Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tilesius, Gottfried: II. Christliche Predigten. Oels, 1622.

Bild:
<< vorherige Seite

deinen Todesgang/ mit vnserm Selig verstorbenen im tode
durchdringen/ vnd zur Vollkommenheit gelangen.

Laß dich aber/ Mein Christ/ das nicht Anfechten/ wann
du siehest/ das diese vnsere Gegenwertige Leiche mit jhrem
Sarck einquartirt vnd versetzet inn eine finstere Gruben/
muß sich gantz Zusplittern lassen/ also/ das mehr nicht dann
der Staub verbleybet. Mit Euch Leydtragenden rede Jch:
Was bedeuten Ewere nasse Augen/ Ewere Trawerkleider/
Ewere Klägliche geberden[?] Das betrübte Hertz in Ewrem
Leibe zeygen sie an. Was mehr[?] Jhr gebet zu verstehen/
des verstorbenen Leib müsse Vmb der Sünden willen zu
Gen. 3.Staub vnd Aschen werden/ wie eine schöne Blume ver-
welcket/ abfelt/ vnd endlich gar zu nichte wird/ das man sie
als Staub vnd Aschen zerreibet. O des elenden Zustandes:
O ein solch jämmerlich ding ists vmb aller Menschen leben/
von Mutterleibe an/ biß sie in die Erde begraben werden/
die vnser aller Mutter ist/ da ist jmmerdar Sorge/ Furcht/
Syr. 40.Hoffnung/ vnd zu letzt der Todt. Nun es heist/ Factum
infectum fieri nequit,
Was geschehen ist/ kan man nicht
Rom. 5.endern. Weil durch einen Menschen die Sünde kommen
ist in die Welt/ vnd durch die Sünde der Todt/ so ist ja der
Todt zu allen Menschen hindurch gedrungen/ dieweil sie alle
gesündiget haben/ Der naget vnd plaget vns im Grabe/ da
ist keines schonens biß auff den Hirnschedel vnd Todtenbeine.
Daher die Propheten vnd Apostel occasion vnd Gelegenheit
genommen/ das sie gemeiniglich den Todt abmahlen in ge-
Hos: 13.stalt eines gewaltigen Risens/ der einen starcken Goliaths-
1. Cor. 15.spieß auff der Faust führet/ damit Er alle Menschen zu
Bodem rennet.

Wie kömpt aber nun solches alles vberein mit dem/ das
heut von vnserm verstorbenen gesaget wird/ das Er sey voll-
kommen worden[?] Antwort: Dem Leibe nach/ nimbt Er

zwar

deinen Todesgang/ mit vnſerm Selig verſtoꝛbenen im tode
durchdringen/ vnd zur Vollkommenheit gelangen.

Laß dich aber/ Mein Chriſt/ das nicht Anfechten/ wann
du ſieheſt/ das dieſe vnſere Gegenwertige Leiche mit jhrem
Sarck einquartirt vnd verſetzet inn eine finſtere Gruben/
muß ſich gantz Zuſplittern laſſen/ alſo/ das mehr nicht dañ
der Staub verbleybet. Mit Euch Leydtragenden rede Jch:
Was bedeuten Ewere naſſe Augen/ Ewere Trawerkleider/
Ewere Klaͤgliche geberden[?] Das betruͤbte Hertz in Ewrem
Leibe zeygen ſie an. Was mehr[?] Jhr gebet zu verſtehen/
des verſtorbenen Leib muͤſſe Vmb der Suͤnden willen zu
Gen. 3.Staub vnd Aſchen werden/ wie eine ſchoͤne Blume ver-
welcket/ abfelt/ vnd endlich gar zu nichte wird/ das man ſie
als Staub vnd Aſchen zerꝛeibet. O des elenden Zuſtandes:
O ein ſolch jaͤmmerlich ding iſts vmb aller Menſchen lebẽ/
von Mutterleibe an/ biß ſie in die Erde begraben werden/
die vnſer aller Mutter iſt/ da iſt jmmerdar Sorge/ Furcht/
Syr. 40.Hoffnung/ vnd zu letzt der Todt. Nun es heiſt/ Factum
infectum fieri nequit,
Was geſchehen iſt/ kan man nicht
Rom. 5.endern. Weil durch einen Menſchen die Suͤnde kommen
iſt in die Welt/ vnd durch die Suͤnde der Todt/ ſo iſt ja der
Todt zu allen Menſchẽ hindurch gedrungen/ dieweil ſie alle
geſuͤndiget haben/ Der naget vnd plaget vns im Grabe/ da
iſt keines ſchonens biß auff den Hirnſchedel vñ Todtenbeine.
Daher die Pꝛopheten vñ Apoſtel occaſion vnd Gelegenheit
genommen/ das ſie gemeiniglich den Todt abmahlen in ge-
Hoſ: 13.ſtalt eines gewaltigen Riſens/ der einen ſtarcken Goliaths-
1. Cor. 15.ſpieß auff der Fauſt fuͤhret/ damit Er alle Menſchen zu
Bodem rennet.

