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Cementarius, Johannes: Ein Christliche Predigt. Tübingen, 1594.

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bey der Leich Herrn D. Friderici Lagi.
würdt/ vnnd die Patienten das Roß hinden an Wagen spannen/ so
zeucht er die Hand ab/ vnd muß alles den Krebsgang haben. Ein solcher
Patient ist der König Assa gewesen/ von dem wir lesen 2. Chron. 16.2. Paral. 16.
daß er in seiner Kranckheit nicht den HErrn/ sonder allein den Artzt ge-
sucht habe/ Darumb muß er auch sterben. So lesen wir 2. Reg. 1. Weil2. Reg. 1.
der König Ahasia in seiner Kranckheit hingeschickt/ den Gott in Ekron
zufragen/ ob er von solcher Kranckheit genesen werde/ habe GOtt der
HErr jme dasselbig durch den Propheten Eliam ernstlichen verweisen/
vnd anzoigen lassen/ er solle vnd werde von solcher seiner Sünd wegen/
nicht von seinem Beth kommen/ darauff er sich gelegt habe/ sonder müs-
se des tods sterben.

Andere/ ob sie schon in jhrer Kranckheit den HErrn mit dem
Gebet suchen/ geschicht es doch offt mit einem vnbußfertigen Hertzen/ da
ist kein Erkandtnus der Sünden/ kein Glaub/ kein Besserung/ sonder
lautter Sicherheit/ Vngedult/ murren wider Gott/ vnd dergleichen.
Darumb so kan das Gebet eines solchen Menschen nicht erhört/ noch
jhme geholffen werden. Daher sagt Salomo in seinen Sprüchen am
1. Cap. Sie werden ruffen/ aber ich werde nicht antworten/ darumb/Prouerb. 1.
daß sie hassen die Lehre. Vnd im 15. Cap. Der HErr ist ferrne von denIbid. 15.
Gottlosen. Esai. 1. Wann jhr schon ewere Händ außbreittet/ so verbirgEsai. 1.
ich doch mein Angesicht/ vnd ob jhr schon vil betet/ höre ich doch nicht/
dann ewere Hände seind vol Bluts. Johan. 9. Wir wissen/ daß GottJohan. 9.
die Sünder nicht höret.

Abermal seind andere/ welche zwar durch Kranckheit zu eim
bußfertigen Leben getriben werden: Aber es gehet mit jhnen dem gemei-
nen Sprichwort nach: Da der Kranck genaß/ nie ärger er was/ Vnd
handlen wie die 9. Aussetzigen Luc. 17. welche auch nach erlangter HülffLuc. 17.
nicht wider vmbkehren/ sich gegen Christo danckbarlich zuerzeigen.
Was ist es dann wunder/ weil solche Leut wider in vorige Sünd gerah-
ten/ daß sie vnser HErr Gott auch wider in die vorige/ vnd wol gefahrli-
chere Kranckheit fallen läßt/ da sie mit Leib vnnd Seel/ auß gerechtem
Vrtheil Gottes/ verderben müssen?

Weil dann dem also/ lehret Syrach in disen verleßnen
worten/ wie die Patienten die Sach angreiffen sollen/ damit sie nicht
selber an jhrem Verderben schuldig werden.

Er sagt aber also: Mein Kind/ wann du kranckbist/ so

verachte
D

bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi.
wuͤrdt/ vnnd die Patienten das Roß hinden an Wagen ſpannen/ ſo
zeucht er die Hand ab/ vñ muß alles den Krebsgang haben. Ein ſolcher
Patient iſt der Koͤnig Aſſa geweſen/ von dem wir leſen 2. Chron. 16.2. Paral. 16.
daß er in ſeiner Kranckheit nicht den HErꝛn/ ſonder allein den Artzt ge-
ſucht habe/ Darumb muß er auch ſterben. So leſen wir 2. Reg. 1. Weil2. Reg. 1.
der Koͤnig Ahaſia in ſeiner Kranckheit hingeſchickt/ den Gott in Ekron
zufragen/ ob er von ſolcher Kranckheit geneſen werde/ habe GOtt der
HErꝛ jme daſſelbig durch den Propheten Eliam ernſtlichen verweiſen/
vnd anzoigen laſſen/ er ſolle vnd werde von ſolcher ſeiner Suͤnd wegen/
nicht von ſeinem Beth kommen/ darauff er ſich gelegt habe/ ſonder muͤſ-
ſe des tods ſterben.

Andere/ ob ſie ſchon in jhrer Kranckheit den HErꝛn mit dem
Gebet ſuchẽ/ geſchicht es doch offt mit einem vnbußfertigen Hertzen/ da
iſt kein Erkandtnus der Suͤnden/ kein Glaub/ kein Beſſerung/ ſonder
lautter Sicherheit/ Vngedult/ murꝛen wider Gott/ vnd dergleichen.
Darumb ſo kan das Gebet eines ſolchen Menſchen nicht erhoͤrt/ noch
jhme geholffen werden. Daher ſagt Salomo in ſeinen Spruͤchen am
1. Cap. Sie werden ruffen/ aber ich werde nicht antwoꝛten/ darumb/Prouerb. 1.
daß ſie haſſen die Lehre. Vnd im 15. Cap. Der HErꝛ iſt ferꝛne von denIbid. 15.
Gottloſen. Eſai. 1. Wann jhr ſchon ewere Haͤnd außbreittet/ ſo verbirgEſai. 1.
ich doch mein Angeſicht/ vnd ob jhr ſchon vil betet/ hoͤre ich doch nicht/
dann ewere Haͤnde ſeind vol Bluts. Johan. 9. Wir wiſſen/ daß GottJohan. 9.
die Suͤnder nicht hoͤret.

