Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hafenreffer, Matthias: Passional vnd Leuchpredigt. Tübingen, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Creutze vnd Tod Christi.
Dornen/ sondern mit ewigem Preiß vnd Ehre/ mit
Göttlicher Macht vnd Herrlichkeit gecrönet ist.

Ach so kehre auch dich zu jhme/ frewe vnd tröste
dich seiner/ der in alle deinem Creutze/ mit allen Gna-
den/ so freundtlich vnd hertzlich sich gegen dir wendet:
vnd alle dein Hilff vnd Trost ist.

Was muß aber das sonderliches bedeuten: daß6. Die Sün-
den sol man be-
weinen.

Christus/ nicht leiden wil/ daß man vber jhn weine/
vnd zu den Weibern sagt: Weinet nicht vber mich?
welcher doch nicht allein/ vber andere Leute/ sondern
auch vber sein selbs eigen Creutze vnd Tod gejammert
vnd geweinet hat. Dann vber dem Tod Lazari/ gehenJohan. 11. 34.
jhme die Augen vber. In seinem letzten Einzug genLuc. 19. 41.
Jerusalem/ weinet er vber die Statt/ vmb jhres künff-
tigen Verderbens vnd Vntergangs wegen. Vnd amHeb. 5. 7.
Tag seines Fleisch/ hat er Gebet vnd Flehen mit star-
ckem Geschrey vnd Thränen geopffert/ zu dem der jh-
me von dem Tod kundte außhelffen. Was ist es dann/
daß er allhie nicht leiden wil/ daß man vber jhne wei-
ne? Antwort: Er hat hiemit das Christliche Mit-
leiden/ welches die Weiber mit jhme gehabt/ oder noch
einjeder Christ mit dem andern haben kan vnd sol/
nicht gestrafft oder verworffen.

Dann daß wir weinen sollen/ mit den weinenden/Rom. 12. 15.
Matth. 11. 17.

das ist vns trewlich befohlen. Vnd strafft Christus
das widerig: Wir haben euch geklagt/ vnd jhr woltet
nicht weinen. Sondern darinn wil Christus die Kla-
gende Gottseelige Weiber vnterrichten/ daß sie be-
dencken sollen/ welche grosse Sünde vnd Grewel/ das
Jüdische Volck/ durch solche Mordthat/ begehe/ so sie
vor Augen sehen vnd beweinen. Dann dardurch/ daß
sie jhne den versprochenen Messias vnd Heiland/

nicht
C iij

Vom Creutze vnd Tod Chriſti.
Dornen/ ſondern mit ewigem Preiß vnd Ehre/ mit
Goͤttlicher Macht vnd Herꝛlichkeit gecroͤnet iſt.

Ach ſo kehre auch dich zu jhme/ frewe vnd troͤſte
dich ſeiner/ der in alle deinem Creutze/ mit allen Gna-
den/ ſo freundtlich vnd hertzlich ſich gegen dir wendet:
vnd alle dein Hilff vnd Troſt iſt.

Was muß aber das ſonderliches bedeuten: daß6. Die Suͤn-
den ſol man be-
weinen.

Chriſtus/ nicht leiden wil/ daß man vber jhn weine/
vnd zu den Weibern ſagt: Weinet nicht vber mich?
welcher doch nicht allein/ vber andere Leute/ ſondern
auch vber ſein ſelbs eigen Creutze vnd Tod gejammert
vnd geweinet hat. Dann vber dem Tod Lazari/ gehenJohan. 11. 34.
jhme die Augen vber. In ſeinem letzten Einzug genLuc. 19. 41.
Jeruſalem/ weinet er vber die Statt/ vmb jhres kuͤnff-
tigen Verderbens vnd Vntergangs wegen. Vnd amHeb. 5. 7.
Tag ſeines Fleiſch/ hat er Gebet vnd Flehen mit ſtar-
ckem Geſchrey vnd Thraͤnen geopffert/ zu dem der jh-
me von dem Tod kundte außhelffen. Was iſt es dann/
daß er allhie nicht leiden wil/ daß man vber jhne wei-
ne? Antwoꝛt: Er hat hiemit das Chriſtliche Mit-
leiden/ welches die Weiber mit jhme gehabt/ oder noch
einjeder Chriſt mit dem andern haben kan vnd ſol/
nicht geſtrafft oder verwoꝛffen.

