einfall in Polen gethan / sind von den Polnischen Obersten Konitz Poltzky dergestalt empfangen worden / dz jrer wenig davon kommen: welches mit einen sonderlichen kriegslist geschehen. Dann als sich die Polacken gegen den Tartarn zu schwach befunden / haben sie das Landvolck hin vnd wider warnen lassen / sich an sichere Ort zu begeben / hernach sich in einen wald reterirt. Als nun die Tartarn der Cossacken Flucht vernommen / haben sie sich in 4. hauffen zertheilt / deren jeder auff 10000. sich belauffen: einen haben sie zu verwahrung jres Lägers / die andern 3. zu durchstreiffung deß Lands verordnet. Auff welches sich die Cossackenher für gethan / erstlich der Tartarn Läger vberfallen / alles nider gehawr / hernach sich darinn still gehalten / biß ein hauffen Tartarn mit jrem Raub herbey kommen / welchen sie vnversehens / in dem sie ohn alle sorg vnnd Ordnung daher zogen / vberfallen / vnd den mehrern theil tod geschlagen: wie auch den andern beyden hanffen widerfahren: Darbey ein grosse Anzahl neben jhrem General gefangen worden.

Türcken von den Persiern geschlagen. Ob wol dieser zeit in der Christenheit vnnd gegen Nidergang fast alles mit Krieg erfüllet gewesen / ist darumb der vnruhige Mars in Orient nit still gesessen. Dann vmb diese zeit ein blutige Schlacht zwischen den Türcken vnd Persern geschehen / welche ein geraume zeit gegen einander mit grosser Macht zu Feld gelegen: Vnd ist die Türckische Armada / nahe bey Babilonien biß auffs Haupt geschlagen / in 20000 Türcken erlegt / vnnd also ein ansehenliche Victori von den Persern erhalten worden / welche den Türcken dermassen nachgesetzt / daß wenig mit der Flucht entrunnen / worauff die obsigende vnderschiedliche Orth / so sie hiebevor verlohren / wider in jren Gewalt gebracht. Dardurch ist erfolget / daß die Janitscharen vnd Spachi zu Constantinopel / weil viel jrer Blutsfreund in angeregter Niderlag geblieben / vnnd man nit alle Notthurfft dem Läger zugeführt / damit es desto besser den Feind bastant seyn können / rebellirt / vnd deß Türckischen Keysers Mutter / als welche das Regiment geführt / Haupt begehrt. Demnach nun dieser Tumult sehr vberhand genommen / hat der Türckische Keyser der Spachi vnd Janitscharen Capitain ins Serraglio erfordert / als wann er jhre Beschwerungen anhören wolte: wie sie aber hinein kommen / hat er jhre acht enthaupten vnd 30. stranguliren lassen / dardurch der Tumult sich allgemach gestillet.

Absterben Hertzog Christians von Braunschweig. In diesem Jahr den 6. May ist Hertzog Christian der jünger / so biß hero den Papisten viel zu thun gemacht / vnd dahero auch sehr von jnen geförchtet worden / mit Tod abgangen / nach dem er eine zeitlang mit einem beschwerlichen Fieber behafftet gewesen / vnd solche Kranckheit je länger je mehr vberhand genommen. Als die Doctores den Cörper eröffnet vnd besichtiget / haben sie das Inngeweid vnnd sonderlich die partes vmb das Hertz schwarz / auch gleichsamb schwartze Blatern daran gefunden: daranß zu schliessen / jm sey schon vorlängst Gifft bey gebracht worden / welches aber den Effect so bald nit erlangen können.

