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Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606.

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Die II. LeichPredigt.
Gleich wie nu die Väter gestorben sein/ im Glauben an
den zukünfftigen Christum/ vnd sind also gesamlet worden
in Abrahams schos/ h. c. Sie sind gestorben im Glauben
wie Abraham/ vnd haben mit jhm auff den zukünfftigen
Heyland gewartet: Also müssen wir sterben im Glauben
auff den Herrn Christum vnsern Heyland/ der komen ist/
vnd werden nach diesem leben gesamlet in die schos Christi/
der vns zu gute ist Mensch worden/ hat gelidten/ ist ge-
ereutziget/ gestorben/ begraben/ vnd widerumb von den
todten aufferstanden. Es ist aber in diesem Tittel oder
Namen eine schöne liebliche Metaphora. Denn zu gleicher
weise/ wie ein Kindlein nirgendt besser ruhet/ als in seiner
Mutter schos/ da hat es gleichsam seine beste frewde vnd
ergätzung/ wenn es nur vmb seine liebe Mutter sein sol.
Eben also haben die Seelen der Gläubigen nirgends keine
bessere vnd bestendigere ruhe/ als in der schos jres HErrn
vnd Heylandes Chr: JEsu. Der seine liebe selber abcon-
terfeyet/ in einem Bildnüs einer liebreichen Mutter Jesa.
49. v.
15.
da er spricht: Kan auch eine Leibliche Mutter
jhres Kindes vergessen/ dz sie sich nicht erbarme vber den
Sohn jhres Leibes? vnd da sie gleich desselben vergesse/
so wil ich doch deiner nicht vergessen/ sihe in meine Hände
habe ich dich gezeichnet. Jn solcher schos des HErren
werden nun die Seelen der Gläubigen getröstet/ vnd des
außgestandenen leydes reichlich ergätzet/ nach der ver-
heischung des HErrn Christi/ Ioh. 16. v. 20. Da er spricht:
Jhr habt jtzt Trawrigkeit/ aber ewer Trawrigkeit sol zur
frewde werden/ vnd zwar zu solcher freude die kein mensch
von euch nemen wird. Luc. 23. v. 43. Da nennet der HErr
das receptaculum animarum, das Paradis/ in dem er zu

dem
H

Die II. LeichPredigt.
Gleich wie nu die Vaͤter geſtorben ſein/ im Glauben an
den zukuͤnfftigen Chriſtum/ vñ ſind alſo geſamlet woꝛden
in Abrahams ſchos/ h. c. Sie ſind geſtoꝛben im Glaubẽ
wie Abraham/ vnd haben mit jhm auff den zukuͤnfftigen
Heyland gewartet: Alſo muͤſſen wir ſterben im Glauben
auff den Herꝛn Chriſtum vnſern Heyland/ der komen iſt/
vnd werdẽ nach dieſem leben geſamlet in die ſchos Chriſti/
der vns zu gute iſt Menſch worden/ hat gelidten/ iſt ge-
ereutziget/ geſtorben/ begraben/ vnd widerumb von den
todten aufferſtanden. Es iſt aber in dieſem Tittel oder
Namen eine ſchoͤne liebliche Metaphora. Denn zu gleicher
weiſe/ wie ein Kindlein nirgendt beſſer ruhet/ als in ſeiner
Mutter ſchos/ da hat es gleichſam ſeine beſte frewde vnd
ergaͤtzung/ wenn es nur vmb ſeine liebe Mutter ſein ſol.
Eben alſo habẽ die Seelen der Glaͤubigen nirgends keine
beſſere vnd beſtendigere ruhe/ als in der ſchos jres HErrn
vnd Heylandes Chr: JEſu. Der ſeine liebe ſelber abcon-
terfeyet/ in einem Bildnuͤs einer liebꝛeichen Mutter Jeſa.
49. v.
15.
da er ſpricht: Kan auch eine Leibliche Mutter
jhꝛes Kindes vergeſſen/ dz ſie ſich nicht erbarme vber den
Sohn jhres Leibes? vnd da ſie gleich deſſelben vergeſſe/
ſo wil ich doch deiner nicht vergeſſen/ ſihe in meine Haͤnde
habe ich dich gezeichnet. Jn ſolcher ſchos des HErren
werden nun die Seelen der Glaͤubigen getroͤſtet/ vnd des
außgeſtandenen leydes reichlich ergaͤtzet/ nach der ver-
heiſchung des HErrn Chriſti/ Ioh. 16. v. 20. Da er ſpꝛicht:
Jhr habt jtzt Trawrigkeit/ aber ewer Trawrigkeit ſol zur
frewde werden/ vnd zwar zu ſolcher freude die kein menſch
võ euch nemen wird. Luc. 23. v. 43. Da nennet der HErr
das receptaculum animarum, das Paradis/ in dem er zu

dem
H
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[[57]/0057] Die II. LeichPredigt. Gleich wie nu die Vaͤter geſtorben ſein/ im Glauben an den zukuͤnfftigen Chriſtum/ vñ ſind alſo geſamlet woꝛden in Abrahams ſchos/ h. c. Sie ſind geſtoꝛben im Glaubẽ wie Abraham/ vnd haben mit jhm auff den zukuͤnfftigen Heyland gewartet: Alſo muͤſſen wir ſterben im Glauben auff den Herꝛn Chriſtum vnſern Heyland/ der komen iſt/ vnd werdẽ nach dieſem leben geſamlet in die ſchos Chriſti/ der vns zu gute iſt Menſch worden/ hat gelidten/ iſt ge- ereutziget/ geſtorben/ begraben/ vnd widerumb von den todten aufferſtanden. Es iſt aber in dieſem Tittel oder Namen eine ſchoͤne liebliche Metaphora. Denn zu gleicher weiſe/ wie ein Kindlein nirgendt beſſer ruhet/ als in ſeiner Mutter ſchos/ da hat es gleichſam ſeine beſte frewde vnd ergaͤtzung/ wenn es nur vmb ſeine liebe Mutter ſein ſol. Eben alſo habẽ die Seelen der Glaͤubigen nirgends keine beſſere vnd beſtendigere ruhe/ als in der ſchos jres HErrn vnd Heylandes Chr: JEſu. Der ſeine liebe ſelber abcon- terfeyet/ in einem Bildnuͤs einer liebꝛeichen Mutter Jeſa. 49. v. 15. da er ſpricht: Kan auch eine Leibliche Mutter jhꝛes Kindes vergeſſen/ dz ſie ſich nicht erbarme vber den Sohn jhres Leibes? vnd da ſie gleich deſſelben vergeſſe/ ſo wil ich doch deiner nicht vergeſſen/ ſihe in meine Haͤnde habe ich dich gezeichnet. Jn ſolcher ſchos des HErren werden nun die Seelen der Glaͤubigen getroͤſtet/ vnd des außgeſtandenen leydes reichlich ergaͤtzet/ nach der ver- heiſchung des HErrn Chriſti/ Ioh. 16. v. 20. Da er ſpꝛicht: Jhr habt jtzt Trawrigkeit/ aber ewer Trawrigkeit ſol zur frewde werden/ vnd zwar zu ſolcher freude die kein menſch võ euch nemen wird. Luc. 23. v. 43. Da nennet der HErr das receptaculum animarum, das Paradis/ in dem er zu dem H

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Zitationshilfe: Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606, S. [57]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523629/57>, abgerufen am 08.05.2024.