Faber, Melchior: Christliche Leichpredigt. Oeltzschau, 1613.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Christliche

speyset seyn. Jch hab allen Menschen verziehen/
verhoffe/ sie werden es mir auch gethan/ wie sie
sich denn auch ins Christliche gemein Geb[e]t hat
lassen alle Sontage vnd Wochenpredigten mit
Parasceve
ad mortemeinschliessen. Es sol kein Mensch bitten/ daß ich
wieder auffkomme/ denn lieber/ wem bin ich doch
viel nütze auff der Welt? Allem Pracht vnd
Hoffarth ist sie feind gewesen/ wie sie denn auch
geberen/ man wolle sie nicht lange liegen lassen/
vnd mit jhrem Begrebnis ein Gepränge trei-
ben. Am Sontage Invocavit erinnerte sie sich
jhres lieben Junckern/ vnd sagte: Heute seynds
gleich 28. Jahr/ do mein lieber Man gestorben/
ich hoffe/ ich wil auch bald erlöset werden/ Jch
habe meine Sache zu Gott gestellet/ er mache es
mit mir/ wie es jhm gefellet. Jn srer wehrenden
Kranckheit hat sie sich mit schönen Trostsprü-
chen wissen zu trösten/ sonderlich den 25. Psalm
offt gebetet/ darin stehet: Ach HErr gedencke nit
der Sünde meiner Jugend noch meiner Vber-
tretung/ etc. Ioh. 3. Also hat Gott die Welt gelie-
bet/ etc. Iohan. 10. Meine Schäfflein hören meine
Stimme/ etc. vnd die Application auff sich ge-
macht. Es hat jhr auch [j]hre Adeliche Schwester
die Fraw von Schleinitzen/ als eine Christliche
vnd in Gottes Wort geübte Matron allerley

schö-

Chriſtliche

ſpeyſet ſeyn. Jch hab allen Menſchen verziehen/
verhoffe/ ſie werden es mir auch gethan/ wie ſie
ſich denn auch ins Chriſtliche gemein Geb[e]t hat
laſſen alle Sontage vnd Wochenpredigten mit
Paraſceve
ad mortemeinſchlieſſen. Es ſol kein Menſch bitten/ daß ich
wieder auffkomme/ deñ lieber/ wem bin ich doch
viel nuͤtze auff der Welt? Allem Pracht vnd
Hoffarth iſt ſie feind geweſen/ wie ſie denn auch
geberen/ man wolle ſie nicht lange liegen laſſen/
vnd mit jhrem Begrebnis ein Gepraͤnge trei-
ben. Am Sontage Invocavit erinnerte ſie ſich
jhres lieben Junckern/ vnd ſagte: Heute ſeynds
gleich 28. Jahr/ do mein lieber Man geſtorben/
ich hoffe/ ich wil auch bald erloͤſet werden/ Jch
habe meine Sache zu Gott geſtellet/ er mache es
mit mir/ wie es jhm gefellet. Jn ſrer wehrenden
Kranckheit hat ſie ſich mit ſchoͤnen Troſtſpruͤ-
chen wiſſen zu troͤſten/ ſonderlich den 25. Pſalm
offt gebetet/ darin ſtehet: Ach HErr gedencke nit
der Suͤnde meiner Jugend noch meiner Vber-
tretung/ ꝛc. Ioh. 3. Alſo hat Gott die Welt gelie-
bet/ ꝛc. Iohan. 10. Meine Schaͤfflein hoͤren meine
Stimme/ ꝛc. vnd die Application auff ſich ge-
macht. Es hat jhr auch [j]hre Adeliche Schweſter
die Fraw von Schleinitzen/ als eine Chriſtliche
vnd in Gottes Wort geuͤbte Matron allerley

