Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

Bild:
<< vorherige Seite

fehlen. Sie ward, so bald es nur das Alter verstattete, zum lieben Ge-
beth, zur Erkenntniß GOttes und ihrer selbst, zur Beobachtung des
Tauff-Bundes, Erlernung biblischer Sprüche, und andern Dingen,
welche ein Kind GOttes glücklich machen können, sorgfältig angehalten.
Jhr Herr Vater unterwiese Sie selbst, so viel sein mühsames Amt verstat-
tete, im Christenthum, Lesen, Schreiben und Rechen. Und wie Jhre
Frau Mutter das Jhrige dazu beyzutragen bemühet war: also ward Sie
von derselben besonders, durch Anweisung und gute Exempel, zur fleißigen
Besuchung und andächtigen Abwartung des Gottes-Dienstes, wie nicht
weniger zu Wirthschaffts-Sachen, und andern dem weiblichen Geschlech-
te wohlanständigen Sitten und Verrichtungen unermüdet angeführet. Da
Sie nun als eine gehorsame Tochter willig folgte, und bey solchem Gehor-
sam mit vielem Gedeyen heranwuchs: so gab Jhr GOTT Glück in allen
ihren Wercken uud Liebe bey wohlgesinnten Freunden.

Jnsonderheit lenckte Er das Hertz Tot. Tit. Hrn. M. Samuel
Seidels, wohl-
meritirten Con-Rectoris bey hiesigem Lyceo,
zu Jhr, daß Er mit Jhr ehelich verbunden zu werden vor sein Glück schätzte.
Nachdem Er nun dieses sein wohlmeinendes Absehen beyderseits Eltern,
wie nicht weniger der bey Jhnen anietzt lebenden Fr. Groß-Mutter gezie-
mend entdecket, und dieselben dieses wichtige Werck zuförderst GOTT
im Gebethe andächtig vorgetragen, so dann auch mit ihren nächsten Freun-
den reifflich überleget hatten: so geschahe es endlich, daß Jhm den 3 Martii
jetzt lauffenden Jahres das verlangte Ja-Wort ertheilet wurde.

Diesen Tag hielte man nun vor einen recht glückseeligen Tag, weil
die versprochenen Personen einander aufrichtig und ungezwungen liebten,
und durch die erhaltene väterliche Einwilligung ihres Hertzens Wunsch
auf beyden Theilen erfüllet sahen. Wozu noch dieses kam, daß hierdurch
das Jahr-Gedächtniß des an diesem Tage gleich vor einem Jahre durch
göttliche Direction und einhellige Wahl eines Hoch-Edlen nnd Hoch-
Weisen Raths allhier dem Herrn Vater der lieben Braut
conferirten
Rectorats gleichsam solennisiret wurde.

Nun war man in der Zubereitung zu der bevorstehenden Ausstattung
beschäfftiget; jedoch wolte man zuvor den 15 Aprilis, zu mehrerer Bestä-
tigung der geschehenen Versprechung, noch einige Verlobungs-Ceremo-

nien
C

fehlen. Sie ward, ſo bald es nur das Alter verſtattete, zum lieben Ge-
beth, zur Erkenntniß GOttes und ihrer ſelbſt, zur Beobachtung des
Tauff-Bundes, Erlernung bibliſcher Spruͤche, und andern Dingen,
welche ein Kind GOttes gluͤcklich machen koͤnnen, ſorgfaͤltig angehalten.
Jhr Herr Vater unterwieſe Sie ſelbſt, ſo viel ſein muͤhſames Amt verſtat-
tete, im Chriſtenthum, Leſen, Schreiben und Rechen. Und wie Jhre
Frau Mutter das Jhrige dazu beyzutragen bemuͤhet war: alſo ward Sie
von derſelben beſonders, durch Anweiſung und gute Exempel, zur fleißigen
Beſuchung und andaͤchtigen Abwartung des Gottes-Dienſtes, wie nicht
weniger zu Wirthſchaffts-Sachen, und andern dem weiblichen Geſchlech-
te wohlanſtaͤndigen Sitten und Verrichtungen unermuͤdet angefuͤhret. Da
Sie nun als eine gehorſame Tochter willig folgte, und bey ſolchem Gehor-
ſam mit vielem Gedeyen heranwuchs: ſo gab Jhr GOTT Gluͤck in allen
ihren Wercken uud Liebe bey wohlgeſinnten Freunden.

Jnſonderheit lenckte Er das Hertz Tot. Tit. Hrn. M. Samuel
Seidels, wohl-
meritirten Con-Rectoris bey hieſigem Lyceo,
zu Jhr, daß Er mit Jhr ehelich verbunden zu werden vor ſein Gluͤck ſchaͤtzte.
Nachdem Er nun dieſes ſein wohlmeinendes Abſehen beyderſeits Eltern,
wie nicht weniger der bey Jhnen anietzt lebenden Fr. Groß-Mutter gezie-
mend entdecket, und dieſelben dieſes wichtige Werck zufoͤrderſt GOTT
im Gebethe andaͤchtig vorgetragen, ſo dann auch mit ihren naͤchſten Freun-
den reifflich uͤberleget hatten: ſo geſchahe es endlich, daß Jhm den 3 Martii
jetzt lauffenden Jahres das verlangte Ja-Wort ertheilet wurde.

