Lindner, Abraham: Traur-und Trost Advent des HERREN JEsu/ Bey Christlichem Leichbegängnüs. Steinaw an der Oder, 1662.Traur- und Trost-Advent alle rechtgläubige so ein hertzliches verlangen getragen/ unndwie wolten die hinterbliebenen solche Seelen vergnügligkeit Jhrer seeligst verstorben respective Ehefrauen/ Frauen Tochter/ Schwester und Schwägerin nicht hertzlich gerne gönnen? Solten sie nicht vielmehr dem HErren schuldig sein für dieses kommen und liebreiche profitliche heimsu- chen debitum laudis praeconium, gebührendes Lob und ein fröliches Hostanna? Traun/ als der HErr Chri- stus zu Jerusalem einzeucht/ schreiet ihm alles Volck zu: Hosianna dem Sohne David/ gelobet sey der da kömmt im Nahmen des HErren/ Hosianna in der Höhe. Ja der HErr Christus selbst bezeugt/ daß bey seiner letzten Zukunft man sagn werde: Gelobet sey der da kömmt im Nahmen (a) Matth. 23. v. 39.des HErren. (a) Solte man denn solches nicht billich auch thun/ wenn GOtt durch ein seeliges Simeon-Stündlein zu uns oder den lieben Unsrigen kömmt/ wie schwer sol- ches auch unserm Fleisch und Blut falle? Jch meyne traun (b) Matth. 21. v. 15.Ja/ Ja in alle Wege. Ist doch diß eben der Unterscheid/ den die Frommen und Gottlosen bey zugeschicktem Creutz- (c) de Civ. Dei l. 10. c. 8. in eadem afflictione mali Deum detestan- tur & blas- phemant: Boniauten precantur & laudant.Advent halten/ die Gottlosen fluchen und lästern wie die Hohenpriester und Schrifftgelehrten bey dem Einzuge Chri- sti entrüstet wurden (b) die Frommen aber beten unnd lo- ben GOtt/ wie Augustinus redet (c) und stehet einem recht- schaffenem Gemüthe zu DEUM non solum benedicere in prosperis, sed etiam collaudare in adversis, GOtt nicht allein in guttem Glück/ sondern auch im zuge- schickten Creutz unnd Unglück zu loben und zu preisen/ wie Gregorius (d) recht und wol erinnert. Dieses hat herrlich und wol zu practiciren gewust der grosse und gedul- dige Creutzträger Hiob/ welcher mehr als jemand von dem d. l. 8. in- dict. 3.lieben GOtt durch solchen Traur-Advent ist heimgesucht Traur- und Troſt-Advent alle rechtglaͤubige ſo ein hertzliches verlangen getragen/ unndwie wolten die hinterbliebenen ſolche Seelen vergnuͤgligkeit Jhrer ſeeligſt verſtorben reſpectivè Ehefrauen/ Frauen Tochter/ Schweſter und Schwaͤgerin nicht hertzlich gerne goͤnnen? Solten ſie nicht vielmehr dem HErren ſchuldig ſein fuͤr dieſes kommen und liebreiche profitliche heimſu- chen debitum laudis præconium, gebuͤhrendes Lob und ein froͤliches Hoſtanna? Traun/ als der HErr Chri- ſtus zu Jeruſalem einzeucht/ ſchreiet ihm alles Volck zu: Hoſianna dem Sohne David/ gelobet ſey der da koͤm̃t im Nahmen des HErren/ Hoſianna in der Hoͤhe. Ja der HErr Chriſtus ſelbſt bezeugt/ daß bey ſeiner letzten Zukunft man ſagn werde: Gelobet ſey der da koͤm̃t im Nahmen (a) Matth. 23. v. 39.des HErren. (a) Solte man denn ſolches nicht billich auch thun/ wenn GOtt durch ein ſeeliges Simeon-Stuͤndlein zu uns oder den lieben Unſrigen koͤmmt/ wie ſchwer ſol- ches auch unſerm Fleiſch und Blut falle? Jch meyne traun (b) Matth. 