Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606.Die II. LeichPredigt. gedencken/ es sey ein vnnötig vnd vergeblich Werck/ dasman sich diß zu beweisen vnterfangen wolle/ das vnleug- bar ist: Denn es sey nicht wol möglich/ das ein Mensch solte gefunden werden/ der daran den geringsten zweyfel haben solte. Nun were freylich wol zu wüntschen/ das hiervon kein zweyfel möchte entstanden sein/ sondern das die vnsterbligkeit der Seelen/ von allen vnd jeden Men- schen möchte fest gegläubet werden: Aber da hat der Teuffel zur sterckung des Epicurischen wesens/ allezeit Leute erwecket/ beydes in der Heydenschafft vnd Christen- thumb/ die solche vnsterbligkeit der Seelen constanter haben verneinet: Vnnd zwar was die armen Blinden Leute in der Heydenschafft belanget/ so ist sichs vber die- selben nicht so groß zu verwundern/ all dieweil sie disfals/ des rechten Wegweisers des Lichtes vnd berichts Gött- lichen worts gemangelt haben/ darinn von diesem Stück Stoici.eygentlich gehandelt wird; daher haben die Stoici für- gegeben/ das die Seele so wol sterblich sey als der Leib/ ohne allein das die Seele/ weil sie fewriger art ist/ etwas lenger in Lüfften schwebe/ vnd doch auch letzlich wie ein Praecipa arg. b animas hominun immorta- les esse confirman- tur. Cic. col- ligit in 1 Tuscul. SaducaeiDampff oder Rauch vergehe: Wiewol etliche auß der Heydenschafft/ die etwas Weyser vnd verständiger sein: Als Plato, Cicero, Seneca, das widerspiel gehalten/ vnd haben mit starcken gründen erwiesen/ das die Seele des Menschen vnsterblich sey. Mit den Stoicis haben zu des Herren Christi zeiten/ die Saducaei gleichstimmige meynung geführet/ welche den Articul: von der Auffer- stehung der Toden für ein lauter Mährlein vnd fabel ge- balten haben/ vnd haben ohne schew fürgeben/ wenn ein Mensch stürbe/ so gieng zugleich Leib vnnd Seele/ mit einander auff. Mit
Die II. LeichPredigt. gedencken/ es ſey ein vnnoͤtig vnd vergeblich Werck/ dasman ſich diß zu beweiſen vnterfangen wolle/ das vnleug- bar iſt: Denn es ſey nicht wol moͤglich/ das ein Menſch ſolte gefunden werden/ der daran den geringſten zweyfel haben ſolte. Nun were freylich wol zu wuͤntſchen/ das hiervon kein zweyfel moͤchte entſtanden ſein/ ſondern das die vnſterbligkeit der Seelen/ von allen vnd jeden Men- ſchen moͤchte feſt geglaͤubet werden: Aber da hat der Teuffel zur ſterckung des Epicuriſchen weſens/ allezeit Leute erwecket/ beydes in der Heydenſchafft vñ Chriſten- thumb/ die ſolche vnſterbligkeit der Seelen conſtanter haben verneinet: Vnnd zwar was die armen Blinden Leute in der Heydenſchafft belanget/ ſo iſt ſichs vber die- ſelben nicht ſo groß zu verwundern/ all dieweil ſie disfals/ des rechten Wegweiſers des Lichtes vnd berichts Goͤtt- lichen woꝛts gemangelt haben/ darinn von dieſem Stuͤck Stoici.eygentlich gehandelt wird; daher haben die Stoici fuͤr- gegeben/ das die Seele ſo wol ſterblich ſey als der Leib/ ohne allein das die Seele/ weil ſie fewriger art iſt/ etwas lenger in Luͤfften ſchwebe/ vnd doch auch letzlich wie ein Præcipa arg. ꝗbꝰ animas hominũ im̃orta- les eſſe cõfirmã- tur. Cic. col- ligit in 1 Tuſcul. SaducæiDampff oder Rauch vergehe: Wiewol etliche auß der Heydenſchafft/ die etwas Weyſer vnd verſtaͤndiger ſein: Als Plato, Cicero, Seneca, das widerſpiel gehalten/ vnd haben mit ſtarcken gruͤnden erwieſen/ das die Seele des Menſchen vnſterblich ſey. Mit den Stoicis haben zu des Herren Chriſti zeiten/ die Saducæi gleichſtim̃ige meynung gefuͤhret/ welche den Articul: von der Auffer- ſtehung der Toden fuͤr ein lauter Maͤhrlein vnd fabel ge- balten haben/ vnd haben ohne ſchew fuͤrgeben/ wenn ein Menſch ſtuͤrbe/ ſo gieng zugleich Leib vnnd Seele/ mit einander auff. Mit
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Die II. LeichPredigt.
gedencken/ es ſey ein vnnoͤtig vnd vergeblich Werck/ das
man ſich diß zu beweiſen vnterfangen wolle/ das vnleug-
bar iſt: Denn es ſey nicht wol moͤglich/ das ein Menſch
ſolte gefunden werden/ der daran den geringſten zweyfel
haben ſolte. Nun were freylich wol zu wuͤntſchen/ das
hiervon kein zweyfel moͤchte entſtanden ſein/ ſondern das
die vnſterbligkeit der Seelen/ von allen vnd jeden Men-
ſchen moͤchte feſt geglaͤubet werden: Aber da hat der
Teuffel zur ſterckung des Epicuriſchen weſens/ allezeit
Leute erwecket/ beydes in der Heydenſchafft vñ Chriſten-
thumb/ die ſolche vnſterbligkeit der Seelen conſtanter
haben verneinet: Vnnd zwar was die armen Blinden
Leute in der Heydenſchafft belanget/ ſo iſt ſichs vber die-
ſelben nicht ſo groß zu verwundern/ all dieweil ſie disfals/
des rechten Wegweiſers des Lichtes vnd berichts Goͤtt-
lichen woꝛts gemangelt haben/ darinn von dieſem Stuͤck
eygentlich gehandelt wird; daher haben die Stoici fuͤr-
gegeben/ das die Seele ſo wol ſterblich ſey als der Leib/
ohne allein das die Seele/ weil ſie fewriger art iſt/ etwas
lenger in Luͤfften ſchwebe/ vnd doch auch letzlich wie ein
Dampff oder Rauch vergehe: Wiewol etliche auß der
Heydenſchafft/ die etwas Weyſer vnd verſtaͤndiger ſein:
Als Plato, Cicero, Seneca, das widerſpiel gehalten/
vnd haben mit ſtarcken gruͤnden erwieſen/ das die Seele
des Menſchen vnſterblich ſey. Mit den Stoicis haben
zu des Herren Chriſti zeiten/ die Saducæi gleichſtim̃ige
meynung gefuͤhret/ welche den Articul: von der Auffer-
ſtehung der Toden fuͤr ein lauter Maͤhrlein vnd fabel ge-
balten haben/ vnd haben ohne ſchew fuͤrgeben/ wenn ein
Menſch ſtuͤrbe/ ſo gieng zugleich Leib vnnd Seele/ mit
einander auff.
Stoici.
Præcipa
arg. ꝗbꝰ
animas
hominũ
im̃orta-
les eſſe
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tur.
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