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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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nien vornehmen, wozu die in der Nähe wohnenden Geschwister von vä-
terlicher und mütterlicher Seite bereits eingeladen waren. Allein drey Ta-
ge zuvor, ehe dieser Verlobungs-Tag, von welchem man ebenfalls die
Hoffnung schöpffte, daß er recht glücklich seyn würde, noch eintreten
konte, ward die nun Wohlseelige Jungfer Braut von einer unvermu-
theten Kranckheit überfallen.

Hierdurch schien Jhr der Sonntag Qvasimodogeniti in einen un-
glücklichen Tag
verwandelt zu seyn. Denn ob Sie wohl an demselben
die Amts-Predigt in der Pfarr-Kirche noch abwarten konte: so überfiel Sie
doch bey der Mittags-Mahlzeit eine grosse Mattigkeit in Gliedern, welche
Sie schon den Tag vorher einiger massen verspühret hatte, weßwegen Sie,
nachdem Sie wenig oder nichts gegessen, vom Tische weggehen mußte.
Unter der Vesper-Predigt ward Sie gantz bettlägerich, empfand kurtz dar-
auf einen Schauer und abwechselnde Hitze. Jn der folgenden Nacht nahm
die Hitze sehr zu, und dabey fand sich ein Brechen. Den Montag drauf
hielt die brennende Hitze den gantzen Tag an, woraus gegen Abend ein Na-
sen-Bluten entstand, welches die Nacht hindurch continuirte. Diese
Zufälle zeigten nichts anders als febrem continuam acutam an, worauf
den 14 hujus als Dienstags die Blattern sich angaben. Man hatte als-
bald einen berühmten Medicum zu Rathe gezogen, welcher möglichst da-
hin trachtete, wie man der sonst gütigen Natur durch kräfftige Medica-
menta
zu Hülffe kommen möchte. Es gab auch der barmhertzige GOTT
hierzu in so weit sein Gedeyen, daß die Symptomata urgentiora nachliessen,
und hingegen die Efflorescenz, der Blattern, sonderlich am 4ten Tage,
welches die Mittwoche traff, sich wohl anließ, woraus man Hoffnung
schöpffte, es würde alles gut ablauffen, und die angefangne Besserung in
eine völlige Gesundheit verwandelt werden. Nichts destoweniger fanden
sich kurtz darauf, sonderlich Freytags gegen Abend, neue Zufälle, als bren-
nende Hitze, Stecken auf der Brust und grosse Unruhe, nebst einigen
Phantasien, woraus eine ziemliche Malignitaet der Maladie zu schlüssen
war. Die Blattern fingen auch am siebenden Tage, nehmlich am Sonn-
abende früh, an zurück zuschlagen, die merckliche Mattigkeit nahm zu, es
fand sich Zittern in Gliedern ein, und mehreten sich also die schweren Zu-
fälle bey aller angewandten Mühe und Fleiß; hingegen nahmen die Kräff-
te mehr und mehr ab. Das waren nun die Tage Jhrer letzten Kranck-
heit.

Ge-

nien vornehmen, wozu die in der Naͤhe wohnenden Geſchwiſter von vaͤ-
terlicher und muͤtterlicher Seite bereits eingeladen waren. Allein drey Ta-
ge zuvor, ehe dieſer Verlobungs-Tag, von welchem man ebenfalls die
Hoffnung ſchoͤpffte, daß er recht gluͤcklich ſeyn wuͤrde, noch eintreten
konte, ward die nun Wohlſeelige Jungfer Braut von einer unvermu-
theten Kranckheit uͤberfallen.

