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Tilesius, Gottfried: II. Christliche Predigten. Oels, 1622.

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Seele so lieb habe. Seine Seele gefält Gott. Was
vns wolgefelt/ was wir lieb haben/ das lassen wir nit gerne
weit von vns kommen. Weil dann vnsers verstorbenen vnd
anderer Gläubigen Christen Seelen Gott dem HERRN
wolgefallen vnd lieb sind/ so wil Er sie Zeitlichen zu sich in
seine Hand samlen. Die jhm vertrawen/ die erfahren/ dasSap. 3.
Er trewlich helt/ vnd die trew sind in der Liebe/ lest Er jhm
nicht nehmen. Denn seine Heyligen sind in Gnaden vnd
Barmhertzigkeit/ vnnd Er hat ein Auffsehen auff seine
Außerwehleten.

Was macht dann die Seel des verstorbenen/ Gott an-
genehm vnd gefellig[?] Antwort: Sol Gott deine Seele
lieben/ mit Trewen meinen/ vnd nicht verlassen noch ver-Heb. 13.
seumen/ So mustu Gerecht sein. Dann der Gerechten
Seelen widerfähret diese Gnade/ das sie Gott wolgefallen.
Nicht solche Leute aber sind die Gerechten/ die gantz Engel-
rein vnd vollkommen/ ohn allen Tadel vnd Mangel weren/
wie sonst das Wörtlein GERecht legaliter gebraucht wird/
von dem Gehorsam des Gesetzes/ welchen kein Mensch auff
Erden vollkömlich leysten kan/ derowegen wir vns auch
nach d Regel vnd Richtschnur des Gesetzes keiner Gerechtig
keit zurühmen haben/ Sondern vielmehr mit dem König-
lichen Propheten David vns demüttigen vnd sagen müssen:Psal. 143.
Ach HERR/ gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht/
denn für dir wird kein Lebendiger Gerecht/ vnd der Prophet
Daniel spricht: Er liege vor Gott mit seinem Gebet nichtDan. 9.
auff seine Gerechtigkeit: Sondern solche Leute sind die
Gerechten/ die zwar mit Sünden von der Fußsohlen anEsa. 1.
biß auff die Scheitel beladen sind/ Aber denen Gott auß
Gnaden die Sünden vergibt. Formale enim Peccati tolli-
tur in Renatis in hac vita, non Materiale,
Die Sünden-
wurtzel wird auch in den Allerheyligsten nicht gantz vnd gar

in

Seele ſo lieb habe. Seine Seele gefaͤlt Gott. Was
vns wolgefelt/ was wir lieb haben/ das laſſen wir nit gerne
weit von vns kommen. Weil dann vnſers verſtorbenen vnd
anderer Glaͤubigen Chꝛiſten Seelen Gott dem HERRN
wolgefallen vnd lieb ſind/ ſo wil Er ſie Zeitlichen zu ſich in
ſeine Hand ſamlen. Die jhm vertrawen/ die erfahꝛen/ dasSap. 3.
Er trewlich helt/ vnd die trew ſind in der Liebe/ leſt Er jhm
nicht nehmen. Denn ſeine Heyligen ſind in Gnaden vnd
Barmhertzigkeit/ vnnd Er hat ein Auffſehen auff ſeine
Außerwehleten.

