Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Trost-und Freuden-Liecht.
und nicht sehen das helle Liecht deß Evangelii von der2. Cor. IV, 4.
Klarheit Christi: Wir haben einen gantz verfinstertenEphes. IV, 18
Verstand/ welchen Tenebrae Cimmeriae oder Avisoniae, stock
dicke Finsternüß eingenommen: Gleich wie in Egypten eine
solche Finsternüß das Land bedecket/ daß kein Liecht zu sehen war/Esa. LX, 2.
ja keines kondte angezündet werden; Also saget der Prophet imLuc. I, 79.
Eingang dieses LX. cap. daraus unser Text genommen: Fin-
sternüß bedecket das Erdreich/ und Dunckel die Völcker;
Wir sassen in Finsternüß und Schatten deß Todtes/ undLuc. I, 70.
solten in die euserste Fnsternüß verstossen werden; Aber siehe/ soEsa. LX, 2.
ist uns wieder erschienen der Auffgang aus der Höhe: Es
ist der HERR über uns auffgangen/ und seine Herrligkeit
über uns erschienen/ und hat diese Finsternüß vertrieben/ und
uns wiederumb erleuchtet/ wie die Christliche Kirche singet:

Das ewige Liecht geht da herein/
Giebt der Welt ein neuen Schein.
Es leucht wol mitten in der Nacht
Und uns deß Liechtes Kinder macht.

Zwar unsere ersten Eltern waren auch ein Liecht in dem
HErrn/ als die zum Ebenbild GOttes erschaffen waren: Gott
aber ist ein Liecht. So leuchtete ihnen in ihren Verstand das
Liecht göttlicher Weißheit/ in ihrem Willen brandte das Feuer
der göttlichen Liebe/ sie empfunden das erfreuliche Liecht der gött-
lichen Gnaden/ sie lebeten im heiligen Liecht der Gerechtigkeit/ sie
erfreueten sich deß Liechts der ewigen Herrligkeit: Allein durch
den schändlichen Abfall von GOtt/ der da ist das ewige und we-
sentliche Liecht/ haben sie alles solches Liecht verlohren/ und sind
mit allen ihren Nachkommen in die dicke Finsternüß der Unwis-
senheit/ in die schändliche Finsternüß der Ungerechtigkeit/ in die
traurige Finsternüß deß Creutzes und Elendes/ in die erschreck-

liche
C 3

Troſt-und Freuden-Liecht.
und nicht ſehen das helle Liecht deß Evangelii von der2. Cor. IV, 4.
Klarheit Chriſti: Wir haben einen gantz verfinſtertenEpheſ. IV, 18
Verſtand/ welchen Tenebræ Cimmeriæ oder Aviſoniæ, ſtock
dicke Finſternuͤß eingenommen: Gleich wie in Egypten eine
ſolche Finſternuͤß das Land bedecket/ daß kein Liecht zu ſehen war/Eſa. LX, 2.
ja keines kondte angezuͤndet werden; Alſo ſaget der Prophet imLuc. I, 79.
Eingang dieſes LX. cap. daraus unſer Text genommen: Fin-
ſternuͤß bedecket das Erdreich/ und Dunckel die Voͤlcker;
Wir ſaſſen in Finſternuͤß und Schatten deß Todtes/ undLuc. I, 70.
ſolten in die euſerſte Fnſternuͤß verſtoſſen werden; Aber ſiehe/ ſoEſa. LX, 2.
iſt uns wieder erſchienen der Auffgang aus der Hoͤhe: Es
iſt der HERR uͤber uns auffgangen/ und ſeine Herꝛligkeit
uͤber uns erſchienen/ und hat dieſe Finſternuͤß vertrieben/ und
uns wiederumb erleuchtet/ wie die Chriſtliche Kirche ſinget:

Das ewige Liecht geht da herein/
Giebt der Welt ein neuen Schein.
Es leucht wol mitten in der Nacht
Und uns deß Liechtes Kinder macht.