Landgraff Ludwigen zu Darmbstatt. Den 7. Augusti vnder wehrender Belägerung der Vestung Rheinfelß ist Landgraff Ludwig zu Hessen Darmbstatt / mit grosser Betrübnuß seiner Diener vnd Vnderthanen / in beysein viel vornemer vnd Fürstlicher Personen / wie auch seiner Räthe / tods verblichen / nachdem er etliche wochen lang mit Leibs schwachheit behafftet gewesen. Ertzbischöffen von Mayntz. Diesem ist Churfürst Johann Schweickhard Ertzbischoff zu Mayntz bald nach gefolget. Welcher / nach dem er fast ein Jahr sich vbel auff befunden / den 17. Sept. deß Abends zwischen 10. vnd 11. Vhren diese Welt gesegnet im 75. Jahr seines Alters. Den 29. dedachten Monats ist sein Leichnam / auff einem schwartzen Schiff voller Wachs vnnd Windliechter besteckt / von Aschaffenburg den Mayn hinab nach Mayntz geführet worden / sampt einen ansehenlichen Comitat / so zu Land in richtiger Ordnung 300. Pferd starck / beneben vielen Kutschen / wie auch Leibpferden / so mit schwartzem Tuch bedeckt gewesen / durch Franckfurt seinen Weg genommen / vnnd seynd daselbs vnder dessen in den Päbstischen Kirchen alle Glocken geleutet worden.

Newer Ertzbischoff zu Mayntz. An seine statt ist den 20. Oct. durch einhellige vnd ordentliche Wahl deß Thumbcapituls / mit gewöhnlichen Solenniteten / Georg Friderich deß vhralten Geschlechts von Greiffenklaw / Bischoff zu Wormbs vnd Thumprobst zu Mayntz / ein friedliebender vnd verständiger HErr / zum Ertzbischoffen zu Mayntz vnnd Churfürsten erwöhlet vnd proclamirt worden.

Ertzbischoffs zu Lyon. In diesem Jar starb auch der Cardinal Marquemont Ertzbischoff zu Lyon / welcher in Franckreich in grossem Ansehen gewesen / vnd für einen vortreflichen Praelaten gehalten worden. Er führete einen vnsträfllichen Wandel / vnnd war lind vnd sittsamb in seinen Wesen / in hohen Geschäfften wol erfahren / dem Vatterland vnd dem König getrew: derowegen Franckreich seinen Todt sehr beklagt hat / vnnd solche desto mehr / weil er ausserhalb Lands / nemblich zu Rom gestorben vnd begrabenist.

Hertzogen de la Deßdigveres. Es ist auch im Herbstmonat in Franckreich der weitberühmte Kriegsheld Frantz von Bonne / Hertzog de la Deßdigveres / welcher endlich der 12. Fürsten einer / die man Pares nennet / vnd Constabel worden / durch den zeitlichen Tod hingenommen worden / im Jahr seines Alters 84. von Jugend auff hat er sich im Kriegen im Delphinat für die Reformirten gebrauchen lassen / vnd ist fast allezeit sieghafft gewesen: hat auch offtmals Krieg geführet wider den Hertzogen von Savoyen / deme er grossen Abbruch gethan. Als er ein geraume zeit im Delphinat König-

zurück weichen müssen / vnd den Petard hinderlassen. Der Landtag zu Thoren / dessen kurtz zuvor Meldung geschehen / hat den 29. November seinen Anfang gehabt / vñ ist den 11. Dec. geendet worden: Darbey wenig zũ Frieden / sondern mehr dẽ Krieg zu continuiren beschlossen / vnd darzu 6. thoñen Golds von den Ständẽ verwilligt wordẽ.

Tartarn Einfall in in Polen. Zu Anfang deß Monats Dec. haben die Tartarn in die 4000. starck / ein Einfall in Polen gethan / sind von den Polnischen Obersten Konitz Poltzky dergestalt empfangẽ wordẽ / dz jrer wenig davõ kom̃en: welches mit einẽ sonderlichẽ kriegslist geschehen. Dann als sich die Polacken gegen den Tartarn zu schwach befunden / haben sie das Landvolck hin vnd wider warnen lassen / sich an sichere Ort zu begeben / hernach sich in einen wald reterirt. Als nun die Tartarn der Cossackẽ Flucht vernommen / haben sie sich in 4. hauffen zertheilt / deren jeder auff 10000. sich belauffen: einen habẽ sie zu verwahrung jres Lägers / die andern 3. zu durchstreiffung deß Lands verordnet. Auff welches sich die Cossackenher für gethan / erstlich der Tartarn Läger vberfallen / alles nider gehawr / hernach sich dariñ still gehalten / biß ein hauffen Tartarn mit jrem Raub herbey kommen / welchen sie vnversehens / in dem sie ohn alle sorg vnnd Ordnung daher zogen / vberfallẽ / vnd dẽ mehrern theil tod geschlagen: wie auch dẽ andern beyden hanffen widerfahren: Darbey ein grosse Anzahl neben jhrem General gefangen worden.

