Milichius, Daniel: Concio Threnodica. Oels, 1617.Christl: Leich oder Thränenpredigt. Kindt/ welches die Amme noch stillete/ solte hergebracht werden/vnd jhm die Amme sd trew war/ das sie jhr eygen Söhnlein dargab/ vnd des Keysers Kindt erhalten wolte/ wolte es der Keyser nicht gestatten/ vnd sagte: Das ist nicht mein Blut vnd Fleisch/ Jch wil nicht/ das frembde Blut meiner ent- gelten soll/ vnd ließ sein eygen Kindt holen/ vnd da jhm der Bluthundt das Hälßlein abstechen ließ/ Floß mehr Milch denn Blut herauß. Als solches Mauritius sahe/ repetirte er widerumb die vorige Worte/ vnd sagte: HErr du bist Gerecht/ vnnd alle deine Gerichte sind recht. Darumb jhr betrübten Eltern/ so da mit schmertzen heutiges Tages ewer Jungfrawen Tochter das Geleyte zum Schlaffkämmerlein gegeben/ Mercket dieses/ vnd weil dieselbe kurtz für jhrem Seligen ende diese Worte mit dem Keyser Mauritio ge- brauchet/ vnnd gesaget: HERR du bist Gerecht/ vnnd deine Gerichte sind recht/ so gedencket nur nichts anders/ als das sie euch diese Letzte Worte gleichsam wie zum Valete geschencket habe/ das jhr vber jhrem Tode vnd Heimführung/ euch Gott vntergeben/ vnd vnterwerffen sollet. So viel vom Ersten. Exegesis 2. Partis. HOret nun auch an das andere/ wie sich2. Pars. Erstlichen/ Locum amoenun nuptiis deputando, Hoch- D iij
Chriſtl: Leich oder Thꝛaͤnenpredigt. Kindt/ welches die Am̃e noch ſtillete/ ſolte hergebꝛacht werdẽ/vnd jhm die Amme ſd trew war/ das ſie jhr eygen Söhnlein dargab/ vnd des Keyſers Kindt erhalten wolte/ wolte es der Keyſer nicht geſtatten/ vnd ſagte: Das iſt nicht mein Blut vnd Fleiſch/ Jch wil nicht/ das frembde Blut meiner ent- gelten ſoll/ vnd ließ ſein eygen Kindt holen/ vnd da jhm der Bluthundt das Haͤlßlein abſtechen ließ/ Floß mehr Milch denn Blut herauß. Als ſolches Mauritius ſahe/ repetirte er widerumb die vorige Worte/ vnd ſagte: HErr du biſt Gerecht/ vnnd alle deine Gerichte ſind recht. Darumb jhr betruͤbten Eltern/ ſo da mit ſchmertzen heutiges Tages ewer Jungfrawen Tochter das Geleyte zum Schlaffkaͤm̃erlein gegeben/ Mercket dieſes/ vnd weil dieſelbe kurtz fuͤr jhrem Seligen ende dieſe Worte mit dem Keyſer Mauritio ge- brauchet/ vnnd geſaget: HERR du biſt Gerecht/ vnnd deine Gerichte ſind recht/ ſo gedencket nur nichts anders/ als das ſie euch dieſe Letzte Worte gleichſam wie zum Valete geſchencket habe/ das jhr vber jhrem Tode vñ Heimfuͤhrung/ euch Gott vntergeben/ vnd vnterwerffen ſollet. So viel vom Erſten. Exegeſis 2. Partis. HOret nun auch an das andere/ wie ſich2. Pars. Erſtlichen/ Locum amœnũ nuptiis deputando, Hoch- D iij
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Chriſtl: Leich oder Thꝛaͤnenpredigt.
Kindt/ welches die Am̃e noch ſtillete/ ſolte hergebꝛacht werdẽ/
vnd jhm die Amme ſd trew war/ das ſie jhr eygen Söhnlein
dargab/ vnd des Keyſers Kindt erhalten wolte/ wolte es der
Keyſer nicht geſtatten/ vnd ſagte: Das iſt nicht mein Blut
vnd Fleiſch/ Jch wil nicht/ das frembde Blut meiner ent-
gelten ſoll/ vnd ließ ſein eygen Kindt holen/ vnd da jhm der
Bluthundt das Haͤlßlein abſtechen ließ/ Floß mehr Milch
denn Blut herauß. Als ſolches Mauritius ſahe/ repetirte
er widerumb die vorige Worte/ vnd ſagte: HErr du biſt
Gerecht/ vnnd alle deine Gerichte ſind recht. Darumb jhr
betruͤbten Eltern/ ſo da mit ſchmertzen heutiges Tages ewer
Jungfrawen Tochter das Geleyte zum Schlaffkaͤm̃erlein
gegeben/ Mercket dieſes/ vnd weil dieſelbe kurtz fuͤr jhrem
Seligen ende dieſe Worte mit dem Keyſer Mauritio ge-
brauchet/ vnnd geſaget: HERR du biſt Gerecht/ vnnd
deine Gerichte ſind recht/ ſo gedencket nur nichts anders/
als das ſie euch dieſe Letzte Worte gleichſam wie zum Valete
geſchencket habe/ das jhr vber jhrem Tode vñ Heimfuͤhrung/
euch Gott vntergeben/ vnd vnterwerffen ſollet.
So viel vom Erſten.
Exegeſis 2. Partis.
HOret nun auch an das andere/ wie ſich
dann dieſer Braͤutigam/ welchen Johannes alhie
ein Lamb nennet/ gegen ſeiner Braut verhaltẽ wolle/ welchs
vns auch deutlichen vnd klaͤrlichen vor die Augen gemahlet
wird/ welches dann geſchiehet.
2. Pars.
Erſtlichen/ Locum amœnũ nuptiis deputando,
Denn wie ein Braͤutigam einen gewiſſen ort erkteſet vñ auß-
lieſet/ da er mit ſeiner lieben Braut Heimfuͤhrung vnnd
Hoch-
D iij
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