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Milichius, Daniel: Concio Threnodica. Oels, 1617.

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Christl: Leich oder Thränenpredigt.
ein elend Jämmerlich ding vmb aller Menschen leben von
Mutter leibe an/ biß sie inn die Erde begraben werden/ die
vnser aller Mutter ist.

Zum Dritten/ Vergleichet David des Menschen leben
einer Blumen/ propter resurrectionis facilitatem, dann
wie ein Gräßlein vnnd Blümlein/ ob es gleich abgehawen
wird/ widerumb grünet vnd wechset/ eben also gehet es auch
mit den Menschen zu/ das ob sie gleich durch den todt werden
abgegraset vnd abgehawen/ doch werden sie widerumb auff
den frölichen Sommer des Jüngsten tages grünen vnd blüen/
wie Esaias am 26 saget. Wachet auff vnd rühmet/ die jhrEsa. 26.
lieget vnter der Erden/ den dein Taw ist ein taw des grünen
Feldes.

Ein solch schönes vnd wolrüchendes Blümlein haben wir
vor den Augen/ an dieser Gegenwertigen Jungfräwlichen
Leiche/ denn ob gleich dieselbe mit vielen schönen herrlichen
Tugenden/ beydes des Leibes vnnd Gemüthes ist geziehret
gewesen/ daran nicht allein jhre liebe Eltern/ sondern auch
männiglichen ein herrliches wolgefallen getragen/ dennoch
ist sie von dem Tode/ welcher niemanden schonet/ abgehawen
vnd abgegraset worden/ also das sie nun als ein vorwelcktesSyr: 40.
Blümlein in die Erde/ so aller vnser Mutter ist/ muß geleget
werden/ der tröstlichen Hoffnung/ das solche widerumb am
Jüngsten tage/ wenn das rechte Talita Kumi, oder kommen/
(wie Eberus sagte vor seinem ende) angehen wirdt/ werdeEberus
Lebendig werden/ vnd grünen wie das Graß. Damit nunEsa: 66.
aber die betrübten Eltern vber dem vorlust jhres schönen
Haußblümleins möchten getröstet werden/ so wollen wir jnen
vnd vns/ etwas Tröstliches auß der grossen Schatzkammer
Göttliches wortes vornehmen/ vnd einfeltiglichen erkleren.
Damit aber solches Gott zu Lob vnd Ehren/ den betrübtenPsal. 115.

Eltern
B

Chriſtl: Leich oder Thꝛaͤnenpredigt.
ein elend Jaͤmmerlich ding vmb aller Menſchen leben von
Mutter leibe an/ biß ſie inn die Erde begraben werden/ die
vnſer aller Mutter iſt.

Zum Dritten/ Vergleichet David des Menſchen leben
einer Blumen/ propter reſurrectionis facilitatem, dann
wie ein Gꝛaͤßlein vnnd Bluͤmlein/ ob es gleich abgehawen
wird/ widerumb gruͤnet vnd wechſet/ eben alſo gehet es auch
mit den Menſchen zu/ das ob ſie gleich durch den todt werdẽ
abgegraſet vnd abgehawen/ doch werden ſie widerumb auff
den froͤlichen Som̃er des Juͤngſten tages gruͤnen vñ bluͤen/
wie Eſaias am 26 ſaget. Wachet auff vnd ruͤhmet/ die jhrEſa. 26.
lieget vnter der Erden/ den dein Taw iſt ein taw des gruͤnen
Feldes.