Wie koͤmpt aber nun ſolches alles vberein mit dem/ das
heut von vnſerm verſtorbenen geſaget wird/ das Er ſey voll-
kommen worden[?] Antwort: Dem Leibe nach/ nimbt Er

zwar
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0008" n="[8]"/>
deinen Todesgang/ mit vn&#x017F;erm Selig ver&#x017F;to&#xA75B;benen im tode<lb/>
durchdringen/ vnd zur Vollkommenheit gelangen.</p><lb/>
            <p>Laß dich aber/ Mein Chri&#x017F;t/ das nicht Anfechten/ wann<lb/>
du &#x017F;iehe&#x017F;t/ das die&#x017F;e vn&#x017F;ere Gegenwertige Leiche mit jhrem<lb/>
Sarck einquartirt vnd ver&#x017F;etzet inn eine fin&#x017F;tere Gruben/<lb/>
muß &#x017F;ich gantz Zu&#x017F;plittern la&#x017F;&#x017F;en/ al&#x017F;o/ das mehr nicht dan&#x0303;<lb/>
der Staub verbleybet. Mit Euch Leydtragenden rede Jch:<lb/>
Was bedeuten Ewere na&#x017F;&#x017F;e Augen/ Ewere Trawerkleider/<lb/>
Ewere Kla&#x0364;gliche geberden<supplied>?</supplied> Das betru&#x0364;bte Hertz in Ewrem<lb/>
Leibe zeygen &#x017F;ie an. Was mehr<supplied>?</supplied> Jhr gebet zu ver&#x017F;tehen/<lb/>
des ver&#x017F;torbenen Leib mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Vmb der Su&#x0364;nden willen zu<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 3.</hi></note>Staub vnd A&#x017F;chen werden/ wie eine &#x017F;cho&#x0364;ne Blume ver-<lb/>
welcket/ abfelt/ vnd endlich gar zu nichte wird/ das man &#x017F;ie<lb/>
als Staub vnd A&#x017F;chen zer&#xA75B;eibet. O des elenden Zu&#x017F;tandes:<lb/>
O ein &#x017F;olch ja&#x0364;mmerlich ding i&#x017F;ts vmb aller Men&#x017F;chen lebe&#x0303;/<lb/>
von Mutterleibe an/ biß &#x017F;ie in die Erde begraben werden/<lb/>
die vn&#x017F;er aller Mutter i&#x017F;t/ da i&#x017F;t jmmerdar Sorge/ Furcht/<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Syr.</hi> 40.</hi></note>Hoffnung/ vnd zu letzt der Todt. Nun es hei&#x017F;t/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Factum<lb/>
infectum fieri nequit,</hi></hi> Was ge&#x017F;chehen i&#x017F;t/ kan man nicht<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Rom.</hi> 5.</hi></note>endern. Weil durch einen Men&#x017F;chen die Su&#x0364;nde kommen<lb/>
i&#x017F;t in die Welt/ vnd durch die Su&#x0364;nde der Todt/ &#x017F;o i&#x017F;t ja der<lb/>
Todt zu allen Men&#x017F;che&#x0303; hindurch gedrungen/ dieweil &#x017F;ie alle<lb/>
ge&#x017F;u&#x0364;ndiget haben/ Der naget vnd plaget vns im Grabe/ da<lb/>
i&#x017F;t keines &#x017F;chonens biß auff den Hirn&#x017F;chedel vn&#x0303; Todtenbeine.<lb/>
Daher die P&#xA75B;opheten vn&#x0303; Apo&#x017F;tel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">occa&#x017F;ion</hi></hi> vnd Gelegenheit<lb/>
