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Freitag, Christoph: Todes Trutz in Gottes Schutz. Oels, 1652.

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Ehrenzeugnüß.
neten sie daheime Vater/ Mutter/ Gesinde. Aber was
geschiehet? Da er nun die Beiche fein unter die Leute bracht
hatte/ wolte niemand den anfang machen zum Beichten/
keiner wolte der erste seyn/ biß er endlichen mit gutem
Glimpflichen Worten einen Alten feinen Pawers-
Mann überredet/ daß Er mit seinem gantzen familia, zu
diesem Ehristlichen nothwendigen Werck den anfang mach-
te/ dem die andern bald nach folgeten/ liessen sich wol unter-
weisen in doctrina Christiana & in moribus, wie unben-
dig sie auch zuvor waren/ also/ daß er Obedientiores & mi
tiores Auditores
nicht wüntschen thäte.

Nun die verwilderte Kirche war angerichtet; die unben-
digen Leute waren sanfftmütig; die Unwissenden waren in
Sachen/ die Seligkeit betreffend/ fein angewiesen worden/
und stund das gantze Kirchen Wesen in schöner und voller
Blüth; so kompt unser lieber Gott/ nach verfliessang Fünff
Jahren/ und spricht: Auff! Jch wil dich auß dem Gebürg
in das Land hinunter führen/ und zwar in dein Vaterland
zur Strigaw/ zu einer verweiseten Diaconat-Stelle/ da ich
dir wiederumb zu schaffen gnug geben wil.

Was solt Er thun? Weil er sich umb die Stelle niemals
hatte bemühet/ weil es das Vaterland war/ muste er nur
dencken: Qvoniam sunt omnia commoda a Patria acce-Cic. 1. de
Orat.

pta, nullum incommodum pro patria grave putandum
est.
Ließ sich demnach bereden/ und folgte seinem lieben
Gott dahin/ wiewol nicht ohn grosses Weinen und Weh-
klagen der sehr gutten geneigten Herrschafft/ die er allda
muste verlassen/ und so diesen jungen Mann sehr hoch liebe-
ten/ Ehreten/ und in allen schweren Sachen seinem gutten
treuen Rath folgeten/ wie jung er auch noch war.

Wie er zu außgang des 1607 Jahres dahin kam/ und am

ersten
E ij

Ehrenzeugnuͤß.
neten ſie daheime Vater/ Mutter/ Geſinde. Aber was
geſchiehet? Da er nun die Beiche fein unter die Leute bracht
hatte/ wolte niemand den anfang machen zum Beichten/
keiner wolte der erſte ſeyn/ biß er endlichen mit gutem
Glimpflichen Worten einen Alten feinen Pawers-
Mann uͤberredet/ daß Er mit ſeinem gantzen familia, zu
dieſem Ehriſtlichen nothwendigen Werck den anfang mach-
te/ dem die andern bald nach folgeten/ lieſſen ſich wol unter-
weiſen in doctrinâ Chriſtianâ & in moribus, wie unben-
dig ſie auch zuvor waren/ alſo/ daß er Obedientiores & mi
tiores Auditores
nicht wuͤntſchen thaͤte.

Nun die verwilderte Kirche war angerichtet; die unben-
digen Leute waren ſanfftmuͤtig; die Unwiſſenden waren in
Sachen/ die Seligkeit betreffend/ fein angewieſen worden/
und ſtund das gantze Kirchen Weſen in ſchoͤner und voller
Bluͤth; ſo kompt unſer lieber Gott/ nach verflieſſang Fuͤnff
Jahren/ und ſpricht: Auff! Jch wil dich auß dem Gebuͤrg
in das Land hinunter fuͤhren/ und zwar in dein Vaterland
zur Strigaw/ zu einer verweiſeten Diaconat-Stelle/ da ich
dir wiederumb zu ſchaffen gnug geben wil.

Was ſolt Er thun? Weil er ſich umb die Stelle niemals
hatte bemuͤhet/ weil es das Vaterland war/ muſte er nur
dencken: Qvoniam ſunt omnia commoda â Patria acce-Cic. 1. de
Orat.

pta, nullum incommodum pro patriâ grave putandum
eſt.
Ließ ſich demnach bereden/ und folgte ſeinem lieben
Gott dahin/ wiewol nicht ohn groſſes Weinen und Weh-
klagen der ſehr gutten geneigten Herrſchafft/ die er allda
muſte verlaſſen/ und ſo dieſen jungen Mann ſehr hoch liebe-
ten/ Ehreten/ und in allen ſchweren Sachen ſeinem gutten
treuen Rath folgeten/ wie jung er auch noch war.

Wie er zu außgang des 1607 Jahres dahin kam/ und am

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[[35]/0035] Ehrenzeugnuͤß. neten ſie daheime Vater/ Mutter/ Geſinde. Aber was geſchiehet? Da er nun die Beiche fein unter die Leute bracht hatte/ wolte niemand den anfang machen zum Beichten/ keiner wolte der erſte ſeyn/ biß er endlichen mit gutem Glimpflichen Worten einen Alten feinen Pawers- Mann uͤberredet/ daß Er mit ſeinem gantzen familia, zu dieſem Ehriſtlichen nothwendigen Werck den anfang mach- te/ dem die andern bald nach folgeten/ lieſſen ſich wol unter- weiſen in doctrinâ Chriſtianâ & in moribus, wie unben- dig ſie auch zuvor waren/ alſo/ daß er Obedientiores & mi tiores Auditores nicht wuͤntſchen thaͤte. Nun die verwilderte Kirche war angerichtet; die unben- digen Leute waren ſanfftmuͤtig; die Unwiſſenden waren in Sachen/ die Seligkeit betreffend/ fein angewieſen worden/ und ſtund das gantze Kirchen Weſen in ſchoͤner und voller Bluͤth; ſo kompt unſer lieber Gott/ nach verflieſſang Fuͤnff Jahren/ und ſpricht: Auff! Jch wil dich auß dem Gebuͤrg in das Land hinunter fuͤhren/ und zwar in dein Vaterland zur Strigaw/ zu einer verweiſeten Diaconat-Stelle/ da ich dir wiederumb zu ſchaffen gnug geben wil. Was ſolt Er thun? Weil er ſich umb die Stelle niemals hatte bemuͤhet/ weil es das Vaterland war/ muſte er nur dencken: Qvoniam ſunt omnia commoda â Patria acce- pta, nullum incommodum pro patriâ grave putandum eſt. Ließ ſich demnach bereden/ und folgte ſeinem lieben Gott dahin/ wiewol nicht ohn groſſes Weinen und Weh- klagen der ſehr gutten geneigten Herrſchafft/ die er allda muſte verlaſſen/ und ſo dieſen jungen Mann ſehr hoch liebe- ten/ Ehreten/ und in allen ſchweren Sachen ſeinem gutten treuen Rath folgeten/ wie jung er auch noch war. Cic. 1. de Orat. Wie er zu außgang des 1607 Jahres dahin kam/ und am erſten E ij

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Zitationshilfe: Freitag, Christoph: Todes Trutz in Gottes Schutz. Oels, 1652, S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/537789/35>, abgerufen am 24.11.2024.