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Silber, Wolfgang: Leichbegängnüß Deß weylandt Ehrenvesten/ Wolgeachten Herrn Thomae Cheswrights. Görlitz, 1616.

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reysen/ gehen oder stehen: Wie auch die Kirche singet: Media
vita in morte sumus:
Mitten wir im Leben sind mit dem Tode
vmbfangen. Mors ubiq; obviam, senibus in januis, juvenibus
in insidijs:
Wir gehen oder stehen/ wo wir wollen/ so kömpt vns
der Todt allenthalben entgegen: Den Alten begegnet er in der
Thür: Den Jungen schleichet er heymlich nach/ biß er sie vn-
versehens erwische/ vnd zeucht sie herfür. Daher S. Augusti-
nus
seine vermahnung nimet: Si igitur mors te ubiq; expectet,
& tu eam ubiq; expectes:
Weil denn der Todt deiner vberall
gewartet/ so solt du auch wiederumb seiner allenthalben ge-
wertig sein. Vnd sollen bedencken/ wie bald es vmb einen Men-
schen geschehen.

Daher die schönen Reymlein gehören/ die wir stets solten
für vnsere Augen mahlen:

Bedenck die kürtz deß Lebens dein/
Vielleicht möcht heut die Stund gesein/
Das du für Gottes Gerichtstuel must/
Was hilfft dich denn dein kleine lust?
Wenn du dafür solst Ewig queelen?
Schon deines Leibs: Schon deiner Seelen:
Schon ander Leutt: Schon Gottes Ehr/
Jag nicht von dir deß Himmels Heer:
Wo Sünde regiert/ der Engel weicht/
Gar bald herein der Teuffel schleicht.
Drumb wach/ vnd bett: Befihl dich Gott/
Der kan dir helffn auß Noth vnd Todt.

Das haben Moses vnd David betrachtet/ darumb haben
sie fleissig gebetet Psal. 90: HErr lehre vns bedencken/ das
wir sterben müssen/ auff das wir klug werden. Vnd
Psal. 39:
HErr lehre doch mich/ das ein Ende mit mir haben muß/

vnd

reyſen/ gehen oder ſtehen: Wie auch die Kirche ſinget: Media
vita in morte ſumus:
Mitten wir im Leben ſind mit dem Tode
vmbfangen. Mors ubiq; obviam, ſenibus in januis, juvenibus
in inſidijs:
Wir gehen oder ſtehen/ wo wir wollen/ ſo koͤmpt vns
der Todt allenthalben entgegen: Den Alten begegnet er in der
Thuͤr: Den Jungen ſchleichet er heymlich nach/ biß er ſie vn-
verſehens erwiſche/ vnd zeucht ſie herfuͤr. Daher S. Auguſti-
nus
ſeine vermahnung nimet: Si igitur mors te ubiq; expectet,
& tu eam ubiq; expectes:
Weil denn der Todt deiner vberall
gewartet/ ſo ſolt du auch wiederumb ſeiner allenthalben ge-
wertig ſein. Vnd ſollen bedencken/ wie bald es vmb einen Men-
ſchen geſchehen.

Daher die ſchoͤnen Reymlein gehoͤren/ die wir ſtets ſolten
fuͤr vnſere Augen mahlen:

Bedenck die kuͤrtz deß Lebens dein/
Vielleicht moͤcht heut die Stund geſein/
Das du fuͤr Gottes Gerichtſtuel muſt/
Was hilfft dich denn dein kleine luſt?
Wenn du dafuͤr ſolſt Ewig queelen?
Schon deines Leibs: Schon deiner Seelen:
Schon ander Leutt: Schon Gottes Ehr/
Jag nicht von dir deß Himmels Heer:
Wo Suͤnde regiert/ der Engel weicht/
Gar bald herein der Teuffel ſchleicht.
Drumb wach/ vnd bett: Befihl dich Gott/
Der kan dir helffn auß Noth vnd Todt.

Das haben Moſes vnd David betrachtet/ darumb haben
ſie fleiſſig gebetet Pſal. 90: HErr lehre vns bedencken/ das
wir ſterben muͤſſen/ auff das wir klug werden. Vñ
Pſal. 39:
HErr lehre doch mich/ das ein Ende mit mir haben muß/

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Zitationshilfe: Silber, Wolfgang: Leichbegängnüß Deß weylandt Ehrenvesten/ Wolgeachten Herrn Thomae Cheswrights. Görlitz, 1616, S. [28]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523650/28>, abgerufen am 20.04.2024.