Türcken võ den Persiern geschlagen. Ob wol dieser zeit in der Christenheit vnnd gegen Nidergang fast alles mit Krieg erfüllet gewesen / ist darumb der vnruhige Mars in Orient nit still gesessen. Dann vmb diese zeit ein blutige Schlacht zwischen den Türcken vnd Persern geschehen / welche ein geraume zeit gegen einander mit grosser Macht zu Feld gelegen: Vnd ist die Türckische Armada / nahe bey Babilonien biß auffs Haupt geschlagen / in 20000 Türcken erlegt / vnnd also ein ansehenliche Victori von den Persern erhalten wordẽ / welche den Türcken dermassen nachgesetzt / daß wenig mit der Flucht entrunnen / worauff die obsigende vnderschiedliche Orth / so sie hiebevor verlohren / wider in jren Gewalt gebracht. Dardurch ist erfolget / daß die Janitscharen vnd Spachi zu Constantinopel / weil viel jrer Blutsfreund in angeregter Niderlag geblieben / vnnd man nit alle Notthurfft dem Läger zugeführt / damit es desto besser dẽ Feind bastant seyn können / rebellirt / vnd deß Türckischen Keysers Mutter / als welche das Regiment geführt / Haupt begehrt. Demnach nun dieser Tumult sehr vberhand genom̃en / hat der Türckische Keyser der Spachi vnd Janitscharen Capitain ins Serraglio erfordert / als wann er jhre Beschwerungen anhören wolte: wie sie aber hinein kommen / hat er jhre acht enthaupten vnd 30. stranguliren lassen / dardurch der Tumult sich allgemach gestillet.

Absterben Hertzog Christians võ Braunschweig. In diesem Jahr den 6. May ist Hertzog Christian der jünger / so biß hero den Papisten viel zu thun gemacht / vnd dahero auch sehr von jnen geförchtet worden / mit Tod abgangen / nach dem er eine zeitlang mit einem beschwerlichen Fieber behafftet gewesen / vnd solche Kranckheit je länger je mehr vberhand genommen. Als die Doctores den Cörper eröffnet vnd besichtiget / haben sie das Inngeweid vnnd sonderlich die partes vmb das Hertz schwarz / auch gleichsamb schwartze Blatern daran gefunden: daranß zu schliessen / jm sey schon vorlängst Gifft bey gebracht worden / welches aber den Effect so bald nit erlangen können.

Landgraff Ludwigen zu Darmbstatt. Den 7. Augusti vnder wehrender Belägerung der Vestung Rheinfelß ist Landgraff Ludwig zu Hessen Darmbstatt / mit grosser Betrübnuß seiner Diener vnd Vnderthanen / in beysein viel vornemer vñ Fürstlicher Personen / wie auch seiner Räthe / tods verblichen / nachdem er etliche wochen lang mit Leibs schwachheit behafftet gewesen. Ertzbischöffen von Mayntz. Diesem ist Churfürst Johann Schweickhard Ertzbischoff zu Mayntz bald nach gefolget. Welcher / nach dem er fast ein Jahr sich vbel auff befunden / den 17. Sept. deß Abends zwischen 10. vnd 11. Vhren diese Welt gesegnet im 75. Jahr seines Alters. Den 29. dedachten Monats ist sein Leichnam / auff einem schwartzen Schiff voller Wachs vnnd Windliechter besteckt / von Aschaffenburg den Mayn hinab nach Mayntz geführet worden / sampt einẽ ansehenlichen Comitat / so zu Land in richtiger Ordnung 300. Pferd starck / beneben vielen Kutschen / wie auch Leibpferden / so mit schwartzem Tuch bedeckt gewesen / durch Franckfurt seinen Weg genommen / vnnd seynd daselbs vnder dessen in den Päbstischen Kirchen alle Glocken geleutet worden.

Newer Ertzbischoff zu Mayntz. An seine statt ist den 20. Oct. durch einhellige vnd ordentliche Wahl deß Thumbcapituls / mit gewöhnlichen Solenniteten / Georg Friderich deß vhralten Geschlechts von Greiffenklaw / Bischoff zu Wormbs vnd Thumprobst zu Mayntz / ein friedliebender vnd verständiger HErr / zum Ertzbischoffen zu Mayntz vnnd Churfürsten erwöhlet vnd proclamirt worden.

