Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Zu solchem Endt offerirte er jhnen vnterschiedliche Tractations Mittel vnnd Accorb: Aber sie weren jhnen nicht annemblich / sondern fasseten sämptlich eine Resolution / sich tapffer zuwehren vnnd zuhalten / biß sie von dem König oder Hertzog Christian entsetzt würden / darbey siengen etliche einböses Spiel an / vergreiffen sich an den Tillischen Abgeordneten vnnd tractirten sie vbel / welches jhren Handel arg genug machte / auch grosse Verbitterung bey dem Graffen von Tilly vnnd seinem Volck vervrsachte. Derhalben gemelter General den 27. May / 6. Jun. drey Läger vor der Statt geschlagen / als das Erste in der Vorstatt / die Blum genandt / so zuvorhero von den Mindischen / damit sie sich desto besser defendiren köndten / selbst abgebrandt worden / alda der von Fürstenberg / Cortenbach vnnd Schönburger jhre Quartir gehabt. Das Zweyte vnter der Statt / da die Werra vnd Fulda zusammen fliessen. Das Dritte auff dem Galgenberg / welches der General selbsten jnngehabt. Beyde Theil theten gleich Anfangs gegeneinder jhr bestes / vnnd gaben häfftig Fewer auffeinander / also daß vnder den Tillischen viel erleget wurden. Demnach nun das Geschütz an bequeme Orth plantiret / versuchte der Graff von Tilly widerumb ob er die Statt mit Accord einbekommen möchte / gestalt er dann zu dem drittenmahl Trompeter hinein geschickt. Es ist aber von dem Obristen Clout kein andere Resolution erfolget / dann daß er gemeinet sey zu fechten vnnd die Statt biß auff den letsten Blutstropffen zu defendiren / darbey die Besatzung noch viel hönische Wort durch die Trompetter hinauß entbotten. Worüber Tilly erzürnet deß andern Tags befohlen / alles Geschütz gegen der Statt zurichten vnnd so lang Fewer zugeben / biß eine Pressa geschossen würde / daß man mit einem gantzen Regiment / zu Spahrung deß Volcks / stürmen köndte. Welches dann der von Fürstenberg effectuirt / vnnd von Morgen zu fünff Vhren an biß in die Nacht vmb neun Vhren fast in die tausendt Schüß in die Statt vnnd wider die Mawren gethan / auch durch solch vnnachlässiges schiessen die Mawren an der Werra aller zerschmettert worden / dessen aber vnangesehen haben die Belägerte keines Accords begehrt / sondern jmmer auff Entsatz gehofft: Aber es bekam jhnen hernach vbel / daß sie jhre Sachen nicht besser in acht genommen. Dann der von Fürstenberg vmb neun Vhren mit zwey Regimenten / welche erst vber die Werra setzen müssen / den Sturm anlauffen lassen / vnnd in einer viertel Stund die Oberhand erhalten vnd die Statt erstiegen: Worauff dann der Jammer angangen / vnd alles was den Soldaten vorkommen / ohn alle Gnad nidergemetzelt / vnnd weder Weib- noch Manns-Personen verschonet worden. Der gröste Theil Bürger vnnd Soldaten / als sie der Tillischen Tyranney gesehen / haben sich noch ein gute Weil vom Kirchhoff welchen sie zuvor verschantzt / mit Mußquetten tapffer gewehret; Als aber der Obriste Claut gesehen / daß es vnmüglich sich alda auffzuhalten / hat er sich mit denen so bey jhm / wehrender Hand auff das Schloß reterirt / vnnd den Tillischen von da auß mit so scharpffer Laugen gezwaget / daß es rings herumb voller Todten gelegen / biß er endtlichen von jhnen auch vbermannet / vnnd mit all den seinigen nidergemacht worden. Von 2500. Bürgern / Soldaten / Bawren vnnd Schiffleuthen so in der Statt gewesen / seynd vber 20. nicht darvon kommen / ohn was an Weib vnnd Kindern / deren diese Bluthundt auch nicht verschonet / ermordet worden. Gleichwol sind bey solcher Eroberung der Tillischen auch etlich hun. dert Mann auff dem Platz geblieben vnnd viel hart beschädigt worden. Den folgenden Morgen als den 31. May / 10. Junii / hat Tilly von Allendorff vnnd Witzenhausen in drey hundert Mann mit Wägen dahin entbotten / vnd die Todten / sonderlich seine Soldaten alle begraben / die von der Statt