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Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696].

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Die nach den Rettungs-Bergen
zu Jerusalem: da/ wie GOTTES Lust zu wohnen/ Ps.
68. v.
17. also auch sein Wille war: daß man zusammen
käme/ zu predigen dem Volck Jsrael/ und zu dancken
dem Nahmen des HERRN/ Psal. 122. v. 4. doch aber
seine Glaubens-Augen eigentlich auf GOTTES
Wort/ darinnen er versprochen hat/ an diesem Ort zu
wohnen/ und sich da finden zu lassen/ richte. Der hei-
lige Hilarius wil gar: daß es dem heiligen Könige nicht
so wol darumb zu thun gewesen: daß er seine Leibes-
Augen heben möchte zu dem/ was vermöge des Gese-
tzes/ vom Lauberhütten-Fest/ vom Blut der geopfferten
Thiere in dem Tempel/ vom Oster-Lamm und derglei-
chen/ zu sehen war: als vielmehr umb das/ was mit
erleuchteten Augen des Gemüths/ im Gesetz zu sehen/
gewünschet ward.

Diese und dergleichen Ort gehören fürnemlich in unsere Theologie,
die da lehret: Daß GOTT wolle erhören/ geehret werden/ daß man Sein
erwarte/ daß er gebeten werde nach seinem Wort/ und nicht nach unse-
ren Gedancken. Also sagt Er in dem andern Buch Mose: An welchem
Ort Jch das Gedächtniß meines Nahmens verordnen werde/ da wil
Jch hinkommen und dich segnen. Darumb waren alle Jüden verbun-
den/ an welchem Ort oder was Lande sie waren/ auch wenn sie daheim
in ihren Häusern beteten: daß sie ihre Augen gegen den Tempel zu Je-
rusalem/ und gegen den Berg Zion wenden solten. Also hat GOTT
Gefallen an dem Gebet der Frommen zu Badel/ die weit vom Tempel
und Jerusalem waren: dieweil sie sungen und betheten zu dem GOTT/
der auf dem Berge Zion seine Wohnung gehabt hat; der daselbst seine
Hütten hat lassen aufrichten. Und dis war die Urfach/ warumb die
Propheten die Opffer und andern Gottes-Dienst/ der an andern Orten
aufgerichtet und gehalten ward/ verworffen haben. Denn es ist nicht
gnug

Die nach den Rettungs-Bergen
zu Jeruſalem: da/ wie GOTTES Luſt zu wohnen/ Pſ.
68. v.
17. alſo auch ſein Wille war: daß man zuſammen
kaͤme/ zu predigen dem Volck Jſrael/ und zu dancken
dem Nahmen des HERRN/ Pſal. 122. v. 4. doch aber
ſeine Glaubens-Augen eigentlich auf GOTTES
Wort/ darinnen er verſprochen hat/ an dieſem Ort zu
wohnen/ und ſich da finden zu laſſen/ richte. Der hei-
lige Hilarius wil gar: daß es dem heiligen Koͤnige nicht
ſo wol darumb zu thun geweſen: daß er ſeine Leibes-
Augen heben moͤchte zu dem/ was vermoͤge des Geſe-
tzes/ vom Lauberhuͤtten-Feſt/ vom Blut der geopfferten
Thiere in dem Tempel/ vom Oſter-Lamm und derglei-
chen/ zu ſehen war: als vielmehr umb das/ was mit
erleuchteten Augen des Gemuͤths/ im Geſetz zu ſehen/
gewuͤnſchet ward.

Dieſe und dergleichen Ort gehoͤren fuͤrnemlich in unſere Theologie,
die da lehret: Daß GOTT wolle erhoͤren/ geehret werden/ daß man Sein
erwarte/ daß er gebeten werde nach ſeinem Wort/ und nicht nach unſe-
ren Gedancken. Alſo ſagt Er in dem andern Buch Moſe: An welchem
Ort Jch das Gedaͤchtniß meines Nahmens verordnen werde/ da wil
Jch hinkommen und dich ſegnen. Darumb waren alle Juͤden verbun-
den/ an welchem Ort oder was Lande ſie waren/ auch wenn ſie daheim
in ihren Haͤuſern beteten: daß ſie ihre Augen gegen den Tempel zu Je-
ruſalem/ und gegen den Berg Zion wenden ſolten. Alſo hat GOTT
Gefallen an dem Gebet der Frommen zu Badel/ die weit vom Tempel
und Jeruſalem waren: dieweil ſie ſungen und betheten zu dem GOTT/
der auf dem Berge Zion ſeine Wohnung gehabt hat; der daſelbſt ſeine
Huͤtten hat laſſen aufrichten. Und dis war die Urfach/ warumb die
Propheten die Opffer und andern Gottes-Dienſt/ der an andern Orten
aufgerichtet und gehalten ward/ verworffen haben. Denn es iſt nicht
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[36/0036] Die nach den Rettungs-Bergen zu Jeruſalem: da/ wie GOTTES Luſt zu wohnen/ Pſ. 68. v. 17. alſo auch ſein Wille war: daß man zuſammen kaͤme/ zu predigen dem Volck Jſrael/ und zu dancken dem Nahmen des HERRN/ Pſal. 122. v. 4. doch aber ſeine Glaubens-Augen eigentlich auf GOTTES Wort/ darinnen er verſprochen hat/ an dieſem Ort zu wohnen/ und ſich da finden zu laſſen/ richte. Der hei- lige Hilarius wil gar: daß es dem heiligen Koͤnige nicht ſo wol darumb zu thun geweſen: daß er ſeine Leibes- Augen heben moͤchte zu dem/ was vermoͤge des Geſe- tzes/ vom Lauberhuͤtten-Feſt/ vom Blut der geopfferten Thiere in dem Tempel/ vom Oſter-Lamm und derglei- chen/ zu ſehen war: als vielmehr umb das/ was mit erleuchteten Augen des Gemuͤths/ im Geſetz zu ſehen/ gewuͤnſchet ward. Dieſe und dergleichen Ort gehoͤren fuͤrnemlich in unſere Theologie, die da lehret: Daß GOTT wolle erhoͤren/ geehret werden/ daß man Sein erwarte/ daß er gebeten werde nach ſeinem Wort/ und nicht nach unſe- ren Gedancken. Alſo ſagt Er in dem andern Buch Moſe: An welchem Ort Jch das Gedaͤchtniß meines Nahmens verordnen werde/ da wil Jch hinkommen und dich ſegnen. Darumb waren alle Juͤden verbun- den/ an welchem Ort oder was Lande ſie waren/ auch wenn ſie daheim in ihren Haͤuſern beteten: daß ſie ihre Augen gegen den Tempel zu Je- ruſalem/ und gegen den Berg Zion wenden ſolten. Alſo hat GOTT Gefallen an dem Gebet der Frommen zu Badel/ die weit vom Tempel und Jeruſalem waren: dieweil ſie ſungen und betheten zu dem GOTT/ der auf dem Berge Zion ſeine Wohnung gehabt hat; der daſelbſt ſeine Huͤtten hat laſſen aufrichten. Und dis war die Urfach/ warumb die Propheten die Opffer und andern Gottes-Dienſt/ der an andern Orten aufgerichtet und gehalten ward/ verworffen haben. Denn es iſt nicht gnug

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Zitationshilfe: Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696], S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509978/36>, abgerufen am 18.04.2024.