Ertzbischoffs zu Lyon. In diesem Jar starb auch der Cardinal Marquemont Ertzbischoff zu Lyon / welcher in Franckreich in grossem Ansehen gewesen / vnd für einen vortreflichen Praelaten gehalten worden. Er führete einen vnsträfllichen Wandel / vnnd war lind vnd sittsamb in seinẽ Wesen / in hohen Geschäfften wol erfahren / dem Vatterland vnd dem König getrew: derowegen Franckreich seinen Todt sehr beklagt hat / vnnd solche desto mehr / weil er ausserhalb Lands / nemblich zu Rom gestorben vnd begrabenist.

Hertzogen de la Deßdigveres. Es ist auch im Herbstmonat in Franckreich der weitberühmte Kriegsheld Frantz von Bonne / Hertzog de la Deßdigveres / welcher endlich der 12. Fürsten einer / die man Pares nennet / vnd Constabel worden / durch den zeitlichen Tod hingenommen worden / im Jahr seines Alters 84. von Jugend auff hat er sich im Kriegen im Delphinat für die Reformirten gebrauchen lassen / vnd ist fast allezeit sieghafft gewesen: hat auch offtmals Krieg geführet wider den Hertzogen von Savoyen / deme er grossen Abbruch gethan. Als er ein geraume zeit im Delphinat König-