Zwar unſere erſten Eltern waren auch ein Liecht in dem
HErrn/ als die zum Ebenbild GOttes erſchaffen waren: Gott
aber iſt ein Liecht. So leuchtete ihnen in ihren Verſtand das
Liecht goͤttlicher Weißheit/ in ihrem Willen brandte das Feuer
der goͤttlichen Liebe/ ſie empfunden das erfreuliche Liecht der goͤtt-
lichen Gnaden/ ſie lebeten im heiligen Liecht der Gerechtigkeit/ ſie
erfreueten ſich deß Liechts der ewigen Herrligkeit: Allein durch
den ſchaͤndlichen Abfall von GOtt/ der da iſt das ewige und we-
ſentliche Liecht/ haben ſie alles ſolches Liecht verlohren/ und ſind
mit allen ihren Nachkommen in die dicke Finſternuͤß der Unwiſ-
ſenheit/ in die ſchaͤndliche Finſternuͤß der Ungerechtigkeit/ in die
traurige Finſternuͤß deß Creutzes und Elendes/ in die erſchreck-

liche
C 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0021" n="[21]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tro&#x017F;t-und Freuden-Liecht.</hi></fw><lb/>
und nicht &#x017F;ehen das helle Liecht deß Evangelii von der<note place="right"><hi rendition="#i">2. <hi rendition="#aq">Cor. IV,</hi> 4.</hi></note><lb/>
Klarheit Chri&#x017F;ti: Wir haben einen gantz verfin&#x017F;terten<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ephe&#x017F;. IV,</hi> 18</hi></note><lb/>
Ver&#x017F;tand/ welchen <hi rendition="#aq">Tenebræ Cimmeriæ</hi> oder <hi rendition="#aq">Avi&#x017F;oniæ,</hi> &#x017F;tock<lb/>
dicke Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß eingenommen: Gleich wie in Egypten eine<lb/>
&#x017F;olche Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß das Land bedecket/ daß kein Liecht zu &#x017F;ehen war/<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">E&#x017F;a. LX,</hi> 2.</hi></note><lb/>
ja keines kondte angezu&#x0364;ndet werden; Al&#x017F;o &#x017F;aget der Prophet im<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Luc. I,</hi> 79.</hi></note><lb/>
Eingang die&#x017F;es <hi rendition="#aq">LX. cap.</hi> daraus un&#x017F;er Text genommen: Fin-<lb/>
&#x017F;ternu&#x0364;ß bedecket das Erdreich/ und Dunckel die Vo&#x0364;lcker;<lb/>
Wir &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en in Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß und Schatten deß Todtes/ und<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Luc. I,</hi> 70.</hi></note><lb/>
&#x017F;olten in die eu&#x017F;er&#x017F;te Fn&#x017F;ternu&#x0364;ß ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en werden; Aber &#x017F;iehe/ &#x017F;o<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">E&#x017F;a. LX,</hi> 2.</hi></note><lb/>
i&#x017F;t uns wieder er&#x017F;chienen der Auffgang aus der Ho&#x0364;he: Es<lb/>
i&#x017F;t der HERR u&#x0364;ber uns auffgangen/ und &#x017F;eine Her&#xA75B;ligkeit<lb/>
u&#x0364;ber uns er&#x017F;chienen/ und hat die&#x017F;e Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß vertrieben/ und<lb/>
uns wiederumb erleuchtet/ wie die Chri&#x017F;tliche Kirche &#x017F;inget:</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#fr">Das ewige Liecht geht da herein/</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Giebt der Welt ein neuen Schein.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Es leucht wol mitten in der Nacht</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Und uns deß Liechtes Kinder macht.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Zwar un&#x017F;ere er&#x017F;ten Eltern waren auch ein Liecht in dem<lb/>