Dieſen Tag hielte man nun vor einen recht gluͤckſeeligen Tag, weil
die verſprochenen Perſonen einander aufrichtig und ungezwungen liebten,
und durch die erhaltene vaͤterliche Einwilligung ihres Hertzens Wunſch
auf beyden Theilen erfuͤllet ſahen. Wozu noch dieſes kam, daß hierdurch
das Jahr-Gedaͤchtniß des an dieſem Tage gleich vor einem Jahre durch
goͤttliche Direction und einhellige Wahl eines Hoch-Edlen nnd Hoch-
Weiſen Raths allhier dem Herrn Vater der lieben Braut
conferirten
Rectorats gleichſam ſolenniſiret wurde.

Nun war man in der Zubereitung zu der bevorſtehenden Ausſtattung
beſchaͤfftiget; jedoch wolte man zuvor den 15 Aprilis, zu mehrerer Beſtaͤ-
tigung der geſchehenen Verſprechung, noch einige Verlobungs-Ceremo-

nien
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0017" n="17"/>
fehlen. Sie ward, &#x017F;o bald es nur das Alter ver&#x017F;tattete, zum lieben Ge-<lb/>
beth, zur Erkenntniß GOttes und ihrer &#x017F;elb&#x017F;t, zur Beobachtung des<lb/>
Tauff-Bundes, Erlernung bibli&#x017F;cher Spru&#x0364;che, und andern Dingen,<lb/>
welche ein Kind GOttes glu&#x0364;cklich machen ko&#x0364;nnen, &#x017F;orgfa&#x0364;ltig angehalten.<lb/>
Jhr <hi rendition="#fr">Herr Vater</hi> unterwie&#x017F;e Sie &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;o viel &#x017F;ein mu&#x0364;h&#x017F;ames Amt ver&#x017F;tat-<lb/>
tete, im Chri&#x017F;tenthum, Le&#x017F;en, Schreiben und Rechen. Und wie Jhre<lb/><hi rendition="#fr">Frau Mutter</hi> das Jhrige dazu beyzutragen bemu&#x0364;het war: al&#x017F;o ward Sie<lb/>
von der&#x017F;elben be&#x017F;onders, durch Anwei&#x017F;ung und gute Exempel, zur fleißigen<lb/>
Be&#x017F;uchung und anda&#x0364;chtigen Abwartung des Gottes-Dien&#x017F;tes, wie nicht<lb/>
weniger zu Wirth&#x017F;chaffts-Sachen, und andern dem weiblichen Ge&#x017F;chlech-<lb/>
te wohlan&#x017F;ta&#x0364;ndigen Sitten und Verrichtungen unermu&#x0364;det angefu&#x0364;hret. Da<lb/>
Sie nun als eine gehor&#x017F;ame Tochter willig folgte, und bey &#x017F;olchem Gehor-<lb/>
&#x017F;am mit vielem Gedeyen heranwuchs: &#x017F;o gab Jhr GOTT Glu&#x0364;ck in allen<lb/>
ihren Wercken uud Liebe bey wohlge&#x017F;innten Freunden.</p><lb/>
          <p>Jn&#x017F;onderheit lenckte Er das Hertz <hi rendition="#aq">Tot. Tit.</hi> <hi rendition="#fr">Hrn.</hi> <hi rendition="#aq">M.</hi> <hi rendition="#fr">Samuel<lb/>
Seidels, wohl-</hi><hi rendition="#aq">meritirt</hi><hi rendition="#fr">en</hi> <hi rendition="#aq">Con-Rectoris</hi> <hi rendition="#fr">bey hie&#x017F;igem</hi> <hi rendition="#aq">Lyceo,</hi><lb/>
zu Jhr, daß Er mit Jhr ehelich verbunden zu werden vor &#x017F;ein Glu&#x0364;ck &#x017F;cha&#x0364;tzte.<lb/>
Nachdem Er nun die&#x017F;es &#x017F;ein wohlmeinendes Ab&#x017F;ehen <hi rendition="#fr">beyder&#x017F;eits Eltern,</hi><lb/>
wie nicht weniger der bey Jhnen anietzt lebenden <hi rendition="#fr">Fr. Groß-Mutter</hi> gezie-<lb/>
mend entdecket, und die&#x017F;elben die&#x017F;es wichtige Werck zufo&#x0364;rder&#x017F;t GOTT<lb/>
im Gebethe anda&#x0364;chtig vorgetragen, &#x017F;o dann auch mit ihren na&#x0364;ch&#x017F;ten Freun-<lb/>
den reifflich u&#x0364;berleget hatten: &#x017F;o ge&#x017F;chahe es endlich, daß Jhm den 3 <hi rendition="#aq">Martii</hi><lb/>
jetzt lauffenden Jahres das verlangte Ja-Wort ertheilet wurde.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;en Tag hielte man nun vor einen <hi rendition="#fr">recht glu&#x0364;ck&#x017F;eeligen Tag,</hi> weil<lb/>
die ver&#x017F;prochenen Per&#x017F;onen einander aufrichtig und ungezwungen liebten,<lb/>
und durch die erhaltene va&#x0364;terliche Einwilligung ihres Hertzens Wun&#x017F;ch<lb/>
