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Stephanus, Vincentius: Jucundissimum justorum diversorium. Brieg, 1628.

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hertzen/ welche vnselige Eltern die sein/ welche an jhren Kin-
dern abfall von der waren Religion vnd ander sündliches Gott
loses wesen vnd leben/ so jtzo bey dieser letzten bösen Welt oh-
ne schew begangen wird/ erfahren?

Führet euch doch zu gemüth/ welche elende vnd recht trüb-
selige Wayßlein dieses sein/ derer Eltern bey diesen sorglichen
zeiten durch den allgemeinen Menschenwürger den Todt hin-
geraffet/ die Ehepfläntzlein aber noch zart vnd vnerzogen hin-
terlassen werden. Was ist solcher sterbenden Eltern gröste
klage auff dem Todtbette alß von jhren vnmündigen Kindern?
Wie gerne wolte ich doch sterben/ spricht manches in höchster
Todesangst liegendes Vater- vnd Mutterhertze/ wenn nur
diese nicht weren/ diese sinds welche mir meinen abschiedt so
schmertzlich machen.

Nun solches hefftigen/ ins hertz steigenden Kummers seid
jhr nun mehr (alßviel ewer gewesenes Söhnlein concerni-
ret) gantz quit vnd geübriget. Jhr könnet getrost mit der Mac-
cabäischen Mutter beym Nazianzeno sagen: Thesaurum
nostrum DEO tradidimus, non periisti, mi fili, sed alio
migrasti.
Vnser/ nechst Gott/ liebstes Eheschätzlein/ vnser ei-
niges fromes vnd gehorsames Söhnlein haben wir Gott dem
Himlischen Vater in seinen Schatzkasten zu verwaren vber-
antwortet. Du bist nicht vmbkommen vnd verlohren/ O lieb-
stes Schätzlein/ sondern auß dieser bösen Welt in das rechte
Vaterland deß ewigen Lebens gewandert/ da Frewde die
fülle/ vnnd lieblich wesen zur rechten Gottes ewig-

lich/ wie David redet im 16. Psalm. Ubi amaenitas verna-
lis, tranquillitas aestualis ubertas & fertilitas autumna-

lis,

hertzen/ welche vnſelige Eltern die ſein/ welche an jhren Kin-
dern abfall von der waren Religion vnd ander ſuͤndliches Gott
loſes weſen vnd leben/ ſo jtzo bey dieſer letzten boͤſen Welt oh-
ne ſchew begangen wird/ erfahren?

Fuͤhret euch doch zu gemuͤth/ welche elende vnd recht truͤb-
ſelige Wayßlein dieſes ſein/ derer Eltern bey dieſen ſorglichen
zeiten durch den allgemeinen Menſchenwuͤrger den Todt hin-
geraffet/ die Ehepflaͤntzlein aber noch zart vnd vnerzogen hin-
terlaſſen werden. Was iſt ſolcher ſterbenden Eltern groͤſte
klage auff dem Todtbette alß von jhren vnmuͤndigen Kindern?
Wie gerne wolte ich doch ſterben/ ſpricht manches in hoͤchſter
Todesangſt liegendes Vater- vnd Mutterhertze/ wenn nur
dieſe nicht weren/ dieſe ſinds welche mir meinen abſchiedt ſo
ſchmertzlich machen.

Nun ſolches hefftigen/ ins hertz ſteigenden Kummers ſeid
jhr nun mehr (alßviel ewer geweſenes Soͤhnlein concerni-
ret) gantz quit vnd geuͤbriget. Jhr koͤñet getroſt mit der Mac-
cabaͤiſchen Mutter beym Nazianzeno ſagen: Theſaurum
noſtrum DEO tradidimus, non periiſti, mi fili, ſed aliò
migraſti.
Vnſer/ nechſt Gott/ liebſtes Eheſchaͤtzlein/ vnſer ei-
niges fromes vnd gehorſames Soͤhnlein haben wir Gott dem
Himliſchen Vater in ſeinen Schatzkaſten zu verwaren vber-
antwortet. Du biſt nicht vmbkommen vnd verlohren/ O lieb-
ſtes Schaͤtzlein/ ſondern auß dieſer boͤſen Welt in das rechte
Vaterland deß ewigen Lebens gewandert/ da Frewde die
fuͤlle/ vnnd lieblich weſen zur rechten Gottes ewig-

lich/ wie David redet im 16. Pſalm. Ubi amænitas verna-
lis, tranquillitas æſtualis ubertas & fertilitas autumna-

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[[32]/0032] hertzen/ welche vnſelige Eltern die ſein/ welche an jhren Kin- dern abfall von der waren Religion vnd ander ſuͤndliches Gott loſes weſen vnd leben/ ſo jtzo bey dieſer letzten boͤſen Welt oh- ne ſchew begangen wird/ erfahren? Fuͤhret euch doch zu gemuͤth/ welche elende vnd recht truͤb- ſelige Wayßlein dieſes ſein/ derer Eltern bey dieſen ſorglichen zeiten durch den allgemeinen Menſchenwuͤrger den Todt hin- geraffet/ die Ehepflaͤntzlein aber noch zart vnd vnerzogen hin- terlaſſen werden. Was iſt ſolcher ſterbenden Eltern groͤſte klage auff dem Todtbette alß von jhren vnmuͤndigen Kindern? Wie gerne wolte ich doch ſterben/ ſpricht manches in hoͤchſter Todesangſt liegendes Vater- vnd Mutterhertze/ wenn nur dieſe nicht weren/ dieſe ſinds welche mir meinen abſchiedt ſo ſchmertzlich machen. Nun ſolches hefftigen/ ins hertz ſteigenden Kummers ſeid jhr nun mehr (alßviel ewer geweſenes Soͤhnlein concerni- ret) gantz quit vnd geuͤbriget. Jhr koͤñet getroſt mit der Mac- cabaͤiſchen Mutter beym Nazianzeno ſagen: Theſaurum noſtrum DEO tradidimus, non periiſti, mi fili, ſed aliò migraſti. Vnſer/ nechſt Gott/ liebſtes Eheſchaͤtzlein/ vnſer ei- niges fromes vnd gehorſames Soͤhnlein haben wir Gott dem Himliſchen Vater in ſeinen Schatzkaſten zu verwaren vber- antwortet. Du biſt nicht vmbkommen vnd verlohren/ O lieb- ſtes Schaͤtzlein/ ſondern auß dieſer boͤſen Welt in das rechte Vaterland deß ewigen Lebens gewandert/ da Frewde die fuͤlle/ vnnd lieblich weſen zur rechten Gottes ewig- lich/ wie David redet im 16. Pſalm. Ubi amænitas verna- lis, tranquillitas æſtualis ubertas & fertilitas autumna- lis,

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Zitationshilfe: Stephanus, Vincentius: Jucundissimum justorum diversorium. Brieg, 1628, S. [32]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522423/32>, abgerufen am 04.05.2024.