Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
wann wir nur wissen daß sie seelig sterben. Dann sie sind see-
lig von nun an die in den HErrn sterben. Darumb/ noch ein-
mahl hat unser seeliger Herr Siegel gleich kaum recht angefan-
gen das hiesige elende Leben zu bauen/ ey so hat Er doch bey zei-
ten angefangen das Himmlische zu leben/ und dieses wird Er nun
der Seelen nachschon für GOtt eingenommen haben.

Dieses bleibe aller seiner Hochbetrübten Hertz-Trost. O
wie wohl würde sich David über seinen Sohn Absolon zu Frie-
den gegeben haben/ wann er nur dieses wäre versichert gewesen.

Jhr aber Betrübteste allerseits/ seyd dieses über diesen Tod
versichert: Der standhaffte Glaube an seinen JEsum hats er-
griffen: Die Absolution ist Jhme im Himmel auch gesprochen
worden: Die würdige Niessung des Pfandes des wahren Lei-
bes und Blutes Christi hats ihme gewiß versiegelt/ Krafft dieser
Stärckung/ kunte Er getrost reissen biß an den Berge GOttes
Horeb.

Jener vornehmer vom Adel umb diesen Trost über den tödli-
chen Hintritt der lieben Seinigen ihme desto besser einzuprägen/
liesse sich folgends Emblema mahlen: Oben stunde eine gül-
dene Wolcke/ aus derselben gieng eine Menschen-Hand hervor/
diese zog von der Erden ein eissernes Hertze an sich durch einen
inhabenden Magneten: Ey/ die Liebes-Hand Jesu Christi hat
euren respective seeligen Ehe-Schatz/ Herrn Sohn/ Vater/
Hr. Bruder/ Schwager/ von der bösen und von blauen Neides-
Gifft angefülleten Welt hinauff zu sich in den güldenen Wol-
cken-Himmel gezogen: Ja noch mehr in den Himmel aller
Ausserwehlten und seeligen Kinder Gottes: Diß bleibe euer
Trost.

Nun ist ja erlanget/ wornach Er auff seinen Siechbette so
lange geseuffzet: GOtt lob die Stund ist kommen/ do er ist auff-
genommen ins schöne Paradeiß/ Jhr Betrübten dürfft nicht kla-

gen/
H 3

Abdanckungs-Rede.
wann wir nur wiſſen daß ſie ſeelig ſterben. Dann ſie ſind ſee-
lig von nun an die in den HErrn ſterben. Darumb/ noch ein-
mahl hat unſer ſeeliger Herr Siegel gleich kaum recht angefan-
gen das hieſige elende Leben zu bauen/ ey ſo hat Er doch bey zei-
ten angefangen das Him̃liſche zu leben/ und dieſes wird Er nun
der Seelen nachſchon fuͤr GOtt eingenommen haben.

Dieſes bleibe aller ſeiner Hochbetruͤbten Hertz-Troſt. O
wie wohl wuͤrde ſich David uͤber ſeinen Sohn Abſolon zu Frie-
den gegeben haben/ wann er nur dieſes waͤre verſichert geweſen.

Jhr aber Betruͤbteſte allerſeits/ ſeyd dieſes uͤber dieſen Tod
verſichert: Der ſtandhaffte Glaube an ſeinen JEſum hats er-
griffen: Die Abſolution iſt Jhme im Himmel auch geſprochen
worden: Die wuͤrdige Nieſſung des Pfandes des wahren Lei-
bes und Blutes Chriſti hats ihme gewiß verſiegelt/ Krafft dieſer
Staͤrckung/ kunte Er getroſt reiſſen biß an den Berge GOttes
Horeb.

