Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.vornehme Glieder deß Stadt Rahts / als den Stadt Richter Schröckinger / vnd drey andere / weil sie einer Verrätherey beschuldiget wurden / iustificiren lassen. Wordurch er jhm geringe affection hey den Inwohnern verursachte. So waren jhm sonsten auch die Bawren vbel gewogen vnd hefftig auff jhn verbittert / weil er jhnen viel Betrangnuß in der Religion vnd andere Vnbillichkeiten zugefüget; Dahero sie auch müglichstes Fleisses darnach getrachtet / wie sie jn in jhren Gewalt bringen / vnnd sich an jhm rechen möchten. Deßwegen sie dann den 25. Junij ein Requisition vnd Protestation Schreiben an die in der Stadt Lintz sich befindende Stände abgehen lassen / folgenden Inhalts; Schreiben der Bawren an die Stände zu Lintz. Hochwürdige / auch wolgeborne / Edle / Gestrenge / Veste / Ehrveste / Fürsichtige vnd Weise einer löblichen Landschafft dieses Ertzhertzogthumbs Oesterreich ob der Enß in der Keyserlichen Hauptstadt Lintz anwesende Herren vnnd Mitglieder deß Lands / auch andere darinn versamblete Burgerschafft vnd Gemeine / dieselben werden hiemit von einer gantzen Ehrsamen versamleten Bawerschafft / vnd derselben fürgesetzten Ober-vnd Vnterhauptleuten / auch andern Befelchshabern / erinnert / daß der vor augenschwebende Anzug vor der Keyserl. Haupt Statt vnd Schloß Lintz / der Römisch. Keyserl. Mayest. als vnserm allergnädigsten Erb Herrn vnd Lands-Fürsten / noch einigem Menschen / der es mit vns vätterlich / Christlich / trewlich / trewhertzig / vnd wol meinet / zu keiner Offenfion oder Beleidigung (so wir auch mit Gott bezeugen) nicht angesehen noch gemeindt / sondern die höchste betrangte Vrsach ist dieses / daß vns Adam von Herberstörff der zeit seßhafft in höchstgedachter der Keyserl. May. Schloß Lintz / nunmehr in etliche Jahr hochbedrengt. Dahero wir die löbliche Ständ vnd alle darin nen anwesende Christliche Hertzen gehorsamlich dienst-vnd freundl: ersuchen / die wollen vns ermeldten Adam von Herberstorff mit seiner Person alsbald herauß stellen / die darinnen liegende Soldaten mit Sack vnd Pack vnd jhren Seitenwehrn abziehen lassen / vnd vns die Stadt in vnser Besatzung vberantworten / auch damit wir im Einzug versichert / 50. ehrliche Mann zu Geissel / so pari passu von vns auch beschehen soll / in Angesicht nach Empfahung diß herauß ordnen / da sie aber deß von Herberstorff oder seiner Soldaten nit mächtig / so bitten wir / es wöllen sich die löblichen Herrn Ständ / Bürger / vnd Bawren / auch Inwohner sampt jhren Weib vnd Kinder / auch Haab vnd Gütern herauß / entweder nach Eberßberg in dz Schloß / oder in die Stadt Welß / alda jhnen genugsame Salva Guardia solle zu gestelt werden / begeben / vnnd diß vnser Erbieten alsbald mit der Trummel öffentlich zu jedermännigliches Wissen publiciren lassen. Wann aber diese vnser rechtmässige vnd wolmeinend Christliche Warnung nit verfangen wollen / so protestiren wir / an der Ruin vnschuldig / auch dessen bey J. Keys. May. allerdings wollen vnentgolten seyn / hierüber heben erwartender vnverzuglichen Antwort der Gnad Gottes vns alle befehiendt. Beschehen den 25. Junij Anno 1626. N. N. Ein gantze versamblete Ehrsame Bawerschafft vnd deroselben fürgesetzte Ober vnd Hauptleut / auch andere Befelchshaber im Christlichen Feldläger Ebelßberg. Vnder selbigem Dato haben sie auch an alle Herren / Ritter vnd Adel deß Landes betrohliche Schreiben gelangen lassen / vnd sie vermahnet / sich mit jhnen zu conjungiren / vnd zu jnen in das Hauptquartir zu