Dann daß wir weinen ſollen/ mit den weinenden/Rom. 12. 15.
Matth. 11. 17.

das iſt vns trewlich befohlen. Vnd ſtrafft Chriſtus
das widerig: Wir haben euch geklagt/ vnd jhr woltet
nicht weinen. Sondern darinn wil Chriſtus die Kla-
gende Gottſeelige Weiber vnterꝛichten/ daß ſie be-
dencken ſollen/ welche groſſe Suͤnde vnd Grewel/ das
Juͤdiſche Volck/ durch ſolche Moꝛdthat/ begehe/ ſo ſie
voꝛ Augen ſehen vnd beweinen. Dann dardurch/ daß
ſie jhne den verſpꝛochenen Meſſias vnd Heiland/

nicht
C iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0021" n="19"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Vom Creutze vnd Tod Chri&#x017F;ti.</hi></fw><lb/>
Dornen/ &#x017F;ondern mit ewigem Preiß vnd Ehre/ mit<lb/>
Go&#x0364;ttlicher Macht vnd Her&#xA75B;lichkeit gecro&#x0364;net i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Ach &#x017F;o kehre auch dich zu jhme/ frewe vnd tro&#x0364;&#x017F;te<lb/>
dich &#x017F;einer/ der in alle deinem Creutze/ mit allen Gna-<lb/>
den/ &#x017F;o freundtlich vnd hertzlich &#x017F;ich gegen dir wendet:<lb/>
vnd alle dein Hilff vnd Tro&#x017F;t i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Was muß aber das &#x017F;onderliches bedeuten: daß<note place="right">6. Die Su&#x0364;n-<lb/>
den &#x017F;ol man be-<lb/>
weinen.</note><lb/>
Chri&#x017F;tus/ nicht leiden wil/ daß man vber jhn weine/<lb/>
vnd zu den Weibern &#x017F;agt: Weinet nicht vber mich?<lb/>
welcher doch nicht allein/ vber andere Leute/ &#x017F;ondern<lb/>
auch vber &#x017F;ein &#x017F;elbs eigen Creutze vnd Tod gejammert<lb/>
vnd geweinet hat. Dann vber dem Tod Lazari/ gehen<note place="right">Johan. 11. 34.</note><lb/>
jhme die Augen vber. In &#x017F;einem letzten Einzug gen<note place="right">Luc. 19. 41.</note><lb/>
Jeru&#x017F;alem/ weinet er vber die Statt/ vmb jhres ku&#x0364;nff-<lb/>
tigen Verderbens vnd Vntergangs wegen. Vnd am<note place="right">Heb. 5. 7.</note><lb/>
Tag &#x017F;eines Flei&#x017F;ch/ hat er Gebet vnd Flehen mit &#x017F;tar-<lb/>
ckem Ge&#x017F;chrey vnd Thra&#x0364;nen geopffert/ zu dem der jh-<lb/>
me von dem Tod kundte außhelffen. Was i&#x017F;t es dann/<lb/>
daß er allhie nicht leiden wil/ daß man vber jhne wei-<lb/>
ne? Antwo&#xA75B;t: Er hat hiemit das Chri&#x017F;tliche Mit-<lb/>
leiden/ welches die Weiber mit jhme gehabt/ oder noch<lb/>
einjeder Chri&#x017F;t mit dem andern haben kan vnd &#x017F;ol/<lb/>
nicht ge&#x017F;trafft oder verwo&#xA75B;ffen.</p><lb/>
              <p>Dann daß wir weinen &#x017F;ollen/ mit den weinenden/<note place="right">Rom. 12. 15.<lb/>
Matth. 11. 17.</note><lb/>
das i&#x017F;t vns trewlich befohlen. Vnd &#x017F;trafft Chri&#x017F;tus<lb/>
das widerig: Wir haben euch geklagt/ vnd jhr woltet<lb/>
