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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum Göttlicher Güte.
ist kein Gedancke in unserm Hertzen/ kein Wort auf unse-
rer Zungen/ keine That kan in einem so heimlichen Winckel
geschehen/ daß er nicht alles sehe/ ja zuvor wisse/ und offt
gar verkündige; Unsere Missethat stellet er vor sich/ unsere
Psa. 90, 9.unerkante Sünde ins Licht vor seinem Angesicht. Daß
man also zu seiner Nachricht und Erkäntnis ihm/ was man
gethan und unterlassen/ nicht entdecken darff/ gleich wie et-
wann Menschliche Richter solcher inquisition und Nach-
Jos. 7, 19.forschung von nöthen/ und mit Josua dem Beklagten ins
Gewissen zureden haben; Gib dem Herrn/ dem GOtt
Jsrael/ die Ehre/ und gib ihm das Lob/ und sage mir an:
was hastu gethan? Und läugne mir nichts. Doch wil er
auch in dem die Warheit von Hertzen geredet/ und mit
Verbergung/ heuchlerischer Verstellung/ Entschuldigung
und Vermäntelung der Sünden/ den Augen seiner Ma-
Hilar. in
Psalm.
CXXXVII
Op. fol. m.

692. p.
jestät nicht widerstrebet wissen. Welches Hilarius mit fol-
genden Worten bekräfftiget: Non tanquam ignorans, qui
scrutatur corda & renes, Deus esset, ad scientiam suam
confessione tua indiget: cui promtum est, non solum co-
gitata, sed cogitanda perspicere. Confessio autem pecca-
ti ea est, ut id, quod a te gestum est, per cognitionem pec-
cati confitearis esse peccatum.
Gott/ der Hertzen und Nie-
ren prüfet/ bedarff nicht/ als ein Unwissender/ deiner Be-
käntnis zu seiner Wissenschafft. Es ist ihm leicht/ nicht nur
was schon gedacht worden/ sondern auch was noch gedacht
werden sol/ zuerkennen. Das heist aber eine Beichte und
Bekäntnis der Sünden/ daß du das/ was du gethan hast/
als Sünde beichtest/ weil du es selber für Sünde hältest
und achtest. Und das wil GOtt haben. Seinen Befehl
Numer. 5,
v.
6. 7.
führen die Jüden an aus ihrem Gesetz/ der also lautet:
Wenn ein Mann oder Weib irgend eine Sünde wider ei-

nen

Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
iſt kein Gedancke in unſerm Hertzen/ kein Wort auf unſe-
rer Zungen/ keine That kan in einem ſo heimlichen Winckel
geſchehen/ daß er nicht alles ſehe/ ja zuvor wiſſe/ und offt
gar verkuͤndige; Unſere Miſſethat ſtellet er vor ſich/ unſere
Pſa. 90, 9.unerkante Suͤnde ins Licht vor ſeinem Angeſicht. Daß
man alſo zu ſeiner Nachricht und Erkaͤntnis ihm/ was man
gethan und unterlaſſen/ nicht entdecken darff/ gleich wie et-
wann Menſchliche Richter ſolcher inquiſition und Nach-
Joſ. 7, 19.forſchung von noͤthen/ und mit Joſua dem Beklagten ins
Gewiſſen zureden haben; Gib dem Herrn/ dem GOtt
Jſrael/ die Ehre/ und gib ihm das Lob/ und ſage mir an:
was haſtu gethan? Und laͤugne mir nichts. Doch wil er
auch in dem die Warheit von Hertzen geredet/ und mit
Verbergung/ heuchleriſcher Verſtellung/ Entſchuldigung
und Vermaͤntelung der Suͤnden/ den Augen ſeiner Ma-
Hilar. in
Pſalm.
CXXXVII
Op. fol. m.

