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Banner, Christoph: Trewer Lehrer Dreyfache Ehren-Seule. Oels, 1652.

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Abdanckungs Sermon.

Und in ansehen solcher grossen Gefahr/ kam der Pro-
phet Jeremias so weit/ daß er den Tag/ darinnen er geboh-Jer. 20. v.
7. 14. 15.

ren war/ verfluchte/ und sich gegen Gott beklagte c. 20. .
7. 14. 15. HErr/ saget er/ du hast mich überredet/ und ich
habe mich überreden lassen/ du dist mir zu starck gewesen/
und hast gewonnen/ aber ich bin drüber zum Spott wor-
den täglich/ und iederman verlacht mich. Der Herr Lu-Lutherus.
in glossa
margin.

therus erklärets am Rande also: Du hast mir geschmierte
worte gegeben/ und das Predigampt gar lieblich vorgemah-
let/ daß ich bin hinan gegangen/ und habe das Predig-
ampt angenommen: und nicht gewust daß die Leute so böse
weren/ und das Predigambt so viel und grosse Gefahr het-
te. Hat demnach jener alte Prediger nicht unrecht gere-
det/ wenn er gesagt: Wenn iemand wüste die gefährlig-
und beschwerligkeit/ die das Predigambt auff sich hette/
nimmermehr würde er sich dazu begeben wollen. Und
eben dergleichen Klage haben die H. Väter auch zu ihrer
Zeit geführet. Denn diß eben meinet Augustinus, wennAugustin
ad Vale-
rium.

er an Valerium also schreibet: Nihil enim in hac vita &
maxime hoc tempore dificilius, laboriosius & pericu-
losius Episcopi aut Presbyteri officio,
sagt Augustinus
ad Valerian.
Das sind worte/ dafür einem das Hertz er-
schrickt/ der Leib erzittert/ und alle Haar gen Berge anste-
hen. Was würde Augustinus wol anietzo zu unser Zeit sa-
gen: da der Teuffel noch mehr rumoret, und einen grossen
Zorn hat/ weil er weiß/ daß er wenig zeit hat! Durch die-
se/ des Augustini worte ist zweyfels frey jener vornehme
Prediger veranlasset worden/ daß er hat zu sagen/ und in dieSigism.
Svevus,
Praepositus
in Neapol.
Vratislav.

Stammbücher zu schreiben pflegen: Opus concionandi est
omnium laboriosissimum, periculosissimum, & con-
temptissimum in mundo, subjectum omnium etiam vi-
lissimorum hominum judiciis.
Und jener gelehrte Mann/

als
B ij
Abdanckungs Sermon.

Und in anſehen ſolcher groſſen Gefahr/ kam der Pro-
phet Jeremias ſo weit/ daß er den Tag/ darinnen er geboh-Jer. 20. v.
7. 14. 15.

ren war/ verfluchte/ und ſich gegen Gott beklagte c. 20. ꝟ.
7. 14. 15. HErr/ ſaget er/ du haſt mich uͤberredet/ und ich
habe mich uͤberreden laſſen/ du diſt mir zu ſtarck geweſen/
und haſt gewonnen/ aber ich bin druͤber zum Spott wor-
den taͤglich/ und iederman verlacht mich. Der Herr Lu-Lutherus.
in gloſsâ
margin.

therus erklaͤrets am Rande alſo: Du haſt mir geſchmierte
worte gegeben/ und das Predigampt gar lieblich vorgemah-
let/ daß ich bin hinan gegangen/ und habe das Predig-
ampt angenommen: und nicht gewuſt daß die Leute ſo boͤſe
weren/ und das Predigambt ſo viel und groſſe Gefahr het-
te. Hat demnach jener alte Prediger nicht unrecht gere-
det/ wenn er geſagt: Wenn iemand wuͤſte die gefaͤhrlig-
und beſchwerligkeit/ die das Predigambt auff ſich hette/
nimmermehr wuͤrde er ſich dazu begeben wollen. Und
eben dergleichen Klage haben die H. Vaͤter auch zu ihrer
Zeit gefuͤhret. Denn diß eben meinet Auguſtinus, wennAuguſtinꝰ
ad Vale-
rium.

er an Valerium alſo ſchreibet: Nihil enim in hac vitâ &
maximè hoc tempore dificilius, laborioſius & pericu-
loſius Epiſcopi aut Presbyteri officio,
ſagt Auguſtinus
ad Valerian.
Das ſind worte/ dafuͤr einem das Hertz er-
ſchrickt/ der Leib erzittert/ und alle Haar gen Berge anſte-
hen. Was wuͤrde Auguſtinus wol anietzo zu unſer Zeit ſa-
gen: da der Teuffel noch mehr rumoret, und einen groſſen
Zorn hat/ weil er weiß/ daß er wenig zeit hat! Durch die-
ſe/ des Auguſtini worte iſt zweyfels frey jener vornehme
Prediger veranlaſſet worden/ daß er hat zu ſagen/ und in dieSigiſm.
Svevus,
Præpoſitus
in Neapol.
Vratislav.

Stammbuͤcher zu ſchreiben pflegen: Opus concionandi eſt
omnium laborioſisſimum, periculoſisſimum, & con-
temptisſimum in mundo, ſubjectum omnium etiam vi-
liſſimorum hominum judiciis.
Und jener gelehrte Mann/

als
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