Jener vornehmer vom Adel umb dieſen Troſt uͤber den toͤdli-
chen Hintritt der lieben Seinigen ihme deſto beſſer einzupraͤgen/
lieſſe ſich folgends Emblema mahlen: Oben ſtunde eine guͤl-
dene Wolcke/ aus derſelben gieng eine Menſchen-Hand hervor/
dieſe zog von der Erden ein eiſſernes Hertze an ſich durch einen
inhabenden Magneten: Ey/ die Liebes-Hand Jeſu Chriſti hat
euren reſpectivè ſeeligen Ehe-Schatz/ Herrn Sohn/ Vater/
Hr. Bruder/ Schwager/ von der boͤſen und von blauen Neides-
Gifft angefuͤlleten Welt hinauff zu ſich in den guͤldenen Wol-
cken-Himmel gezogen: Ja noch mehr in den Himmel aller
Auſſerwehlten und ſeeligen Kinder Gottes: Diß bleibe euer
Troſt.

Nun iſt ja erlanget/ wornach Er auff ſeinen Siechbette ſo
lange geſeuffzet: GOtt lob die Stund iſt kommen/ do er iſt auff-
genommen ins ſchoͤne Paradeiß/ Jhr Betruͤbten duͤrfft nicht kla-

gen/
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="fsThanks" n="1">
              <div type="fsMainPart" n="2">
                <p><pb facs="#f0061" n="[61]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/>
wann wir nur wi&#x017F;&#x017F;en daß &#x017F;ie &#x017F;eelig &#x017F;terben. Dann &#x017F;ie &#x017F;ind &#x017F;ee-<lb/>
lig von nun an die in den HErrn &#x017F;terben. Darumb/ noch ein-<lb/>
mahl hat un&#x017F;er &#x017F;eeliger Herr Siegel gleich kaum recht angefan-<lb/>
gen das hie&#x017F;ige elende Leben zu bauen/ ey &#x017F;o hat Er doch bey zei-<lb/>
ten angefangen das Him&#x0303;li&#x017F;che zu leben/ und die&#x017F;es wird Er nun<lb/>
der Seelen nach&#x017F;chon fu&#x0364;r GOtt eingenommen haben.</p><lb/>
                <p>Die&#x017F;es bleibe aller &#x017F;einer Hochbetru&#x0364;bten Hertz-Tro&#x017F;t. O<lb/>
wie wohl wu&#x0364;rde &#x017F;ich David u&#x0364;ber &#x017F;einen Sohn Ab&#x017F;olon zu Frie-<lb/>
den gegeben haben/ wann er nur die&#x017F;es wa&#x0364;re ver&#x017F;ichert gewe&#x017F;en.</p><lb/>
                <p>Jhr aber Betru&#x0364;bte&#x017F;te aller&#x017F;eits/ &#x017F;eyd die&#x017F;es u&#x0364;ber die&#x017F;en Tod<lb/>
ver&#x017F;ichert: Der &#x017F;tandhaffte Glaube an &#x017F;einen JE&#x017F;um hats er-<lb/>
griffen: Die Ab&#x017F;olution i&#x017F;t Jhme im Himmel auch ge&#x017F;prochen<lb/>
worden: Die wu&#x0364;rdige Nie&#x017F;&#x017F;ung des Pfandes des wahren Lei-<lb/>
bes und Blutes Chri&#x017F;ti hats ihme gewiß ver&#x017F;iegelt/ Krafft die&#x017F;er<lb/>
Sta&#x0364;rckung/ kunte Er getro&#x017F;t rei&#x017F;&#x017F;en biß an den Berge GOttes<lb/>
Horeb.</p><lb/>
                <p>Jener vornehmer vom Adel umb die&#x017F;en Tro&#x017F;t u&#x0364;ber den to&#x0364;dli-<lb/>
chen Hintritt der lieben Seinigen ihme de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er einzupra&#x0364;gen/<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich folgends <hi rendition="#aq">Emblema</hi> mahlen: Oben &#x017F;tunde eine gu&#x0364;l-<lb/>
dene Wolcke/ aus der&#x017F;elben gieng eine Men&#x017F;chen-Hand hervor/<lb/>
die&#x017F;e zog von der Erden ein ei&#x017F;&#x017F;ernes Hertze an &#x017F;ich durch einen<lb/>