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          <p><note place="left">Tartarn Einfall in <sic>in</sic> Polen.</note> Zu Anfang deß                      Monats Dec. haben die Tartarn in die 4000. starck / ein Einfall in Polen gethan                      / sind von den Polnischen Obersten Konitz Poltzky dergestalt empfange&#x0303; worde&#x0303; / dz                      jrer wenig davo&#x0303; kom&#x0303;en: welches mit eine&#x0303;                      sonderliche&#x0303; kriegslist geschehen. Dann als sich die Polacken gegen den Tartarn                      zu schwach befunden / haben sie das Landvolck hin vnd wider warnen lassen / sich                      an sichere Ort zu begeben / hernach sich in einen wald reterirt. Als nun die                      Tartarn der Cossacke&#x0303; Flucht vernommen / haben sie sich in 4. hauffen zertheilt /                      deren jeder auff 10000. sich belauffen: einen habe&#x0303; sie zu verwahrung jres Lägers                      / die andern 3. zu durchstreiffung deß Lands verordnet. Auff welches sich die                      Cossackenher für gethan / erstlich der Tartarn Läger vberfallen / alles nider                      gehawr / hernach sich darin&#x0303; still gehalten / biß ein hauffen                      Tartarn mit jrem Raub herbey kommen / welchen sie vnversehens / in dem sie ohn                      alle sorg vnnd Ordnung daher zogen / vberfalle&#x0303; / vnd de&#x0303; mehrern theil tod                      geschlagen: wie auch de&#x0303; andern beyden hanffen widerfahren: Darbey ein grosse                      Anzahl neben jhrem General gefangen worden.</p>
          <p><note place="left">Türcken vo&#x0303; den Persiern geschlagen.</note> Ob wol                      dieser zeit in der Christenheit vnnd gegen Nidergang fast alles mit Krieg                      erfüllet gewesen / ist darumb der vnruhige Mars in Orient nit still gesessen.                      Dann vmb diese zeit ein blutige Schlacht zwischen den Türcken vnd Persern                      geschehen / welche ein geraume zeit gegen einander mit grosser Macht zu Feld                      gelegen: Vnd ist die Türckische Armada / nahe bey Babilonien biß auffs Haupt                      geschlagen / in 20000 Türcken erlegt / vnnd also ein ansehenliche Victori von                      den Persern erhalten worde&#x0303; / welche den Türcken dermassen nachgesetzt / daß                      wenig mit der Flucht entrunnen / worauff die obsigende vnderschiedliche Orth /                      so sie hiebevor verlohren / wider in jren Gewalt gebracht. Dardurch ist erfolget                      / daß die Janitscharen vnd Spachi zu Constantinopel / weil viel jrer Blutsfreund                      in angeregter Niderlag geblieben / vnnd man nit alle Notthurfft dem Läger                      zugeführt / damit es desto besser de&#x0303; Feind bastant seyn können / rebellirt / vnd                      deß Türckischen Keysers Mutter / als welche das Regiment geführt / Haupt                      begehrt. Demnach nun dieser Tumult sehr vberhand genom&#x0303;en / hat                      der Türckische Keyser der Spachi vnd Janitscharen Capitain ins Serraglio                      erfordert / als wann er jhre Beschwerungen anhören wolte: wie sie aber hinein                      kommen / hat er jhre acht enthaupten vnd 30. stranguliren lassen / dardurch der                      Tumult sich allgemach gestillet.</p>
          <p><note place="left">Absterben Hertzog Christians vo&#x0303; Braunschweig.</note> In                      diesem Jahr den 6. May  ist Hertzog Christian der jünger / so biß hero den                      Papisten viel zu thun gemacht / vnd dahero auch sehr von jnen geförchtet worden                      / mit Tod abgangen / nach dem er eine zeitlang mit einem beschwerlichen Fieber                      behafftet gewesen / vnd solche Kranckheit je länger je mehr vberhand genommen.                      Als die Doctores den Cörper eröffnet vnd besichtiget / haben sie das Inngeweid                      vnnd sonderlich die partes vmb das Hertz schwarz / auch gleichsamb schwartze                      Blatern daran gefunden: daranß zu schliessen / jm sey schon vorlängst Gifft bey                      gebracht worden / welches aber den Effect so bald nit erlangen können.</p>