auf beyden Theilen erfu&#x0364;llet &#x017F;ahen. Wozu noch die&#x017F;es kam, daß hierdurch<lb/>
das Jahr-Geda&#x0364;chtniß des an die&#x017F;em Tage gleich vor einem Jahre durch<lb/>
go&#x0364;ttliche <hi rendition="#aq">Direction</hi> und einhellige Wahl eines <hi rendition="#fr">Hoch-Edlen nnd Hoch-<lb/>
Wei&#x017F;en Raths allhier dem Herrn Vater der lieben Braut</hi> <hi rendition="#aq">conferirt</hi>en<lb/><hi rendition="#aq">Rectorats</hi> gleich&#x017F;am <hi rendition="#aq">&#x017F;olenni&#x017F;ir</hi>et wurde.</p><lb/>
          <p>Nun war man in der Zubereitung zu der bevor&#x017F;tehenden Aus&#x017F;tattung<lb/>
be&#x017F;cha&#x0364;fftiget; jedoch wolte man zuvor den 15 <hi rendition="#aq">Aprilis,</hi> zu mehrerer Be&#x017F;ta&#x0364;-<lb/>
tigung der ge&#x017F;chehenen Ver&#x017F;prechung, noch einige Verlobungs-<hi rendition="#aq">Ceremo-</hi><lb/>
<fw type="sig" place="bottom">C</fw><fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#aq">ni</hi>en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0017] fehlen. Sie ward, ſo bald es nur das Alter verſtattete, zum lieben Ge- beth, zur Erkenntniß GOttes und ihrer ſelbſt, zur Beobachtung des Tauff-Bundes, Erlernung bibliſcher Spruͤche, und andern Dingen, welche ein Kind GOttes gluͤcklich machen koͤnnen, ſorgfaͤltig angehalten. Jhr Herr Vater unterwieſe Sie ſelbſt, ſo viel ſein muͤhſames Amt verſtat- tete, im Chriſtenthum, Leſen, Schreiben und Rechen. Und wie Jhre Frau Mutter das Jhrige dazu beyzutragen bemuͤhet war: alſo ward Sie von derſelben beſonders, durch Anweiſung und gute Exempel, zur fleißigen Beſuchung und andaͤchtigen Abwartung des Gottes-Dienſtes, wie nicht weniger zu Wirthſchaffts-Sachen, und andern dem weiblichen Geſchlech- te wohlanſtaͤndigen Sitten und Verrichtungen unermuͤdet angefuͤhret. Da Sie nun als eine gehorſame Tochter willig folgte, und bey ſolchem Gehor- ſam mit vielem Gedeyen heranwuchs: ſo gab Jhr GOTT Gluͤck in allen ihren Wercken uud Liebe bey wohlgeſinnten Freunden. Jnſonderheit lenckte Er das Hertz Tot. Tit. Hrn. M. Samuel Seidels, wohl-meritirten Con-Rectoris bey hieſigem Lyceo, zu Jhr, daß Er mit Jhr ehelich verbunden zu werden vor ſein Gluͤck ſchaͤtzte. Nachdem Er nun dieſes ſein wohlmeinendes Abſehen beyderſeits Eltern, wie nicht weniger der bey Jhnen anietzt lebenden Fr. Groß-Mutter gezie- mend entdecket, und dieſelben dieſes wichtige Werck zufoͤrderſt GOTT im Gebethe andaͤchtig vorgetragen, ſo dann auch mit ihren naͤchſten Freun- den reifflich uͤberleget hatten: ſo geſchahe es endlich, daß Jhm den 3 Martii jetzt lauffenden Jahres das verlangte Ja-Wort ertheilet wurde. Dieſen Tag hielte man nun vor einen recht gluͤckſeeligen Tag, weil die verſprochenen Perſonen einander aufrichtig und ungezwungen liebten, und durch die erhaltene vaͤterliche Einwilligung ihres Hertzens Wunſch auf beyden Theilen erfuͤllet ſahen. Wozu noch dieſes kam, daß hierdurch das Jahr-Gedaͤchtniß des an dieſem Tage gleich vor einem Jahre durch goͤttliche Direction und einhellige Wahl eines Hoch-Edlen nnd Hoch- Weiſen Raths allhier dem Herrn Vater der lieben Braut conferirten Rectorats gleichſam ſolenniſiret wurde. Nun war man in der Zubereitung zu der bevorſtehenden Ausſtattung beſchaͤfftiget; jedoch wolte man zuvor den 15 Aprilis, zu mehrerer Beſtaͤ- tigung der geſchehenen Verſprechung, noch einige Verlobungs-Ceremo- nien C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/542451
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/542451/17
Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/17>, abgerufen am 22.11.2024.