aber mehrentheils / weil er jhnen die Erde nicht gegönnet / auff Wägen laden vnd gantz vnchristlicher Weiß in die Werra werffen lassen. Welches seiner Tyrannischen Stücklein / so er gegen den Evangelischen hie vnd da verübet / nit der geringsten eins gewesen. Den dreyzehenden Junii A. Cal. seynd bey achtzehen Centner Pulver in einem Thurn / auff was Weiß ist Vnbewust / angangen / so viel Häuser zerschmettert / vnnd den Tillischen nicht wenig Schaden gethan. Der General war kurtz vorher neben den vornembsten Officirern / etwas zu recognosciren außgezogen / sonsten hette jhn etwann das Vnglück mit betroffen. Handlung deß Graffen von Tilly mit Landgraff Moritzen von Hessen. Demnach er nun erzehltes mit Minden verrichtet / hat er darauff sein Vorhaben wider Landgraff Moritzen ins Werck gesetzet / zu welchem Endt er sein Kriegs Volck vmb die Fürstliche Residentz vnnd Festung Cassel herumb logirt / aber doch keinen Angriff oder würckliche Belägerung vorgenommen biß auff den viertzehenden Junii / da hat er vier Compagnien von seinem Volck in die Statt Cassel / vnnd auff andere Päß vnd Stätt mehr einzunehmen von Landgraff Moritzen begehrt / darmit Jhr Kayserl. Mayest. wie er vorwendete / seinet halben versichert seyn köndte: Aber Landgraff Moritzen war dieses einzugehen vngelegen / wolte sich derhalben darzu nicht bequemen / noch auch sonsten schließlichen erklären. Worauff der Graff von Tilly etlich Tag hernach jhm wider zugeschrieben / Innhalts; Sein Fürstl. Gn. wolten jhn nicht länger auffhalten / sondern deroselben Land vnd Leuthen gäntzlichen Ruin / so leichtlich hierauß erwachsen köndte / vor seyn / das vorgeschlagene Mittel mit Einnehmung der vier Compagnyen Soldaten / in Cassel entweder annehmen / oder andere Mittel vor- Zu solchem Endt offerirte er jhnen vnterschiedliche Tractations Mittel vnnd Accorb: Aber sie weren jhnen nicht annemblich / sondern fasseten sämptlich eine Resolution / sich tapffer zuwehren vnnd zuhalten / biß sie von dem König oder Hertzog Christian entsetzt würden / darbey siengen etliche einböses Spiel an / vergreiffen sich an den Tillischen Abgeordneten vnnd tractirten sie vbel / welches jhren Handel arg genug machte / auch grosse Verbitterung bey dem Graffen von Tilly vnnd seinem Volck vervrsachte. Derhalben gemelter General den 27. May / 6. Jun. drey Läger vor der Statt geschlagen / als das Erste in der Vorstatt / die Blum genandt / so zuvorhero von den Mindischen / damit sie sich desto besser defendiren köndten / selbst abgebrandt worden / alda der von Fürstenberg / Cortenbach vnnd Schönburger jhre Quartir gehabt. Das Zweyte vnter der Statt / da die Werra vnd Fulda zusammen fliessen. Das Dritte auff dem Galgenberg / welches der General selbsten jnngehabt. Beyde Theil theten gleich Anfangs gegeneinder jhr bestes / vnnd gaben häfftig Fewer auffeinander / also daß vnder den Tillischen viel erleget wurden. Demnach nun das Geschütz an bequeme Orth plantiret / versuchte der Graff von Tilly widerumb ob er die Statt mit Accord einbekommen möchte / gestalt er dann zu dem drittenmahl Trompeter hinein geschickt. Es ist aber von dem Obristen Clout kein andere Resolution erfolget / dann daß er gemeinet sey zu fechten vnnd die Statt biß auff den letsten Blutstropffen zu defendiren / darbey die Besatzung noch viel hönische Wort durch die Trompetter hinauß entbotten. Worüber Tilly erzürnet deß andern Tags befohlen / alles Geschütz gegen der Statt zurichten vnnd so lang Fewer zugeben / biß eine Pressa geschossen würde / daß man mit einem gantzen Regiment / zu Spahrung deß Volcks / stürmen köndte. Welches dann der von Fürstenberg effectuirt / vnnd von Morgen zu fünff Vhren an biß in die Nacht vmb neun Vhren fast in die tausendt Schüß in die Statt vnnd wider die Mawren gethan / auch durch solch vnnachlässiges schiessen die Mawren an der Werra aller