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Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676.

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Trost-und Freuden-Liecht.
Hülff erscheinet/ da gehet Trost und Freude auff/ da muß alles
Trauren und Hertzeleid verschwinden. Drumb setzet der Pro-
phet in unsern Text darzu: Die Tage deines Leides sollen
ein Ende haben.
Das geschiehet nun theils hier in diesem Le-
ben/ wenn den Frommen in Finsternüß das Liecht auffgehet/ in
Creutz und Trübsal/ Anfechtung uud Verfolgung der HERR
mit seiner Gnade und Hülffe erscheinet/ sie wieder erqvicket und
erfreuet: Zum Theil aber und recht völlig in jenen Leben/ da die-
ses Liecht in vollen Schein wird auffgehen und ewig leuchten.

Hier sind so unsere Tage nichts als Tage deß Leids/ das
gehet bald mit unsern Leben an: Weinen ist unsere ersteSap. VII, 3.
Stimme
/ es wehret durch unser gantzes Leben/ daß es wol recht
heisset/ nach dem gemeinen Sprichwort: bios ou bios alla
sumphora: Dieses Leben ist nicht ein Leben/ sondern nur in Un-
glück schweben. Da muß freylich ein ieder vielerley Leid inPs. XXXIX,
v. 3.

sich fressen:
Höret ja ie zuweilen ein Leid auff/ so kömbt nachProv. XIV,
v. 13.

der Freud bald wieder Leid
/ es folget immer ein Leid auff das
andere/ wie im Meer eine Welle auff die andere: Unius mali
finis parasceve est alterius,
eines Unglücks Ende und Auß-
gang/ ist schon wieder deß andern Anfang; Also daß alle unsere
Tage nichts als Tage deß Leides sind/ und wir mit Jacob be-Gen. XLVII,
v. 9.

kennen müssen: Wenig und böse ist die Zeit unsers Lebens:
Unser Leben/ wenn es auch am köstlichsten ist/ so ist es
Psal. XC, 11.
labor & dolor, Arbeit und Leid. Allein mit dem Ende deß Le-
bens/ nehmen die Tage unsers Leides ein Ende: Wenn das Le-
bens-Liecht außgehet/ gehet uns das rechte Freuden-Liecht auff;Apoc. XXI, 4
da wird alles Leid ein Ende haben/ da wird GOtt die Thrä-
nen von unsern Augen abwischen/ und der Tod wird nicht
mehr seyn/ noch Leid noch Geschrey/ noch Schmertzen wirdEsa. LI, 11.
mehr seyn: Ewige Freude wird über unsern Haupt seyn/
Freude und Wonne werden sie ergreiffen/ aber Trauren

und
E

Troſt-und Freuden-Liecht.
Huͤlff erſcheinet/ da gehet Troſt und Freude auff/ da muß alles
Trauren und Hertzeleid verſchwinden. Drumb ſetzet der Pro-
phet in unſern Text darzu: Die Tage deines Leides ſollen
ein Ende haben.
Das geſchiehet nun theils hier in dieſem Le-
ben/ wenn den Frommen in Finſternuͤß das Liecht auffgehet/ in
Creutz und Truͤbſal/ Anfechtung uud Verfolgung der HERR
mit ſeiner Gnade und Huͤlffe erſcheinet/ ſie wieder erqvicket und
erfreuet: Zum Theil aber und recht voͤllig in jenen Leben/ da die-
ſes Liecht in vollen Schein wird auffgehen und ewig leuchten.

Hier ſind ſo unſere Tage nichts als Tage deß Leids/ das
gehet bald mit unſern Leben an: Weinen iſt unſere erſteSap. VII, 3.
Stimme
/ es wehret durch unſer gantzes Leben/ daß es wol recht
heiſſet/ nach dem gemeinen Sprichwort: βίος οὔ βίος αλλὰ
συμφορὰ: Dieſes Leben iſt nicht ein Leben/ ſondern nur in Un-
gluͤck ſchweben. Da muß freylich ein ieder vielerley Leid inPſ. XXXIX,
v. 3.

ſich freſſen:
Hoͤret ja ie zuweilen ein Leid auff/ ſo koͤmbt nachProv. XIV,
v. 13.

der Freud bald wieder Leid
/ es folget immer ein Leid auff das
andere/ wie im Meer eine Welle auff die andere: Unius mali
finis paraſceve eſt alterius,
eines Ungluͤcks Ende und Auß-
gang/ iſt ſchon wieder deß andern Anfang; Alſo daß alle unſere
Tage nichts als Tage deß Leides ſind/ und wir mit Jacob be-Gen. XLVII,
v. 9.

kennen muͤſſen: Wenig und boͤſe iſt die Zeit unſers Lebens:
Unſer Leben/ wenn es auch am koͤſtlichſten iſt/ ſo iſt es
Pſal. XC, 11.
labor & dolor, Arbeit und Leid. Allein mit dem Ende deß Le-
bens/ nehmen die Tage unſers Leides ein Ende: Wenn das Le-
bens-Liecht außgehet/ gehet uns das rechte Freuden-Liecht auff;Apoc. XXI, 4
da wird alles Leid ein Ende haben/ da wird GOtt die Thraͤ-
nen von unſern Augen abwiſchen/ und der Tod wird nicht
mehr ſeyn/ noch Leid noch Geſchrey/ noch Schmertzen wirdEſa. LI, 11.
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Freude und Wonne werden ſie ergreiffen/ aber Trauren

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Zitationshilfe: Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676, S. [33]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510974/33>, abgerufen am 28.03.2024.