Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

Bild:
<< vorherige Seite

ge vor grossem Harm und Traurigkeit in sein Schwerdt, und erstach sich. (o)
Der Hochbekümmerte Herr Bräutigam weiß sich als ein Christ besser zu
fassen, da Er die Ehre hat seine Braut, die Jungfer CHRISTIANAM
THEODORAM
Böttnerin, als eine himmlische Erb-Königin, Sie ihrem
lieben Heylande, der durch den Tod, als ihr zu erst verlobter Seelen-
Bräutigam darzwischen tritt, zu überlassen, Er mag an Sie, die dem
Himmel anvertraut, keinen fernern Anspruch machen. Eltern und Kin-
der, Verlobte und Verehlichte sind hier nur wie in einer Herberge beysam-
men, rufft Sie GOTT aus dieser Pilgrimschafft in die Heimath in unser
rechtes Vater-Land, das droben ist, ins himmlische Jerusalem, müssen
wir sie in Christlicher Gottgelassenheit folgen lassen, und unser Ja-Wort
dazu geben. Weiter haben wir nichts drein zu sprechen, als daß wir sie
zum Bewe[i]sthum unsers Mitleides und Liebe noch biß an die Grentze be-
gleiten. Das Grab ist gleichsam die Grentz-Scheide, da heißts, wie
dorten von Abraham und Loth: So scheidet sich ein Bruder von dem
andern.
Gen. 13. Dahin soll nun auch der vor unsern Augen allhier einge-
sargte Cörper der seeligen Himmels-Braut gebracht werden, wozu biß-
her die Hochgeehrten Leichen-Begleiters das ihrige hochgeneigt beytra-
gen wollen, welche hohe Ehren-Bezeigung sich Hochleidtragender Herr
Vater, Frau Mutter, Frau Groß-Mutter, Herr Bräutigam
und
gantze vornehme Freundschafft zum Trost und Kennzeichen guter Affe-
ction
gereichen läßt; was aber vor Danck Sie Jhnen dafür zu erweisen
schuldig, ist mir zwar zu benennen anbefohlen, allein es wil mir an Wor-
ten gebrechen; das fällt mir noch bey, daß wie Sie heute über zwantzig
Wochen, die sich hier mit unter denen Leichen-Begleitern finden, hätten
als Hochzeit-Gäste erscheinen sollen, itzt in traurigem Zustande das erwie-
sen, was dort der Höchste nach seinem Rathschluß verwehret. Der halte
über Sie und die Jhrigen mit seiner Gnad so lange, biß die Ewiakeit ihren
Ausgang gewinnet. Das ist gottseeliger Hertzen ihre beste Dancksagungs-
Art, die Sie als betrübter Herr Vater, Frau Mutter, Frau Groß-
Mutter, Herr Bräutigam
und leidtragende Anverwandten durch mich
unwürdigen Dienern wollen gehalten und abgeleget wissen.

Trauer-
(o) (o)">Tacit. Annal. 12. c. 1. Svet. in Nerone.

ge vor groſſem Harm und Traurigkeit in ſein Schwerdt, und erſtach ſich. (o)
Der Hochbekuͤmmerte Herr Braͤutigam weiß ſich als ein Chriſt beſſer zu
faſſen, da Er die Ehre hat ſeine Braut, die Jungfer CHRISTIANAM
THEODORAM
Boͤttnerin, als eine himmliſche Erb-Koͤnigin, Sie ihrem
lieben Heylande, der durch den Tod, als ihr zu erſt verlobter Seelen-
Braͤutigam darzwiſchen tritt, zu uͤberlaſſen, Er mag an Sie, die dem
Himmel anvertraut, keinen fernern Anſpruch machen. Eltern und Kin-
der, Verlobte und Verehlichte ſind hier nur wie in einer Herberge beyſam-
men, rufft Sie GOTT aus dieſer Pilgrimſchafft in die Heimath in unſer
rechtes Vater-Land, das droben iſt, ins himmliſche Jeruſalem, muͤſſen
wir ſie in Chriſtlicher Gottgelaſſenheit folgen laſſen, und unſer Ja-Wort
dazu geben. Weiter haben wir nichts drein zu ſprechen, als daß wir ſie
zum Bewe[i]sthum unſers Mitleides und Liebe noch biß an die Grentze be-
gleiten. Das Grab iſt gleichſam die Grentz-Scheide, da heißts, wie
dorten von Abraham und Loth: So ſcheidet ſich ein Bruder von dem
andern.
Gen. 13. Dahin ſoll nun auch der vor unſern Augen allhier einge-
ſargte Coͤrper der ſeeligen Himmels-Braut gebracht werden, wozu biß-
her die Hochgeehrten Leichen-Begleiters das ihrige hochgeneigt beytra-
gen wollen, welche hohe Ehren-Bezeigung ſich Hochleidtragender Herr
Vater, Frau Mutter, Frau Groß-Mutter, Herr Braͤutigam
und
gantze vornehme Freundſchafft zum Troſt und Kennzeichen guter Affe-
ction
gereichen laͤßt; was aber vor Danck Sie Jhnen dafuͤr zu erweiſen
ſchuldig, iſt mir zwar zu benennen anbefohlen, allein es wil mir an Wor-
ten gebrechen; das faͤllt mir noch bey, daß wie Sie heute uͤber zwantzig
Wochen, die ſich hier mit unter denen Leichen-Begleitern finden, haͤtten
als Hochzeit-Gaͤſte erſcheinen ſollen, itzt in traurigem Zuſtande das erwie-
ſen, was dort der Hoͤchſte nach ſeinem Rathſchluß verwehret. Der halte
uͤber Sie und die Jhrigen mit ſeiner Gnad ſo lange, biß die Ewiakeit ihren
Ausgang gewinnet. Das iſt gottſeeliger Hertzen ihre beſte Danckſagungs-
Art, die Sie als betruͤbter Herr Vater, Frau Mutter, Frau Groß-
Mutter, Herr Braͤutigam
und leidtragende Anverwandten durch mich
unwuͤrdigen Dienern wollen gehalten und abgeleget wiſſen.