ſchoͤ-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0052" n="[52]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche</hi></fw><lb/>
&#x017F;pey&#x017F;et &#x017F;eyn. Jch hab allen Men&#x017F;chen verziehen/<lb/>
verhoffe/ &#x017F;ie werden es mir auch gethan/ wie &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich denn auch ins Chri&#x017F;tliche gemein Geb<supplied>e</supplied>t hat<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en alle Sontage vnd Wochenpredigten mit<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Para&#x017F;ceve<lb/>
ad mortem</hi></note>ein&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Es &#x017F;ol kein Men&#x017F;ch bitten/ daß ich<lb/>
wieder auffkomme/ den&#x0303; lieber/ wem bin ich doch<lb/>
viel nu&#x0364;tze auff der Welt? Allem Pracht vnd<lb/>
Hoffarth i&#x017F;t &#x017F;ie feind gewe&#x017F;en/ wie &#x017F;ie denn auch<lb/>
geberen/ man wolle &#x017F;ie nicht lange liegen la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
vnd mit jhrem Begrebnis ein Gepra&#x0364;nge trei-<lb/>
ben. Am Sontage <hi rendition="#aq">Invocavit</hi> erinnerte &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
jhres lieben Junckern/ vnd &#x017F;agte: Heute &#x017F;eynds<lb/>
gleich 28. Jahr/ do mein lieber Man ge&#x017F;torben/<lb/>
ich hoffe/ ich wil auch bald erlo&#x0364;&#x017F;et werden/ Jch<lb/>
habe meine Sache zu Gott ge&#x017F;tellet/ er mache es<lb/>
mit mir/ wie es jhm gefellet. Jn &#x017F;rer wehrenden<lb/>
Kranckheit hat &#x017F;ie &#x017F;ich mit &#x017F;cho&#x0364;nen Tro&#x017F;t&#x017F;pru&#x0364;-<lb/>
chen wi&#x017F;&#x017F;en zu tro&#x0364;&#x017F;ten/ &#x017F;onderlich den 25. P&#x017F;alm<lb/>
offt gebetet/ darin &#x017F;tehet: Ach HErr gedencke nit<lb/>
der Su&#x0364;nde meiner Jugend noch meiner Vber-<lb/>
tretung/ &#xA75B;c. <hi rendition="#aq">Ioh.</hi> 3. Al&#x017F;o hat Gott die Welt gelie-<lb/>
bet/ &#xA75B;c. <hi rendition="#aq">Iohan.</hi> 10. Meine Scha&#x0364;fflein ho&#x0364;ren meine<lb/>
Stimme/ &#xA75B;c. vnd die Application auff &#x017F;ich ge-<lb/>
macht. Es hat jhr auch <supplied>j</supplied>hre Adeliche Schwe&#x017F;ter<lb/>
die Fraw von Schleinitzen/ als eine Chri&#x017F;tliche<lb/>
vnd in Gottes Wort geu&#x0364;bte Matron allerley<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cho&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[[52]/0052] Chriſtliche ſpeyſet ſeyn. Jch hab allen Menſchen verziehen/ verhoffe/ ſie werden es mir auch gethan/ wie ſie ſich denn auch ins Chriſtliche gemein Gebet hat laſſen alle Sontage vnd Wochenpredigten mit einſchlieſſen. Es ſol kein Menſch bitten/ daß ich wieder auffkomme/ deñ lieber/ wem bin ich doch viel nuͤtze auff der Welt? Allem Pracht vnd Hoffarth iſt ſie feind geweſen/ wie ſie denn auch geberen/ man wolle ſie nicht lange liegen laſſen/ vnd mit jhrem Begrebnis ein Gepraͤnge trei- ben. Am Sontage Invocavit erinnerte ſie ſich jhres lieben Junckern/ vnd ſagte: Heute ſeynds gleich 28. Jahr/ do mein lieber Man geſtorben/ ich hoffe/ ich wil auch bald erloͤſet werden/ Jch habe meine Sache zu Gott geſtellet/ er mache es mit mir/ wie es jhm gefellet. Jn ſrer wehrenden Kranckheit hat ſie ſich mit ſchoͤnen Troſtſpruͤ- chen wiſſen zu troͤſten/ ſonderlich den 25. Pſalm offt gebetet/ darin ſtehet: Ach HErr gedencke nit der Suͤnde meiner Jugend noch meiner Vber- tretung/ ꝛc. Ioh. 3. Alſo hat Gott die Welt gelie- bet/ ꝛc. Iohan. 10. Meine Schaͤfflein hoͤren meine Stimme/ ꝛc. vnd die Application auff ſich ge- macht. Es hat jhr auch jhre Adeliche Schweſter die Fraw von Schleinitzen/ als eine Chriſtliche vnd in Gottes Wort geuͤbte Matron allerley ſchoͤ- Paraſceve ad mortem

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/523898
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/523898/52
Zitationshilfe:	Faber, Melchior: Christliche Leichpredigt. Oeltzschau, 1613, S. [52]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523898/52>, abgerufen am 02.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.