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Teubener, Jacob: Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1610.

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Leichpredigt.
tüchtig worden/ da war keiner/ der guts thete/ auch nicht nur
ein einiger/ Psal. 14. Vnd wer wil einen reinen finden bey de-
nen da keiner rein ist/ Iob 14. Wir sind alle vnnütze Knechte/
vnd kan keiner wissen wie offt er feilet/ Luc. 17. Ps. 19. Wenn
wir sagen wolten/ wir hetten keine sünde/ so betrögen wir
vns selbst/ vnd were die warheit nicht in vns/ 1. Ioh. 1. Der-
halben müssen wir vns alle vor Gott demütigen/ vnd mit
David Psal. 143. beten: Ach Herr gehe nicht ins Ge-
richte mit deinen Knechten/ denn für dir ist kein lebendiger
gerecht.

Wird demnach allhier das wörtlein Gerecht verstan-
den/ nicht habitualiter/ sondern imputative, das ist: Sie
sind gerecht vmb des HErrn Christi willen/ an den sie gleu-
ben/ wie Paulus bezeuget 1. Cor. 1. Jesus Christus ist vns
von Gott gemacht zur Weißheit/ zur Gerechtigkeit/ zur
Heiligung/ vnd zur Erlösung. Vnd 2. Cor. 5. Den/ der von
keiner sünde wuste/ hat Gott für vns zur sünde gemacht/ auff
daß wir würden in jhm die Gerechtigkeit/ die für Gott gilt.
Wer nun an Christum gleubet/ der wird durch den Glau-
ben an jhn gerecht vnd selig für Gott.

2. Nennet sie der heilige Geist heilige Leute/ nicht zwar
von sich selbst/ denn von Natur sind wir alle Kinder des
zorns/ gefangen im Reich der Sünden vnd des Teuffels/
Ephes. 2. sondern sie sind heilig imputative & inchoative,
weil sie der heilige Geist durchs Wort vnd Sacrament mit
d[e]m Blut Jesu Christi von jhren sünden gereiniget vnd ge-
heiliget hat/ 1. Cor. 6. Jhr seyd abgewaschen/ jhr seyd gehei-
liget/ jhr seyd gerecht worden durch den Namen des HErrn
Jesu/ vnd durch den Geist vnsers Gottes.

Er treibet sie auch zu allen guten vnd Gott wolgefelli-
gen Wercken/ daß sie im Geist wandeln/ die lüste des Flei-

sches
B iij

Leichpredigt.
tuͤchtig worden/ da war keiner/ der guts thete/ auch nicht nur
ein einiger/ Pſal. 14. Vnd wer wil einen reinen finden bey de-
nen da keiner rein iſt/ Iob 14. Wir ſind alle vnnuͤtze Knechte/
vnd kan keiner wiſſen wie offt er feilet/ Luc. 17. Pſ. 19. Wenn
wir ſagen wolten/ wir hetten keine ſuͤnde/ ſo betroͤgen wir
vns ſelbſt/ vnd were die warheit nicht in vns/ 1. Ioh. 1. Der-
halben muͤſſen wir vns alle vor Gott demuͤtigen/ vnd mit
David Pſal. 143. beten: Ach Herr gehe nicht ins Ge-
richte mit deinen Knechten/ denn fuͤr dir iſt kein lebendiger
gerecht.

Wird demnach allhier das woͤrtlein Gerecht verſtan-
den/ nicht habitualiter/ ſondern imputativè, das iſt: Sie
ſind gerecht vmb des HErrn Chriſti willen/ an den ſie gleu-
ben/ wie Paulus bezeuget 1. Cor. 1. Jeſus Chriſtus iſt vns
von Gott gemacht zur Weißheit/ zur Gerechtigkeit/ zur
Heiligung/ vnd zur Erloͤſung. Vnd 2. Cor. 5. Den/ der von
keiner ſuͤnde wuſte/ hat Gott fuͤr vns zur ſuͤnde gemacht/ auff
daß wir wuͤrden in jhm die Gerechtigkeit/ die fuͤr Gott gilt.
Wer nun an Chriſtum gleubet/ der wird durch den Glau-
ben an jhn gerecht vnd ſelig fuͤr Gott.