zerschmettert worden / dessen aber vnangesehen haben die Belägerte keines Accords begehrt / sondern jmmer auff Entsatz gehofft: Aber es bekam jhnen hernach vbel / daß sie jhre Sachen nicht besser in acht genommen. Dann der von Fürstenberg vmb neun Vhren mit zwey Regimenten / welche erst vber die Werra setzen müssen / den Sturm anlauffen lassen / vnnd in einer viertel Stund die Oberhand erhalten vnd die Statt erstiegen: Worauff dann der Jam̃er angãgen / vnd alles was den Soldaten vorkommen / ohn alle Gnad nidergemetzelt / vnnd weder Weib- noch Manns-Personen verschonet worden. Der gröste Theil Bürger vnnd Soldaten / als sie der Tillischen Tyranney gesehen / haben sich noch ein gute Weil vom Kirchhoff welchen sie zuvor verschantzt / mit Mußquetten tapffer gewehret; Als aber der Obriste Claut gesehen / daß es vnmüglich sich alda auffzuhalten / hat er sich mit denen so bey jhm / wehrender Hand auff das Schloß reterirt / vnnd den Tillischen von da auß mit so scharpffer Laugen gezwaget / daß es rings herumb voller Todten gelegen / biß er endtlichen von jhnen auch vbermannet / vnnd mit all den seinigen nidergemacht worden. Von 2500. Bürgern / Soldaten / Bawren vnnd Schiffleuthen so in der Statt gewesen / seynd vber 20. nicht darvon kommen / ohn was an Weib vnnd Kindern / deren diese Bluthundt auch nicht verschonet / ermordet worden. Gleichwol sind bey solcher Eroberung der Tillischen auch etlich hun. dert Mann auff dem Platz geblieben vnnd viel hart beschädigt worden. Den folgenden Morgen als den 31. May / 10. Junii / hat Tilly von Allendorff vnnd Witzenhausen in drey hundert Mann mit Wägen dahin entbotten / vnd die Todten / sonderlich seine Soldaten alle begraben / die von der Statt aber mehrentheils / weil er jhnen die Erde nicht gegönnet / auff Wägen laden vnd gantz vnchristlicher Weiß in die Werra werffen lassen. Welches seiner Tyrannischen Stücklein / so er gegen den Evangelischen hie vnd da verübet / nit der geringsten eins gewesen. Den dreyzehenden Junii A. Cal. seynd bey achtzehen Centner Pulver in einem Thurn / auff was Weiß ist Vnbewust / angangen / so viel Häuser zerschmettert / vnnd den Tillischen nicht wenig Schaden gethan. Der General war kurtz vorher neben den vornembsten Officirern / etwas zu recognosciren außgezogen / sonsten hette jhn etwann das Vnglück mit betroffen. Handlung deß Graffen von Tilly mit Lãdgraff Moritzen von Hessen. Demnach er nun erzehltes mit Minden verrichtet / hat er darauff sein Vorhaben wider Landgraff Moritzen ins Werck gesetzet / zu welchem Endt er sein Kriegs Volck vmb die Fürstliche Residentz vnnd Festung Cassel herumb logirt / aber doch keinen Angriff oder würckliche Belägerung vorgenommen biß auff den viertzehenden Junii / da hat er vier Compagnien von seinem Volck in die Statt Cassel / vnnd auff andere Päß vnd Stätt mehr einzunehmen von Landgraff Moritzen begehrt / darmit Jhr Kayserl. Mayest. wie er vorwendete / seinet halben versichert seyn köndte: Aber Landgraff Moritzen war dieses einzugehen vngelegen / wolte sich derhalben darzu nicht bequemen / noch auch sonsten schließlichen erklären. Worauff der Graff von Tilly etlich Tag hernach jhm wider zugeschrieben / Innhalts; Sein Fürstl. Gn. wolten jhn nicht länger auffhalten / sondern deroselben Land vnd Leuthen gäntzlichen Ruin / so leichtlich hierauß erwachsen köndte / vor seyn / das vorgeschlagene Mittel mit Einnehmung der vier Compagnyen Soldaten / in Cassel entweder annehmen / oder andere Mittel vor- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f1162" n="1031"/> Zu solchem Endt offerirte er jhnen vnterschiedliche Tractations Mittel vnnd Accorb: Aber sie weren jhnen nicht annemblich / sondern fasseten sämptlich eine Resolution / sich tapffer zuwehren vnnd zuhalten / biß sie von dem König oder Hertzog Christian entsetzt würden / darbey siengen etliche einböses Spiel an / vergreiffen sich an den Tillischen Abgeordneten vnnd tractirten sie vbel / welches jhren Handel arg genug machte / auch grosse Verbitterung bey dem Graffen von Tilly vnnd seinem Volck vervrsachte. Derhalben gemelter General den 27. May / 6. Jun. drey Läger vor der Statt geschlagen / als das Erste in der Vorstatt / die Blum genandt / so zuvorhero von den Mindischen / damit sie sich desto besser defendiren köndten / selbst abgebrandt worden / alda der von Fürstenberg / Cortenbach vnnd Schönburger jhre Quartir gehabt.