verfügen / im widrigen wolten sie jhre Güter mit Brand heimsuchen / vnd jhre Personen vbel tractiren. Lintz von den Bawren vergeblich bestürmet. Als nun die Bawren mit jhrem Begeren an die Stände zu Lintz nit viel außgerichtet / haben sie darauff jhre Sachen mit ernst angegriffen / sich mit Gewalt an die Stadt gemacht vnd derselben mit schiessen hefftig zugesetzet / darbey der Ober-Hauptmann / Stephan Fädinger genant / seine Bursch angeführet / vnnd eine Posto beym Landhauß mit Sturm einzunemmen sich vnderstanden / ist aber mit verlust abgetrieben / vnd der Bawren vber zwey hundert erschossen / darbey Fädinger selbst in einen Schenckel hart verwundet worden / vnnd sein Pferdt vnder jhm erlegt worden. Den letzten Junij haben die Bawren vmb 4. Vhr nach mittag in der Vorstadt den Caplan-Hof / vnd ein Hauß ausserhalb der Lederer Gassen angefewret; weil aber solches Fewer nicht nach jhrem Intent angangen vnnd dardurch vber fünff Gebäw nicht verbronnen / haben sie vmb zehen Vhren in der Nacht ein anders in der Landschafft Stadel gelegt / welches biß an den andern Morgen vmb acht Vhren gewehret / vnd dieselbe gantze Seiten hinab / auch deß Lehners-Hauß vnd Stadel / sampt der gantzen Lederer-Gassen / vnnd fast alle Häser vnd Stadel auff dem Graben biß zu deß Männers Garten hinweg genommen / also daß in die siebentzig Häuser vnnd Stadel in die Aschen gelegt worden. Es ist zwar der Bawren Intention gewesen / weil der Wind gegen der Stadt gangen / es würde durch dieses Mittel das Fewer in die Stadt getragen / vnnd also selbige dardurch in Brand gebracht werden: Aberes hat jhnen gefehlet / vnnd ist der Stadt kein Schad geschehen / vnd hat die Abbrennung der Vorstadt den Bawren selber mehr geschadet / als genutzt / dann sie ein grossen Vortheil dardurch verlohren / weil sie in derselben ein guten Auffenthalt gehabt / vnd dahero denen in der Stadt heimlich zusetzen können. Inmittels haben sie auch Freystadt / so ein Paß in Böhmen / mit List in jhren Gewalt bekommen / vnnd darin sonderlich mit de Päbstischen sehr vbel gehauset / vnd in der Kirchen vnd deß Graffen von Meggaw Schloß alles zerschlagen vnd verderbet / welches den fünfften Julij geschehen. Bawren büssen vor Lintz ein. Hierauff haben sie den 21. Julij wider einen Sturm auff Lintz vorgenommen / aber mit Verlust in 500. Mann abgeschlagen worden. Vmb selbige zeit hat auch der Obriste Löbel eine Brücken vber die Enß geschlagen / mit etlichem Kriegs- vornehme Glieder deß Stadt Rahts / als den Stadt Richter Schröckinger / vnd drey andere / weil sie einer Verrätherey beschuldiget wurden / iustificiren lassen. Wordurch er jhm geringe affection hey den Inwohnern verursachte. So waren jhm sonsten auch die Bawren vbel gewogen vnd hefftig auff jhn verbittert / weil er jhnen viel Betrangnuß in der Religion vnd andere Vnbillichkeiten zugefüget; Dahero sie auch müglichstes Fleisses darnach getrachtet / wie sie jn in jhren Gewalt bringen / vnnd sich an jhm rechen möchten. Deßwegen sie dann den 25. Junij ein Requisition vnd Protestation Schreiben an die in der Stadt Lintz sich befindende Stände abgehen lassen / folgenden Inhalts; Schreiben der Bawren an die Stände zu Lintz. Hochwürdige / auch wolgeborne / Edle / Gestrenge / Veste / Ehrveste / Fürsichtige vnd Weise einer löblichen Landschafft dieses Ertzhertzogthumbs Oesterreich ob der Enß in der Keyserlichen Hauptstadt Lintz anwesende Herren vnnd Mitglieder deß Lands / auch andere darinn versamblete Burgerschafft vnd Gemeine / dieselben werden hiemit von einer