          <p><note place="right">Landgraff Ludwigen zu Darmbstatt.</note> Den 7.                      Augusti vnder wehrender Belägerung der Vestung Rheinfelß ist Landgraff Ludwig zu                      Hessen Darmbstatt / mit grosser Betrübnuß seiner Diener vnd Vnderthanen / in                      beysein viel vornemer vn&#x0303; Fürstlicher Personen / wie auch seiner                      Räthe / tods verblichen / nachdem er etliche wochen lang mit Leibs schwachheit                      behafftet gewesen. <note place="right">Ertzbischöffen von Mayntz.</note>                      Diesem ist Churfürst Johann Schweickhard Ertzbischoff zu Mayntz bald nach                      gefolget. Welcher / nach dem er fast ein Jahr sich vbel auff befunden / den 17.                      Sept. deß Abends zwischen 10. vnd 11. Vhren diese Welt gesegnet im 75. Jahr                      seines Alters. Den 29. dedachten Monats ist sein Leichnam / auff einem                      schwartzen Schiff voller Wachs vnnd Windliechter besteckt / von Aschaffenburg                      den Mayn hinab nach Mayntz geführet worden / sampt eine&#x0303; ansehenlichen Comitat /                      so zu Land in richtiger Ordnung 300. Pferd starck / beneben vielen Kutschen /                      wie auch Leibpferden / so mit schwartzem Tuch bedeckt gewesen / durch Franckfurt                      seinen Weg genommen / vnnd seynd daselbs vnder dessen in den Päbstischen Kirchen                      alle Glocken geleutet worden.</p>
          <p><note place="right"> Newer Ertzbischoff zu Mayntz.</note> An seine statt                      ist den 20. Oct. durch einhellige vnd ordentliche Wahl deß Thumbcapituls / mit                      gewöhnlichen Solenniteten / Georg Friderich deß vhralten Geschlechts von                      Greiffenklaw / Bischoff zu Wormbs vnd Thumprobst zu Mayntz / ein friedliebender                      vnd verständiger HErr / zum Ertzbischoffen zu Mayntz vnnd Churfürsten erwöhlet                      vnd proclamirt worden.</p>
          <p><note place="right">Ertzbischoffs zu Lyon.</note> In diesem Jar starb auch                      der Cardinal Marquemont Ertzbischoff zu Lyon / welcher in Franckreich in grossem                      Ansehen gewesen / vnd für einen vortreflichen Praelaten gehalten worden. Er                      führete einen vnsträfllichen Wandel / vnnd war lind vnd sittsamb in seine&#x0303;                      Wesen / in hohen Geschäfften wol erfahren / dem Vatterland vnd dem König getrew:                      derowegen Franckreich seinen Todt sehr beklagt hat / vnnd solche desto mehr /                      weil er ausserhalb Lands / nemblich zu Rom gestorben vnd begrabenist.</p>
          <p><note place="right">Hertzogen de la Deßdigveres.</note> Es ist auch im                      Herbstmonat in Franckreich der weitberühmte Kriegsheld Frantz von Bonne /                      Hertzog de la Deßdigveres / welcher endlich der 12. Fürsten einer / die man                      Pares nennet / vnd Constabel worden / durch den zeitlichen Tod hingenommen                      worden / im Jahr seines Alters 84. von Jugend auff hat er sich im Kriegen im                      Delphinat für die Reformirten gebrauchen lassen / vnd ist fast allezeit                      sieghafft gewesen: hat auch offtmals Krieg geführet wider den Hertzogen von                      Savoyen / deme er grossen Abbruch gethan. Als er ein geraume zeit im Delphinat                              König-
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[1082/1221] zurück weichen müssen / vnd den Petard hinderlassen. Der Landtag zu Thoren / dessen kurtz zuvor Meldung geschehen / hat den 29. November seinen Anfang gehabt / vñ ist den 11. Dec. geendet worden: Darbey wenig zũ Frieden / sondern mehr dẽ Krieg zu continuiren beschlossen / vnd darzu 6. thoñen Golds von den Ständẽ verwilligt wordẽ. Zu Anfang deß Monats Dec. haben die Tartarn in die 4000. starck / ein Einfall in Polen gethan / sind von den Polnischen Obersten Konitz Poltzky dergestalt empfangẽ wordẽ / dz jrer wenig davõ kom̃en: welches mit einẽ sonderlichẽ kriegslist geschehen. Dann als sich die Polacken gegen den Tartarn zu schwach befunden / haben sie das Landvolck hin vnd wider warnen lassen / sich an sichere Ort zu begeben / hernach sich in einen wald reterirt. Als nun die Tartarn der Cossackẽ Flucht vernommen / haben sie sich in 4. hauffen zertheilt / deren jeder auff 10000. sich belauffen: einen habẽ sie zu verwahrung jres Lägers / die andern 3. zu durchstreiffung deß Lands verordnet. Auff welches sich die Cossackenher für gethan / erstlich der Tartarn Läger vberfallen / alles nider gehawr / hernach sich dariñ still gehalten / biß ein hauffen Tartarn mit jrem Raub herbey kommen / welchen sie vnversehens / in dem sie ohn alle sorg vnnd Ordnung daher zogen / vberfallẽ / vnd dẽ mehrern theil tod geschlagen: wie auch dẽ andern beyden hanffen widerfahren: Darbey ein grosse Anzahl neben jhrem General gefangen worden. Tartarn Einfall in in Polen. Ob wol dieser zeit in der Christenheit