21. v. 15.Ja/ Ja in alle Wege. Iſt doch diß eben der Unterſcheid/ den die Frommen und Gottloſen bey zugeſchicktem Creutz- (c) de Civ. Dei l. 10. c. 8. in eadem afflictione mali Deum deteſtan- tur & blas- phemant: Boniautẽ precantur & laudant.Advent halten/ die Gottloſen fluchen und laͤſtern wie die Hohenprieſter und Schrifftgelehrten bey dem Einzuge Chri- ſti entruͤſtet wurden (b) die Frommen aber beten unnd lo- ben GOtt/ wie Auguſtinus redet (c) und ſtehet einem recht- ſchaffenem Gemuͤthe zu DEUM non ſolum benedicere in proſperis, ſed etiam collaudare in adverſis, GOtt nicht allein in guttem Gluͤck/ ſondern auch im zuge- ſchickten Creutz unnd Ungluͤck zu loben und zu preiſen/ wie Gregorius (d) recht und wol erinnert. Dieſes hat herrlich und wol zu practiciren gewuſt der groſſe und gedul- dige Creutztraͤger Hiob/ welcher mehr als jemand von dem d. l. 8. in- dict. 3.lieben GOtt durch ſolchen Traur-Advent iſt heimgeſucht <TEI> <text> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <p><pb facs="#f0030"/><fw type="header" place="top">Traur- und Troſt-Advent</fw><lb/> alle rechtglaͤubige ſo ein hertzliches verlangen getragen/ unnd<lb/> wie wolten die hinterbliebenen ſolche Seelen vergnuͤgligkeit<lb/> Jhrer ſeeligſt verſtorben <hi rendition="#aq">reſpectivè</hi> Ehefrauen/ Frauen<lb/> Tochter/ Schweſter und Schwaͤgerin nicht hertzlich gerne<lb/> goͤnnen? Solten ſie nicht vielmehr dem HErren ſchuldig<lb/> ſein fuͤr dieſes kommen und liebreiche <hi rendition="#aq">profit</hi>liche heimſu-<lb/> chen <hi rendition="#aq">debitum laudis præconium,</hi> gebuͤhrendes Lob<lb/> und ein froͤliches Hoſtanna? 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Tochter/ Schweſter und Schwaͤgerin nicht hertzlich gerne
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und ein froͤliches Hoſtanna? Traun/ als der HErr Chri-
ſtus zu Jeruſalem einzeucht/ ſchreiet ihm alles Volck zu:
Hoſianna dem Sohne David/ gelobet ſey der da koͤm̃t
im Nahmen des HErren/ Hoſianna in der Hoͤhe. Ja
der HErr Chriſtus ſelbſt bezeugt/ daß bey ſeiner letzten Zukunft
man ſagn werde: Gelobet ſey der da koͤm̃t im Nahmen
des HErren. (a) Solte man denn ſolches nicht billich auch
thun/ wenn GOtt durch ein ſeeliges Simeon-Stuͤndlein
zu uns oder den lieben Unſrigen koͤmmt/ wie ſchwer ſol-
ches auch unſerm Fleiſch und Blut falle? Jch meyne traun
Ja/ Ja in alle Wege. Iſt doch diß eben der Unterſcheid/
den die Frommen und Gottloſen bey zugeſchicktem Creutz-
Advent halten/ die Gottloſen fluchen und laͤſtern wie die
Hohenprieſter und Schrifftgelehrten bey dem Einzuge Chri-
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nicht allein in guttem Gluͤck/ ſondern auch im zuge-
ſchickten Creutz unnd Ungluͤck zu loben und zu preiſen/
wie Gregorius (d) recht und wol erinnert. Dieſes hat
herrlich und wol zu practiciren gewuſt der groſſe und gedul-
dige Creutztraͤger Hiob/ welcher mehr als jemand von dem
lieben GOtt durch ſolchen Traur-Advent iſt heimgeſucht
(a) Matth.
23. v. 39.
(b) Matth.
21. v. 15.
(c) de Civ.
Dei l. 10. c. 8.
in eadem
afflictione
mali Deum
deteſtan-
tur & blas-
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& laudant.
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