2. Nennet ſie der heilige Geiſt heilige Leute/ nicht zwar
von ſich ſelbſt/ denn von Natur ſind wir alle Kinder des
zorns/ gefangen im Reich der Suͤnden vnd des Teuffels/
Epheſ. 2. ſondern ſie ſind heilig imputativè & inchoativè,
weil ſie der heilige Geiſt durchs Wort vnd Sacrament mit
d[e]m Blut Jeſu Chriſti von jhren ſuͤnden gereiniget vnd ge-
heiliget hat/ 1. Cor. 6. Jhr ſeyd abgewaſchen/ jhr ſeyd gehei-
liget/ jhr ſeyd gerecht worden durch den Namen des HErrn
Jeſu/ vnd durch den Geiſt vnſers Gottes.

Er treibet ſie auch zu allen guten vnd Gott wolgefelli-
gen Wercken/ daß ſie im Geiſt wandeln/ die luͤſte des Flei-

ſches
B iij
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[0013] Leichpredigt. tuͤchtig worden/ da war keiner/ der guts thete/ auch nicht nur ein einiger/ Pſal. 14. Vnd wer wil einen reinen finden bey de- nen da keiner rein iſt/ Iob 14. Wir ſind alle vnnuͤtze Knechte/ vnd kan keiner wiſſen wie offt er feilet/ Luc. 17. Pſ. 19. Wenn wir ſagen wolten/ wir hetten keine ſuͤnde/ ſo betroͤgen wir vns ſelbſt/ vnd were die warheit nicht in vns/ 1. Ioh. 1. Der- halben muͤſſen wir vns alle vor Gott demuͤtigen/ vnd mit David Pſal. 143. beten: Ach Herr gehe nicht ins Ge- richte mit deinen Knechten/ denn fuͤr dir iſt kein lebendiger gerecht. Wird demnach allhier das woͤrtlein Gerecht verſtan- den/ nicht habitualiter/ ſondern imputativè, das iſt: Sie ſind gerecht vmb des HErrn Chriſti willen/ an den ſie gleu- ben/ wie Paulus bezeuget 1. Cor. 1. Jeſus Chriſtus iſt vns von Gott gemacht zur Weißheit/ zur Gerechtigkeit/ zur Heiligung/ vnd zur Erloͤſung. Vnd 2. Cor. 5. Den/ der von keiner ſuͤnde wuſte/ hat Gott fuͤr vns zur ſuͤnde gemacht/ auff daß wir wuͤrden in jhm die Gerechtigkeit/ die fuͤr Gott gilt. Wer nun an Chriſtum gleubet/ der wird durch den Glau- ben an jhn gerecht vnd ſelig fuͤr Gott. 2. Nennet ſie der heilige Geiſt heilige Leute/ nicht zwar von ſich ſelbſt/ denn von Natur ſind wir alle Kinder des zorns/ gefangen im Reich der Suͤnden vnd des Teuffels/ Epheſ. 2. ſondern ſie ſind heilig imputativè & inchoativè, weil ſie der heilige Geiſt durchs Wort vnd Sacrament mit dem Blut Jeſu Chriſti von jhren ſuͤnden gereiniget vnd ge- heiliget hat/ 1. Cor. 6. Jhr ſeyd abgewaſchen/ jhr ſeyd gehei- liget/ jhr ſeyd gerecht worden durch den Namen des HErrn Jeſu/ vnd durch den Geiſt vnſers Gottes. Er treibet ſie auch zu allen guten vnd Gott wolgefelli- gen Wercken/ daß ſie im Geiſt wandeln/ die luͤſte des Flei- ſches B iij

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Zitationshilfe: Teubener, Jacob: Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1610, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509343/13>, abgerufen am 24.11.2024.