Trauer-
(o) (o)">Tacit. Annal. 12. c. 1. Svet. in Nerone.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="44"/>
ge vor gro&#x017F;&#x017F;em Harm und Traurigkeit in &#x017F;ein Schwerdt, und er&#x017F;tach &#x017F;ich. <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">(o)</hi>"&gt;<hi rendition="#aq">Tacit. Annal. 12. c. 1. Svet. in Nerone.</hi></note><lb/>
Der <hi rendition="#fr">Hochbeku&#x0364;mmerte Herr Bra&#x0364;utigam</hi> weiß &#x017F;ich als ein Chri&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er zu<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;en, da Er die Ehre hat &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Braut,</hi> die <hi rendition="#fr">Jungfer</hi> <hi rendition="#aq">CHRISTIANAM<lb/>
THEODORAM</hi> <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;ttnerin,</hi> als eine himmli&#x017F;che Erb-Ko&#x0364;nigin, Sie ihrem<lb/>
lieben Heylande, der durch den Tod, als ihr zu er&#x017F;t verlobter Seelen-<lb/>
Bra&#x0364;utigam darzwi&#x017F;chen tritt, zu u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, Er mag an Sie, die dem<lb/>
Himmel anvertraut, keinen fernern An&#x017F;pruch machen. Eltern und Kin-<lb/>
der, Verlobte und Verehlichte &#x017F;ind hier nur wie in einer Herberge bey&#x017F;am-<lb/>
men, rufft Sie GOTT aus die&#x017F;er Pilgrim&#x017F;chafft in die Heimath in un&#x017F;er<lb/>
rechtes Vater-Land, das droben i&#x017F;t, ins himmli&#x017F;che Jeru&#x017F;alem, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir &#x017F;ie in Chri&#x017F;tlicher Gottgela&#x017F;&#x017F;enheit folgen la&#x017F;&#x017F;en, und un&#x017F;er Ja-Wort<lb/>
dazu geben. Weiter haben wir nichts drein zu &#x017F;prechen, als daß wir &#x017F;ie<lb/>
zum Bewe<supplied>i</supplied>sthum un&#x017F;ers Mitleides und Liebe noch biß an die Grentze be-<lb/>
gleiten. Das Grab i&#x017F;t gleich&#x017F;am die Grentz-Scheide, da heißts, wie<lb/>
dorten von Abraham und Loth: <hi rendition="#fr">So &#x017F;cheidet &#x017F;ich ein Bruder von dem<lb/>
andern.</hi> <hi rendition="#aq">Gen.</hi> 13. Dahin &#x017F;oll nun auch der vor un&#x017F;ern Augen allhier einge-<lb/>
&#x017F;argte Co&#x0364;rper der <hi rendition="#fr">&#x017F;eeligen Himmels-Braut</hi> gebracht werden, wozu biß-<lb/>
her die <hi rendition="#fr">Hochgeehrten Leichen-Begleiters</hi> das ihrige hochgeneigt beytra-<lb/>
gen wollen, welche hohe Ehren-Bezeigung &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Hochleidtragender Herr<lb/>
Vater, Frau Mutter, Frau Groß-Mutter, Herr Bra&#x0364;utigam</hi> und<lb/>
gantze <hi rendition="#fr">vornehme Freund&#x017F;chafft</hi> zum Tro&#x017F;t und Kennzeichen guter <hi rendition="#aq">Affe-<lb/>
ction</hi> gereichen la&#x0364;ßt; was aber vor Danck Sie Jhnen dafu&#x0364;r zu erwei&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chuldig, i&#x017F;t mir zwar zu benennen anbefohlen, allein es wil mir an Wor-<lb/>
ten gebrechen; das fa&#x0364;llt mir noch bey, daß wie Sie heute u&#x0364;ber zwantzig<lb/>
Wochen, die &#x017F;ich hier mit unter denen <hi rendition="#fr">Leichen-Begleitern</hi> finden, ha&#x0364;tten<lb/>
als <hi rendition="#fr">Hochzeit-Ga&#x0364;&#x017F;te</hi> er&#x017F;cheinen &#x017F;ollen, itzt in traurigem Zu&#x017F;tande das erwie-<lb/>