Was macht dann die Seel des verſtorbenen/ Gott an-
genehm vnd gefellig[?] Antwoꝛt: Sol Gott deine Seele
lieben/ mit Trewen meinen/ vnd nicht verlaſſen noch ver-Heb. 13.
ſeumen/ So muſtu Gerecht ſein. Dann der Gerechten
Seelen widerfaͤhꝛet dieſe Gnade/ das ſie Gott wolgefallen.
Nicht ſolche Leute aber ſind die Gerechten/ die gantz Engel-
rein vnd vollkommen/ ohn allen Tadel vnd Mangel weren/
wie ſonſt das Woͤꝛtlein GERecht legaliter gebꝛaucht wird/
von dem Gehorſam des Geſetzes/ welchen kein Menſch auff
Erden vollkoͤmlich leyſten kan/ derowegen wir vns auch
nach ď Regel vñ Richtſchnur des Geſetzes keiner Gerechtig
keit zuruͤhmen haben/ Sondern vielmehr mit dem Koͤnig-
lichen Pꝛopheten David vns demuͤttigen vñ ſagen muͤſſen:Pſal. 143.
Ach HERR/ gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht/
deñ fuͤr dir wird kein Lebendiger Gerecht/ vnd der Pꝛophet
Daniel ſpꝛicht: Er liege vor Gott mit ſeinem Gebet nichtDan. 9.
auff ſeine Gerechtigkeit: Sondern ſolche Leute ſind die
Gerechten/ die zwar mit Suͤnden von der Fußſohlen anEſa. 1.
biß auff die Scheitel beladen ſind/ Aber denen Gott auß
Gnaden die Suͤnden vergibt. Formale enim Peccati tolli-
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Die Suͤnden-
wurtzel wird auch in den Allerheyligſten nicht gantz vñ gar

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[[15]/0015] Seele ſo lieb habe. Seine Seele gefaͤlt Gott. Was vns wolgefelt/ was wir lieb haben/ das laſſen wir nit gerne weit von vns kommen. Weil dann vnſers verſtorbenen vnd anderer Glaͤubigen Chꝛiſten Seelen Gott dem HERRN wolgefallen vnd lieb ſind/ ſo wil Er ſie Zeitlichen zu ſich in ſeine Hand ſamlen. Die jhm vertrawen/ die erfahꝛen/ das Er trewlich helt/ vnd die trew ſind in der Liebe/ leſt Er jhm nicht nehmen. Denn ſeine Heyligen ſind in Gnaden vnd Barmhertzigkeit/ vnnd Er hat ein Auffſehen auff ſeine Außerwehleten. Sap. 3. Was macht dann die Seel des verſtorbenen/ Gott an- genehm vnd gefellig? Antwoꝛt: Sol Gott deine Seele lieben/ mit Trewen meinen/ vnd nicht verlaſſen noch ver- ſeumen/ So muſtu Gerecht ſein. Dann der Gerechten Seelen widerfaͤhꝛet dieſe Gnade/ das ſie Gott wolgefallen. Nicht ſolche Leute aber ſind die Gerechten/ die gantz Engel- rein vnd vollkommen/ ohn allen Tadel vnd Mangel weren/ wie ſonſt das Woͤꝛtlein GERecht legaliter gebꝛaucht wird/ von dem Gehorſam des Geſetzes/ welchen kein Menſch auff Erden vollkoͤmlich leyſten kan/ derowegen wir vns auch nach ď Regel vñ Richtſchnur des Geſetzes keiner Gerechtig keit zuruͤhmen haben/ Sondern vielmehr mit dem Koͤnig- lichen Pꝛopheten David vns demuͤttigen vñ ſagen muͤſſen: Ach HERR/ gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht/ deñ fuͤr dir wird kein Lebendiger Gerecht/ vnd der Pꝛophet Daniel ſpꝛicht: Er liege vor Gott mit ſeinem Gebet nicht auff ſeine Gerechtigkeit: Sondern ſolche Leute ſind die Gerechten/ die zwar mit Suͤnden von der Fußſohlen an biß auff die Scheitel beladen ſind/ Aber denen Gott auß Gnaden die Suͤnden vergibt. Formale enim Peccati tolli- tur in Renatis in hac vitâ, non Materiale, Die Suͤnden- wurtzel wird auch in den Allerheyligſten nicht gantz vñ gar in Heb. 13. Pſal. 143. Dan. 9. Eſa. 1.

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Zitationshilfe: Tilesius, Gottfried: II. Christliche Predigten. Oels, 1622, S. [15]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510964/15>, abgerufen am 24.11.2024.