Schramm, Georg: I. N. J. PIORUM CATASTROPHE Exoptatissima, Beatissima. Die Höchst erfreuliche und allerseeligste Abwechselung. Steinaw an der Oder, 1662.Die höchst erfreuliche und aller seeligste Abwechselung/ kein Todt/ sondern lauter Freude/ lauter Wonne/ lau-ter Leben/ und lauter Seeligkeit ist. O so last uns dem- nach mit dem Hertzen nicht so sehr an der Erden kleben/ sondern nach deme trachten/ das droben ist/ da Chri- Col. III. 1. 2.stus ist. Col. 3. Und dieses thun mit solchem Ernst und Be- gierde/ daß wir die Welt/ und alles was die Welt hat/ mit einer solchen vergessenheit in unserm Hertzen dempffen/ als wenn wir nichts von der Welt wüsten. Wie uns hierinnen S. Paulus wol vorgegangen Phil. 3. Jch vergesse/ sagt er/ was dahinden ist/ und strecke mich zu dem/ das for- nen ist; Auch solches uns schön vorbildet die fromme Su- lamithin/ an ihrer so hefftigen und brünstigen Begierde/ so sie nach ihrem JEsu träget/ daß sie nur den haben möchte/ Cant. III.wenn Sie Cant. 3. also saget: Jch suchte des Nachts in meinem Bette/ den meine Seele liebet/ ich stund auff/ gieng in der Stadt herumb auf den Gassen und Stras- sen/ und suchte den meine Seele liebet. Da denn in Vid. Harm. ling v. Cord. ju. Cruci- gerj.der Hebraischen Sprache stehet/ das wörtlein biggesch welches eigentlich heist mit solcher Lust und Begierde unsern JEsum/ und in ihme das Ewige und Himmlische suchen/ als wie etwa eine schwangere lüsterne Frau mit unauß- sägelicher Lust und Begierde nach dem jenigen strebet/ wor- auff sie kompt/ oder was sie ihr eingebildet; Also/ daß sie nicht eher Ruhe hat/ biß sie das jenige erlanget/ was sie durch solche Lust begehret. Massen denn auch in dem La- teinischen das Wort Pica, so da schwanger Weiber Lust be- deutet/ von dem Hebraischen biggesch herkömmet. Eben mit einer solchen geistlichen Lüsterkeit und brünstigen Begierligkeit sollen auch wir allerseit/ die wir wollen rech- te Christen seyn/ in unserm JEsu suchen das ewige Gut/ das
Die hoͤchſt erfreuliche und aller ſeeligſte Abwechſelung/ kein Todt/ ſondern lauter Freude/ lauter Wonne/ lau-ter Leben/ und lauter Seeligkeit iſt. O ſo laſt uns dem- nach mit dem Hertzen nicht ſo ſehr an der Erden kleben/ ſondern nach deme trachten/ das droben iſt/ da Chri- Col. III. 1. 2.ſtus iſt. Col. 3. Und dieſes thun mit ſolchem Ernſt und Be- gierde/ daß wir die Welt/ und alles was die Welt hat/ mit einer ſolchen vergeſſenheit in unſerm Hertzen dempffen/ als wenn wir nichts von der Welt wuͤſten. Wie uns hierinnen S. Paulus wol vorgegangen Phil. 3. Jch vergeſſe/ ſagt er/ was dahinden iſt/ und ſtrecke mich zu dem/ das foꝛ- nen iſt; Auch ſolches uns ſchoͤn vorbildet die fromme Su- lamithin/ an ihrer ſo hefftigen und bruͤnſtigen Begierde/ ſo ſie nach ihrem JEſu traͤget/ daß ſie nur den haben moͤchte/ Cant. III.wenn Sie Cant. 3. alſo ſaget: Jch ſuchte des Nachts in meinem Bette/ den meine Seele liebet/ ich ſtund auff/ gieng in der Stadt herumb auf den Gaſſen uñ Straſ- ſen/ und ſuchte den meine Seele liebet. Da denn in Vid. Harm. ling v. Cord. ju. Cruci- gerj.der Hebraiſchen Sprache ſtehet/ das woͤrtlein biggeſch welches eigentlich heiſt mit ſolcher Luſt und Begierde unſern JEſum/ und in ihme das Ewige und Himmliſche ſuchen/ als wie etwa eine ſchwangere luͤſterne Frau mit unauß- ſaͤgelicher Luſt und Begierde nach dem jenigen ſtrebet/ wor- auff ſie kompt/ oder was ſie ihr eingebildet; Alſo/ daß ſie nicht eher Ruhe hat/ biß ſie das jenige erlanget/ was ſie durch ſolche Luſt begehret. Maſſen denn auch in dem La- teiniſchen das Wort Pica, ſo da ſchwanger Weiber Luſt be- deutet/ von dem Hebraiſchen biggeſch herkoͤmmet. Eben mit einer ſolchen geiſtlichen Luͤſterkeit und bruͤnſtigen Begierligkeit ſollen auch wir allerſeit/ die wir wollen rech- te Chriſten ſeyn/ in unſerm JEſu ſuchen das ewige Gut/ das
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nach mit dem Hertzen nicht ſo ſehr an der Erden kleben/
ſondern nach deme trachten/ das droben iſt/ da Chri-
ſtus iſt. Col. 3. Und dieſes thun mit ſolchem Ernſt und Be-
gierde/ daß wir die Welt/ und alles was die Welt hat/ mit
einer ſolchen vergeſſenheit in unſerm Hertzen dempffen/ als
wenn wir nichts von der Welt wuͤſten. Wie uns hierinnen
S. Paulus wol vorgegangen Phil. 3. Jch vergeſſe/ ſagt
er/ was dahinden iſt/ und ſtrecke mich zu dem/ das foꝛ-
nen iſt; Auch ſolches uns ſchoͤn vorbildet die fromme Su-
lamithin/ an ihrer ſo hefftigen und bruͤnſtigen Begierde/ ſo
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wenn Sie Cant. 3. alſo ſaget: Jch ſuchte des Nachts in
meinem Bette/ den meine Seele liebet/ ich ſtund auff/
gieng in der Stadt herumb auf den Gaſſen uñ Straſ-
ſen/ und ſuchte den meine Seele liebet. Da denn in
der Hebraiſchen Sprache ſtehet/ das woͤrtlein biggeſch
welches eigentlich heiſt mit ſolcher Luſt und Begierde unſern
JEſum/ und in ihme das Ewige und Himmliſche ſuchen/
als wie etwa eine ſchwangere luͤſterne Frau mit unauß-
ſaͤgelicher Luſt und Begierde nach dem jenigen ſtrebet/ wor-
auff ſie kompt/ oder was ſie ihr eingebildet; Alſo/ daß ſie
nicht eher Ruhe hat/ biß ſie das jenige erlanget/ was ſie
durch ſolche Luſt begehret. Maſſen denn auch in dem La-
teiniſchen das Wort Pica, ſo da ſchwanger Weiber Luſt be-
deutet/ von dem Hebraiſchen biggeſch herkoͤmmet. Eben
mit einer ſolchen geiſtlichen Luͤſterkeit und bruͤnſtigen
Begierligkeit ſollen auch wir allerſeit/ die wir wollen rech-
te Chriſten ſeyn/ in unſerm JEſu ſuchen das ewige Gut/
das
Col. III. 1. 2.
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