HErrn/ als die zum Ebenbild GOttes er&#x017F;chaffen waren: Gott<lb/>
aber i&#x017F;t ein Liecht. So leuchtete ihnen in ihren Ver&#x017F;tand das<lb/>
Liecht go&#x0364;ttlicher Weißheit/ in ihrem Willen brandte das Feuer<lb/>
der go&#x0364;ttlichen Liebe/ &#x017F;ie empfunden das erfreuliche Liecht der go&#x0364;tt-<lb/>
lichen Gnaden/ &#x017F;ie lebeten im heiligen Liecht der Gerechtigkeit/ &#x017F;ie<lb/>
erfreueten &#x017F;ich deß Liechts der ewigen Herrligkeit: Allein durch<lb/>
den &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Abfall von GOtt/ der da i&#x017F;t das ewige und we-<lb/>
&#x017F;entliche Liecht/ haben &#x017F;ie alles &#x017F;olches Liecht verlohren/ und &#x017F;ind<lb/>
mit allen ihren Nachkommen in die dicke Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß der Unwi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enheit/ in die &#x017F;cha&#x0364;ndliche Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß der Ungerechtigkeit/ in die<lb/>
traurige Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß deß Creutzes und Elendes/ in die er&#x017F;chreck-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 3</fw><fw place="bottom" type="catch">liche</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[21]/0021] Troſt-und Freuden-Liecht. und nicht ſehen das helle Liecht deß Evangelii von der Klarheit Chriſti: Wir haben einen gantz verfinſterten Verſtand/ welchen Tenebræ Cimmeriæ oder Aviſoniæ, ſtock dicke Finſternuͤß eingenommen: Gleich wie in Egypten eine ſolche Finſternuͤß das Land bedecket/ daß kein Liecht zu ſehen war/ ja keines kondte angezuͤndet werden; Alſo ſaget der Prophet im Eingang dieſes LX. cap. daraus unſer Text genommen: Fin- ſternuͤß bedecket das Erdreich/ und Dunckel die Voͤlcker; Wir ſaſſen in Finſternuͤß und Schatten deß Todtes/ und ſolten in die euſerſte Fnſternuͤß verſtoſſen werden; Aber ſiehe/ ſo iſt uns wieder erſchienen der Auffgang aus der Hoͤhe: Es iſt der HERR uͤber uns auffgangen/ und ſeine Herꝛligkeit uͤber uns erſchienen/ und hat dieſe Finſternuͤß vertrieben/ und uns wiederumb erleuchtet/ wie die Chriſtliche Kirche ſinget: 2. Cor. IV, 4. Epheſ. IV, 18 Eſa. LX, 2. Luc. I, 79. Luc. I, 70. Eſa. LX, 2. Das ewige Liecht geht da herein/ Giebt der Welt ein neuen Schein. Es leucht wol mitten in der Nacht Und uns deß Liechtes Kinder macht. Zwar unſere erſten Eltern waren auch ein Liecht in dem HErrn/ als die zum Ebenbild GOttes erſchaffen waren: Gott aber iſt ein Liecht. So leuchtete ihnen in ihren Verſtand das Liecht goͤttlicher Weißheit/ in ihrem Willen brandte das Feuer der goͤttlichen Liebe/ ſie empfunden das erfreuliche Liecht der goͤtt- lichen Gnaden/ ſie lebeten im heiligen Liecht der Gerechtigkeit/ ſie erfreueten ſich deß Liechts der ewigen Herrligkeit: Allein durch den ſchaͤndlichen Abfall von GOtt/ der da iſt das ewige und we- ſentliche Liecht/ haben ſie alles ſolches Liecht verlohren/ und ſind mit allen ihren Nachkommen in die dicke Finſternuͤß der Unwiſ- ſenheit/ in die ſchaͤndliche Finſternuͤß der Ungerechtigkeit/ in die traurige Finſternuͤß deß Creutzes und Elendes/ in die erſchreck- liche C 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/510974
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/510974/21
Zitationshilfe: Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676, S. [21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510974/21>, abgerufen am 19.04.2024.