nicht weinen. Sondern darinn wil Chri&#x017F;tus die Kla-<lb/>
gende Gott&#x017F;eelige Weiber vnter&#xA75B;ichten/ daß &#x017F;ie be-<lb/>
dencken &#x017F;ollen/ welche gro&#x017F;&#x017F;e Su&#x0364;nde vnd Grewel/ das<lb/>
Ju&#x0364;di&#x017F;che Volck/ durch &#x017F;olche Mo&#xA75B;dthat/ begehe/ &#x017F;o &#x017F;ie<lb/>
vo&#xA75B; Augen &#x017F;ehen vnd beweinen. Dann dardurch/ daß<lb/>
&#x017F;ie jhne den ver&#x017F;p&#xA75B;ochenen Me&#x017F;&#x017F;ias vnd Heiland/<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">C iij</fw><fw type="catch" place="bottom">nicht</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0021] Vom Creutze vnd Tod Chriſti. Dornen/ ſondern mit ewigem Preiß vnd Ehre/ mit Goͤttlicher Macht vnd Herꝛlichkeit gecroͤnet iſt. Ach ſo kehre auch dich zu jhme/ frewe vnd troͤſte dich ſeiner/ der in alle deinem Creutze/ mit allen Gna- den/ ſo freundtlich vnd hertzlich ſich gegen dir wendet: vnd alle dein Hilff vnd Troſt iſt. Was muß aber das ſonderliches bedeuten: daß Chriſtus/ nicht leiden wil/ daß man vber jhn weine/ vnd zu den Weibern ſagt: Weinet nicht vber mich? welcher doch nicht allein/ vber andere Leute/ ſondern auch vber ſein ſelbs eigen Creutze vnd Tod gejammert vnd geweinet hat. Dann vber dem Tod Lazari/ gehen jhme die Augen vber. In ſeinem letzten Einzug gen Jeruſalem/ weinet er vber die Statt/ vmb jhres kuͤnff- tigen Verderbens vnd Vntergangs wegen. Vnd am Tag ſeines Fleiſch/ hat er Gebet vnd Flehen mit ſtar- ckem Geſchrey vnd Thraͤnen geopffert/ zu dem der jh- me von dem Tod kundte außhelffen. Was iſt es dann/ daß er allhie nicht leiden wil/ daß man vber jhne wei- ne? Antwoꝛt: Er hat hiemit das Chriſtliche Mit- leiden/ welches die Weiber mit jhme gehabt/ oder noch einjeder Chriſt mit dem andern haben kan vnd ſol/ nicht geſtrafft oder verwoꝛffen. 6. Die Suͤn- den ſol man be- weinen. Johan. 11. 34. Luc. 19. 41. Heb. 5. 7. Dann daß wir weinen ſollen/ mit den weinenden/ das iſt vns trewlich befohlen. Vnd ſtrafft Chriſtus das widerig: Wir haben euch geklagt/ vnd jhr woltet nicht weinen. Sondern darinn wil Chriſtus die Kla- gende Gottſeelige Weiber vnterꝛichten/ daß ſie be- dencken ſollen/ welche groſſe Suͤnde vnd Grewel/ das Juͤdiſche Volck/ durch ſolche Moꝛdthat/ begehe/ ſo ſie voꝛ Augen ſehen vnd beweinen. Dann dardurch/ daß ſie jhne den verſpꝛochenen Meſſias vnd Heiland/ nicht Rom. 12. 15. Matth. 11. 17. C iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523592
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523592/21
Zitationshilfe: Hafenreffer, Matthias: Passional vnd Leuchpredigt. Tübingen, 1610, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523592/21>, abgerufen am 04.12.2024.