692. p.
jeſtaͤt nicht widerſtrebet wiſſen. Welches Hilarius mit fol-
genden Worten bekraͤfftiget: Non tanquam ignorans, qui
ſcrutatur corda & renes, Deus eſſet, ad ſcientiam ſuam
confeſſione tuâ indiget: cui promtum eſt, non ſolum co-
gitata, ſed cogitanda perſpicere. Confeſſio autem pecca-
ti ea eſt, ut id, quod à te geſtum eſt, per cognitionem pec-
cati confitearis eſſe peccatum.
Gott/ der Hertzen und Nie-
ren pruͤfet/ bedarff nicht/ als ein Unwiſſender/ deiner Be-
kaͤntnis zu ſeiner Wiſſenſchafft. Es iſt ihm leicht/ nicht nur
was ſchon gedacht worden/ ſondern auch was noch gedacht
werden ſol/ zuerkennen. Das heiſt aber eine Beichte und
Bekaͤntnis der Suͤnden/ daß du das/ was du gethan haſt/
als Suͤnde beichteſt/ weil du es ſelber fuͤr Suͤnde haͤlteſt
und achteſt. Und das wil GOtt haben. Seinen Befehl
Numer. 5,
v.
6. 7.
fuͤhren die Juͤden an aus ihrem Geſetz/ der alſo lautet:
Wenn ein Mann oder Weib irgend eine Suͤnde wider ei-

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[64/0064] Reichthum Goͤttlicher Guͤte. iſt kein Gedancke in unſerm Hertzen/ kein Wort auf unſe- rer Zungen/ keine That kan in einem ſo heimlichen Winckel geſchehen/ daß er nicht alles ſehe/ ja zuvor wiſſe/ und offt gar verkuͤndige; Unſere Miſſethat ſtellet er vor ſich/ unſere unerkante Suͤnde ins Licht vor ſeinem Angeſicht. Daß man alſo zu ſeiner Nachricht und Erkaͤntnis ihm/ was man gethan und unterlaſſen/ nicht entdecken darff/ gleich wie et- wann Menſchliche Richter ſolcher inquiſition und Nach- forſchung von noͤthen/ und mit Joſua dem Beklagten ins Gewiſſen zureden haben; Gib dem Herrn/ dem GOtt Jſrael/ die Ehre/ und gib ihm das Lob/ und ſage mir an: was haſtu gethan? Und laͤugne mir nichts. Doch wil er auch in dem die Warheit von Hertzen geredet/ und mit Verbergung/ heuchleriſcher Verſtellung/ Entſchuldigung und Vermaͤntelung der Suͤnden/ den Augen ſeiner Ma- jeſtaͤt nicht widerſtrebet wiſſen. Welches Hilarius mit fol- genden Worten bekraͤfftiget: Non tanquam ignorans, qui ſcrutatur corda & renes, Deus eſſet, ad ſcientiam ſuam confeſſione tuâ indiget: cui promtum eſt, non ſolum co- gitata, ſed cogitanda perſpicere. Confeſſio autem pecca- ti ea eſt, ut id, quod à te geſtum eſt, per cognitionem pec- cati confitearis eſſe peccatum. Gott/ der Hertzen und Nie- ren pruͤfet/ bedarff nicht/ als ein Unwiſſender/ deiner Be- kaͤntnis zu ſeiner Wiſſenſchafft. Es iſt ihm leicht/ nicht nur was ſchon gedacht worden/ ſondern auch was noch gedacht werden ſol/ zuerkennen. Das heiſt aber eine Beichte und Bekaͤntnis der Suͤnden/ daß du das/ was du gethan haſt/ als Suͤnde beichteſt/ weil du es ſelber fuͤr Suͤnde haͤlteſt und achteſt. Und das wil GOtt haben. Seinen Befehl fuͤhren die Juͤden an aus ihrem Geſetz/ der alſo lautet: Wenn ein Mann oder Weib irgend eine Suͤnde wider ei- nen Pſa. 90, 9. Joſ. 7, 19. Hilar. in Pſalm. CXXXVII Op. fol. m. 692. p. Numer. 5, v. 6. 7.

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/64>, abgerufen am 29.11.2024.