gantzen Ehrsamen versamleten Bawerschafft / vnd derselben fürgesetzten Ober-vnd Vnterhauptleuten / auch andern Befelchshabern / erinnert / daß der vor augenschwebende Anzug vor der Keyserl. Haupt Statt vnd Schloß Lintz / der Römisch. Keyserl. Mayest. als vnserm allergnädigsten Erb Herrn vnd Lands-Fürsten / noch einigem Menschen / der es mit vns vätterlich / Christlich / trewlich / trewhertzig / vnd wol meinet / zu keiner Offenfion oder Beleidigung (so wir auch mit Gott bezeugen) nicht angesehen noch gemeindt / sondern die höchste betrangte Vrsach ist dieses / daß vns Adam von Herberstörff der zeit seßhafft in höchstgedachter der Keyserl. May. Schloß Lintz / nunmehr in etliche Jahr hochbedrengt. Dahero wir die löbliche Ständ vnd alle darin nen anwesende Christliche Hertzen gehorsamlich dienst-vñ freundl: ersuchen / die wollen vns ermeldten Adam von Herberstorff mit seiner Person alsbald herauß stellen / die darinnen liegende Soldaten mit Sack vnd Pack vñ jhren Seitenwehrn abziehen lassen / vnd vns die Stadt in vnser Besatzung vberantworten / auch damit wir im Einzug versichert / 50. ehrliche Mañ zu Geissel / so pari passu von vns auch beschehen soll / in Angesicht nach Empfahung diß herauß ordnen / da sie aber deß von Herberstorff oder seiner Soldaten nit mächtig / so bitten wir / es wöllen sich die löblichen Herrn Ständ / Bürger / vnd Bawren / auch Inwohner sampt jhren Weib vnd Kinder / auch Haab vñ Gütern herauß / entweder nach Eberßberg in dz Schloß / oder in die Stadt Welß / alda jhnen genugsame Salva Guardia solle zu gestelt werden / begeben / vnnd diß vnser Erbieten alsbald mit der Trummel öffentlich zu jedermännigliches Wissen publicirẽ lassen. Wann aber diese vnser rechtmässige vnd wolmeinend Christliche Warnung nit verfangen wollen / so protestirẽ wir / an der Ruin vnschuldig / auch dessen bey J. Keys. May. allerdings wollen vnentgolten seyn / hierüber heben erwartender vnverzuglichen Antwort der Gnad Gottes vns alle befehiendt. Beschehen den 25. Junij Anno 1626. N. N. Ein gantze versamblete Ehrsame Bawerschafft vnd deroselben fürgesetzte Ober vnd Hauptleut / auch andere Befelchshaber im Christlichen Feldläger Ebelßberg. Vnder selbigem Dato haben sie auch an alle Herren / Ritter vnd Adel deß Landes betrohliche Schreiben gelangen lassen / vnd sie vermahnet / sich mit jhnen zu conjungiren / vnd zu jnen in das Hauptquartir zu verfügen / im widrigen wolten sie jhre Güter mit Brand heimsuchen / vnd jhre Personen vbel tractiren. Lintz von den Bawrẽ vergeblich bestürmet. Als nun die Bawren mit jhrem Begeren an die Stände zu Lintz nit viel außgerichtet / haben sie darauff jhre Sachen mit ernst angegriffen / sich mit Gewalt an die Stadt gemacht vnd derselben mit schiessen hefftig zugesetzet / darbey der Ober-Hauptmann / Stephan Fädinger genant / seine Bursch angeführet / vnnd eine Posto beym Landhauß mit Sturm einzunemmen sich vnderstanden / ist aber mit verlust abgetrieben / vnd der Bawren vber zwey hundert erschossen / darbey Fädinger selbst in einen Schenckel hart verwundet worden / vnnd sein Pferdt vnder jhm erlegt worden. Den letzten Junij haben die Bawren vmb 4. Vhr nach mittag in der Vorstadt den Caplan-Hof / vnd ein Hauß ausserhalb der Lederer Gassen angefewret; weil aber solches Fewer nicht nach jhrem Intent angangen vnnd dardurch vber fünff Gebäw nicht verbronnen / haben sie vmb zehen Vhren in der Nacht ein anders in der Landschafft Stadel gelegt / welches biß an den andern Morgen vmb acht Vhren gewehret / vnd dieselbe gantze Seiten