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Wolder, Johannes: Vidua derelicta sed dilecta. Wittenberg, 1616.

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Christliche Leichpredigt.
ne Augen sein finster worden. Wenn ein Freund den
andern verlest gehets ohne Thränen nicht ab/ Aber
wenn derselbige Freund seine Freundin verlest/ der da
ist gewesen laborum omnium fulcrum & umbracu-
lum, necessitatum & tribulationum remedium
oblectamentorun Inventor, cordis initium, unicus
amor, columna & gubernator domus, pater opti-
mus,
Ein Mawer/ schatte vnd schirm in aller arbeit/
das beste Recept vnd Artzney wider Creutz vnd Wider-
wertigkeit/ ein Erfinder aller fröligkeit/ freundligkeit/
vnd liebligkeit/ des Hauses Seul vnd Trewer verwal-
ter/ ein frommer ehrlicher/ redlicher Vater/ da wil das
Hertz gleich in tausent stücken zuspringen/ vnd gehet
nach dem alten Reim: Ach scheiden jmmer scheiden
wer hat dich erdacht/ du hast Menschliches Hertz in
gros vnträglichs trawren gebracht/ Ach saget An-
dromach.
zu jhrem Sohne Hercule:
Tu mihi tu solus pater es, materq; verenda,
Tu dulcis frater, tu gratus ad omnia conjunx.

Jm Leben gehets also zu/ Mein Hertz/ dein Hertz/ ein
Hertz/ Nichts sol vns scheiden/ nichts sol eines dem an-
dern erläden/ Eines Hertzens vnnd Gemüts wollen
wir bleiben. Aber/ Jm Todt ligt der Herr/ so ligt das
Haus/ vnd ist alle frewd vnd fröligkeit hinaus.

2. So ist vnd bleibet eine Witwe nach absterben2.
jhres Mannes verlassen quo ad alios, da ist vnd findet
sich keiner der sich jhrer mehr wil erbarmen vnd anne-
men/ welcher zuvor sie wol nit hette dürffen sawer an-
sehen/ oder einen vnsanfften Wind zuwehen lassen/

der
C

Chriſtliche Leichpredigt.
ne Augen ſein finſter worden. Wenn ein Freund den
andern verleſt gehets ohne Thraͤnen nicht ab/ Aber
wenn derſelbige Freund ſeine Freundin verleſt/ der da
iſt geweſen laborum omnium fulcrum & umbracu-
lum, neceſſitatum & tribulationum remedium
oblectamentorũ Inventor, cordis initium, unicus
amor, columna & gubernator domus, pater opti-
mus,
Ein Mawer/ ſchatte vnd ſchirm in aller arbeit/
das beſte Recept vnd Artzney wider Creutz vnd Wider-
wertigkeit/ ein Erfinder aller froͤligkeit/ freundligkeit/
vnd liebligkeit/ des Hauſes Seul vnd Trewer verwal-
ter/ ein frommer ehrlicher/ redlicher Vater/ da wil das
Hertz gleich in tauſent ſtuͤcken zuſpringen/ vnd gehet
nach dem alten Reim: Ach ſcheiden jmmer ſcheiden
wer hat dich erdacht/ du haſt Menſchliches Hertz in
gros vntraͤglichs trawren gebracht/ Ach ſaget An-
dromach.
zu jhrem Sohne Hercule:
Tu mihi tu ſolus pater es, materq́; verenda,
Tu dulcis frater, tu gratus ad omnia conjunx.

Jm Leben gehets alſo zu/ Mein Hertz/ dein Hertz/ ein
Hertz/ Nichts ſol vns ſcheiden/ nichts ſol eines dem an-
dern erlaͤden/ Eines Hertzens vnnd Gemuͤts wollen
wir bleiben. Aber/ Jm Todt ligt der Herr/ ſo ligt das
Haus/ vnd iſt alle frewd vnd froͤligkeit hinaus.

2. So iſt vnd bleibet eine Witwe nach abſterben2.
jhres Mannes verlaſſen quo ad alios, da iſt vnd findet
ſich keiner der ſich jhrer mehr wil erbarmen vnd anne-
men/ welcher zuvor ſie wol nit hette duͤrffen ſawer an-
ſehen/ oder einen vnſanfften Wind zuwehen laſſen/

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[[17]/0017] Chriſtliche Leichpredigt. ne Augen ſein finſter worden. Wenn ein Freund den andern verleſt gehets ohne Thraͤnen nicht ab/ Aber wenn derſelbige Freund ſeine Freundin verleſt/ der da iſt geweſen laborum omnium fulcrum & umbracu- lum, neceſſitatum & tribulationum remedium oblectamentorũ Inventor, cordis initium, unicus amor, columna & gubernator domus, pater opti- mus, Ein Mawer/ ſchatte vnd ſchirm in aller arbeit/ das beſte Recept vnd Artzney wider Creutz vnd Wider- wertigkeit/ ein Erfinder aller froͤligkeit/ freundligkeit/ vnd liebligkeit/ des Hauſes Seul vnd Trewer verwal- ter/ ein frommer ehrlicher/ redlicher Vater/ da wil das Hertz gleich in tauſent ſtuͤcken zuſpringen/ vnd gehet nach dem alten Reim: Ach ſcheiden jmmer ſcheiden wer hat dich erdacht/ du haſt Menſchliches Hertz in gros vntraͤglichs trawren gebracht/ Ach ſaget An- dromach. zu jhrem Sohne Hercule: Tu mihi tu ſolus pater es, materq́; verenda, Tu dulcis frater, tu gratus ad omnia conjunx. Jm Leben gehets alſo zu/ Mein Hertz/ dein Hertz/ ein Hertz/ Nichts ſol vns ſcheiden/ nichts ſol eines dem an- dern erlaͤden/ Eines Hertzens vnnd Gemuͤts wollen wir bleiben. Aber/ Jm Todt ligt der Herr/ ſo ligt das Haus/ vnd iſt alle frewd vnd froͤligkeit hinaus. 2. So iſt vnd bleibet eine Witwe nach abſterben jhres Mannes verlaſſen quo ad alios, da iſt vnd findet ſich keiner der ſich jhrer mehr wil erbarmen vnd anne- men/ welcher zuvor ſie wol nit hette duͤrffen ſawer an- ſehen/ oder einen vnſanfften Wind zuwehen laſſen/ der 2. C

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Zitationshilfe: Wolder, Johannes: Vidua derelicta sed dilecta. Wittenberg, 1616, S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524559/17>, abgerufen am 25.04.2024.