vnnd gegen Nidergang fast alles mit Krieg erfüllet gewesen / ist darumb der vnruhige Mars in Orient nit still gesessen. Dann vmb diese zeit ein blutige Schlacht zwischen den Türcken vnd Persern geschehen / welche ein geraume zeit gegen einander mit grosser Macht zu Feld gelegen: Vnd ist die Türckische Armada / nahe bey Babilonien biß auffs Haupt geschlagen / in 20000 Türcken erlegt / vnnd also ein ansehenliche Victori von den Persern erhalten wordẽ / welche den Türcken dermassen nachgesetzt / daß wenig mit der Flucht entrunnen / worauff die obsigende vnderschiedliche Orth / so sie hiebevor verlohren / wider in jren Gewalt gebracht. Dardurch ist erfolget / daß die Janitscharen vnd Spachi zu Constantinopel / weil viel jrer Blutsfreund in angeregter Niderlag geblieben / vnnd man nit alle Notthurfft dem Läger zugeführt / damit es desto besser dẽ Feind bastant seyn können / rebellirt / vnd deß Türckischen Keysers Mutter / als welche das Regiment geführt / Haupt begehrt. Demnach nun dieser Tumult sehr vberhand genom̃en / hat der Türckische Keyser der Spachi vnd Janitscharen Capitain ins Serraglio erfordert / als wann er jhre Beschwerungen anhören wolte: wie sie aber hinein kommen / hat er jhre acht enthaupten vnd 30. stranguliren lassen / dardurch der Tumult sich allgemach gestillet. Türcken võ den Persiern geschlagen. In diesem Jahr den 6. May ist Hertzog Christian der jünger / so biß hero den Papisten viel zu thun gemacht / vnd dahero auch sehr von jnen geförchtet worden / mit Tod abgangen / nach dem er eine zeitlang mit einem beschwerlichen Fieber behafftet gewesen / vnd solche Kranckheit je länger je mehr vberhand genommen. Als die Doctores den Cörper eröffnet vnd besichtiget / haben sie das Inngeweid vnnd sonderlich die partes vmb das Hertz schwarz / auch gleichsamb schwartze Blatern daran gefunden: daranß zu schliessen / jm sey schon vorlängst Gifft bey gebracht worden / welches aber den Effect so bald nit erlangen können. Absterben Hertzog Christians võ Braunschweig. Den 7. Augusti vnder wehrender Belägerung der Vestung Rheinfelß ist Landgraff Ludwig zu Hessen Darmbstatt / mit grosser Betrübnuß seiner Diener vnd Vnderthanen / in beysein viel vornemer vñ Fürstlicher Personen / wie auch seiner Räthe / tods verblichen / nachdem er etliche wochen lang mit Leibs schwachheit behafftet gewesen. Diesem ist Churfürst Johann Schweickhard Ertzbischoff zu Mayntz bald nach gefolget. Welcher / nach dem er fast ein Jahr sich vbel auff befunden / den 17. Sept. deß Abends zwischen 10. vnd 11. Vhren diese Welt gesegnet im 75. Jahr seines Alters. Den 29. dedachten Monats ist sein Leichnam / auff einem schwartzen Schiff voller Wachs vnnd Windliechter besteckt / von Aschaffenburg den Mayn hinab nach Mayntz geführet worden / sampt einẽ ansehenlichen Comitat / so zu Land in richtiger Ordnung 300. Pferd starck / beneben vielen Kutschen / wie auch Leibpferden / so mit schwartzem Tuch bedeckt gewesen / durch Franckfurt seinen Weg genommen / vnnd seynd daselbs vnder dessen in den Päbstischen Kirchen alle Glocken geleutet worden. Landgraff Ludwigen zu Darmbstatt. Ertzbischöffen von Mayntz. An seine statt ist den 20. Oct. durch einhellige vnd ordentliche Wahl deß Thumbcapituls / mit gewöhnlichen Solenniteten / Georg Friderich deß vhralten Geschlechts von Greiffenklaw / Bischoff zu Wormbs vnd Thumprobst zu Mayntz / ein friedliebender vnd verständiger HErr / zum Ertzbischoffen zu Mayntz vnnd Churfürsten erwöhlet vnd proclamirt worden. Newer Ertzbischoff zu Mayntz. In diesem Jar starb auch der Cardinal Marquemont Ertzbischoff zu Lyon / welcher in Franckreich in grossem Ansehen gewesen / vnd für einen vortreflichen Praelaten gehalten worden. Er führete einen vnsträfllichen Wandel / vnnd war lind vnd sittsamb in seinẽ Wesen / in hohen Geschäfften wol erfahren / dem Vatterland vnd dem König getrew: derowegen Franckreich seinen Todt sehr beklagt hat / vnnd solche desto mehr / weil er ausserhalb Lands / nemblich zu Rom gestorben vnd begrabenist. Ertzbischoffs zu Lyon. Es ist auch im Herbstmonat in Franckreich der weitberühmte Kriegsheld Frantz von Bonne / Hertzog de la Deßdigveres / welcher endlich der 12. Fürsten einer / die man Pares nennet / vnd Constabel worden / durch den zeitlichen Tod hingenommen worden / im Jahr seines Alters 84. von Jugend auff hat er sich im Kriegen im Delphinat für die Reformirten gebrauchen lassen / vnd ist fast allezeit sieghafft gewesen: hat auch offtmals Krieg geführet wider den Hertzogen von Savoyen / deme er grossen Abbruch gethan. Als er ein geraume zeit im Delphinat König- Hertzogen de la Deßdigveres.

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1082. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1221>, abgerufen am 28.06.2024.