hinab / auch deß Lehners-Hauß vnd Stadel / sampt der gantzen Lederer-Gassen / vnnd fast alle Häser vnd Stadel auff dem Graben biß zu deß Männers Garten hinweg genommen / also daß in die siebentzig Häuser vnnd Stadel in die Aschen gelegt worden. Es ist zwar der Bawren Intention gewesen / weil der Wind gegen der Stadt gangen / es würde durch dieses Mittel das Fewer in die Stadt getragen / vnnd also selbige dardurch in Brand gebracht werden: Aberes hat jhnen gefehlet / vnnd ist der Stadt kein Schad geschehen / vnd hat die Abbrennung der Vorstadt den Bawren selber mehr geschadet / als genutzt / dann sie ein grossen Vortheil dardurch verlohren / weil sie in derselben ein guten Auffenthalt gehabt / vnd dahero denen in der Stadt heimlich zusetzen können. Inmittels haben sie auch Freystadt / so ein Paß in Böhmen / mit List in jhren Gewalt bekommen / vnnd darin sonderlich mit de Päbstischen sehr vbel gehauset / vnd in der Kirchen vnd deß Graffen von Meggaw Schloß alles zerschlagen vnd verderbet / welches den fünfften Julij geschehen. Bawren büssen vor Lintz ein. Hierauff haben sie den 21. Julij wider einen Sturm auff Lintz vorgenommen / aber mit Verlust in 500. Mann abgeschlagen worden. Vmb selbige zeit hat auch der Obriste Löbel eine Brücken vber die Enß geschlagen / mit etlichem Kriegs- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f1180" n="1049"/> vornehme Glieder deß Stadt Rahts / als den Stadt Richter Schröckinger / vnd drey andere / weil sie einer Verrätherey beschuldiget wurden / iustificiren lassen. Wordurch er jhm geringe affection hey den Inwohnern verursachte. So waren jhm sonsten auch die Bawren vbel gewogen vnd hefftig auff jhn verbittert / weil er jhnen viel Betrangnuß in der Religion vnd andere Vnbillichkeiten zugefüget; Dahero sie auch müglichstes Fleisses darnach getrachtet / wie sie jn in jhren Gewalt bringen / vnnd sich an jhm rechen möchten. Deßwegen sie dann den 25. Junij ein Requisition vnd Protestation Schreiben an die in der Stadt Lintz sich befindende Stände abgehen lassen / folgenden Inhalts;</p> <p><note place="left">Schreiben der Bawren an die Stände zu Lintz.</note> Hochwürdige / auch wolgeborne / Edle / Gestrenge / Veste / Ehrveste / Fürsichtige vnd Weise einer löblichen Landschafft dieses Ertzhertzogthumbs Oesterreich ob der Enß in der Keyserlichen Hauptstadt Lintz anwesende Herren vnnd Mitglieder deß Lands / auch andere darinn versamblete Burgerschafft vnd Gemeine / dieselben werden hiemit von einer gantzen Ehrsamen versamleten Bawerschafft / vnd derselben fürgesetzten Ober-vnd Vnterhauptleuten / auch andern Befelchshabern / erinnert / daß der vor augenschwebende Anzug vor der Keyserl. Haupt Statt vnd Schloß Lintz / der Römisch. Keyserl. Mayest. als vnserm allergnädigsten Erb Herrn vnd Lands-Fürsten / noch einigem Menschen / der es mit vns vätterlich / Christlich / trewlich / trewhertzig / vnd wol meinet / zu keiner Offenfion oder Beleidigung (so wir auch mit Gott bezeugen) nicht angesehen noch gemeindt / sondern die höchste betrangte Vrsach ist dieses / daß vns Adam von Herberstörff der zeit seßhafft in höchstgedachter der Keyserl. May. Schloß Lintz / nunmehr in etliche Jahr hochbedrengt. Dahero wir die löbliche Ständ vnd alle darin nen anwesende Christliche Hertzen gehorsamlich dienst-vñ freundl: ersuchen / die wollen vns ermeldten Adam von Herberstorff mit seiner Person alsbald herauß stellen / die darinnen liegende Soldaten mit Sack vnd Pack vñ jhren Seitenwehrn abziehen lassen / vnd vns die Stadt in vnser