Abermal ſeind andere/ welche zwar durch Kranckheit zu eim
bußfertigen Leben getriben werden: Aber es gehet mit jhnen dem gemei-
nen Sprichwort nach: Da der Kranck genaß/ nie aͤrger er was/ Vnd
handlen wie die 9. Auſſetzigen Luc. 17. welche auch nach erlangter HuͤlffLuc. 17.
nicht wider vmbkehren/ ſich gegen Chriſto danckbarlich zuerzeigen.
Was iſt es dann wunder/ weil ſolche Leut wider in voꝛige Suͤnd gerah-
ten/ daß ſie vnſer HErꝛ Gott auch wider in die voꝛige/ vnd wol gefahrli-
chere Kranckheit fallen laͤßt/ da ſie mit Leib vnnd Seel/ auß gerechtem
Vrtheil Gottes/ verderben muͤſſen?

Weil dann dem alſo/ lehret Syrach in diſen verleßnen
woꝛten/ wie die Patienten die Sach angreiffen ſollen/ damit ſie nicht
ſelber an jhrem Verderben ſchuldig werden.

Er ſagt aber alſo: Mein Kind/ wañ du kranckbiſt/ ſo

verachte
D
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[23/0025] bey der Leich Herꝛn D. Friderici Lagi. wuͤrdt/ vnnd die Patienten das Roß hinden an Wagen ſpannen/ ſo zeucht er die Hand ab/ vñ muß alles den Krebsgang haben. Ein ſolcher Patient iſt der Koͤnig Aſſa geweſen/ von dem wir leſen 2. Chron. 16. daß er in ſeiner Kranckheit nicht den HErꝛn/ ſonder allein den Artzt ge- ſucht habe/ Darumb muß er auch ſterben. So leſen wir 2. Reg. 1. Weil der Koͤnig Ahaſia in ſeiner Kranckheit hingeſchickt/ den Gott in Ekron zufragen/ ob er von ſolcher Kranckheit geneſen werde/ habe GOtt der HErꝛ jme daſſelbig durch den Propheten Eliam ernſtlichen verweiſen/ vnd anzoigen laſſen/ er ſolle vnd werde von ſolcher ſeiner Suͤnd wegen/ nicht von ſeinem Beth kommen/ darauff er ſich gelegt habe/ ſonder muͤſ- ſe des tods ſterben. 2. Paral. 16. 2. Reg. 1. Andere/ ob ſie ſchon in jhrer Kranckheit den HErꝛn mit dem Gebet ſuchẽ/ geſchicht es doch offt mit einem vnbußfertigen Hertzen/ da iſt kein Erkandtnus der Suͤnden/ kein Glaub/ kein Beſſerung/ ſonder lautter Sicherheit/ Vngedult/ murꝛen wider Gott/ vnd dergleichen. Darumb ſo kan das Gebet eines ſolchen Menſchen nicht erhoͤrt/ noch jhme geholffen werden. Daher ſagt Salomo in ſeinen Spruͤchen am 1. Cap. Sie werden ruffen/ aber ich werde nicht antwoꝛten/ darumb/ daß ſie haſſen die Lehre. Vnd im 15. Cap. Der HErꝛ iſt ferꝛne von den Gottloſen. Eſai. 1. Wann jhr ſchon ewere Haͤnd außbreittet/ ſo verbirg ich doch mein Angeſicht/ vnd ob jhr ſchon vil betet/ hoͤre ich doch nicht/ dann ewere Haͤnde ſeind vol Bluts. Johan. 9. Wir wiſſen/ daß Gott die Suͤnder nicht hoͤret. Prouerb. 1. Ibid. 15. Eſai. 1. Johan. 9. Abermal ſeind andere/ welche zwar durch Kranckheit zu eim bußfertigen Leben getriben werden: Aber es gehet mit jhnen dem gemei- nen Sprichwort nach: Da der Kranck genaß/ nie aͤrger er was/ Vnd handlen wie die 9. Auſſetzigen Luc. 17. welche auch nach erlangter Huͤlff nicht wider vmbkehren/ ſich gegen Chriſto danckbarlich zuerzeigen. Was iſt es dann wunder/ weil ſolche Leut wider in voꝛige Suͤnd gerah- ten/ daß ſie vnſer HErꝛ Gott auch wider in die voꝛige/ vnd wol gefahrli- chere Kranckheit fallen laͤßt/ da ſie mit Leib vnnd Seel/ auß gerechtem Vrtheil Gottes/ verderben muͤſſen? Luc. 17. Weil dann dem alſo/ lehret Syrach in diſen verleßnen woꝛten/ wie die Patienten die Sach angreiffen ſollen/ damit ſie nicht ſelber an jhrem Verderben ſchuldig werden. Er ſagt aber alſo: Mein Kind/ wañ du kranckbiſt/ ſo verachte D

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Zitationshilfe: Cementarius, Johannes: Ein Christliche Predigt. Tübingen, 1594, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524472/25>, abgerufen am 23.11.2024.