Hierdurch ſchien Jhr der Sonntag Qvasimodogeniti in einen un-
gluͤcklichen Tag
verwandelt zu ſeyn. Denn ob Sie wohl an demſelben
die Amts-Predigt in der Pfarr-Kirche noch abwarten konte: ſo uͤberfiel Sie
doch bey der Mittags-Mahlzeit eine groſſe Mattigkeit in Gliedern, welche
Sie ſchon den Tag vorher einiger maſſen verſpuͤhret hatte, weßwegen Sie,
nachdem Sie wenig oder nichts gegeſſen, vom Tiſche weggehen mußte.
Unter der Veſper-Predigt ward Sie gantz bettlaͤgerich, empfand kurtz dar-
auf einen Schauer und abwechſelnde Hitze. Jn der folgenden Nacht nahm
die Hitze ſehr zu, und dabey fand ſich ein Brechen. Den Montag drauf
hielt die brennende Hitze den gantzen Tag an, woraus gegen Abend ein Na-
ſen-Bluten entſtand, welches die Nacht hindurch continuirte. Dieſe
Zufaͤlle zeigten nichts anders als febrem continuam acutam an, worauf
den 14 hujus als Dienſtags die Blattern ſich angaben. Man hatte als-
bald einen beruͤhmten Medicum zu Rathe gezogen, welcher moͤglichſt da-
hin trachtete, wie man der ſonſt guͤtigen Natur durch kraͤfftige Medica-
menta
zu Huͤlffe kommen moͤchte. Es gab auch der barmhertzige GOTT
hierzu in ſo weit ſein Gedeyen, daß die Symptomata urgentiora nachlieſſen,
und hingegen die Efflorescenz, der Blattern, ſonderlich am 4ten Tage,
welches die Mittwoche traff, ſich wohl anließ, woraus man Hoffnung
ſchoͤpffte, es wuͤrde alles gut ablauffen, und die angefangne Beſſerung in
eine voͤllige Geſundheit verwandelt werden. Nichts deſtoweniger fanden
ſich kurtz darauf, ſonderlich Freytags gegen Abend, neue Zufaͤlle, als bren-
nende Hitze, Stecken auf der Bruſt und groſſe Unruhe, nebſt einigen
Phantaſien, woraus eine ziemliche Malignitæt der Maladie zu ſchluͤſſen
war. Die Blattern fingen auch am ſiebenden Tage, nehmlich am Sonn-
abende fruͤh, an zuruͤck zuſchlagen, die merckliche Mattigkeit nahm zu, es
fand ſich Zittern in Gliedern ein, und mehreten ſich alſo die ſchweren Zu-
faͤlle bey aller angewandten Muͤhe und Fleiß; hingegen nahmen die Kraͤff-
te mehr und mehr ab. Das waren nun die Tage Jhrer letzten Kranck-
heit.

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[18/0018] nien vornehmen, wozu die in der Naͤhe wohnenden Geſchwiſter von vaͤ- terlicher und muͤtterlicher Seite bereits eingeladen waren. Allein drey Ta- ge zuvor, ehe dieſer Verlobungs-Tag, von welchem man ebenfalls die Hoffnung ſchoͤpffte, daß er recht gluͤcklich ſeyn wuͤrde, noch eintreten konte, ward die nun Wohlſeelige Jungfer Braut von einer unvermu- theten Kranckheit uͤberfallen. Hierdurch ſchien Jhr der Sonntag Qvasimodogeniti in einen un- gluͤcklichen Tag verwandelt zu ſeyn. Denn ob Sie wohl an demſelben die Amts-Predigt in der Pfarr-Kirche noch abwarten konte: ſo uͤberfiel Sie doch bey der Mittags-Mahlzeit eine groſſe Mattigkeit in Gliedern, welche Sie ſchon den Tag vorher einiger maſſen verſpuͤhret hatte, weßwegen Sie, nachdem Sie wenig oder nichts gegeſſen, vom Tiſche weggehen mußte. Unter der Veſper-Predigt ward Sie gantz bettlaͤgerich, empfand kurtz dar- auf einen Schauer und abwechſelnde Hitze. Jn der folgenden Nacht nahm die Hitze ſehr zu, und dabey fand ſich ein Brechen. Den Montag drauf hielt die brennende Hitze den gantzen Tag an, woraus gegen Abend ein Na- ſen-Bluten entſtand, welches die Nacht hindurch continuirte. Dieſe Zufaͤlle zeigten nichts anders als febrem continuam acutam an, worauf den 14 hujus als Dienſtags die Blattern ſich angaben. Man hatte als- bald einen beruͤhmten Medicum zu Rathe gezogen, welcher moͤglichſt da- hin trachtete, wie man der ſonſt guͤtigen Natur durch kraͤfftige Medica- menta zu Huͤlffe kommen moͤchte. Es gab auch der barmhertzige GOTT hierzu in ſo weit ſein Gedeyen, daß die Symptomata urgentiora nachlieſſen, und hingegen die Efflorescenz, der Blattern, ſonderlich am 4ten Tage, welches die Mittwoche traff, ſich wohl anließ, woraus man Hoffnung ſchoͤpffte, es wuͤrde alles gut ablauffen, und die angefangne Beſſerung in eine voͤllige Geſundheit verwandelt werden. Nichts deſtoweniger fanden ſich kurtz darauf, ſonderlich Freytags gegen Abend, neue Zufaͤlle, als bren- nende Hitze, Stecken auf der Bruſt und groſſe Unruhe, nebſt einigen Phantaſien, woraus eine ziemliche Malignitæt der Maladie zu ſchluͤſſen war. Die Blattern fingen auch am ſiebenden Tage, nehmlich am Sonn- abende fruͤh, an zuruͤck zuſchlagen, die merckliche Mattigkeit nahm zu, es fand ſich Zittern in Gliedern ein, und mehreten ſich alſo die ſchweren Zu- faͤlle bey aller angewandten Muͤhe und Fleiß; hingegen nahmen die Kraͤff- te mehr und mehr ab. Das waren nun die Tage Jhrer letzten Kranck- heit. Ge-

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/18>, abgerufen am 25.11.2024.