Besatzung vberantworten / auch damit wir im Einzug versichert / 50. ehrliche Mañ zu Geissel / so pari passu von vns auch beschehen soll / in Angesicht nach Empfahung diß herauß ordnen / da sie aber deß von Herberstorff oder seiner Soldaten nit mächtig / so bitten wir / es wöllen sich die löblichen Herrn Ständ / Bürger / vnd Bawren / auch Inwohner sampt jhren Weib vnd Kinder / auch Haab vñ Gütern herauß / entweder nach Eberßberg in dz Schloß / oder in die Stadt Welß / alda jhnen genugsame Salva Guardia solle zu gestelt werden / begeben / vnnd diß vnser Erbieten alsbald mit der Trummel öffentlich zu jedermännigliches Wissen publicirẽ lassen. Wann aber diese vnser rechtmässige vnd wolmeinend Christliche Warnung nit verfangen wollen / so protestirẽ wir / an der Ruin vnschuldig / auch dessen bey J. Keys. May. allerdings wollen vnentgolten seyn / hierüber heben erwartender vnverzuglichen Antwort der Gnad Gottes vns alle befehiendt. Beschehen den 25. Junij Anno 1626. N. N. Ein gantze versamblete Ehrsame Bawerschafft vnd deroselben fürgesetzte Ober vnd Hauptleut / auch andere Befelchshaber im Christlichen Feldläger Ebelßberg.</p> <p>Vnder selbigem Dato haben sie auch an alle Herren / Ritter vnd Adel deß Landes betrohliche Schreiben gelangen lassen / vnd sie vermahnet / sich mit jhnen zu conjungiren / vnd zu jnen in das Hauptquartir zu verfügen / im widrigen wolten sie jhre Güter mit Brand heimsuchen / vnd jhre Personen vbel tractiren.</p> <p><note place="right">Lintz von den Bawrẽ vergeblich bestürmet.</note> Als nun die Bawren mit jhrem Begeren an die Stände zu Lintz nit viel außgerichtet / haben sie darauff jhre Sachen mit ernst angegriffen / sich mit Gewalt an die Stadt gemacht vnd derselben mit schiessen hefftig zugesetzet / darbey der Ober-Hauptmann / Stephan Fädinger genant / seine Bursch angeführet / vnnd eine Posto beym Landhauß mit Sturm einzunemmen sich vnderstanden / ist aber mit verlust abgetrieben / vnd der Bawren vber zwey hundert erschossen / darbey Fädinger selbst in einen Schenckel hart verwundet worden / vnnd sein Pferdt vnder jhm erlegt worden.</p> <p>Den letzten Junij haben die Bawren vmb 4. Vhr nach mittag in der Vorstadt den Caplan-Hof / vnd ein Hauß ausserhalb der Lederer Gassen angefewret; weil aber solches Fewer nicht nach jhrem Intent angangen vnnd dardurch vber fünff Gebäw nicht verbronnen / haben sie vmb zehen Vhren in der Nacht ein anders in der Landschafft Stadel gelegt / welches biß an den andern Morgen vmb acht Vhren gewehret / vnd dieselbe gantze Seiten hinab / auch deß Lehners-Hauß vnd Stadel / sampt der gantzen Lederer-Gassen / vnnd fast alle Häser vnd Stadel auff dem Graben biß zu deß Männers Garten hinweg genommen / also daß in die siebentzig Häuser vnnd Stadel in die Aschen gelegt worden. Es ist zwar der Bawren Intention gewesen / weil der Wind gegen der Stadt gangen / es würde durch dieses Mittel das Fewer in die Stadt getragen / vnnd also selbige dardurch in Brand gebracht werden: Aberes hat jhnen gefehlet / vnnd ist der Stadt kein Schad geschehen / vnd hat die Abbrennung der Vorstadt den Bawren selber mehr geschadet / als genutzt / dann sie ein grossen Vortheil dardurch verlohren / weil sie in derselben ein guten Auffenthalt gehabt / vnd dahero denen in der Stadt heimlich zusetzen können.</p> <p>Inmittels haben sie auch Freystadt / so ein Paß in Böhmen / mit List in jhren Gewalt bekommen / vnnd darin sonderlich mit de Päbstischen sehr vbel gehauset / vnd in der Kirchen vnd deß Graffen von Meggaw Schloß alles zerschlagen vnd verderbet / welches den fünfften Julij geschehen.