inhabenden Magneten: Ey/ die Liebes-Hand Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti hat<lb/>
euren <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectivè</hi> &#x017F;eeligen Ehe-Schatz/ Herrn Sohn/ Vater/<lb/>
Hr. Bruder/ Schwager/ von der bo&#x0364;&#x017F;en und von blauen Neides-<lb/>
Gifft angefu&#x0364;lleten Welt hinauff zu &#x017F;ich in den gu&#x0364;ldenen Wol-<lb/>
cken-Himmel gezogen: Ja noch mehr in den Himmel aller<lb/>
Au&#x017F;&#x017F;erwehlten und &#x017F;eeligen Kinder Gottes: Diß bleibe euer<lb/>
Tro&#x017F;t.</p><lb/>
                <p>Nun i&#x017F;t ja erlanget/ wornach Er auff &#x017F;einen Siechbette &#x017F;o<lb/>
lange ge&#x017F;euffzet: GOtt lob die Stund i&#x017F;t kommen/ do er i&#x017F;t auff-<lb/>
genommen ins &#x017F;cho&#x0364;ne Paradeiß/ Jhr Betru&#x0364;bten du&#x0364;rfft nicht kla-<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">H 3</fw><fw type="catch" place="bottom">gen/</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[61]/0061] Abdanckungs-Rede. wann wir nur wiſſen daß ſie ſeelig ſterben. Dann ſie ſind ſee- lig von nun an die in den HErrn ſterben. Darumb/ noch ein- mahl hat unſer ſeeliger Herr Siegel gleich kaum recht angefan- gen das hieſige elende Leben zu bauen/ ey ſo hat Er doch bey zei- ten angefangen das Him̃liſche zu leben/ und dieſes wird Er nun der Seelen nachſchon fuͤr GOtt eingenommen haben. Dieſes bleibe aller ſeiner Hochbetruͤbten Hertz-Troſt. O wie wohl wuͤrde ſich David uͤber ſeinen Sohn Abſolon zu Frie- den gegeben haben/ wann er nur dieſes waͤre verſichert geweſen. Jhr aber Betruͤbteſte allerſeits/ ſeyd dieſes uͤber dieſen Tod verſichert: Der ſtandhaffte Glaube an ſeinen JEſum hats er- griffen: Die Abſolution iſt Jhme im Himmel auch geſprochen worden: Die wuͤrdige Nieſſung des Pfandes des wahren Lei- bes und Blutes Chriſti hats ihme gewiß verſiegelt/ Krafft dieſer Staͤrckung/ kunte Er getroſt reiſſen biß an den Berge GOttes Horeb. Jener vornehmer vom Adel umb dieſen Troſt uͤber den toͤdli- chen Hintritt der lieben Seinigen ihme deſto beſſer einzupraͤgen/ lieſſe ſich folgends Emblema mahlen: Oben ſtunde eine guͤl- dene Wolcke/ aus derſelben gieng eine Menſchen-Hand hervor/ dieſe zog von der Erden ein eiſſernes Hertze an ſich durch einen inhabenden Magneten: Ey/ die Liebes-Hand Jeſu Chriſti hat euren reſpectivè ſeeligen Ehe-Schatz/ Herrn Sohn/ Vater/ Hr. Bruder/ Schwager/ von der boͤſen und von blauen Neides- Gifft angefuͤlleten Welt hinauff zu ſich in den guͤldenen Wol- cken-Himmel gezogen: Ja noch mehr in den Himmel aller Auſſerwehlten und ſeeligen Kinder Gottes: Diß bleibe euer Troſt. Nun iſt ja erlanget/ wornach Er auff ſeinen Siechbette ſo lange geſeuffzet: GOtt lob die Stund iſt kommen/ do er iſt auff- genommen ins ſchoͤne Paradeiß/ Jhr Betruͤbten duͤrfft nicht kla- gen/ H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/510974
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/510974/61
Zitationshilfe: Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676, S. [61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510974/61>, abgerufen am 27.04.2024.