genommen/ das &#x017F;ie gemeiniglich den Todt abmahlen in ge-<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ho&#x017F;:</hi> 13.</hi></note>&#x017F;talt eines gewaltigen Ri&#x017F;ens/ der einen &#x017F;tarcken Goliaths-<lb/><note place="left"><hi rendition="#i">1. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 15.</hi></note>&#x017F;pieß auff der Fau&#x017F;t fu&#x0364;hret/ damit Er alle Men&#x017F;chen zu<lb/>
Bodem rennet.</p><lb/>
            <p>Wie ko&#x0364;mpt aber nun &#x017F;olches alles vberein mit dem/ das<lb/>
heut von vn&#x017F;erm ver&#x017F;torbenen ge&#x017F;aget wird/ das Er &#x017F;ey voll-<lb/>
kommen worden<supplied>?</supplied> Antwort: Dem Leibe nach/ nimbt Er<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">zwar</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[8]/0008] deinen Todesgang/ mit vnſerm Selig verſtoꝛbenen im tode durchdringen/ vnd zur Vollkommenheit gelangen. Laß dich aber/ Mein Chriſt/ das nicht Anfechten/ wann du ſieheſt/ das dieſe vnſere Gegenwertige Leiche mit jhrem Sarck einquartirt vnd verſetzet inn eine finſtere Gruben/ muß ſich gantz Zuſplittern laſſen/ alſo/ das mehr nicht dañ der Staub verbleybet. Mit Euch Leydtragenden rede Jch: Was bedeuten Ewere naſſe Augen/ Ewere Trawerkleider/ Ewere Klaͤgliche geberden? Das betruͤbte Hertz in Ewrem Leibe zeygen ſie an. Was mehr? Jhr gebet zu verſtehen/ des verſtorbenen Leib muͤſſe Vmb der Suͤnden willen zu Staub vnd Aſchen werden/ wie eine ſchoͤne Blume ver- welcket/ abfelt/ vnd endlich gar zu nichte wird/ das man ſie als Staub vnd Aſchen zerꝛeibet. O des elenden Zuſtandes: O ein ſolch jaͤmmerlich ding iſts vmb aller Menſchen lebẽ/ von Mutterleibe an/ biß ſie in die Erde begraben werden/ die vnſer aller Mutter iſt/ da iſt jmmerdar Sorge/ Furcht/ Hoffnung/ vnd zu letzt der Todt. Nun es heiſt/ Factum infectum fieri nequit, Was geſchehen iſt/ kan man nicht endern. Weil durch einen Menſchen die Suͤnde kommen iſt in die Welt/ vnd durch die Suͤnde der Todt/ ſo iſt ja der Todt zu allen Menſchẽ hindurch gedrungen/ dieweil ſie alle geſuͤndiget haben/ Der naget vnd plaget vns im Grabe/ da iſt keines ſchonens biß auff den Hirnſchedel vñ Todtenbeine. Daher die Pꝛopheten vñ Apoſtel occaſion vnd Gelegenheit genommen/ das ſie gemeiniglich den Todt abmahlen in ge- ſtalt eines gewaltigen Riſens/ der einen ſtarcken Goliaths- ſpieß auff der Fauſt fuͤhret/ damit Er alle Menſchen zu Bodem rennet. Gen. 3. Syr. 40. Rom. 5. Hoſ: 13. 1. Cor. 15. Wie koͤmpt aber nun ſolches alles vberein mit dem/ das heut von vnſerm verſtorbenen geſaget wird/ das Er ſey voll- kommen worden? Antwort: Dem Leibe nach/ nimbt Er zwar

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/510964
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/510964/8
Zitationshilfe: Tilesius, Gottfried: II. Christliche Predigten. Oels, 1622, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510964/8>, abgerufen am 19.04.2024.