</p> <p><note place="right">Bawren büssen vor Lintz ein.</note> Hierauff haben sie den 21. Julij wider einen Sturm auff Lintz vorgenommen / aber mit Verlust in 500. Mann abgeschlagen worden. 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vornehme Glieder deß Stadt Rahts / als den Stadt Richter Schröckinger / vnd drey andere / weil sie einer Verrätherey beschuldiget wurden / iustificiren lassen. Wordurch er jhm geringe affection hey den Inwohnern verursachte. So waren jhm sonsten auch die Bawren vbel gewogen vnd hefftig auff jhn verbittert / weil er jhnen viel Betrangnuß in der Religion vnd andere Vnbillichkeiten zugefüget; Dahero sie auch müglichstes Fleisses darnach getrachtet / wie sie jn in jhren Gewalt bringen / vnnd sich an jhm rechen möchten. Deßwegen sie dann den 25. Junij ein Requisition vnd Protestation Schreiben an die in der Stadt Lintz sich befindende Stände abgehen lassen / folgenden Inhalts;
Hochwürdige / auch wolgeborne / Edle / Gestrenge / Veste / Ehrveste / Fürsichtige vnd Weise einer löblichen Landschafft dieses Ertzhertzogthumbs Oesterreich ob der Enß in der Keyserlichen Hauptstadt Lintz anwesende Herren vnnd Mitglieder deß Lands / auch andere darinn versamblete Burgerschafft vnd Gemeine / dieselben werden hiemit von einer gantzen Ehrsamen versamleten Bawerschafft / vnd derselben fürgesetzten Ober-vnd Vnterhauptleuten / auch andern Befelchshabern / erinnert / daß der vor augenschwebende Anzug vor der Keyserl. Haupt Statt vnd Schloß Lintz / der Römisch. Keyserl. Mayest. als vnserm allergnädigsten Erb Herrn vnd Lands-Fürsten / noch einigem Menschen / der es mit vns vätterlich / Christlich / trewlich / trewhertzig / vnd wol meinet / zu keiner Offenfion oder Beleidigung (so wir auch mit Gott bezeugen) nicht angesehen noch gemeindt / sondern die höchste betrangte Vrsach ist dieses / daß vns Adam von Herberstörff der zeit seßhafft in höchstgedachter der Keyserl. May. Schloß Lintz / nunmehr in etliche Jahr hochbedrengt. Dahero wir die löbliche Ständ vnd alle darin nen anwesende Christliche Hertzen gehorsamlich dienst-vñ freundl: ersuchen / die wollen vns ermeldten Adam von Herberstorff mit seiner Person alsbald herauß stellen / die darinnen liegende Soldaten mit Sack vnd Pack vñ jhren Seitenwehrn abziehen lassen / vnd vns die Stadt in vnser Besatzung vberantworten / auch damit wir im Einzug versichert / 50. ehrliche Mañ zu Geissel / so pari passu von vns auch beschehen soll / in Angesicht nach Empfahung diß herauß ordnen / da sie aber deß von Herberstorff oder seiner Soldaten nit mächtig / so bitten wir / es wöllen sich die löblichen Herrn Ständ / Bürger / vnd Bawren / auch Inwohner sampt jhren Weib vnd Kinder / auch Haab vñ Gütern herauß / entweder nach Eberßberg in dz Schloß / oder in die Stadt Welß / alda jhnen genugsame Salva Guardia solle zu gestelt werden / begeben / vnnd diß vnser Erbieten alsbald mit der Trummel öffentlich zu jedermännigliches Wissen publicirẽ lassen. Wann aber diese vnser rechtmässige vnd wolmeinend Christliche Warnung nit verfangen wollen / so protestirẽ wir / an der Ruin vnschuldig / auch dessen bey J. Keys. May. allerdings wollen vnentgolten seyn / hierüber heben erwartender vnverzuglichen Antwort der Gnad Gottes vns alle befehiendt. Beschehen den 25. Junij Anno 1626. N. N. Ein gantze versamblete Ehrsame Bawerschafft vnd deroselben fürgesetzte Ober vnd Hauptleut / auch andere Befelchshaber im Christlichen Feldläger Ebelßberg.