&#x017F;en, was dort der Ho&#x0364;ch&#x017F;te nach &#x017F;einem Rath&#x017F;chluß verwehret. Der halte<lb/>
u&#x0364;ber Sie und die Jhrigen mit &#x017F;einer Gnad &#x017F;o lange, biß die Ewiakeit ihren<lb/>
Ausgang gewinnet. Das i&#x017F;t gott&#x017F;eeliger Hertzen ihre be&#x017F;te Danck&#x017F;agungs-<lb/>
Art, die Sie als betru&#x0364;bter <hi rendition="#fr">Herr Vater, Frau Mutter, Frau Groß-<lb/>
Mutter, Herr Bra&#x0364;utigam</hi> und leidtragende <hi rendition="#fr">Anverwandten</hi> durch mich<lb/>
unwu&#x0364;rdigen Dienern wollen gehalten und abgeleget wi&#x017F;&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Trauer-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0044] ge vor groſſem Harm und Traurigkeit in ſein Schwerdt, und erſtach ſich. (o) Der Hochbekuͤmmerte Herr Braͤutigam weiß ſich als ein Chriſt beſſer zu faſſen, da Er die Ehre hat ſeine Braut, die Jungfer CHRISTIANAM THEODORAM Boͤttnerin, als eine himmliſche Erb-Koͤnigin, Sie ihrem lieben Heylande, der durch den Tod, als ihr zu erſt verlobter Seelen- Braͤutigam darzwiſchen tritt, zu uͤberlaſſen, Er mag an Sie, die dem Himmel anvertraut, keinen fernern Anſpruch machen. Eltern und Kin- der, Verlobte und Verehlichte ſind hier nur wie in einer Herberge beyſam- men, rufft Sie GOTT aus dieſer Pilgrimſchafft in die Heimath in unſer rechtes Vater-Land, das droben iſt, ins himmliſche Jeruſalem, muͤſſen wir ſie in Chriſtlicher Gottgelaſſenheit folgen laſſen, und unſer Ja-Wort dazu geben. Weiter haben wir nichts drein zu ſprechen, als daß wir ſie zum Beweisthum unſers Mitleides und Liebe noch biß an die Grentze be- gleiten. Das Grab iſt gleichſam die Grentz-Scheide, da heißts, wie dorten von Abraham und Loth: So ſcheidet ſich ein Bruder von dem andern. Gen. 13. Dahin ſoll nun auch der vor unſern Augen allhier einge- ſargte Coͤrper der ſeeligen Himmels-Braut gebracht werden, wozu biß- her die Hochgeehrten Leichen-Begleiters das ihrige hochgeneigt beytra- gen wollen, welche hohe Ehren-Bezeigung ſich Hochleidtragender Herr Vater, Frau Mutter, Frau Groß-Mutter, Herr Braͤutigam und gantze vornehme Freundſchafft zum Troſt und Kennzeichen guter Affe- ction gereichen laͤßt; was aber vor Danck Sie Jhnen dafuͤr zu erweiſen ſchuldig, iſt mir zwar zu benennen anbefohlen, allein es wil mir an Wor- ten gebrechen; das faͤllt mir noch bey, daß wie Sie heute uͤber zwantzig Wochen, die ſich hier mit unter denen Leichen-Begleitern finden, haͤtten als Hochzeit-Gaͤſte erſcheinen ſollen, itzt in traurigem Zuſtande das erwie- ſen, was dort der Hoͤchſte nach ſeinem Rathſchluß verwehret. Der halte uͤber Sie und die Jhrigen mit ſeiner Gnad ſo lange, biß die Ewiakeit ihren Ausgang gewinnet. Das iſt gottſeeliger Hertzen ihre beſte Danckſagungs- Art, die Sie als betruͤbter Herr Vater, Frau Mutter, Frau Groß- Mutter, Herr Braͤutigam und leidtragende Anverwandten durch mich unwuͤrdigen Dienern wollen gehalten und abgeleget wiſſen. Trauer- (o) (o)">Tacit. Annal. 12. c. 1. Svet. in Nerone.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/542451
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/542451/44
Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/44>, abgerufen am 03.12.2024.