Ein ſolch ſchoͤnes vnd wolruͤchendes Bluͤmlein haben wir
vor den Augen/ an dieſer Gegenwertigen Jungfraͤwlichen
Leiche/ denn ob gleich dieſelbe mit vielen ſchoͤnen herꝛlichen
Tugenden/ beydes des Leibes vnnd Gemuͤthes iſt geziehret
geweſen/ daran nicht allein jhre liebe Eltern/ ſondern auch
maͤnniglichen ein herꝛliches wolgefallen getragen/ dennoch
iſt ſie von dem Tode/ welcher niemanden ſchonet/ abgehawẽ
vnd abgegraſet worden/ alſo das ſie nun als ein vorwelcktesSyr: 40.
Bluͤmlein in die Erde/ ſo aller vnſer Mutter iſt/ muß geleget
werden/ der troͤſtlichen Hoffnung/ das ſolche widerumb am
Juͤngſten tage/ wenn das rechte Talita Kumi, oder kom̃en/
(wie Eberus ſagte vor ſeinem ende) angehen wirdt/ werdeEberus
Lebendig werden/ vnd gruͤnen wie das Graß. Damit nunEſa: 66.
aber die betruͤbten Eltern vber dem vorluſt jhres ſchoͤnen
Haußbluͤmleins moͤchten getroͤſtet werdẽ/ ſo wollen wir jnen
vnd vns/ etwas Troͤſtliches auß der groſſen Schatzkammer
Goͤttliches woꝛtes vornehmen/ vnd einfeltiglichen erkleren.
Damit aber ſolches Gott zu Lob vnd Ehren/ den betruͤbtenPſal. 115.

Eltern
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[[9]/0009] Chriſtl: Leich oder Thꝛaͤnenpredigt. ein elend Jaͤmmerlich ding vmb aller Menſchen leben von Mutter leibe an/ biß ſie inn die Erde begraben werden/ die vnſer aller Mutter iſt. Zum Dritten/ Vergleichet David des Menſchen leben einer Blumen/ propter reſurrectionis facilitatem, dann wie ein Gꝛaͤßlein vnnd Bluͤmlein/ ob es gleich abgehawen wird/ widerumb gruͤnet vnd wechſet/ eben alſo gehet es auch mit den Menſchen zu/ das ob ſie gleich durch den todt werdẽ abgegraſet vnd abgehawen/ doch werden ſie widerumb auff den froͤlichen Som̃er des Juͤngſten tages gruͤnen vñ bluͤen/ wie Eſaias am 26 ſaget. Wachet auff vnd ruͤhmet/ die jhr lieget vnter der Erden/ den dein Taw iſt ein taw des gruͤnen Feldes. Eſa. 26. Ein ſolch ſchoͤnes vnd wolruͤchendes Bluͤmlein haben wir vor den Augen/ an dieſer Gegenwertigen Jungfraͤwlichen Leiche/ denn ob gleich dieſelbe mit vielen ſchoͤnen herꝛlichen Tugenden/ beydes des Leibes vnnd Gemuͤthes iſt geziehret geweſen/ daran nicht allein jhre liebe Eltern/ ſondern auch maͤnniglichen ein herꝛliches wolgefallen getragen/ dennoch iſt ſie von dem Tode/ welcher niemanden ſchonet/ abgehawẽ vnd abgegraſet worden/ alſo das ſie nun als ein vorwelcktes Bluͤmlein in die Erde/ ſo aller vnſer Mutter iſt/ muß geleget werden/ der troͤſtlichen Hoffnung/ das ſolche widerumb am Juͤngſten tage/ wenn das rechte Talita Kumi, oder kom̃en/ (wie Eberus ſagte vor ſeinem ende) angehen wirdt/ werde Lebendig werden/ vnd gruͤnen wie das Graß. Damit nun aber die betruͤbten Eltern vber dem vorluſt jhres ſchoͤnen Haußbluͤmleins moͤchten getroͤſtet werdẽ/ ſo wollen wir jnen vnd vns/ etwas Troͤſtliches auß der groſſen Schatzkammer Goͤttliches woꝛtes vornehmen/ vnd einfeltiglichen erkleren. Damit aber ſolches Gott zu Lob vnd Ehren/ den betruͤbten Eltern Syr: 40. Eberus Eſa: 66. Pſal. 115. B

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Zitationshilfe: Milichius, Daniel: Concio Threnodica. Oels, 1617, S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542123/9>, abgerufen am 19.04.2024.