</p> <p>Das Zweyte vnter der Statt / da die Werra vnd Fulda zusammen fliessen.</p> <p>Das Dritte auff dem Galgenberg / welches der General selbsten jnngehabt.</p> <p>Beyde Theil theten gleich Anfangs gegeneinder jhr bestes / vnnd gaben häfftig Fewer auffeinander / also daß vnder den Tillischen viel erleget wurden. Demnach nun das Geschütz an bequeme Orth plantiret / versuchte der Graff von Tilly widerumb ob er die Statt mit Accord einbekommen möchte / gestalt er dann zu dem drittenmahl Trompeter hinein geschickt. Es ist aber von dem Obristen Clout kein andere Resolution erfolget / dann daß er gemeinet sey zu fechten vnnd die Statt biß auff den letsten Blutstropffen zu defendiren / darbey die Besatzung noch viel hönische Wort durch die Trompetter hinauß entbotten. Worüber Tilly erzürnet deß andern Tags befohlen / alles Geschütz gegen der Statt zurichten vnnd so lang Fewer zugeben / biß eine Pressa geschossen würde / daß man mit einem gantzen Regiment / zu Spahrung deß Volcks / stürmen köndte. Welches dann der von Fürstenberg effectuirt / vnnd von Morgen zu fünff Vhren an biß in die Nacht vmb neun Vhren fast in die tausendt Schüß in die Statt vnnd wider die Mawren gethan / auch durch solch vnnachlässiges schiessen die Mawren an der Werra aller zerschmettert worden / dessen aber vnangesehen haben die Belägerte keines Accords begehrt / sondern jmmer auff Entsatz gehofft: Aber es bekam jhnen hernach vbel / daß sie jhre Sachen nicht besser in acht genommen.</p> <p>Dann der von Fürstenberg vmb neun Vhren mit zwey Regimenten / welche erst vber die Werra setzen müssen / den Sturm anlauffen lassen / vnnd in einer viertel Stund die Oberhand erhalten vnd die Statt erstiegen: Worauff dann der Jam̃er angãgen / vnd alles was den Soldaten vorkommen / ohn alle Gnad nidergemetzelt / vnnd weder Weib- noch Manns-Personen verschonet worden.</p> <p>Der gröste Theil Bürger vnnd Soldaten / als sie der Tillischen Tyranney gesehen / haben sich noch ein gute Weil vom Kirchhoff welchen sie zuvor verschantzt / mit Mußquetten tapffer gewehret; Als aber der Obriste Claut gesehen / daß es vnmüglich sich alda auffzuhalten / hat er sich mit denen so bey jhm / wehrender Hand auff das Schloß reterirt / vnnd den Tillischen von da auß mit so scharpffer Laugen gezwaget / daß es rings herumb voller Todten gelegen / biß er endtlichen von jhnen auch vbermannet / vnnd mit all den seinigen nidergemacht worden. Von 2500. Bürgern / Soldaten / Bawren vnnd Schiffleuthen so in der Statt gewesen / seynd vber 20. nicht darvon kommen / ohn was an Weib vnnd Kindern / deren diese Bluthundt auch nicht verschonet / ermordet worden. Gleichwol sind bey solcher Eroberung der Tillischen auch etlich hun. dert Mann auff dem Platz geblieben vnnd viel hart beschädigt worden.</p> <p>Den folgenden Morgen als den 31. May / 10. Junii / hat Tilly von Allendorff vnnd Witzenhausen in drey hundert Mann mit Wägen dahin entbotten / vnd die Todten / sonderlich seine Soldaten alle begraben / die von der Statt aber mehrentheils / weil er jhnen die Erde nicht gegönnet / auff Wägen laden vnd gantz vnchristlicher Weiß in die Werra werffen lassen.