Schreiben der Bawren an die Stände zu Lintz. Vnder selbigem Dato haben sie auch an alle Herren / Ritter vnd Adel deß Landes betrohliche Schreiben gelangen lassen / vnd sie vermahnet / sich mit jhnen zu conjungiren / vnd zu jnen in das Hauptquartir zu verfügen / im widrigen wolten sie jhre Güter mit Brand heimsuchen / vnd jhre Personen vbel tractiren.
Als nun die Bawren mit jhrem Begeren an die Stände zu Lintz nit viel außgerichtet / haben sie darauff jhre Sachen mit ernst angegriffen / sich mit Gewalt an die Stadt gemacht vnd derselben mit schiessen hefftig zugesetzet / darbey der Ober-Hauptmann / Stephan Fädinger genant / seine Bursch angeführet / vnnd eine Posto beym Landhauß mit Sturm einzunemmen sich vnderstanden / ist aber mit verlust abgetrieben / vnd der Bawren vber zwey hundert erschossen / darbey Fädinger selbst in einen Schenckel hart verwundet worden / vnnd sein Pferdt vnder jhm erlegt worden.
Lintz von den Bawrẽ vergeblich bestürmet. Den letzten Junij haben die Bawren vmb 4. Vhr nach mittag in der Vorstadt den Caplan-Hof / vnd ein Hauß ausserhalb der Lederer Gassen angefewret; weil aber solches Fewer nicht nach jhrem Intent angangen vnnd dardurch vber fünff Gebäw nicht verbronnen / haben sie vmb zehen Vhren in der Nacht ein anders in der Landschafft Stadel gelegt / welches biß an den andern Morgen vmb acht Vhren gewehret / vnd dieselbe gantze Seiten hinab / auch deß Lehners-Hauß vnd Stadel / sampt der gantzen Lederer-Gassen / vnnd fast alle Häser vnd Stadel auff dem Graben biß zu deß Männers Garten hinweg genommen / also daß in die siebentzig Häuser vnnd Stadel in die Aschen gelegt worden. Es ist zwar der Bawren Intention gewesen / weil der Wind gegen der Stadt gangen / es würde durch dieses Mittel das Fewer in die Stadt getragen / vnnd also selbige dardurch in Brand gebracht werden: Aberes hat jhnen gefehlet / vnnd ist der Stadt kein Schad geschehen / vnd hat die Abbrennung der Vorstadt den Bawren selber mehr geschadet / als genutzt / dann sie ein grossen Vortheil dardurch verlohren / weil sie in derselben ein guten Auffenthalt gehabt / vnd dahero denen in der Stadt heimlich zusetzen können.
Inmittels haben sie auch Freystadt / so ein Paß in Böhmen / mit List in jhren Gewalt bekommen / vnnd darin sonderlich mit de Päbstischen sehr vbel gehauset / vnd in der Kirchen vnd deß Graffen von Meggaw Schloß alles zerschlagen vnd verderbet / welches den fünfften Julij geschehen.
Hierauff haben sie den 21. Julij wider einen Sturm auff Lintz vorgenommen / aber mit Verlust in 500. Mann abgeschlagen worden. Vmb selbige zeit hat auch der Obriste Löbel eine Brücken vber die Enß geschlagen / mit etlichem Kriegs-
Bawren büssen vor Lintz ein.
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