</p> <p>Welches seiner Tyrannischen Stücklein / so er gegen den Evangelischen hie vnd da verübet / nit der geringsten eins gewesen. Den dreyzehenden Junii A. Cal. seynd bey achtzehen Centner Pulver in einem Thurn / auff was Weiß ist Vnbewust / angangen / so viel Häuser zerschmettert / vnnd den Tillischen nicht wenig Schaden gethan. Der General war kurtz vorher neben den vornembsten Officirern / etwas zu recognosciren außgezogen / sonsten hette jhn etwann das Vnglück mit betroffen.</p> <p><note place="right">Handlung deß Graffen von Tilly mit Lãdgraff Moritzen von Hessen.</note> Demnach er nun erzehltes mit Minden verrichtet / hat er darauff sein Vorhaben wider Landgraff Moritzen ins Werck gesetzet / zu welchem Endt er sein Kriegs Volck vmb die Fürstliche Residentz vnnd Festung Cassel herumb logirt / aber doch keinen Angriff oder würckliche Belägerung vorgenommen biß auff den viertzehenden Junii / da hat er vier Compagnien von seinem Volck in die Statt Cassel / vnnd auff andere Päß vnd Stätt mehr einzunehmen von Landgraff Moritzen begehrt / darmit Jhr Kayserl. Mayest. wie er vorwendete / seinet halben versichert seyn köndte: Aber Landgraff Moritzen war dieses einzugehen vngelegen / wolte sich derhalben darzu nicht bequemen / noch auch sonsten schließlichen erklären.</p> <p>Worauff der Graff von Tilly etlich Tag hernach jhm wider zugeschrieben / Innhalts; Sein Fürstl. Gn. wolten jhn nicht länger auffhalten / sondern deroselben Land vnd Leuthen gäntzlichen Ruin / so leichtlich hierauß erwachsen köndte / vor seyn / das vorgeschlagene Mittel mit Einnehmung der vier Compagnyen Soldaten / in Cassel entweder annehmen / oder andere Mittel vor- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1031/1162]
Zu solchem Endt offerirte er jhnen vnterschiedliche Tractations Mittel vnnd Accorb: Aber sie weren jhnen nicht annemblich / sondern fasseten sämptlich eine Resolution / sich tapffer zuwehren vnnd zuhalten / biß sie von dem König oder Hertzog Christian entsetzt würden / darbey siengen etliche einböses Spiel an / vergreiffen sich an den Tillischen Abgeordneten vnnd tractirten sie vbel / welches jhren Handel arg genug machte / auch grosse Verbitterung bey dem Graffen von Tilly vnnd seinem Volck vervrsachte. Derhalben gemelter General den 27. May / 6. Jun. drey Läger vor der Statt geschlagen / als das Erste in der Vorstatt / die Blum genandt / so zuvorhero von den Mindischen / damit sie sich desto besser defendiren köndten / selbst abgebrandt worden / alda der von Fürstenberg / Cortenbach vnnd Schönburger jhre Quartir gehabt.
Das Zweyte vnter der Statt / da die Werra vnd Fulda zusammen fliessen.
Das Dritte auff dem Galgenberg / welches der General selbsten jnngehabt.
Beyde Theil theten gleich Anfangs gegeneinder jhr bestes / vnnd gaben häfftig Fewer auffeinander / also daß vnder den Tillischen viel erleget wurden. Demnach nun das Geschütz an bequeme Orth plantiret / versuchte der Graff von Tilly widerumb ob er die Statt mit Accord einbekommen möchte / gestalt er dann zu dem drittenmahl Trompeter hinein geschickt. Es ist aber von dem Obristen Clout kein andere Resolution erfolget / dann daß er gemeinet sey zu fechten vnnd die Statt biß auff den letsten Blutstropffen zu defendiren / darbey die Besatzung noch viel hönische Wort durch die Trompetter hinauß entbotten. Worüber Tilly erzürnet deß andern Tags befohlen / alles Geschütz gegen der Statt zurichten vnnd so lang Fewer zugeben / biß eine Pressa geschossen würde / daß man mit einem gantzen Regiment / zu Spahrung deß Volcks / stürmen köndte. Welches dann der von Fürstenberg effectuirt / vnnd von Morgen zu fünff Vhren an biß in die Nacht vmb neun Vhren fast in die tausendt Schüß in die Statt vnnd wider die Mawren gethan / auch durch solch vnnachlässiges schiessen die Mawren an der Werra aller zerschmettert worden / dessen aber vnangesehen haben die Belägerte keines Accords begehrt / sondern jmmer auff Entsatz gehofft: Aber es bekam jhnen hernach vbel / daß sie jhre Sachen nicht besser in acht genommen.
Dann der von Fürstenberg vmb neun Vhren mit zwey Regimenten / welche erst vber die Werra setzen müssen / den Sturm anlauffen lassen / vnnd in einer viertel Stund die Oberhand erhalten vnd die Statt erstiegen: Worauff dann der Jam̃er angãgen / vnd alles was den Soldaten vorkommen / ohn alle Gnad nidergemetzelt / vnnd weder Weib- noch Manns-Personen verschonet worden.
Der gröste Theil Bürger vnnd Soldaten / als sie der Tillischen Tyranney gesehen / haben sich noch ein gute Weil vom Kirchhoff welchen sie zuvor verschantzt / mit Mußquetten tapffer gewehret; Als aber der Obriste Claut gesehen / daß es vnmüglich sich alda auffzuhalten / hat er sich mit denen so bey jhm / wehrender Hand auff das Schloß reterirt / vnnd den Tillischen von da auß mit so scharpffer Laugen gezwaget / daß es rings herumb voller Todten gelegen / biß er endtlichen von jhnen auch vbermannet / vnnd mit all den seinigen nidergemacht worden. Von 2500. Bürgern / Soldaten / Bawren vnnd Schiffleuthen so in der Statt gewesen / seynd vber 20. nicht darvon kommen / ohn was an Weib vnnd Kindern / deren diese Bluthundt auch nicht verschonet / ermordet worden. Gleichwol sind bey solcher Eroberung der Tillischen auch etlich hun. dert Mann auff dem Platz geblieben vnnd viel hart beschädigt worden.
Den folgenden Morgen als den 31. May / 10. Junii / hat Tilly von Allendorff vnnd Witzenhausen in drey hundert Mann mit Wägen dahin entbotten / vnd die Todten / sonderlich seine Soldaten alle begraben / die von der Statt aber mehrentheils / weil er jhnen die Erde nicht gegönnet / auff Wägen laden vnd gantz vnchristlicher Weiß in die Werra werffen lassen.
Welches seiner Tyrannischen Stücklein / so er gegen den Evangelischen hie vnd da verübet / nit der geringsten eins gewesen. Den dreyzehenden Junii A. Cal. seynd bey achtzehen Centner Pulver in einem Thurn / auff was Weiß ist Vnbewust / angangen / so viel Häuser zerschmettert / vnnd den Tillischen nicht wenig Schaden gethan. Der General war kurtz vorher neben den vornembsten Officirern / etwas zu recognosciren außgezogen / sonsten hette jhn etwann das Vnglück mit betroffen.
Demnach er nun erzehltes mit Minden verrichtet / hat er darauff sein Vorhaben wider Landgraff Moritzen ins Werck gesetzet / zu welchem Endt er sein Kriegs Volck vmb die Fürstliche Residentz vnnd Festung Cassel herumb logirt / aber doch keinen Angriff oder würckliche Belägerung vorgenommen biß auff den viertzehenden Junii / da hat er vier Compagnien von seinem Volck in die Statt Cassel / vnnd auff andere Päß vnd Stätt mehr einzunehmen von Landgraff Moritzen begehrt / darmit Jhr Kayserl. Mayest. wie er vorwendete / seinet halben versichert seyn köndte: Aber Landgraff Moritzen war dieses einzugehen vngelegen / wolte sich derhalben darzu nicht bequemen / noch auch sonsten schließlichen erklären.
Handlung deß Graffen von Tilly mit Lãdgraff Moritzen von Hessen. Worauff der Graff von Tilly etlich Tag hernach jhm wider zugeschrieben / Innhalts; Sein Fürstl. Gn. wolten jhn nicht länger auffhalten / sondern deroselben Land vnd Leuthen gäntzlichen Ruin / so leichtlich hierauß erwachsen köndte / vor seyn / das vorgeschlagene Mittel mit Einnehmung der vier Compagnyen Soldaten / in Cassel entweder annehmen / oder andere Mittel vor-
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1031. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1162>, abgerufen am 23.06.2024. |